Sonntag, 19. Dezember 2021

Zum 4. Advent

Nikolaus Harnoncourt mit dem Arnold Schoenberg Chor und dem Concentus Musicus Wien, hier gefunden 



Johann Sebastian Bach

„Herz und Mund und Tat und Leben“

Kantate in 2 Teilen, BWV 147

vom 2. Juli 1723 zum Fest Mariae Heimsuchung


Erster Teil

   

1. Satz: Herz und Mund und Tat und Leben (Chor)


Herz und Mund und Tat und Leben

Muß von Christo Zeugnis geben

Ohne Furcht und Heuchelei,

Daß er Gott und Heiland sei.

   

2. Satz: Gebenedeiter Mund! (Rezitativ, Tenor)


Gebenedeiter Mund!

Maria macht ihr Innerstes der Seelen

Durch Dank und Rühmen kund;

Sie fänget bei sich an,

Des Heilands Wunder zu erzählen,

Was er an ihr als seiner Magd getan.

O menschliches Geschlecht,

Des Satans und der Sünden Knecht,

Du bist befreit

Durch Christi tröstendes Erscheinen

Von dieser Last und Dienstbarkeit!

Jedoch dein Mund und dein verstockt Gemüte

Verschweigt, verleugnet solche Güte;

Doch wisse, dass dich nach der Schrift

Ein allzuscharfes Urteil trifft!

   

3. Satz: Schäme dich, o Seele, nicht. (Arie, Alt)


Schäme dich, o Seele, nicht,

Deinen Heiland zu bekennen,

Soll er dich die seine nennen

Vor des Vaters Angesicht!

Doch wer ihn auf dieser Erden

Zu verleugnen sich nicht scheut,

Soll von ihm verleugnet werden,

Wenn er kommt zur Herrlichkeit.

   

4. Satz: Verstockung kann Gewaltige verblenden. (Rezitativ, Baß)


Verstockung kann Gewaltige verblenden,

Bis sie des Höchsten Arm vom Stuhle stößt;

Doch dieser Arm erhebt,

Obschon vor ihm der Erde Kreis erbebt,

Hingegen die Elenden,

So er erlöst.

O hochbeglückte Christen,

Auf, machet euch bereit,

Itzt ist die angenehme Zeit,

Itzt ist der Tag des Heils: der Heiland heißt

Euch Leib und Geist

Mit Glaubensgaben rüsten,

Auf, ruft zu ihm in brünstigem Verlangen,

Um ihn im Glauben zu empfangen!

   

5. Satz: Bereite dir, Jesu, noch itzo die Bahn. (Arie, Sopran)


Bereite dir, Jesu, noch itzo die Bahn,

Mein Heiland, erwähle

Die gläubende Seele

Und siehe mit Augen der Gnade mich an!

   

6. Satz: Wohl mir, daß ich Jesum habe. (Choral, Chor)


Wohl mir, daß ich Jesum habe,

O wie feste halt ich ihn,

Daß er mir mein Herze labe,

Wenn ich krank und traurig bin.

Jesum hab ich, der mich liebet

Und sich mir zu eigen gibet;

Ach drum laß ich Jesum nicht,

Wenn mir gleich mein Herze bricht.

 


 

Zweiter Teil

   

7. Satz: Hilf, Jesu, hilf, daß ich auch dich bekenne. (Arie, Tenor)


Hilf, Jesu, hilf, daß ich auch dich bekenne

In Wohl und Weh, in Freud und Leid,

Daß ich dich meinen Heiland nenne

Im Glauben und Gelassenheit,

Daß stets mein Herz von deiner Liebe brenne.

   

8. Satz: Der höchsten Allmacht Wunderhand. (Rezitativ, Alt)


Der höchsten Allmacht Wunderhand

Wirkt im Verborgenen der Erden.

Johannes muß mit Geist erfüllet werden,

Ihn zieht der Liebe Band

Bereits in seiner Mutter Leibe,

Daß er den Heiland kennt,

Ob er ihn gleich noch nicht

Mit seinem Munde nennt,

Er wird bewegt, er hüpft und springet,

Indem Elisabeth das Wunderwerk ausspricht,

Indem Mariae Mund der Lippen Opfer bringet.

Wenn ihr, o Gläubige, des Fleisches Schwachheit merkt

Wenn euer Herz in Liebe brennet,

Und doch der Mund den Heiland nicht bekennet,

Gott ist es, der euch kräftig stärkt,

Er will in euch des Geistes Kraft erregen,

Ja Dank und Preis auf eure Zunge legen.

   

9. Satz: Ich will von Jesu Wundern singen. (Arie, Bass)


Ich will von Jesu Wundern singen

Und ihm der Lippen Opfer bringen,

Er wird nach seiner Liebe Bund

Das schwache Fleisch, den irdischen Mund

Durch heilges Feuer kräftig zwingen.

   

10. Satz: Jesus bleibet meine Freude. (Choral, Chor)


Jesus bleibet meine Freude,

Meines Herzens Trost und Saft,

Jesus wehret allem Leide,

Er ist meines Lebens Kraft,

Meiner Augen Lust und Sonne,

Meiner Seele Schatz und Wonne;

Darum lass ich Jesum nicht

Aus dem Herzen und Gesicht.




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