Mittwoch, 24. Juli 2024

Über Herrn Maaßen und Menschenfresser in Norwegen

Berliner Siegessäule, Photo von hier


Siegessäule Berlin, Mosaik, Photo von hier

Siegessäule Berlin, Mosaik, Photo von hier


Es gibt den Vorwurf an Herrn Maaßen, dem ich eine Plausibilität lange nicht absprechen konnte: Wer eine Intrige gegen sich , also, daß er längst in Ungnade gefallen war, nicht spüre, sei nicht geeignet als Chef eines Geheimdienstes.

Nun, dazu hätte er aber ein Bewußtsein davon haben müssen, daß er sich tatsächlich an einem, sagen wir es als Bild, byzantinischen Hof befindet, einem ziemlich unmoralischen zumal. 

Er hat alles geglaubt und fühlte sich darum von dieser Seite her sicher, wenn er etwa meinte, es habe keine Hetzjagden gegen Ausländer in Chemnitz gegeben, inzwischen längst gerichtlich bestätigt. Es sollte sie aber gegeben haben. Das war das politische Kalkül der Habituslinken AM. Also war er nicht mehr brauchbar.

Daß er nun, nachdem er aus diesem gewissermaßen Zustand des Unbewußten erwacht ist, sich nicht schmollend zurückzieht, sondern etwa mit seinem juristischen Scharfsinn das Agieren der gegenwärtig Regierenden seziert, ist verdienstvoll. Denn gedankliche Klarheit ist eines der Mittel, das gegen den Wortnebel, die Begriffsentleerungen und vermeintlich moralische Erpressungen helfen kann. 

Übrigens ist inzwischen sogar unsere, von mir gern so apostrophierte, "Dorfzeitung" überraschend mutig geworden, siehe dieses Interview mit ihm.  

Vor allem aber nachfolgend das Video eines Interviews von Roland Tichy. 

Stichworte: 

Meinungsfreiheit; offenes Agieren unterhalb der Strafbarkeitsschwelle; Umgehen des Zensurverbots; neue Kunstbegriffe wie „Delegitimierung des Staates“ und „menschenverachtende Hetze“; verbotene Wortbegriffe als Wortverbrechen, verfolgtes Sprechhandeln außerhalb des Strafrechts, der Begriff Globalisierung wird auch von Rechtsextremisten benutzt, darum ist er antisemitisch; der Begriff Islamisierung wird auch von Rechtsextremisten...; bestimmte Worte, die einen Zustand beschreiben, den die Regierungsparteien verursacht haben, werden als toxisch markiert, so werden den Menschen die Worte weggenommen und Alternativbegriffe zielsicher ebenso stigmatisiert.

Meinung ist links oder wenigstens Mainstream, alles andere ist Haß und Hetze; neuer Demokratiebegriff der progressiven Demokratie, alles andere ist antidemokratisch; Grundgesetz kennt deutsche Staatsangehörige und deutsche Volkszugehörige, verfassungsfeindlich wird es erst, wenn ersteren die gleichen Rechte abgesprochen werden; Die Opposition hat in einer Demokratie die Aufgabe, die Regierung zu delegitimieren; der Verfassungsschutz gefährdet die Demokratie; Menschen werden bewußt im Unklaren darüber gelassen, was strafbar ist und was nicht, Konkurrenzausspähung der Regierung...

Tichys Einblick: Wie der Verfassungsschutz uns Wörter verbietet

Interview mit Hans-Georg Maaßen, von hier

Aus der dem Untertext des Videos:

"Das Verbot des Magazins Compact... ist ein Symptom für die nicht demokratisch legitimierte Ausweitung der Kompetenzen des Inlandsgeheimdienstes. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), so sein früherer Präsident... Hans-Georg Maaßen, sollte sich wieder auf die ursprüngliche und im Gesetz festgelegte Aufgabe zurückziehen: Die Bundesregierung und den Bundestag über Spionage und Gefährdung der Freiheitlich demokratischen Grundordnung zu informieren."

Es sei aber nicht Aufgabe des BfV die Sprache zu kontrollieren und der Bevölkerung Begriffe und Wörter durch Stigmatisierung wegzunehmen und damit zu verhindern, dass Probleme wie Migration und zunehmende Kriminalität überhaupt angesprochen und thematisiert werden.

Es würden willkürlich Begriffe aus der Alltagssprache oder der politischen Debatte herausgegriffen und behauptet, ihre Verwendung sei verfassungsfeindlich. "'So werden uns die Wörter weggenommen'."




Berliner Dom, Photo von hier


Berlin, Mitte, Spreeinsel, Am Lustgarten: Berliner Dom, 


Zur Erholung habe ich eine kleine Bildstrecke eingestreut. Herr Roloff (dessen letzte Predigt hier nachzulesen wäre), besucht gerade die Reichshauptstadt und hatte diese Bilder geteilt bzw. meine Suche angeregt.



Berliner Dom, Altar, Photo von hier

Blick in die Kuppel des Berliner Doms, Photo von hier



Neoclassical Decorative Medallion. 19th.century. gilt wood, von hier

Und um mit einer freundlicheren Note zu enden, und zwar über etwas, das mir das Unbewußte in seinen ausufernden, diesmal nicht Albträumen, sondern erbauenden Imaginationen letzte Nacht gewährte.  

Es war tatsächlich ein Bau, ein weitläufiger, dem Publikum geöffneter Palast, der in meinem Traum in Potsdam angesiedelt war, obwohl derlei so dort nicht vorhanden ist und auch gar nicht zum Charakter des Ortes passen würde. Barock, jedenfalls den Formen nach, immer großformatig, aber unregelmäßig über und nebeneinander getürmte Gebäudeteile. 

Alles im Traum war plastisch und detailliert ausgeführt, bis in die unterschiedlichen Stimmungen hinein, die Raumaufteilungen, Ornamente und so fort. Einige Orte waren recht obskur, so etwa ein Kuriositätenkabinett über Menschenfresser in Norwegen (??), aber das meiste war einfach nur prachtvoll und schön.

Ich hatte eine Mappe mit Kunstdrucken erworben und bemerkte, daß einige Blätter offenkundig herausgerutscht waren. Also begann ich, zunehmend angestrengt und verwirrt, den mühselig verwinkelten Rückweg, um sie wiederzufinden. Vorbei etwa an einem Saal mit imposanten goldgerahmten Gemälden von herrschaftlichen Gestalten, auf die ich bei meiner nervösen Suche nur einen flüchtigen Blick warf.

Schließlich entwich ich nach draußen, um nach einem anderen Eingang zu suchen. Ich wandte mich nach links, da dort das machtvolle Gebäude eine runde Begrenzung aufwies, die von rot blühenden ausgedehnten Büschen umgeben war. Ich folgte der Biegung, sah im ferneren Hintergrund zwei Kirchtürme, der eine bereits wiederhergestellt, der andere eingerüstet. Als ich die Seite umschritten hatte, erblickte ich eine Frau, die rote Blütenblätter von einem Balkon warf.

Mir einen Reim auf Derartiges zu machen, habe ich lange aufgegeben. Vielleicht, daß wir an einem größeren, auch kulturellen Bewußtsein teilhaben können, wenn wir offen sind. Aber das allein kann es nicht sein. Aber warum nicht etwas Erbauliches und Erfreuendes mitzuteilen suchen.

John William Waterhouse, The Soul of the Rose (1908), von hier

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