Sonntag, 16. November 2008

Volkstrauertag


(c) Ralf von Samson

Das Eigentümliche am Volkstrauertag ist nicht zuletzt, daß er ursprünglich aus dem Gedenken an die Gefallenen des (1.) Weltkrieges entstanden ist, und wie wir wissen, hängt das Wesen einer Sache untrennbar mit ihrem Anfang zusammen, aber wie auch immer, wir haben etwas anderes nachzutragen, und das Bild über diesen Zeilen deutet auch schon die Richtung an.

Pastor von Samson war so freundlich, mir die Verwendung dieses Bildes zu gestatten, wir hatten uns heute nach dem Gottesdienst kurz (für mich war es kurz, er war wahrscheinlich zu höflich, mir zu sagen, daß die Taufgesellschaft sehr auf ihn warten würde, es gab nämlich im „Gospelgottesdienst“ auch eine Taufe, der Gospelchor war übrigens durchaus ansprechend, nur das Klatschen der überraschend zahlreichen Besucher war etwas gewöhnungsbedürftig, aber immerhin gab es so selbst ein paar Klatscher für die Predigt, auch eher selten), wir hatten uns also kurz über seinen Besuch vom Freitagabend unterhalten…

Ich will konzedieren, ihm geht es nicht darum, das Leid der Vertriebenen herabzusetzen, wer das wollte, begibt sich nicht auf einen der Friedhöfe dieser Stadt und nimmt dieses Photo auf, und ich kann auch nachvollziehen, daß eine Kirchgemeinde, die gar nicht so viel passende Plätze für ein Denkmal hat, sagt, wenn wir ein solches Denkmal aufstellen, dann wollen wir zugleich auch der anderen unschuldigen deutschen Opfer gedenken. All dieses sehe ich, und ich bin immer dankbar, wenn ich im Nachhinein guten Willen erkennen kann, wo ich ihn zunächst nicht bemerken konnte (das klingt jetzt allerdings fast, als hätte ich bösen Willen festgestellt, nein, Großer Gott, ich wußte eigentlich überhaupt nicht, was ich davon halten sollte), zugleich mit dem Bedauern darüber, wohl an der falschen Stelle zu hart im Urteil gewesen zu sein.

Aber (ich glaube es gibt niemanden, der nicht wenigstens ein bißchen Recht behalten will), die öffentlich vorgetragene Argumentation hat diese Mißverständnisse, sagen wir, nicht gerade behindert. Jetzt war ich nicht ganz so freundlich, wie ich eigentlich sein wollte, also muß die gute Absicht für das Ergebnis herhalten.

Nachtrag:

Als ich gerade kurz den Fernseher einschaltete, sah ich den Rest eines Staatsaktes, merkwürdig „Reichstag“sgebäude, ‚ihr Opfer hat eine Erfüllung gefunden‘ oder etwa so ähnlich, für eine Sekunde überkam mich die Ahnung eines anderen Staates; so wie ich einmal nach meinem Herzug im Zug etwas wegdämmerte und beim Aufwachen dachte, 'Was für einen Mist man doch manchmal zusammenträumt, jetzt hast du eben tatsächlich geträumt, du wohnst gar nicht mehr in Potsdam'.

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