Montag, 21. Juni 2010

Über Träume



Ich hatte noch nie die Neigung, an diesem Ort von einem Traum zu erzählen. Heute also eine Ausnahme, denn will ich von meinem letzten berichten, auch wenn ich mich nur an den Schluß erinnere. Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, etwas Bedeutsames erlebt zu haben, aber das ist sehr trügerisch traumtypisch, nun gut. In dem Traum erklärte ich einigen Menschen, warum ein Weg, den ich gerade gegangen war (eigentlich war ich ihn in Eile hochgehastet), unverzichtbar richtig gewesen sei, gewissermaßen ein Sinnbild dafür, ein Mensch zu sein.

Hinter einem Tor stieg also der Weg auf, gesäumt von Figuren, um zwischendurch immer wieder etwas abzufallen, etwa um ein rundes Wasserbassin aufzunehmen, an dem man dann vorbei mußte, ein sehr aufwendiger und unter praktischen Gesichtspunkten unnützer Weg, aber dies eben seien die Dinge, die uns zu Menschen machten, habe ich meinen Zuhörern zu erklären versucht, dies war nur ein Detail, den Rest habe ich leider vergessen.

Aber so ist es, denke ich, auch mit der Kunst, sie will unser Leben aus gutem Grund umständlicher machen, sie gehört zu den Dingen, die uns über unser vegetatives Dasein erheben, wenn man denn erhoben sein will, denn dieses Zeitalter gehört zu denen, in denen die Masse beleidigt von einem solchen Gedanken ist, nun, das war sie wohl ehrlicherweise immer, aber nicht immer war dies die herrschende Meinung, und was davon noch abweicht, ist übrig aus der Haltung früherer Zeiten.

Sie regt also an, verwirrt unseren geraden Sinn, erinnert daran, daß das Auf und Ab des Lebens nicht bedeuten muß, daß es kein Weiterkommen gäbe, stellt Dinge in den Weg, damit man daran lerne, erfreut, gemahnt, regt an, hilft einem über einen hinaus, ihr Sinn erschließt sich nur dem, der weiß, dies sei für sein Mensch-Sein erforderlich.

Man würde einen Terrassen-Weg in Wirklichkeit wohl nicht so übertrieben unnütz anlegen, es wären eher Stufen statt Auf- und Ab-Bewegungen. Aber auch in der gebauten Wirklichkeit wäre er ein Ausdruck der Repräsentation. Repräsentation, ja, wenn ein Barockfürst repräsentierte, hat er Zeichen und Dinge aufgeboten, um etwas wiederzugeben; daß sein Rang etwa für eine Sphäre von Bedeutsamkeit steht, aber dazu mußte er dieses Bedeutsame vergegenwärtigen und mehr. Das Übermaß spiegelt also diese Anstrengung wieder.

Sicher geschah dies zu eigenem Nutzen, aber es wurde ein beträchtlicher Aufwand mobilisiert, um dafür die Sphäre des Schönen und Geistigen zu erschließen. Ebenso wichtig wie die Artefakte dieses Bemühens sind also die Haltungen dahinter. Darum ist die Haltung der Nachgeborenen so schnell verständlich, die schwanken, ob sie die Artefakte als solche zur Dekoration herabnutzen sollen oder als von der Intention der Erbauer Beleidigte, Gekränkte und Verstörte diese doch lieber gänzlich auslöschen.

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