Sonntag, 1. Mai 2022

Preußische Predigten I

Klein-Glienicke, Greifenfigur am Haupttor, von hier

"Als Friedrich Karl von Preußen am 13. März 1919 in Glienicke geboren wird, ist die Monarchie bereits zerstört. Von Anfang an zeugte also schon sein Name von einer anderen Welt, von vergangener Zeit. Das Oberhaupt der Familie war im Exil, das Land zerrissen, die Gefahren längst nicht gebannt. In allem drückte sich aus, dass diese Welt noch weniger Heimat sein konnte als jemals und auch ein königlicher Prinz nur ein Wanderer ist, ohne bleibende Stadt. Ist dort schon die Ursache zu suchen für das Unbeständige, das sein Leben immer wieder tragisch überschattete?"

"Von dort ist er nun hierher heimgekehrt. Als den letzten Herrn auf Glienicke werden wir ihn anschließend auf dem Prinzenfriedhof beisetzen, auf dem auch schon seine Eltern ruhen. Sein Leben, wie auch sein Leib sind nun zu Asche verbrannt. Mehr wäre also nicht zu sagen, wenn er nicht getauft wäre in Jesus dem Christus, denn dadurch ist er von Gott geboren.

Gott prüft uns in unserem Leben, zuweilen entreißt er uns was wir lieben, zuletzt ruft er uns selbst aus dieser Welt, aber niemals verlässt er uns."

"Die Bedeutung der großen Familien ist doch auch darum gesunken, weil das Bewusstsein von der Einheit, Gemeinsamkeit und von dem Wert der Geschichte geschwunden ist. Wir alle werden diese Gewissheit aber nur wiederfinden in dem Glauben, der Menschen und Völker untereinander verbindet und auch zu dem Gott führt, der in Christus alles niederreißt, was uns trennen will und sei es der Tod."

Diese Worte sind aus der Traueransprache (man findet sie hier), die Herr Roloff am 13. Juli 2006 zur Beisetzung von Friedrich Karl von Preußen in St. Peter und Paul auf Nikolskoe hielt, mit dem eine Linie des Hauses Preußen im Mannesstamm erlosch, die von Carl von Preußen, Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, begründet worden war. 

Wenn man dem Verweis folgt, wird sich zunächst viel über den Begründer der Linie finden, etwa, was ließe sich Überwältigenderes, Bleibenderes, Trostreicheres über jemanden sagen, als daß er Schönheit in die Welt gebracht hätte. 

Doch diese Reihe will vornehmlich an das erinnern, was über das vergangene Preußen samt unserer Geschichte von Herr Roloff aus verschiedensten Anlässen gepredigt worden ist und hier bereits dokumentiert wurde. Sieben Stücke sind noch einmal ausgewählt und werden von mir knapp eingeführt.

Und um kurz abzuschweifen. Bevor am 9. Mai a.c. die Welt schon wieder einmal untergehen soll, wie manche meinen, mag diese kleine Serie von Untergang und Behauptung, die Erinnerung an Preußen ist derzeit wohl am besten so zusammenzufassen, ein schüchternes Weglicht im Nebel der Zeit sein.

nachgetragen am 5. Mai

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