Montag, 6. Januar 2014

Epiphanias

Santa Maria in Trastevere, Rom

Es würde nahe liegen, angesichts von Epiphanias ein wenig über das „Königtum“ zu sinnieren, wegen der Heiligen Drei Könige natürlich. Zum Glück habe ich das schon einmal getan, eigentlich zu Ehren von Königin Elisabeth II., aber ich hatte wirklich weit ausgeholt, wie ein uralter Text der Sumerer davon erzähle, wie lange vor der "Großen Flut" das Königtum vom Himmel zu den Städten der Menschen herabgestiegen sei etc. etc.

Folglich darf ich mich darauf beschränken, die Predigt des Herrn Roloff zu dokumentieren, die er heute aus diesem Anlaß gehalten hat.

El Greco, Anbetung der Magier

Predigt zum Dreikönigsfest 2014

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Unser Predigttext findet sich im 2.Brief des Apostels Paulus an die Korinther im 4. Kapitel, die Verse 3-6.

Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist's in denen, die verloren werden, verdeckt; 4 bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.   5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesum Christum, daß er sei der HERR, wir aber eure Knechte um Jesu willen. 6 Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.

Liebe Gemeinde,

das Erscheinen Jesu Christi schafft eine neue Ordnung, vielmehr, es bringt die eigentliche Ordnung der Schöpfung durch das gewaltige Werk der Erlösung zurück. Ein neues Licht durchströmt die Welt und unser menschliches Leben. Könige werden zu Dienern und zu den Überbringern von Geschenken an den einen wahren Herrn und König. Dadurch blieben sie aber auch der ganzen Welt als Könige in Erinnerung, oder vielleicht wurden sie sogar erst in der Erinnerung der Gläubigen zu Königen erhoben, obgleich sie damals wirklich nur Magier oder Sterndeuter gewesen sind. In jedem Falle werden sie zurecht als Könige verehrt, denn sie haben ihr Königtum neu gegründet, indem sie den wahren König gesucht, gefunden und verehrt haben. Nach meiner Überzeugung steht die Vorstellung vom Königtum hier nur in einer besonderen Weise für das Menschsein. Das Menschsein nämlich findet auch seine Legitimation, seine eigene Wahrheit, seinen tiefen Grund nur darin, dass der Herr der Welt gesucht, gefunden und verehrt wird.

In Christus finden wir das Ebenbild Gottes. Er selbst ist dieses neue Licht, das die Welt erleuchtet. Licht vom Licht heißt es in unserem Glaubensbekenntnis. Wie sehr darin etwas von dem ausgesprochen ist, was uns tatsächlich ins Heil führt, das wird in den nächsten Worten des Predigttextes deutlich: „Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi.“

Hier wird nicht weniger ausgedrückt, als der Kern der Bestimmung unserer Kirche. Derselbe Gott, der am ersten Tag der Schöpfung das Licht aus der Finsternis gerufen hat, der hat durch die Geburt Jesu, durch die Menschwerdung seines Sohnes, einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Er hat uns einen Anteil gegeben an dieser endgültigen Erleuchtung von allem, was ist. Diese Gabe nun ist Geschenk und Auftrag zugleich.

Vielleicht ist es ja ein wenig so wie mit den gut ausgesuchten Weihnachtsgeschenken für unsere Kinder. Natürlich schenkt man zunächst und vor allem, um Freude auszulösen, um einen Menschen glücklich zu machen. Aber wir schenken doch immer auch bestimmte Spiele oder Bücher, CDs oder Computer, um die Entwicklung der Kinder zu fördern, sie neugierig zu machen, ihren Horizont zu weiten und ihre Interessen zu wecken. So sind auch diese Geschenke Gabe und Auftrag.

So ist vielleicht auch die Absicht Gottes mit seinen Gläubigen. Er erleuchtet uns, damit durch uns die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes entsteht. In uns und durch uns soll etwas sichtbar werden von der Herrlichkeit Gottes. Auch hier wird wieder etwas von Gottes Willen sichtbar, die Mitwirkung des Menschen zu erreichen. Ich hatte es bereits an anderer Stelle einmal hervorgehoben, dass es der besondere Charakter des christlichen Gottes ist, nicht nur an, sondern mit den Menschen zu handeln. Er kann dies jetzt auch so tun, wie wir es exemplarisch bei Maria erleben dürfen, weil der Mensch ihm nach der Inkarnation seines Sohnes nicht mehr als bloßes Geschöpf gegenübersteht. Christus hat uns eine wahre und dauernde Brücke in den Himmel errichtet. Wir sind es, die auf diese Brücke hinweisen sollen, die zur Brücke hinführen sollen.

Das Licht dieser Klarheit scheint nicht auf die Welt wie von einem Stern, obgleich der am heutigen Festtage vielbesungene Morgenstern natürlich Gleichnis und Hinweis auf dieses Licht ist. Das Licht, um das es hier geht, scheint durch die Menschen, die an Christus glauben, in die Welt. Wir Menschen sind Licht von seinem Licht. Indem Gott Mensch wurde, hat er uns gleichzeitig zu seiner Göttlichkeit erwählt, die wir durch die Entscheidung zu seinem Sohn annehmen können.

In diese Entscheidung ruft uns das heutige Fest. Es ruft uns an die Krippe des Königs, damit wir an seinem Königtum Anteil nehmen können.

Es soll am Schluss aber nicht vergessen sein, dass es sich hierbei um einen ernsten Auftrag handelt.  Die ersten Worte aus unserem Abschnitt des Korintherbriefes machen dies klar: „Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist's in denen, die verloren werden, verdeckt; 4 bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.“

Es geht um das wahre Menschsein, das an der Krippe des Kindes gefunden wird oder auch verloren geht. Wir sollen an diesem Tag eben auch auf die Warnung hören, dass menschliches Leben misslingen kann. Wo der Mensch den Herrn der Welt nicht mehr kennen will, dort gerät er zwangsläufig in Unkenntnis und Irrtum über diese Welt und auch über sich selbst und sein eigenes Wesen.

Wir können darum diesen in unserem Land geschenkten zusätzlichen arbeitsfreien Feiertag sehr gut nutzen, um uns ins Nachdenken über das Geheimnis der zwölf Weihnächte, die heute endeten, zu versenken.

Das Predigtlied kann uns dabei helfen, denn in ihm heißt es:

Du ewge Wahrheit, Gottes Bild, der du den Vater uns enthüllt, du kamst herab ins Erdental mit deiner Gotterkenntnis Strahl.

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Leonardo da Vinci, Anbetung der Könige aus dem Morgenland

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