Richard Strauss - Vier letzte Lieder, IV., „Im Abendrot“
Jessye Norman & Gewandhausorchester Leipzig mit Kurt Masur,
1982, hier gefunden
Joseph von Eichendorff
Im Abendrot
Wir sind durch Not und Freude
gegangen Hand in Hand;
vom Wandern ruhen wir [beide]
nun überm stillen Land.
Rings sich die Täler neigen,
es dunkelt schon die Luft.
Zwei Lerchen nur noch steigen
nachträumend in den Duft.
Tritt her und laß sie schwirren,
bald ist es Schlafenszeit.
Daß wir uns nicht verirren
in dieser Einsamkeit.
O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot.
Wie sind wir wandermüde--
Ist dies etwa der Tod?
At sunset
We have through sorrow and joy
gone hand in hand;
From our wanderings, let's now rest
in this quiet land.
Around us, the valleys bow
as the sun goes down.
Two larks soar upwards
dreamily into the light air.
Come close, and let them fly.
Soon it will be time for sleep.
Let's not lose our way
in this solitude.
O vast, tranquil peace,
so deep in the evening's glow!
How weary we are of wandering---
Is this perhaps death?
Übersetzung hier gefunden
Da Jessye Norman davon ausging, eine Amerikanerin zu sein, wollen wir gelegentlich englische Übersetzungen beifügen. Sie selbst bedurfte solcherlei nicht, wie man aus diesem wunderbaren Gespräch leicht ersehen kann (Jessye Norman interviewed by Patrick Watson). Allein nur, in welcher Weise sie dort über das nachfolgende Lied spricht (ab etwa 5.44), zeigt, wie tief sie wußte, was sie sang. Musik solcher Art ist wie ein Haus für die Seele, zugleich in und außer dieser Welt.
Gustav Mahler / Friedrich Rückert:
"Ich bin der Welt abhanden gekommen"
"Ich bin der Welt abhanden gekommen"
Jessye Norman mit Zubin Mehta
und den New Yorker Philharmonikern, hier gefunden
und den New Yorker Philharmonikern, hier gefunden
Friedrich Rückert
Ich bin der Welt abhanden gekommen
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet!
Ich leb' allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!
I am lost to the world…
Jessye Norman (2014)
Jessye Norman, geboren am 15. September 1945 in Augusta (Georgia), starb am 30. September in New York. Ich hätte gern ein Photo der Kirche (Mount Calvary Baptist Church) eingefügt, in der sie bereits als Vierjährige sang. Doch nicht nur in Leipzig kann man häßliche Kirchenneubauten errichten. Daher nehme ich stattdessen lieber eines der First Baptist Church, ebenfalls Augusta. Die Stadt wurde übrigens nach Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg benannt, der Mutter König Georgs III.
First Baptist Church, Augusta, Georgia
In der Begegnung mit herausragenden Gestalten zeigen Menschen oft mehr von sich, als ihnen offenkundig bewußt ist. So in diesem Gespräch der „berühmte“ BBC Journalist Stephen Sackur, der in schwer erträglicher Weise seine Beschränkungen herausstellt und im Grunde nur in verschiedenen Variationen über Rassismus reden will. Und dabei nicht den Eindruck erweckt, an ihren geistig-musikalischen Einsichten wirklich Anteil zu nehmen. ("You almost suggest positive discrimination", jauchzt er einmal auf, und sie widerspricht heftig (21.50) - der Unterschied zwischen selbstgefälliger Attitüde und wissender Anteilnahme. Das hat zu genügen.) Nur ihrer souveränen Antworten wegen sollte man sich das Ganze antun. Denn dann hört man etwa von ihrem Vorbild Marian Anderson.
Marian Anderson; J. S. Bach: Johannespassion,"Es ist vollbracht"
(englisch), hier gefunden
Und ausgerechnet der verquere Herr Biolek läßt sie (auf Deutsch!) mit seinen verschusselten Fragen in dieser Sendung von 1993 so authentisch und persönlich erscheinen, wie dies nur tatsächlicher Respekt und aufrichtige Verehrung möglich machen.
„Königin der Oper, Kaiserin des Konzerts, Göttin des Lieds“ überschreibt Herr Manuel Brug seinen Nachruf, der trotz dieses Fanfarenstoßes sehr nuanciert und kenntnisreich ausfällt.
Und Herr Klonovsky schreibt in seinem mehr persönlichen Beitrag: "Die Norman hatte etwas Majestätisches." Und ihr Strahlen nach jedem Lied sei fast noch überwältigender gewesen als ihre Stimme selbst. Und auch in dem, was er sonst zu vermelden hat, tritt der Enthüllungsfaktor auf, den ich oben erwähnte.
Ich selbst möchte mich (auch beim Blick auf mein nächtliches Geschreibsel) von solchem lieber ausnehmen. Ja, sie hatte eine überwältigende Hoheit, mit der sie selbst ihre wundeste Empfindsamkeit der Welt stolz ins Gesicht schleuderte.
Und wie deutsch sie war, wenn sie Wagner oder Mahler sang. (Oder auch französisch. Wenn man viel Zeit hat - "Poème de l'Amour et de la Mer"; op. 19; Ernest Chausson.) Eine königliche Seele, die, durch die Reiche der Musik wandernd, diese singend in Besitz nahm.
Jessye Mae Norman ist jetzt in den Händen der Engel.
Herr schenke ihr Deinen Frieden.
Und das ewige Licht leuchte ihr.
Zum Paradies mögen Engel dich geleiten und die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.
Die Chöre der Engel mögen dich empfangen und durch Christus, der für dich gestorben ist, soll ewiges Leben dich erfreuen.
Jessye Norman "Give Me Jesus", 1990
Oh when I come to die
Oh when I come to die
Oh when I come to die
Give me Jesus
Give me Jesus
Give me Jesus
You can have all this world
Give me Jesus!
Dark midnight was my cry...
Give me Jesus...
You can have all this world
Give me Jesus!
You can have all this world
Give me Jesus!
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