Samstag, 18. Dezember 2010

Kurzer Morgenpost über Eduard von Simson


Dieses völlig mißratene nächtliche Photo hat etwas, finde ich, aber der eigentliche Grund für die Bemerkung ist ein Beitrag von Herrn Roloff über Eduard von Simson, ein wenig Erinnerung an die besseren Teile unserer Geschichte, die so emsig und laut beschwiegen werden. Ich höre übrigens gerade dies von Owen Pallett und bin hin und hergerissen (im guten Sinne), nur zur Klärung, es ist schon sehr zeitgenössisch.


Kalenderblatt 18. Dezember

Einen Witz der Geschichte nannte der in Schönhausen geborene Reichsgründer Bismarck den Umstand, dass derselbe Mann zweimal an der Spitze einer Parlamentsdelegation stand, die einem preußischen König die Kaiserkrone antrug. Dieser Mann war Eduard von Simson und am 18. Dezember 1870, also heute vor 140 Jahren, hatte er auch Erfolg. Wilhelm I. nahm aus seinen Händen in Versailles die Adresse des Norddeutschen Reichstags entgegen, in der ihm die Kaiserwürde angetragen wurde. Am 18. Januar 1871 wurde er dann im Schloss des Sonnenkönigs zum Reichsoberhaupt proklamiert. Über zwanzig Jahre zuvor, am 3. April 1849, führte Simson bereits die Abgesandten der Deutschen Nationalversammlung aus der Frankfurter Paulskirche an, die Friedrich Wilhelm IV. bewegen sollten, den Kaisertitel anzunehmen. Dieser wollte aber keine Krone, die der Revolution entstiegen war.

Der am 10. November 1810 in Königsberg geborene Eduard Simson ist eine der interessantesten Gestalten des II. Kaiserreichs. Er war bereits 1823 vom jüdischen zum protestantischen Glauben übergetreten und kann daher als Protagonist der Assimilation der Juden in Preußen angesehen werden. Er studierte in seiner Geburtsstadt die Rechte und verfolgte dann zunächst eine akademische Karriere. Ab dem Jahre 1846 wurde er Richter in Königsberg und anschließend in Frankfurt/Oder. In der Zeit vom 18. Mai 1848 bis zum 20 Mai 1849 gehörte er der Nationalversammlung an und wurde deren Präsident. Anschließend wurde er Mitglied und Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, 1867 wurde er Mitglied und erster Präsident des Norddeutschen Reichstages und 1871 Präsident des Reichstages. 1888 wurde er mit Verleihung des Schwarzen Adlerordens in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben und zum Präsidenten des Reichsgerichts in Leipzig ernannt. Seit 1883 ist er Ehrenbürger der Stadt Leipzig, in der auch der Platz am Gebäude des Reichsgerichts, in dem heute das Bundesverwaltungsgericht seinen Sitz hat, nach ihm benannt ist.

Thomas Roloff

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eduard von Simson rueckblickend zu bewerten und seinen zweimaligen Auftritt zu charakterisieren ist zunaechst voellig legitim. Vielleicht interessiert ja auch, wie er selbst diesen Umstand bewertete, oder aber wie er dies bewertet haben mag. Denn die Umstaende hatten sich ja wohl erheblich geaendert. Wer weiss das schon, hat das jemand biografisch erforscht?
Beste Gruesse aus dem (nicht nur vermutlich) verschneiten Thueringen nach Ostelbien.

MartininBroda hat gesagt…

Das war jetzt vermutlich mein anderer Thüringer Leser, Markus? Ich werde jedenfalls die Frage weitergeben, beste Grüße zurück aus dem ebenso eingeschneiten Mecklenburg.

naturgesetz hat gesagt…

An interesting bit of history. Does the picture have anything to do with Eduard von Simson, or is it simply a scene in snowy Mecklenburg.

MartininBroda hat gesagt…

I'm sorry for not answering. The picture has nothing to do with Eduard von Simson, it was just a photo I made that day, it's the Treptow Gate here in this town I'm living: http://de.wikipedia.org/wiki/Treptower_Tor