Mittwoch, 27. März 2019

Über Lebenszeichen – die Gotische Bibliothek zu Potsdam


Dieses stimmungsvolle Photo dort oben ist nur halbwegs mir zuzuschreiben:

An einem recht trüben Oktobertag (also genau dann, wenn man eher nicht photographieren sollte) des Jahres 2007 machte ich ein paar Zufallsbilder. Darauf stieß dann Arnold Gum aus San Diego, eigentlich Hawaii. Arnold ist einer meiner ältesten Blogbekannten. Leider postet er seine Orchideenbilder seit August 2016 auf FB, und dies ist nun ein noch schneller verwelkendes Medium als Blogger (dort kann man sich immerhin inzwischen stolz als Dinosaurier fühlen).

Von wegen „vergänglich“. Mein Profilbild dort war kürzlich verschwunden. Und da ein Abzug des Originals vor mir über dem Schreibtisch hängt, ist mir das alles so täglich vertraut, daß mir das Fehlen nicht sogleich auffiel. Die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Doch da half dieser hochgestimmte Eintrag von vor ziemlich genau 10 Jahren.

Ich hatte dieses Symbolbild der Gotischen Bibliothek als Zeugnis meiner nostalgischen Verbundenheit mit der anderen, größeren Residenzstadt gewählt. Und Arnold hat alles schön gemacht. u.a. indem er das rote Gärtnerauto verschwinden ließ.


Sie immer noch da, die Nostalgie, auch wenn sich unabweisbar ein paar Erinnerungsschichten darauf abgelagert haben.

Jetzt muß ich kurz zitieren:

„...könnten Sie mir mitteilen, was dieses Gebäude ist, und wo es steht? Trotz intensiver Suche konnte ich es nicht herausfinden…“

„Guten Abend, ja sehr gern, denn Ihre Frage erinnert mich an Potsdam, in dem ich lange mit Freuden gewohnt habe (zeitweise sogar ganz in der Nähe besagten Baus). Die „Gotische Bibliothek“ im Neuen Garten (1794) wurde für Friedrich Wilhelm II. erbaut. Wer von der Stadtseite her den Neuen Garten betritt, wird von diesem wundersamen und charaktervollen Bau begrüßt, der heute aber, außer mit  seiner Schönheit, diese bezeugend, für nichts sonst weiter herhalten muß.“


Selbstzitate sind furchtbar. Zumal man sich angesichts solcher Zeugnisse immer stärker der eigenen Fremdheit bewußt wird. Gerade deswegen. Warum also gerade dieses Bild? Gründe:

Vertrautheit.

Eine Bibliothek ist eines der stärksten Symbole des Abendlands.

Das Gotische ist nahe am Transzendenten. Allerdings eher wesensfern vom Antikischen. Schinkel hat Brückenschläge versucht, etwa im Luisenmausoleum (weiteres hier, mehr unten).


Oder unser guter Buttel in den beschränkten Strelitzer Verhältnissen. Aber es ist ein interessanter Gedanke, der auf  weitere Materialisation wartet. Wie auch immer.

Die Fundamente waren durch Kriegsfolgen weggerutscht, konnten aber stabilisiert werden. Der ganze Bau wurde in den 90ern aus den Originalteilen völlig neu aufgeführt. Auch das hat etwas.

Heute ist es ein ganz zweckfreier Ort mit berückender Aussicht...


nachgetragen am 28. März

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