Sonntag, 27. Juli 2014

Sonntag &


Dieses erste Bild trügt. Man könnte jetzt mutmaßen, aha, das sieht nach Lamm oder Rind aus (es war Lamm). Tatsächlich verläuft quer über den Tisch ein tiefer unsichtbarer Graben.


Auf der einen Seite gab es Lamm mit Salat und einer Rotweinsauce. Auf der anderen Bismarck-Hering mit Pellkartoffeln und Butter!




Am derzeitigen Montag (wo dies gerade geschrieben wird) ist es ja wettermäßig immerhin wieder so, daß man seinen Verstand zumindest spürt (wenn auch reichlich lädiert), davon konnte an vergangenem Sonnabend aber noch keine Rede sein.

Es entspann sich somit an diesem Tage folgende Unterhaltung (ziemlich wörtlich): „Ich weiß, was wir Sonntag essen werden!“ „Aha.“ „Bismarckhering...“ (siehe oben). „Das kannst Du allein essen!“ Und jetzt nahm die Unterhaltung eine überraschend vernünftige Wendung: „Ich hab' mir schon gedacht, daß Du das sagen wirst, dann esse ich eben das und DU, was Du willst.“

Wenn es doch immer so einfach wäre. So geschah es also. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mich darüber freuen soll, daß der Name des Reichskanzlers einem weiteren (vor allem „bodenständigen“) Publikum wenigstens als eingelegter Hering geläufig geblieben ist. Wie auch immer.

Ich hingegen entschied mich für Lammlachse (folglich ausgelösten Lammrücken), die ich mit etwas Rosmarin in Olivenöl briet. Dazu wieder ein frischer Salat (Tomaten, Zwiebeln, Weißkraut, Zucchini, Oliven (irgendwas habe ich jetzt vergessen) mit Essig und Pfeffer und etwas Olivenöl auf dem Mozarella-Käse. Und dann tat mir der Braten-Sud leid. Mach einfach eine Rotwein-Sauce davon, vielleicht ist sie ja zu irgendwas nütze.


Und das war sie. Frau Mutter verschmähte die gute irische Butter und wollte dafür lieber die Sauce. Dafür wedelte ich dann auch mit dem Friedensfähnchen und nahm ein paar Pellkartoffeln (mit Sauce, und siehe da, sie war wirklich zu was nütze). Es wurde im Ganzen eine überraschend harmonische Veranstaltung, von der Hitze abgesehen, untermalt von den Klängen der letzten Vorstellung des Grafen von Luxemburg, die durch das offene Fenster herüberdrangen, bis auf...




Ich vergaß zu erwähnen, daß ich aus Schlafmangel wieder einmal auf der Couch einschlief, so daß unser „Mittag“ deutlich nach 3 Uhr stattfand. Bekannte, die uns mit einem Überraschungsbesuch erfreuen wollten, nahmen angesichts dessen fast unverzüglich die Flucht auf (sie führen ein sehr geregeltes Leben). Nun ja.

Und das andere. Ich hatte mir das 2. Stück Lamm eigentlich für den Abend zugedacht. Als ich nun nach und nach die Reste in die Küche zurücktrage (die Terrassentür war offen), sehe ich eben noch, wie die Katze die Szenerie inspiziert und zielgerichtet das Lamm-Stück wegstiehlt, um umgehend damit zu entfliehen. Na immerhin hat die Katze Geschmack.


Aber vielleicht ist sie auch nur hochmütig geworden. Jetzt, wo der Igel jeden Abend ihr ordinäres Katzenfutter zu Ende auffrißt, hat sich in ihrem kleinen Katzenkopf vielleicht der Gedanke festgesetzt, ihr stünde eigentlich anderes zu. Tiere sind irgendwie auch nur Menschen. Manchmal.


nachgetragen am 28. Juli

5 Kommentare:

Walter A. Aue hat gesagt…

Koestlich!

DirkNB hat gesagt…

Genau: Köstlich! Und nicht nur das Essen. Auch das Schreiben. Bzw. das zu lesende. Ich mag diese Art von Texten. Und freche Katzen (solange es nicht meine sind). ;-) Köstlich.

MartininBroda hat gesagt…

Wo ich gerade beim Kommentare beantworten bin: Das freut natürlich. Obwohl mich das mit dem Lamm-Stück schon eher geärgert hatte, denn da ich wußte, es ist eh nur für mich (dachte ich jedenfalls), hatte ich es diesmal nicht übergart, sondern es war wie es sein soll. *seufz

DirkNB hat gesagt…

Schadenfreude ist eben doch die reinste Freude. Und schade ist es sicherlich. Ein Grund mehr für mich, meine katzenfreie Umgebung noch mehr zu mögen.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Ich bin (schaue mir gerade unbeantwortete Kommentare an) da auch hin und her gerissen (dabei habe ich eigentlich sogar eine Katzenallergie, und zwar wortwörtlich). Das ist alles mehr so zugestoßen.