Dienstag, 8. März 2011

Mecklenburgische Altertümer - Strelitz



Zu dem Merkwürdigen an diesem alten Land Mecklenburg zählt seine eher passive Natur. Ich habe das kürzlich schon einmal ähnlich angedeutet. Wenn Un-Alltägliches in ihm geschah, war der Grund oft etwas Übles, das von außen eindrang. Im schlimmsten dieser Fälle, im dreißigjährigen Krieg wurde es nahezu ausgelöscht. Man schätzt, daß von etwa 300 000 Einwohnern vor 1618 nach dem Krieg vielleicht 50 000 überlebt hatten. Ich denke, es gibt so etwas wie kollektive Traumata, eine Art Müdigkeit oder Starre, die auf die Überlebenden eines ganzen Landstrichs zu fallen vermag, jedenfalls verfiel Mecklenburg und seine Bewohner danach in eine Art Dämmer. Daher auch der oft genannte Charakterzug der mecklenburgischen Rückständigkeit. Das Land wurde fast zu einem verwunschenen Ort, dem man eher zu entkommen suchte. Andere Teile des Reichs hatten ähnliches erlitten, sie hatte aber wie etwa Brandenburg einen Großen Kurfürsten. Mecklenburgs Herzöge waren sehr eingeschränkt in ihrer Wirkungsmöglichkeit, und wenn sie einmal Ehrgeiz entwickelten, waren sie darin kaum erfolgreich.

Manchmal allerdings verursachte man seine Konflikte auch selbst, zum Beispiel, wenn wieder einmal eine Landesteilung anstand: 1695 stirbt der Herzog von Mecklenburg-Güstrow, Gustav Adolf ohne männlichen Nachkommen. In seinem Testament hatte er seinen Schwiegersohn und Neffen Adolf Friedrich II. zu seinem Nachfolger eingesetzt. Der Schweriner Herzog widersprach und nicht nun bracht ein Streit um die Erbfolge aus, der sechs Jahre andauern sollte. Schwedische Truppen rückten ein, um die Herzoginwitwe zu schützen. Der kaiserliche Gesandte Graf von Eck vereidigte das Güstrower Ratskollegium als provisorische Regierung auf den Kaiser. Die beiden mecklenburgischen Herzöge suchen sich jeweils in den Besitz des Landes zu bringen, nicht nur mit scharfen Worten.

Eine kaiserliche Kommission unter besagtem Grafen handelte schließlich den sogenannten Hamburger Vergleich aus, der am 8. März 1701 unterzeichnet wird. Der Schweriner Herzog Friedrich Wilhelm erhielt den überwiegenden Teil des Güstrower Herzogtums und Mecklenburg wird für mehr als 200 Jahre in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz aufgeteilt, wobei bestimmte Einrichtungen gemeinsam bleiben. Der Strelitzer Herzog erhielt das Fürstentum Ratzeburg, die Herrschaft Stargard und die beiden Johanniterkomtureien Mirow und Nemerow, außerdem den Anspruch auf gewisse regelmäßige Geldzahlungen. Geld soll übrigens eine Rolle gespielt haben, warum die Sache für den Strelitzer so ungünstig ausging, aber immerhin hatte er zugestimmt. Er dürfte das bald bereut haben, denn inzwischen hatte sich der Kaiser durchgerungen, das Testament des verstorbenenn Güstrower Herzogs Gustav Adolf anzuerkennen. Adolf Friedrich II. hätte also nur noch etwas warten müssen, doch er hatte bereits unterschrieben.

Eine andere Kuriosität, das Herzogtum, später sogar Großherzogtum war bei 2.929,5 km² Ausdehnung eher ein Ländchen und der Teil des Fürstentums Ratzeburg lag zudem weit entfernt im Westen. Das hatte folgenden Grund: Mecklenburg hatte auf dem Reichstag nur eine Stimme, die sich schlecht teilen ließ. Nun hing aber am Fürstentum Ratzeburg, das vormals ein Bistum gewesen war, auch eine Stimme, die bekam nun also der Strelitzer Herzog, der somit auch auf dem Reichstag vertreten war. Das Mecklenburger Wappen, das beide Herzöge so führten, bildet übrigens seine alten Landschaften ab. Für das Fürstentum bzw. Bistum Ratzeburg steht ein silbernes Kreuz mit goldener Krone auf rotem Grund und für die Herrschaft Stargard ein silberner Frauenarm mit goldenem Ring auf rotem Feld, es ist der Arm von Beatrix, der Tochter des brandenburgischen Markgrafen Albrecht III., da das Land Stargard einst als deren Mitgift an Mecklenburg kam.

Eine ganz bemerkenswerte Serie zur mecklenburgischen Geschichte fand ich übrigens hier auf der Website einer Dr. Renate Krüger, falls es jemanden näher interessiert. Und warum all dies. Nun zu exakt diesem Mecklenburg-Strelitz gehörte einst dieser Ort.

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