Sonntag, 17. August 2014

Sonntag & (verspätet)


Einen Jungen von vielleicht 6 - 7 Jahren, der an den Fenstern auf der Parkseite vorbeiradelte, hörte ich heute jemandem zurufen: „Kuck ma, das ist auch ein schönes Haus!“ (da soll noch einer sagen, es gäbe keinen natürlichen Sinn für Schönheit), das brach dann aber schnell in einem Ausruf ab, der ungefähr so ging, „Ooaaaaääähhhh!!“ (die Straße ist dort recht abschüssig, er scheint die Situation aber bewältigt zu haben). Man vergißt dergleichen zu schnell.

Mit der Schönheit ist das so eine Sache. Es mag ja sein, daß sie im Auge des Betrachters liegt. Übrigens soll uns diese Phrase eine Margaret Wolfe Hungerford („Beauty is in the eye of the beholder“) eingebrockt haben, obwohl es selbstredend verwandte Vorläufer gibt, z. B. der unausweichliche William Shakespeare (in „Love's Labour's Lost“ - „Beauty is bought by judgment of the eye, / Not uttered by base sale of chapmen's tongues.“ (2.1.15), hier ist unsere klassische deutsche Übersetzung von „Liebes Leid und Lust“ leider nicht wirklich schön: „Schönheit wird nur vom Kennerblick gekauft, / Nicht angebracht durch des Verkäufers Prahlen.“). Nun ja.

Aber was heißt das? Ist sie da gefangen? Halluzinieren wir alle nur? Was, wenn jemand eine Sehstörung hat? Korrespondiert unser Sinn für Schönheit mit einer Wirklichkeit außerhalb unserer Vorstellungskraft. So viele Fragen, die alle nur von dem Umstand ablenken sollen, daß ich keine Lust habe, näher auf die Bilder vom Sonntagsgulasch einzugehen.


Bilder von Eintöpfen sehen fast immer so aus, als seien die Sachen schon einmal verstoffwechselt worden, um es leidlich höflich zu sagen. Aber das läßt sich nun einmal nicht ändern. Vielleicht kann sich jemand an einen kürzlich zurückliegenden Gulasch-Koch-Versuch erinnern, jedenfalls reifte seitdem der Gedanke in mir, es zu wiederholen. Es gibt da ja diverseste Varianten. Die von mir erdachte ging so:

Ein reichliches Pfund Rind- + Schweinefleisch habe ich kleingeschnitten und scharf in Butterschmalz mit viel Zwiebeln angebraten, nur gesalzen. Das alles wurde nach ca. 20 Minuten mit Rotwein und Rinderbrühe abgelöscht und zusammen mit Rosmarin und viel frischem Pfeffer in den Zustand des auf niedriger Temperatur Dahinköchelns gebracht. Nach etwa einer Stunde gab ich enthäutete Tomaten dazu und eingelegte Gurken und Paprika (alles zerkleinert natürlich). Die leicht zu starke Säure nahm dann die Sahne hinfort. Und das war es eigentlich.



Dazu ein selbst verfertigter Salat aus Bohnen und Schalotten, eingelegt in Weißweinessig und Öl (ich mußte etwas Zucker dazu tun, ich bin immer zu eifrig beim Weißweinessig).


Wo ich dies zu Ende schreibe, ist es inzwischen Dienstag geworden und das am Sonntag Übriggebliebene ist längst vertilgt; ich denke, das spricht für sich, zumal mir, wie hinlänglich bekannt, jedes Eigenlob völlig wesensfremd, ja geradezu zuwider ist.



nachgetragen am 19. August

7 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Die beiden abschließenden Tellerbilder zeigen doch ein Gulasch schon fast so, wie es sein muss: viel Fleisch, gute Soße und für deren Aufnahme ein wenig Beilage. Reicht. ;-)
Das Rezept ist "eigentümlich" - will sagen: so ganz anders als meins. Das fängt mit dem Anschwitzen des Zwiebelberges an, der nachher die Soße inkl. Bindung ergibt. Dann wird Tomatenmark und Paprika (auch gemischt) angeschwitzt, alles abgelöscht. Fleisch kommt anschließend drauf, muss aber nicht angebraten werden.
Aber so hat jeder seins. Ich habe auch schon mit Anbraten gearbeitet, aber trotzdem die vielen Zwiebeln und dafür keine Tomaten (http://herdnerd.de/34/fotokochstory-gulasch/). Aber so hat eben jeder seins.

MartininBroda hat gesagt…

Ich hab's mir gerade mal angeschaut, zum Glück gibt's ja kein allein seligmachendes Rezept, aber ich würde dennoch behaupten, daß da immer noch eine gewisse Verwandtschaft besteht. Mir fehlte für das ganz lange Köcheln ein wenig die Geduld, obwohl es vermutlich besser gewesen wäre, und man hätte es getrennt anbraten können. Doch wie gesagt, geschmacklich war es völlig in Ordnung, selbst nach Aussage von Frau Mutter, und vor allem waren keine Geschmacksverstärker im Spiel.

DirkNB hat gesagt…

Wenn sie das sagt, dann ist es doch in Ordnung! ;-)

MartininBroda hat gesagt…

So isses.

naturgesetz hat gesagt…

I'm not entirely sure why I seem not to have time to respond promptly (or at all) to your posts recently, but I attribute it principally to all the time I've been away, recently, either traveling or on Race Committee duty. But now, here I am.

Your Shakespeare quote made me think for the first time that Chapman is a common noun as well as a family name. So I had to find out what it means, and learned that it means paddler, that the "chap" part is the same as "cheap," from an Old English word meaning "sell," and "Chapman" is a cognate of Dutch Koopman and German Kaufmann. Thanks for setting me off on that bit of learning.

The translator gives, "Look ma," as the translation of "Kuck ma." But isn't it supposed to be the same as "Guck mal," and mean something like, "Hey, look," or, "Look at that?"

The goulash looks very good.

naturgesetz hat gesagt…

*peddler, not paddler

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz Maybe because I have retired so rude obviously from being visible in the online world, and so it has to look like not paying attention to those who have truly earned it. I'm joking, of course, but I'm sincerely grateful you find your way here again and again so regularly and faithfully.

I'm flattered my uncertain knowledge of the English language has produced a few thoughts about it past. And yes I simply tried to present the pronunciation exactly as it was, and it was rather a “K” than a “G”, what is common, like to “swallow” endings as the “l” in “mal” (or corrupt them like in “butter”, most people speak it rather as “buttah” etc. etc). Indeed it means “Look at that!” or so.

By the way the goulash was good, thanks, and I found out, even not so great red wine could have a reasonable purpose. Thanks for visiting.