ALMA MATER - Benedikt XVI.
"Der Glaube ist Liebe und bringt daher Dichtung und Musik hervor. Der Glaube ist Freude, daher bringt er Schönheit hervor."
["Aus diesem Kontakt des Herzens mit der göttlichen Wahrheit, die Liebe ist, entsteht die Kultur, und aus ihm ist die gesamte große christliche Kultur entstanden. Und wenn der Glaube lebendig bleibt, wird auch dieses kulturelle Erbe nicht zu etwas Totem, sondern bleibt lebendig und gegenwärtig. Die Ikonen sprechen auch heute zum Herzen der Gläubigen, sie sind nicht etwas Vergangenes.]
Die Kathedralen sind keine mittelalterlichen Monumente, sondern Wohnstätten des Lebens, wo wir uns 'zu Hause' fühlen: Wir begegnen Gott und wir begegnen einander. Auch die große Musik – der Gregorianische Choral oder Bach oder Mozart – ist keine Sache der Vergangenheit, sondern lebt von der Lebendigkeit der Liturgie und unseres Glaubens. Wenn der Glaube lebendig ist, wird die christliche Kultur nicht zu etwas »Vergangenem«, sondern bleibt lebendig und gegenwärtig. Und wenn der Glaube lebendig ist, können wir auch heute dem Gebot entsprechen, das in den Psalmen immer wieder anklingt: 'Singt dem Herrn ein neues Lied.'"
Diese Worte sprach Benedikt XVI. in der Generalaudienz vom 21. Mai 2008 und (soweit ich sie farbig hervorgehoben habe) sind in dem obigen kleinen Video (auf italienisch) zu hören.
Eigentlich geht es in der Katechese um den geistlichen Dichter Romanus Melodus, der in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts vorwiegend in Konstantinopel gewirkt hat. Seine poetische Gabe habe Romanus von der Muttergottes im Traum empfangen.
Aber die Sätze des Papstes sind von so universaler Gültigkeit, daß ich die Reihe meiner Nachträge, zumal am Tage des Festes Maria Heimsuchung mit ihnen beginnen wollte.
Sagrada Família, Geburtsfassade, September 2008
Um eine dieser „Wohnstätten des Lebens“ soll es noch einmal gehen, nämlich die Sagrada Família. Vor einiger Zeit hatte ich einmal etwas zu dieser ganz eigentümlichen „Basilica minor“ in Barcelona geschrieben. Und nach 4 Jahren ist es vielleicht nicht ganz unangebracht, vom erfreulichen Wohlergehen dieses Feldzeichens der Hoffnung und des Schönen zu berichten.
Sagrada Família (Barcelona) vom Plaça de Gaudí
Sagrada Família bei Nacht vom Plaça de Gaudí, Februar 2015
Baukräne wurden wegretuschiert, hier gefunden
„2019, das Jahr, in dem sich die Silhouette der Sagrada Família zu verändern beginnt.“
So ist ein Eintrag auf dem offiziellen Blog der Sagrada Família vom 9. Januar 2019 überschrieben. Und da es leider keine deutsche Version gibt, will ich seinen Inhalt zusammenfassen. Es ist gewissermaßen das Bauprogramm für das laufende Jahr.
Die Passionsfassade im Juni 2017
2018 habe man die Passionsfassade fertiggestellt (somit sind zusammen mit der Geburtsfassade, die Jesu Geburt darstellt, zwei der 3 Schaufassaden vollendet) und mit dem Bau des Turms Jesu Christi (dem Hauptturm der Basilika) begonnen.
Geburtsfassade im August 2017
Das weltweit bekannteste Bild der Basilika sei das Profil der (je) vier Glockentürme an den (fertiggestellten) Fassaden, die sich in den Himmel reckten. Aber 2019 werde sich diese Silhouette zu ändern beginnen, da die zentralen Türme die Höhe der Türme erreichen werden, die zuvor für die Besucher im Mittelpunkt standen. Die vier Türme der Evangelisten, welche Ende 2018 bei 92,80 Metern gestanden hätten, würden auf 105,99 Meter anwachsen, um 2022 die endgültige Höhe von 135 Metern zu erreichen. Der Turm der Hl. Jungfrau Maria werde auf 110,65 Meter, bei einer endgültigen Höhe von 138 Metern, wachsen, während der Turm Jesu Christi, der in diesem Jahr bei 90,86 Metern Höhe begonnen worden sei, am Ende des Jahres bei 106,39 Metern stehen würde.
Modell der Sagrada Familia,
braun - errichtet, weiß - noch zu bauen, hier gefunden
Sagrada Família, Juli 2018, mit dem Turm der Hl. Jungfrau
Die Türme der Evangelisten würden mit den vier Figuren bekrönt werden, mit denen das Christentum sie traditionell symbolisiert habe: ein Engel für Matthäus, ein Löwe für Markus, ein Stier für Lukas und ein Adler für Johannes. Gemeißelt würden sie 2019 von Xavier Medina Campeny, obwohl man noch bis zur Anbringung 2022 warten müsse, um sie allgemein in Augenschein nehmen zu können.
2019 würde auch über die Symbolik der Innenwände des Christusturms entschieden werden.
Die Arbeiten zur endgültigen Fertigstellung der Glorienfassade (der Hauptfassade) müßten zwar noch bis 2022 warten, bis die Arbeiten an den zentralen Türmen abgeschlossen seien. 2019 würde jedoch die vorläufige Gestaltung der Fassade abgeschlossen, so daß die Grundformen der Säulen, des Narthex, der Kapellen und der Symbolik der Fassade erkennbar würden.
Und schließlich gäbe es auch weitere Arbeiten im Inneren der Basilika, u.a. an einer Fußbodenheizung und dem endgültigen Fußboden der Kirche.
Das war nach dem hohe Ton Benedikts vom Anfang zwar recht nüchtern, aber für den, dem der Bau am Herzen liegt, vielleicht nicht unteressant. Es gibt viele interessante
Videos zur Sagrada Família,
über ihre Geschichte, die förmlich die letzten mehr als 130 Jahre spanischer Geschichtespiegelt, über das Leben von Antoni Gaudí, den sein eigenes Werk völlig veränderte, über die technischen Aspekt, die höchst bemerkenswert sind. Aber wir enden besser mit ein paar allgemeinen Empfehlungen.
Und so wird auch diesmal noch nicht ein Video enthalten sein, in dem jemand sehr eindrucksvoll die 3 Quellen der Architektur der Sagrada Família erklärt, nämlich Bibel - Liturgie – Natur (Nachtrag - tatsächlich findet sich eine solche Feststellung auch in diesem der empfohlenen Videos; es fällt nicht schwer, hier den Überblick zu verlieren).
Sagrada Família, Innenraum, Februar 2011
„2017 Construint un somni | Construyendo un sueño“ heißt das obige Video vom September 2017 und gibt einen guten Eindruck von der Baugeschichte bis hin zur virtuellen endgültigen Gestalt.
Die nächsten sollen nur kurz charakterisiert werden:
„2019 La Sagrada Família i la tecnologia“, ein kurzes, etwas lärmiges Video, das ansonsten interessante Bilder von den Techniken zeigt und ab 1.30 sieht man den fertigen Bau aufwachsen.
„SAGRADA FAMILIA - BARCELONA SPAIN [ HD]“ - ein stimmunngsvolles musikalisch unterlegtes Übersichtsvideo vom September 2017, das um, über und durch die Basilika führt.
„Sagrada Familia - Barcelona Spain - February 2019 - 137 years of construction“ - ebenfalls nur musikalisch unterlegt, allerdings mit einigen erläuternden Kommentaren.
„Basilica of the Sagrada Família. Welcome to the Temple“ - ein (englisch) kommentierendes Video von April 2014, das kurz und prägnant den Bau und seinen Charakter beschreibt.
„The Passion façade: key moments in its history“ vom Oktober 2018 von der offiziellen Seite der Sagrada Família zeigt die Stationen des Baus der Passionsfassade.
„Completing La Sagrada Familia, a talk by Tristram Carfrae“ - im Gegensatz zu den bisherigen Stücken von wenigen Minuten haben wir hier ein fast einstündiges (englischsprachiges) Video aus einer vor allem bautechnischen Perspektive, faszinierend, aber mehr für den „Hardcore-Fan“ sozusagen.
Sagrada Família, Barmherzigkeitsportal
„Ein Zeichen, dem widersprochen werden muß, natürlich. Selbst nicht im geringsten resignativ, obwohl die Sagrada Familia auch die ‚letzte Kathedrale‘ genannt worden ist, gewissermaßen das Abendleuchten des Christentums. Das wird sich weisen.“
Damals konnte man nicht ahnen, was jüngst mit der Kathedrale Notre-Dame de Paris geschehen sollte. Erstaunlich ruhig ist es übrigens zu den Brandursachen geworden, ohne daß ich das weiter kommentieren will. Aber doch stehen diese beiden Bilder vor dem inneren Auge – das brennende Fanal von Paris und das Zeichen der Hoffnung von Barcelona. Dies sind die Zeichen des Dramas, das unsere Gegenwart bestimmt.
Sagrada Família, Apsisfenster
Sagrada Família, Geburtsfassade, Engel
nachgetragen am 5. Juli
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