Samstag, 18. September 2010

Über das Gemütvolle


J. Kerner vertont von Schumann
hier gefunden

Justinus Kerner

Wanderlied

Wohlauf! noch getrunken
Den funkelnden Wein!
Ade nun, ihr Lieben!
Geschieden muß sein.
Ade nun, ihr Berge,
Du väterlich Haus!
Es treibt in die Ferne
Mich mächtig hinaus.

Die Sonne, sie bleibet
Am Himmel nicht stehn,
Es treibt sie, durch Länder
Und Meere zu gehn.
Die Woge nicht haftet
Am einsamen Strand,
Die Stürme, sie brausen
Mit Macht durch das Land.

Mit eilenden Wolken
Der Vogel dort zieht
Und singt in der Ferne
Ein heimatlich Lied.
So treibt es den Burschen
Durch Wälder und Feld,
Zu gleichen der Mutter,
Der wandernden Welt.

Da grüßen ihn Vögel
Bekannt überm Meer,
Sie flogen von Fluren
Der Heimat hieher;
Da duften die Blumen
Vertraulich um ihn,
Sie trieben vom Lande
Die Lüfte dahin.

Die Vögel, die kennen
Sein väterlich Haus.
Die Blumen einst pflanzt' er
Der Liebe zum Strauß,
Und Liebe, die folgt ihm,
Sie geht ihm zur Hand:
So wird ihm zur Heimat
Das ferneste Land.

Dies ist ein nachgetragener Post, ich gestehe es, auch wenn er unter dem richtigen Datum erscheint, aber am Sonnabend stolperte ich über einen Namen und wußte nicht recht, was ich mit ihm anfangen sollte. Justinus Kerner wurde am 18. September 1786 geboren, vor einem halben Jahr habe ich bereits gestanden, daß ich die Gedichte von Justinus Kerner gesungen noch am ehesten genießen könne.

Mir ist der Sinn für derart gemütvolle Innerlichkeit wohl etwas abhanden kommen, aber das muß nicht unbedingt gegen Kerner sprechen. Und darum sei wenigstens nachgetragen mit dieser Vertonung von Schumann an ihn erinnert.

2 Kommentare:

Rosabella hat gesagt…

danke, lieber Martin, dass Sie an Justinus Kerner erinnern!


obwohl Kerner im Jahre 1851 das Schicksal des langsamen Erblindens ereilte, hielt es ihn keineswegs davon ab, noch einige Jahre weiterzuschreiben ... das hat mich an seiner Biographie sehr beeindruckt!



Poesie ist tiefes Schmerzen,
und es kommt das echte Lied
einzig aus dem Menschenherzen,
das ein tiefes Leid durchglüht.

Doch die höchsten Poesien
schweigen wie der höchste Schmerz,
nur wie Geisterschatten ziehen
stumm sie durchs gebrochne Herz.



Gedicht "Poesie" von Justinus Kerner



PS: ich bin regelmäßig hier bei Ihnen, lese und genieße - still ... bitte verzeihen Sie mir, wenn ich dabei keine "Spuren" hinterlassen; es fehlen mir oft die rechten Worte ...



herzliche Grüße!

MartininBroda hat gesagt…

Es freut mich, Sie hier zu wissen, sehen Sie, ich habe gerade das Gefühl, mich an den falschen Orten zu sehr zu verzetteln, und ich denke, dies hier ist einer von den richtigeren.
Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber ich schaue an Ihrem Ort auch wesentlich öfter vorbei als ich kommentiere, aus vergleichbaren Gründen.