Freitag, 8. Juni 2012

Über das Trügerische des Ruhm



Beginnen wir mit einer kleinen Spiegelfechterei. Tomaso Giovanni Albinoni wurde an einem 8. Juni im Jahre 1671 in Venedig geboren. Ich finde ihn durchaus sympathisch, aber nun ja, er ist übrigens der Fall eines zu Lebzeiten beliebten Künstler, von dem sich durch rapide abnehmenden Ruhm nur eine Handvoll seiner Werke erhalten hat. Dies fand der italienische Komponist Remo Giazotto offenkundig so bedauerlich, daß er das bekannte „Adagio g-Moll“ für Streicher und Orgel fand / erfand. Es ist sozusagen die Doppelsahne-Karamell-Torte der „klassischen“ Musik.


Ach übrigens, die ersten Rosen blühen auf. Doch zurück zum Thema. Ein anderer Künstler von wahrhaft wechselhaftem Rum - John Everett Millais, geboren am 8. Juni 1829. Ich habe ihn nur einmal näher erwähnt, weil er John Ruskin (einem großen Förderer der Präraffaeliten und auch besagten Millais, der galt zuerst als ein solcher) die Frau ausspannte, nachdem er ein Porträt von ihm vollendet hatte. Danach verließ diesen seine Frau Effie, sie ließ ihre Ehe gerichtlich annullieren und heiratete Millais im folgenden Jahr, sie bekamen 8 Kinder. Böse Stimmen meinen, seine Produktion hätte sich am Ende deshalb so ausgeweitet, weil er eben eine große Familie durchzubringen hatte.

John Everett Millais, „Chill October“, 1870

Dies ist eines der späteren Werke und ich kann es so flach nicht finden, eben sowenig wie sein (noch späteres) bekanntes Porträt von John Henry Kardinal Newman. Um eines der harschen Urteile anzubringen - Arthur Symons 1896 im Artikel "The Lesson of Millais":

"He painted them all with the same facility and the same lack of conviction; he painted whatever would bring him ready money and immediate fame; and he deliberately abandoned a career which, with labor, might have made him the greatest painter of his age, in order to become with ease, the richest and the most popular"

Grob übersetzt: "Er malte sie alle mit derselben Gewandtheit und dem gleichen Mangel an Überzeugung, er malte, was immer ihm bequemes Geld und unverzüglichen Ruhm einbrachte, und er verwarf vorsätzlich eine Karriere, die, mit Anstrengung, ihn zum größten Maler seiner Zeit gemacht haben könnte, um anstatt dessen mit Leichtigkeit der reichste und beliebteste zu werden.“


Nun die Beliebtheit hielt nicht lange an, bis heute. Im Jahre 2000 war es etwa einem Nicholas Serota, Direktor der Tate Gallery, endlich gelungen, obiges Denkmal in die Nähe der Fahrradständer abzuschieben. Zu recht? Nun ich bin mir sicher, daß man in absehbarer Zeit vieles von dem, was er protegierte, entschieden weiter aus dem Blickfeld schieben wird. Doch zurück zu Millais.
wird fortgesetzt

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