Sonntag, 2. November 2008

Varia

Natürlich würde es naheliegen, diesen interessanten Spannungsbogen vom Reformationstag über Allerheiligen zu Allerseelen mit mehr oder weniger bemerkenswerten Kommentaren zu versehen, aber ob wir über die Fähigkeit zu derart Bemerkenswertem verfügen, bleibe einfach dahingestellt, meiner Begeisterung für die Allerheiligenlitanei habe ich bereits früher hier Ausdruck gegeben.

Darum weiter zu etwas Banalerem: Als ich zu dem in dieser Jahreszeit üblicherweise frühen Abend durch den nahegelegenen Wald in Richtung See fuhr, gab mir die Szenerie den einen oder anderen Gedankenanstoß.

Die mehr oder minder gespenstisch aus dem Nebel ragenden Baumstämme, unter denen dies Meer von abgestorbenem Laub ruht, es gab eine Zeit, wo daraus die lebhaftesten Poetisierungsbemühungen entstanden, ich erkenne diese kuriose Koinzidenz, denn inzwischen sind viele Gefühle genauso erstorben oder genauer gesagt, an die Stelle des Gefühls ist die Erinnerung an Gefühle getreten, die sich bei solchen Gelegenheiten üblicherweise einstellten, irgendwann wird auch diese Erinnerung dahingeschwunden sein, und übrig bleibt vielleicht eine Art abwesender Irritation. Wer weiß.

Und um diese zweifelhaften Poetisierungsbemühungen kurz zu illustrieren, 2 Proben aus sehr lang zurückliegender Zeit:


Herbstwappen

Im traurigen Königreich der Zeit
wandeln Herzoginnen ins Vergessen
herb und klar
erhebt sein Haupt das Wasser
zu herrschaftlicher Sprache.

Der Gang der Jahreszeiten lobt seinen Schöpfer
Körperlicht
verlöschend immer.


Huldigung des Herbstes

Gepriesen sei
das Insichgekehrt-Sein des Novembernebels,
der kalte Glanz des Reichs,

schwerhin gefaltet fällt der Mantel der Landschaft,
rauchig fließen die Gefilde.

Das Gras sagte seine Meinung dem Regen
von der Traurigkeit des Körpers,
ein Geheimnis, das keine Deutung finden mag.

Es schützen tausend Legionen Engel
die Herrschaft des Herbstes.

Über den kahlen Ästen ruht
der haltlose Thron des Schweigens rein.

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