Dienstag, 25. Januar 2011

Über einen gewesenen Tannenbaum &


Ich gestehe, daß ich mich bei der Entstehung dieses Beitrages einige Male innerlich geschüttelt habe. Aber ich hoffe, mit seiner Hilfe einen Ohrwurm aus meinem Kopf entfernen zu können, über dessen Text ich etwas, aber auch nur etwas zwiegespalten bin. Also der Reihe nach.

Ursprünglich wollte ich eine kurze Notiz zu dem heute endlich entsorgten Weihnachtsbaum machen. Daher das erste Bild . Doch dann schwankte ich, ob ich nicht vielleicht eher über Gregor von Nazianz schreiben sollte. Dieser herausragende Kirchenvater und glänzende Autor starb am 25. Januar 390. Um wenigstens etwas bei ihm zu verweilen - er hat sich große Verdienste darum erworben, die Lehre von der Trinität gegen die Häresie des Arianismus zu verteidigen. Ich will ihn einmal kurz selber sprechen lassen (er hat diese Rede wahrscheinlich 379 in Konstantinopel gehalten):

„Wir beten den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist an, ihre Proprietäten unterscheidend, aber ihre Einheit in der Gottheit bekennend. Um nicht in die Krankheit des Sabellius zu fallen, verwischen wir nicht die Drei zu Einem. Und um nicht an dem Wahnsinn des Arius teilzunehmen, trennen wir sie nicht in drei fremde, verschiedene Wesen. Muß man denn ein Bäumchen, wenn es sich nach der verkehrten Seite hinüberneigt, gewaltsam nach der entgegengesetzten Seite wenden? Soll man die Verkrümmung durch Verkrümmung heilen? Soll man nicht vielmehr in der Mitte gerade aufrichten, um innerhalb der Grenzen des Glaubens zu bleiben?“

Der ganze Text der Rede findet sich hier in der Bibliothek der Kirchenväter, und eine etwas profundere Beschreibung von Leben und Werk des heiligen Gregor von Nazianz gibt es dort auch.


Johann Gottfried Piefke, „Preußens Gloria“
hier gefunden

Nein, wir sind noch nicht am Ende unseres Beitrages, wir machen nur eine jähe Wendung (nicht die letzte): Johann Gottfried Piefke, dem wir Märsche wie „Preußens Gloria“ (siehe oben) oder den „Königgrätzer“ verdanken, starb am 25. Januar 1884 in Frankfurt an der Oder, und wer bei dem Namen etwas schmunzeln muß, liegt genau richtig, die Österreicher haben diesen liebevollen Spitznamen für ihre nördlichen Nachbarn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit von ihm entlehnt.

„Preußen“, genau dieses Stichwort brauchte ich, um einzuflechten, daß der noch recht junge gegenwärtige Chef des Hauses Preußen, Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen soeben seine Verlobung mit „Sophie, Tochter des Fürsten und der Fürstin von Isenburg“ bekanntgegeben hat; schön!


Robert Burns
"For A‘ that and A‘ that" oder "Is there for honest Poverty"
hier gefunden

Jetzt sind wir dort, wo ich eigentlich hinwollte, heute ist nämlich Robert-Burns-Tag. War mir auch entfallen, aber man unterhält sich ja über den Tag ein wenig mit freundlichen Mitmenschen, und die brachten mir das in Erinnerung. Der schottische Nationaldichter wurde am 25. Januar 1759 geboren, und jeder aufrechte Schotte ist stolz, wenn er dies bei einem traditionellen „Burns Supper“ begehen kann, zu dem der Verzehr von „Haggis“ gehört. Nein, dies wird nicht aus Schafshoden hergestellt, es ist aber kurz davor.

Der neugierige Leser mag ja den entsprechenden Links folgen. Wobei der gute Urs aus Zürich meint, wenn man die Bestandteile ausblendete, würde es eigentlich recht gut schmecken, ich werde das vermutlich nicht nachprüfen.

Das also ist jetzt der Ohrwurm. Ich gestehe, daß Burns Verse besonders stark wirken, wenn sie gesungen werden, und es gibt nicht viele Dichter, die in ihrem Sprachraum so verehrt werden wie er. Dies ist sein wohl politischstes Lied mit einer interessanten Nachgeschichte (die kann man hier nachlesen). Wir sind schon viel zu lang und deshalb werden wir uns über Freimaurerei, Trunksucht etc. heute nicht weiter auslassen, nur noch zwei Dinge, einmal wollen wir zitieren, was die preußische Zensurbehörde 1844 auszusetzen hatte:

"Die Grundgedanken … sind bei klarer und reiner Auffassung und Anwendung vollkommen wahr, und mögen auch in poetischer Form ausgesprochen und verherrlicht werden. Es ist aber denselben in vorliegenden Gedichten eine solche Wendung und Beziehung gegeben, daß damit den gegen sie bestehende, soziale und politische Ordnung der Dinge ankämpfenden Tendenzen – in dem ersten [= "Die Freiheit! das Recht!"] den falschen Freiheits-Ideen, in dem andern [= "Trotz alledem"] der feindlichen Entgegensetzung der verschiedenen Stände – in aufregender Weise das Wort geredet wird, weshalb die Censurwidrigkeit dieser Gedichte nach Artikel IV. der Censur-Instruction sich klar herausstellt.“

Und dann will ich auf Freiligraths Übersetzung verweisen (bevor am Ende das Original folgt). Man findet sie im Ganzen hier. Er übersetzt den letzten Vers:

„Drum Jeder fleh', daß es gescheh',
Wie es geschieht trotz alledem,
Daß Werth und Kern, so nah wie fern,
Den Sieg erringt trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Es kommt dazu trotz alledem,
Daß rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht trotz alledem!“

Robert Burns

For A‘ that and A‘ that

Is there for honest Poverty
That hangs his head, an' a' that;
The coward slave-we pass him by,
We dare be poor for a' that!
For a' that, an' a' that.
Our toils obscure an' a' that,
The rank is but the guinea's stamp,
The Man's the gowd for a' that.

What though on hamely fare we dine,
Wear hodden grey, an' a that;
Gie fools their silks, and knaves their wine;
A Man's a Man for a' that:
For a' that, and a' that,
Their tinsel show, an' a' that;
The honest man, tho' e'er sae poor,
Is king o' men for a' that.

Ye see yon birkie, ca'd a lord,
Wha struts, an' stares, an' a' that;
Tho' hundreds worship at his word,
He's but a coof for a' that:
For a' that, an' a' that,
His ribband, star, an' a' that:
The man o' independent mind
He looks an' laughs at a' that.

A prince can mak a belted knight,
A marquis, duke, an' a' that;
But an honest man's abon his might,
Gude faith, he maunna fa' that!
For a' that, an' a' that,
Their dignities an' a' that;
The pith o' sense, an' pride o' worth,
Are higher rank than a' that.

Then let us pray that come it may,
(As come it will for a' that,)
That Sense and Worth, o'er a' the earth,
Shall bear the gree, an' a' that.
For a' that, an' a' that,
It's coming yet for a' that,
That Man to Man, the world o'er,
Shall brothers be for a' that.

3 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

The Rothenburger Spielmannszug do the best they can with "Preußens Gloria" (or rather with the first part) but it's quite a revelation to hear it done by professionals.

I think most people in Western societies believe Burns' message of basic human equality, even if we do respect royal houses and see a useful role for monarchs and nobility in society. Regrettably, the world is still far from accepting his call for universal brotherhood. The video is fascinating and the singing is very good.

I hope sometime I'll have a chance to have some genuine haggis. I'm pretty sure I'd like it, since I enjoy the organ meats that I have been able to have.

naturgesetz hat gesagt…

And thanks for the reminder of St. Gregory of Nazianz. It's a good point: that in opposing one heresy we shouldn't go to an equally heretical opposite position. It was quite a task for the Fathers, with the help of the Holy Spirit, to get the doctrine of the Trinity right. There are times I think I grasp the teaching fairly clearly, but the impossibility of fully comprehending it is always there as well.

MartininBroda hat gesagt…

As you see I'm working my way through the unanswered comments :-)
I'm sorry. About Gregory of Nazianz: I like the doctrine of the Trinity, because for me it responses in a paradoxical way to the mystery of God with a clear, reasonable and true thinking, it is necessary if one wants to bring together the essentials of Christian faith. And it's strange, when you read Gregor or other Fathers, you see, all errors, all distortions, all variants of unbelief, which we encounter today, are all so old and long refuted with good arguments.