Sonntag, 6. September 2015

Sonntag & (nicht mehr ganz so misanthrophisch)


Manchmal laufen die Tage einfach doof. Gerade hat mein Lieblingsmoderator sein persönliches Ich-bin-auch-dabei-Bekenntnis zur gegenwärtigen Flüchtlings-Hysterie abgeliefert (und mein Mißfallen rührt von der fabrikmäßig erzeugten Wolke als angemessen erklärter Meinungen dazu, weniger von denen, die hier unbedingt her wollen). Daß er sich anschließend über Heilpraktiker amüsierte (die an ihrem gestümperten Zeug fast eingegangen wären), riß es nur teilweise heraus. Ich mußte wahrlich auch das erdulden (die Jungfrau ist meine Zeugin), aber im Grunde ist es die gleiche unverdauliche Sauce.

Wo wir gerade beim Essen sind: Liebe Brüder und Schwestern in Christo, die ihr dies vielleicht (wahrscheinlich) gerade lest, ich mag euch, wirklich, alle, fast, aber der vorherrschende Frömmigkeitsstil heute, man müßte jetzt sehr verschieden sprechen, aber das würde hier nicht hin passen (ich kann nur noch verlieren heute) - ich ertrage das nur mit größerer moralischer Anstrengung, wenn es über eine Stunde geht. Ich bin strukturell anders. Tut mir leid.


Die Krönung war der abendliche Besuch des befreundeten Palais-Eigentümers (alles läßt sich steigern), der seinen Geburtstag nachfeiern wollte und sich angelegentlich nach der herzoglichen Familie erkundigte. Wie gesagt, es gibt Tage, da kann man nur verlieren. Wir wollen darum versuchen, dies endlich mit Anstand zu absolvieren. Der Groll ist jetzt heraus.

Ich war, wie angedeutet, nachmittags verhindert, darum hatte ich den Nachmittag zuvor vorgekocht, etwas, das es dann doch am späten Sonntag-Vormittag gab und nicht am Abend, wie zunächst geplant. Da dürfte es sich um eine wirkliche Premiere handeln. Obwohl, die andere Variante - Gemüsesuppe mit Kognak + wenig komfortable Bilder... Da muß die Vorsehung mitgespielt haben.


Frau W. und ich haben also ab 11.29 Uhr das folgende eingenommen: Eine Gemüsesuppe.
Ich hatte Speck ausgelassen, den schwarzen Rest entsorgt, darin (also nicht im Rest) Zwiebeln angebraten, eine, leider fertige, Mischung Suppengemüse hineingeworfen, das andere zuvor mit Fond abgelöscht. Dazu frischer Thymian und Rosmarin, Oregano, Bohnenkraut, Balsamico-Essig, ein Eßlöffel Honig und noch anderes Zeug (meine Erinnerung verläßt mich bereits). Und fette Würste, die ich ebenso nicht mag, die mußten gleichfalls darin auslaugen (an Geschmacksverstärkern dürfte folglich kein Mangel bestanden haben).


Mit Ach und Krach schaffte ich es zum vereinbarten Treffpunkt für, siehe oben, aber Frau Mutter erzählte mir später, die hochbetagte Nachbarin habe in der Küche in den Topf geguckt und anschließend nicht eher Ruhe gegeben, bis sie als Beute etwas davon mit sich davon tragen konnte, um eine Stunde später quasi euphorisiert zurückzukehren, immerhin also das.

Abgesehen vom nicht ganz mißlungenen Essen, wo bleibt das Positive? Zunächst, im Strauß oben war etwas von hier, und dann: Meine Zuflucht liegt einfach im Schönen, und für die Frommen unter uns, die hat auch der Herrgott hervorgebracht. Und das ist mein unendlicher Ort, zu sein.





5 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Die Bilder mit den Würsten habe ich mir mal genau angeguckt. Kann es sein, dass das Landjäger sind? Ich habe die von mir gekauften noch nicht als Suppeneinlage benutzt, aber es gibt da ein paar Details, die Ähnlichkeiten aufweisen. Ich hänge meine immer noch ein oder zwei Wochen an den Küchenschrank, damit sie etwas durchtrocknen. Sind dann auch ein leckerer Knabberspaß. Apropos: Was macht Dein Salamitrocknungsversuch? ;-)
Bei den eingängigen Worten überlegte ich die ersten Zeilen lang noch, wen er da wohl meinen könnte, aber die folgenden klärten mich diesbezüglich auf. Die Details deuteten dann wohl doch auf mich. Vielleicht ein kleiner Gedanke zu deinem Missfallensauslöser, den ich übrigens gut nachvollziehen kann. Ich trug mich schon länger mit dem Gedanken, irgendwas zum Thema zu sagen. Allein, mir fehlte es an Worten. Ohne mich vergleichen zu wollen, hörte ich Kalkhofe, Joko/Klaas, Böhmermann u.v.a. sich äußern und fand zum einen alles gesagt, zum anderen aber keine originären Worte, das gleiche oder etwas sehr nahes auszudrücken. Aber irgendwas musste gesagt werden, so und kam es zum hastig hingeworfenen Halbsatz in der Sendung. Eigentlich zu spät, aber nun ist es raus, irgendwo auch die eigene Ohnmacht dokumentierend. Aber mehr passte auch nicht ins Konzept der Sendung, da wäre ich in der Freitagssendung thematisch offener.
Schwarzer Humor scheint auch ein wenig Deins zu sein ... ;-) Einiges ist nur damit wirklich gut zu ertragen; das bezieht das Leben, die Gesellschaft und das Essen natürlich umfassend mit ein.
Wobei, eine Gemüsesuppe mit Kognak ... sooo viel schwarzer Humor ist dann doch beinahe englisch, wobei dort vermutlich eher ein Brandy oder ein Gin verwendet worden wäre. Stellt sich nur die Frage, ob er wirklich mit in der Suppe oder nachträglich als Verdauungshilfe genossen wurde. Die fetten Würste und der Speck würden es erklären. Und der Verdauungsspaziergang in/an den unendlichen Ort. Wohl bekomm's.

MartininBroda hat gesagt…

Ja, es waren Landjäger. Ich wollte möglichst viel an fettreichen Geschmacksträgern loswerden, war nicht unerfolgreich. Der Salami-Trocknungsversuch ist mittlerweile sehr eingeschrumpft und riecht immer noch nicht schimmlig, das gehört also eher in die Kategorie: Will man sich seine Illusionen wirklich aus Neugier zerstören, oder so. Aber irgendwann muß man.

Für schwarzen Humor war ich in einem anderen Jahrhundert beliebt, nunmehr halte ich mich eher zurück, äußerlich, und nehme mich nur noch wohlwollend zur Kenntnis. Und natürlich derartig hintersinnige Freundlichkeiten von anderer Seite.

Die nicht einmal stattfindende sog. Flüchtlingsdebatte: Die Verspätung einer Antwort hat mehr als einen Grund, u.a. meine feste Absicht, dazu nichts zu sagen, nun ist es aus Versehen passiert. Um einen schiefen Vergleich zu bemühen: Deine Bemerkung am Sonntagabend war da sozusagen das Ende der Nahrungskette im umgekehrten Sinn.

Herr Kalkofe kam nach meiner Erinnerung (als ich derartiges noch verfolgte) kurz nach dem verschwitzen T. Sch., beides mag ich mir zur Überprüfung nicht mehr antun (http://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna gehört zu dem wenigen, was ich gerade noch lese). Nur soviel, wenn selbst Frau Mutter heute einer alten Menschenfreundin sagte, sie gucke sich die Aktuelle Kamera nicht mehr an (ich war aushäusig und sie berichtete vorhin), dann scheint meine Wahrnehmung nicht so singulär zu sein.

Daß Menschen aus unerfreulichen Gründen berechtigt hierher zu flüchten suchen, in ziemlich großem Ausmaß, sollte der Anlaß für eine ernsthafte, verantwortungsbewuße, zielführend pragmatische Debatte sein, die nicht stattfindet. Stattdessen werden wir über fast alle Medien hinweg einheitlich mit Welterlösungsphantasien, Plattsprüchen, Formulierungsschablonen und Einschläferungsversuchen beglückt („Flüchtlinge machen uns alle zu besseren Menschen“).

Wenn die Ratio, so erkennbar, als störend beiseitegeschoben wird, dann ist mir erst einmal unheimlich. Und wenn man als ehemaliger Bürger einer untergangenen Vision die Maschen kennt, schon mal mehr (ich warte auf die einschlägigen Parolen in den Schaufenstern von Lebensmittelgeschäften).

Hinzu aber kommt (manche glaubten ja schon, der VS habe sich nach der NPD da was Neues ausgedacht), wenn man dann sieht, es gibt diese Irren wirklich, die den Volkskörper rein halten wollen, sie schreiben gruselige Briefe an Leute, die man kennt, und es klingt diesmal echt (Psychopathen riechen immer die Mehrheiten von Morgen).

Dann muß ich leider sagen, schön, daß ihr nostalgisch mitfühlenden Mitmenschen aus besten Gründen alles zum Teufel jagt, weil ihr jeden Irrsinn von „links“, „rechts“, „schrägunten“ usw. so kräftig ermuntert. Tut mir leid, aber ich wollte ehrlich sein, oder wie diese Schlagzeilen so schön den Rahmen beschreiben: „Gefühlsgeleiteter Hippie-Staat!“ (http://www.focus.de/politik/deutschland/gefuehlsgeleiteter-hippie-staat-britischer-politologe-kritisiert-die-deutschen-haben-ihr-gehirn-verloren_id_4933532.html) - "Mit den Zivilisierten verbünden" (http://www.michael-klonovsky.de/artikel/item/266-mit-den-zivilisierten-verbuenden).

DirkNB hat gesagt…

Es ist ein Grundproblem aller aktueller wie früherer Politik (und nicht nur dort), dass immer nur an den Symptomen rumgedoktort wird und nie an den Ursachen. Aber die Wahrheiten will einfach keiner Hören und die Lösungen dauern länger als eine Wahlperiode. Wo aber Ursachen nicht beseitigt werden, wird es immer wieder Symptome - alte wie neue - geben.
Irgendwo habe ich schon mal über das Ursache-Wirkung-Prinzip philosophiert. Ich bin gerade zu faul, das herauszusuchen, also versuche ich mich einfach in einer Zusammenfassung. Das Ursache-Wirkung-Prinzip wird in den meisten Fällen falsch angewandt (zumal die wenigsten Ereignisse sich in diese einfache Struktur pressen lassen). Aus der Physik, Fachbereich Elekrotechnik, gibt es Zusammenhänge zwischen Stromflüssen und elektromagnetischen Feldern, die volkstümlich als Rechte- oder Linke-Hand-Regel bezeichnet werden. In diesen Händen werden Stromfluss, Feldrichtung und mechanische Bewegung in Zusammenhang gebracht. Verallgemeinert wird das als UVW-Prinzip bezeichnet: Ursache-Vermittlung-Wirkung. Das kann man ruhig verallgemeinern und aufs wahre Leben anwenden. Für jede Wirkung gibt es eine Ursache und eine Vermittlung, also zwei philosophische Faktoren, die die Wirkung beeinflussen. Das einfache Ursache-Wirkung-Prinzip, wie es gern angewandt wird, berücksichtigt den 3. Fakt nicht, außerdem wird gern Ursache und Vermittlung verwechselt und dann die eigentliche Ursache ignoriert.
Die Anwendung auf die aktuelle Lage mal in nicht gut durchdacht und etwas plakativ: Wirkung = Flüchtlinge kommen zu uns, Ursache = Lage in den Herkunftsländern, Vermittlung = offene Grenzen in Europa. Die Grenzen dicht zu machen scheint die Wirkung zu minimieren, aber behebt nicht die Ursachen. Mal sehr komprimiert ausgedrückt.

DirkNB hat gesagt…

Achja, noch ein Gedanken zur Salami. Irgendwie erinnert mich der Versuch an die Versteigerung von alten Weinen. Wenn da für sehr hohe Geldbeträge einzelne Flaschen den Besitzer wechseln und nur noch als Wertanlage und nicht mehr als zu genießendes Getränk gesehen werden. Der Wein in der Flasche kann schon verdorben, schal, korkig, essigsauer - oder was weiß ich - sein. Der Wert steigt und steigt, weil ihn keiner öffnet. Das käme sowieso einem Wertverfall gleich.
Ähnlich bei der Salami: Hängen lassen bis dorthinaus, man weiß nicht, ob sie noch gut ist, ob sie schmeckt. Eine Probe würde Gewissheit geben, aber angeschnitten muss sie dann auch verbraucht oder entsorgt werden. ;-)

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB In beiden Fällen vollinhaltliche Zustimmung, nur mal so auf die Schnelle gesagt.