Donnerstag, 29. Juli 2010

Über den Seelenfrieden



Ich gestehe, der heutige Tag war eher unerfreulich, und das nicht nur, weil ich meinen überfälligen Bach-Beitrag nicht fertigzustellen vermochte. Aber bevor wir uns mit den Untiefen der menschlichen Seele beschäftigen, wollen wir lieber das Erfreuliche aufsuchen und wie sollte etwas besser unserer Seele Frieden geben als die Kunst. Unter mehreren Namen stachen mir da heute zwei hervor, der eine war der Peter Schreiers. Peter Schreier wurde am 29. Juli 1935 geboren und war ein berühmter Tenor in diesem Teil Deutschlands. Ich gestehe, ich weiß nicht, warum er mir nie wirklich sympathisch war, vielleicht erschien mir die Stimme zwar perfekt, aber zu kalt, aber ich bin auch nur ein Banause. Kürzlich habe ich einiges von ihm neu gehört und mein Respekt wächst. Dieses erste Stück ist recht kurios, er singt als 14jähriger aus Bachs Johannes-Passion etwas Tiefernstes - "Es ist vollbracht" – in unüberhörbarem Sächsisch, und wenn ein Dialekt für das Erhabene denkbar ungeeignet ist, dieser gehört unzweifelhaft dazu.



Dies ist aus dem Ende der Matthäuspassion und ich glaube, Schreiers Evangelist, der einen beträchtlichen Teil seines Ruhms ausmacht, ist bis heute unerreicht, wie überindividuell abgelöste rein menschliche Expression. Ich bringe die letzten 4 Stücke dieser Aufnahme von Karl Richter mit dem Münchener Bach Orchester, wer weiß, wie lang dies in diesem vergänglichen Medium bestehenbleibt..







Unser Beitrag wird ein etwas merkwürdiges Ende nehmen, ich bin vermutlich kaum verdächtig, irgendeiner Revolutionsromantik anzuhängen. Mikis Theodorakis war der andere Name, der mir auffiel, geboren am 29. Juli 1925, er wurde früher in diesem Teil Deutschlands sehr popularisiert. Aber lassen wir das einmal beiseite. Ich weiß nicht, wann ich begonnen habe, ihn trotzdem zu mögen, vielleicht hing es mit meiner Wertschätzung von Odysseas Elytis zusammen, den er vertont hat, wie auch immer.




4 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

" … wenn ein Dialekt für das Erhabene denkbar ungeeignet ist, dieser gehört unzweifelhaft dazu." LOL

I must say, if you hadn't alerted me, I would not have noticed anything unusual in Schrier's "Es Ist Vollbracht." The only thing I could detect that sounded unusual to these untutored ears was in "Der Held aus Juda siegt mit Macht, und schließt den Kampf." There the a's seemed to tend toward ä's. I suppose there is more that is noticeable to a non-Saxon, just as a northern American can detect southern regionalisms which would sound normal to a foreigner.

For many years WGBH had a morning host named Robert J. Lurtsema, who played a Bach Cantata everySunday morning. (He played them numerically following the Schmieder catalogue, not liturgically, so that all would get equal time, and he included the secular cantatas.) Often, he used performances in which Peter Schrier was the tenor, and I can still hear him singing, "Ergieße dich reichlich, du göttliche Quelle." The St. Matthew Passion from which you have given excerpts was broadcast on television a number of years ago. It was my first experience of the whole work, I think, and it was astounding (in a good way).

I understand what you mean about Schrier's voice seeming too cold, but he is still my image of the Bach tenor because of the long-standing familiarity.

I hope you're not disappointed that I didn't write this in German, but it would have taken me well over an hour to put it in German. Even English took nearly a half hour.

MartininBroda hat gesagt…

Joe, dies war einer der Kommentare auf die ich noch nicht geantwortet hatte, und dies tut mir wirklich leid. Entschuldige bitte, da du gerade dein Deutsch aufpolierst, die Antwort also in Deutsch.

Ja, die Dialektfärbung ist deutlich und hat etwas unfreiwillig Komisches, er hat sich das später ziemlich wegtrainiert.

Schreier wird sicherlich als einer der besten Bach-Tenöre aller Zeiten in Erinnerung bleiben, seine Stimme hat manchmal eine geradezu stählerne Klarheit, es ist schwer, einen anderen Evangelisten von vergleichbarer Wirkung zu finden.

Und natürlich lebt so eine Stimme auch von der Ensemble-Wirkung, wenn sie mit anderen Stimmen gänzlich anderen Charakters, aber von hohem Rang zusammentritt.

Wegen des letzten Satzes habe ich jetzt natürlich ein schlechtes Gewissen, ich weiß nicht, ob ich eines Kommentars würdig bin, der zum Schreiben eine halbe Stunde benötigt. :-)

naturgesetz hat gesagt…

Kein schlechtes Gewissen, bitte. Das tut mir Leid. Ich wollte nur bemerken, daß ich immer langsam und sorgfältig schreibe — was auf Englisch "wordsmith" heißt. Jedoch trotz allen Sorgen gibt es manchmal Mißverständnisse.

MartininBroda hat gesagt…

Nicht wundern, daß ich darauf erst jetzt antworte, ich schaue gerade nach unbeantworteten Kommentaren; ich habe keinen Zweifel daran, daß du deine Kommentare sehr sorfältig schreibst und bin für jeden aufrichtig dankbar :-)