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Freitag, 5. November 2021

Zwischendurch - Barock

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Die Welt


WAs ist die Lust der Welt? nichts als ein Fastnachtsspiel /

So lange Zeit gehofft / in kurtzer Zeit verschwindet /

Da unsre Masquen uns nicht hafften / wie man wil /

Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.


Es gehet uns wie dem / der Feuerwercke macht /

Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;

Man schaut wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht /

Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.


Wir Fluchen offt auf dis was gestern war gethan /

Und was man heute küst / mus morgen eckel heissen /

Die Reimen die ich itzt geduldig lesen kan /

Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.


Wir kennen uns / und dis / was unser ist / offt nicht /

Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen /

Man merckt / wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht /

Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.


Was ist denn diese Lust und ihre Macht und Pracht?

Ein grosser Wunderball mit leichtem Wind erfüllet.

Wohl diesem der sich nur dem Himmel dienstbar macht /

Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.“


Paul Fleming

An sich


Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,

weich keinem Glücke nicht, steh' höher als der Neid,

vergnüge dich an dir und acht' es für kein Leid,

hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.


Was dich betrübt und labt, halt Alles für erkoren,

nimm dein Verhängnis an, lass' Alles unbereut.

Tu, was getan muss sein, und eh' man dirs gebeut.

Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.


Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke

ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an,

dies Alles ist in dir. Lass deinen eiteln Wahn,


und eh' du förder gehst, so geh' in dich zurücke.

Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,

dem ist die weite Welt und Alles untertan.


nachgetragen am 22. November

Samstag, 20. Februar 2021

Marginalia


Selbst Schnecken können eigensinnig sein. Das Bild oben ist tatsächlich Zeugnis einer kuriosen "Wanderung". Im Herbst schlich sich eine kleine Schnecke durch das offene Fenster und nahm eine offenkundige Überwinterungsposition direkt daneben ein. 

Kürzlich fiel sie dort aber ab und da ich sie hinüber wähnte, landete sie mit ordinärem Schmutz, abgefallenen Blättern etc. erst auf der Schaufel und dann in der einschlägigen Porzellanschüssel im Bad. Als mir dabei ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet, daß ich wie immer schon wieder zu spät sei, unterblieb die reinigende Flut. Und als ich zurückkam, sah ich eine höchst lebendige Kreatur das Terrain erkunden. Ich fischte sie also von demselbigen und setzte sie in einen Blumenkasten, wenig später war sie nicht mehr auszumachen und heute entdecke ich sie an ziemlich haargenau derselben Stelle, von wo sie abgefallen war, mit allenfalls einem Zentimeter Differenz (ich hatte schon einmal Bilder gemacht). Merkwürdig.



Die holprichten Verse, die da unter das Bild mit Tinte geschrieben sind, lauten wie folgt:

Die göttlich Majestät nicht ganz erkannt mag werden

Dann an seinem Geschöpf im Himmel und auf Erden,

Zu sehen in die Sonn unser Augen nicht tügen

Im Wasser wir zum Teil den Schatten sehen mügen.


Ich fand sie in einer Einführung in die Barocklyrik als Beispiel für Emblemata. Um es für mich ein wenig zu glätten, dachte ich mir nachfolgende Variante aus:

Die göttlich Majestät nicht ganz erkannt kann werden,

An sein' Geschöpfe nur im Himmel und auf Erden,

Zu sehen in die Sonn' die Augen nicht ertragen,

So können wir den Schein im Wasser nur befragen.


Nur um erleichtert festzustellen, in einem anderen Druck gibt es offenbar vom Autor (Julius Wilhelm Zincgref, Emblematum ethico-politicorum centuria) selbst eine deutsche Fassung, die meine Verbesserung weit in den Schatten stellt. Aber zu den Marginalien paßt das Ganze.


Julius Wilhelm Zincgref

MONSTRATUR IN UNDIS


Begehrest Du zu seh'n den Glanz der heißen Sonnen?

Das kannst Du besser nicht als in dem Fluß und Bronnen.

So mag der große Gott auch nur erkennet werden

An seiner Hände Werk im Himmel und auf Erden.



Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Ermahnung zur Vergnügung


Ach was wollt ihr trüben Sinnen

Doch beginnen!

Traurig sein hebt keine Not,

Es verzehret nur die Herzen,

Nicht die Schmerzen,

Und ist ärger als der Tod.


Dornenreiches Ungelücke,

Donnerblicke,

Und des Himmels Härtigkeit

Wird kein Kummer linder machen;

Alle Sachen

Werden anders mit der Zeit.


Sich in tausend Tränen baden

Bringt nur Schaden,

Und verlöscht der Jugend Licht;

Unser Seufzen wird zum Winde;

Wie geschwinde

Ändert sich der Himmel nicht!


Heute will er Hagel streuen,

Feuer dräuen;

Bald gewährt er Sonnenschein,

Manches Irrlicht voller Sorgen

Wird uns Morgen

Ein bequemer Leitstern sein.


Bei verkehrtem Spiele singen,

Sich bezwingen,

Reden was uns nicht gefällt,

Und bei trüben Geist und Sinnen

Scherzen können,

Ist ein Schatz der klugen Welt.


Über das Verhängnis klagen

Mehrt die Plagen,

Und verrät die Ungeduld;

Diesem, der mit gleichem Herzen

Trägt die Schmerzen,

Wird der Himmel endlich hold.


Auf O Seele! du mußt lernen

Ohne Sternen,

Wenn das Wetter tobt und bricht,

Wenn der Nächte schwarze Decken

Uns erschrecken,

Dir zu sein dein eigen Licht.


Du must dich in dir ergötzen

Mit den Schätzen,

Die kein Feind zunichte macht;

Und kein falscher Freund kann kränken

Mit den Ränken,

Die sein leichter Sinn erdacht.


Von der süßen Kost zu scheiden,

Und zu meiden,

Was des Geistes Trieb begehrt,

Sich in sich stets zu bekriegen,

Und zu siegen,

Ist der besten Krone wert.

Donnerstag, 18. April 2013

Was unsern Geist erfreut / Entspringt aus Gegenwärtigkeit



Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
                 
 WO sind die Stunden
Der süßen Zeit, 
Da ich zuerst empfunden 
Wie deine Lieblichkeit
Mich dir verbunden?
Sie sind verrauscht, es bleibet doch dabei,
Daß alle Lust vergänglich sei.

Das reine Scherzen,
So mich ergötzt,
Und in dem tiefen Herzen
Sein Merkmal eingesetzt,
Läßt mich in Schmerzen,
Du hast mir mehr als deutlich kund getan,
Daß Freundlichkeit nicht ankern kann.

Das Angedenken
Der Zucker-Lust
Will mich in Angst versenken.
Es will verdammte Kost
Uns zeitlich kränken,
Was man geschmeckt und nicht mehr schmecken soll,
Ist Freuden-leer und Jammer-voll.
                  
Empfangne Küsse,
Ambrierter Saft,
Verbleibt nicht lange süße
Und kommt von aller Kraft;
Verrauschte Flüsse
Erquicken nicht. Was unsern Geist erfreut,
Entspringt aus Gegenwärtigkeit.

Ich schwamm in Freude,
Der Liebe Hand
Spann mir ein Kleid von Seide,
Das Blatt hat sich gewandt,
Ich geh' im Leide,
Ich wein' itzund, daß Lieb und Sonnenschein
Stets voller Angst und Wolken seyn.

Ich habe hier fast alles an den gegenwärtigen Sprachgebrauch angepaßt, aber das allerletzte Wort mußte ich dann doch so stehenlassen, eine kleine Laune. „Verrauschte Flüsse / Erquicken nicht. Was unsern Geist erfreut / Entspringt aus Gegenwärtigkeit.“ Unser Dichter weist sie also ab, die faden Freuden der Erinnerung, in einem Gedicht des Erinnerns. Und verhilft beiden zu ihrem Recht, dem Augenblick, in dem wir leben, und dem Gemüt, das zurückschaut.

Die Dichter des Barock wollten nicht ihr zufälliges Selbst nach außen kehren, sondern Zustände des Menschlichen gültig beschreiben. Es ist also müßig zu fragen, ob und inwieweit Hoffmannswaldau aus persönlichem Erleben spricht, zudem tritt er gern „galant“ und unterhaltsam auf, nicht immer, aber gerade diese Seite ist ihm dann in späteren, ledern - ernsteren Zeiten vorgehalten worden,  als„seicht“, gar „schlüpfrig“. 

Prof. Gottsched meinte, er habe zusammen mit Lohenstein durch „regellose Einbildungskraft“, „geilen Witz und ungesalzenen Scherz“ (was immer letzteres bedeuten soll) der deutschen Dichtung nur Schande gebracht. Dabei war sie alles andere als regellos, es waren halt andere als die der nüchternen Frühaufklärer und nachfolgenden Langweiler.

Ich will jetzt nicht mit einem Exkurs über Barock-Lyrik langweilen, eine hochkomplexe Angelegenheit übrigens, vielleicht später einmal. Über Hoffmannswaldau habe ich mich schon mehrfach ein wenig  ausgelassen, nur nebenbei bemerkt. „Alle Sachen / Werden anders mit der Zeit.“ „Auf O Seele! du mußt lernen... / Dir zu sein dein eigen Licht.“ „Sich in sich stets zu bekriegen / Und zu siegen / Ist der besten Krone wert.“ (aus: „Ermahnung zur Vergnügung“).

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau starb am 18. April 1679, daher diese kleine Nachtrag.
nachgetragen am 21. April


Mittwoch, 18. April 2012

Reminiszenzen

Mitunter überläßt man seine Bücher besser weiter den Spinnweben, denn kaum beginnt man milder über das Papsttum zu denken, liest man wieder von Jakob von Cahors oder Benedetto Caëtani (wie letzterer etwa sich vor Kardinälen und Bischöfen abwechselnd in päpstlichen Gewändern und in denen eines Kaisers zeigte und dabei rief: "Ego sum Caesar, ego imperator", und daher einen zweiten Kronreif in die Tiara einfügte). So daß man manchmal, wenn es sehr spät ist und man bereits sehr müde, sich verwundert, wie das Papsttum überleben konnte, wo es doch offensichtlich über lange Zeit von Dämonen verwaltet wurde, ein Wunder in der Tat. Tun wir dies alles für heute beiseite.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau starb am 18. April 1679, und mir ging auf, wenn man auf ihn als den Begründer eines „galanten Stils“ herabsieht - zu seinen Lebzeiten verlor Deutschland nahezu alles an Geist, Gesittetheit und das, wofür ein starker Begriff fehlt - Kultur? - das klingt inzwischen fast zu banal, in diesem selbstmörderischen langen Krieg. Manchmal steht sogar hinter scheinbarer Oberflächlichkeit schon wieder soviel Sieg über den Tod. Dieses Gedicht befindet sich mit seiner Übersetzung schon länger hier, wie sind halt in der Stimmung. Und ich weiß, dies ist nicht einmal ein halber Post, aber manchmal hat man eben seinen müden Tag.

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Vergänglichkeit der Schönheit

Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen,
Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand,

Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand,
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen.
Das Haar, das itzund kann des Goldes Glanz erreichen,
Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.

Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden,
Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden,
Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.

Dies und noch mehr als dies muß endlich untergehen.
Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen,
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.


Transitory Beauty

Pale Death, with his cold scythe-like swaying hand
will stroke your breasts with bony-knuckled time;
your coral-red delicious lips will rime,
your shoulders' clement snow shall run cool sand.

Your eyes' sweet lightning-flashes, your hands' strength -
these conquerors shall yield to Time's taut grip;
the years and days shall finally unslip
your hair from its bright gold attaining length.

Your well-appointed foot, your charming ways,
Will part be dust, and nil and nought in part:
No more prostration at your splendour's shrine.

All this, and more, must end in dead decays;
Nothing can last forever, but your heart -
Created in the deepest diamond mine.
© trans. Michael Haldane

Sonntag, 18. April 2010

Hoffmannswaldau &



Auch weil der verehrte Prof. Aue einige originelle Nachdichtungen zu Christian Hofmann von Hofmannswaldau verfertigt hat, auf die er mich kürzlich hinwies und die ich längst hier anbringen wollte (er hat sie wirklich geradezu liebevoll präsentiert, man findet sie unter diesem Link), hatte ich seit Tagen das dringende Bedürfnis, einmal etwas außer der Reihe zu diesem Dichter zu schreiben, um dann, als ich dies heute endlich in Angriff nehmen wollte, darüber zu stolpern, daß er am 18. April 1679 starb.

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Grabschrift [Nr. 50]
Eines Mohren

Kein Europäer soll die schlechte Grabschrift lesen
Und lachen, daß ich schwarz und nackend bin gewesen.
Ich trug der Mutter Bild, dich kleidet Bock und Kuh:
Du bist mehr Vieh als Mensch, ich war mehr Mensch als du.

Epitaph [No. 50]
of a black man

No White shall read this poor obituary
and laugh, because no gown, but naked skin I carry;
I carry Mother's skin, you those of goat and cow:
Thou art more beast than Man; I've been more Man than thou!

In der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB - Leipzig 1880), findet sich über Christian Hofmann von Hofmannswaldau eine „Würdigung“, die ich in Auszügen wiedergeben will, weil sie sehr bezeichnend anzeigt, wie das 19. Jahrhundert über das Barock dachte, und wie im Spiegel gewinnen wir zugleich ein Bild von der Mentalität dieses Jahrhunderts.

"H. hatte sich zwar auch "die Sprachreinlichkeit eines Opitz zur Richtschnur gewählt, bestrebte sich jedoch über diese hinaus, seiner Schreibweise größere Leichtigkeit, Glätte und Fluß zu geben; er gedachte den majestätischen Stil in einen lieblichen überzuführen, und darum wurden Ovid und Marini seine Vorbilder…er legte nur Werth auf treffenden Ausdruck des Gedankens, geistreiche Erfindungen, 'kräftige Beiwörter und andere mit Verstand angewendete Kleinigkeiten', d.h. wol künstliche Bilder und Vergleiche und schlagende Antithesen. Nun ist freilich nicht zu leugnen, daß er zuweilen auch recht unedle und häßliche Bilder braucht, oft Mißgriffe mit geschmacklosen Ausdrücken thut, statt kräftiger süßliche Beiwörter wählt, im allgemeinen aber ist seine Sprache blühend und gefällig und bahnt von dem überstiegenen Pathos des Gryphius den Weg zu der Geschmeidigkeit Günther's und Hagedorn's, den zunächst freilich noch die Uebertreibungen thörichter Nachahmer mit widerwärtigem Schwulst und Unnatur verdeckten."

Wie unschwer zu erkennen, will man doch noch so etwas wie eine Gesamtwürdigung widerwillig zustande bringen, die nicht völlig vernichtend ist. Aber dann bricht es heraus:

"Tiefere Ideen darzustellen, ethische Wirkungen zu erzielen, daran liegt ihm nichts, nur artige Spiele des Witzes und der Phantasie hat er im Sinne, und da diese sich eben auf dem Boden der Liebe am lieblichsten aufführen lassen, betritt er diesen allein, indem er seine Phantasie jedes Zügels entledigt. Die allerunzweideutigsten Schilderungen sinnlicher Liebe, ihre Erregungen und Genüsse werden ohne Scheu und oft kaum verhüllt dargestellt. Reine, edle und wahre Herzensneigung kennt er gar nicht, alles läuft zuletzt auf gemeine Wollust hinaus, wofür ihm die üppigsten Bilder und grellsten Farben zu Gebote stehen."

"So fällt es ihm hauptsächlich zur Last, unserer Poesie ein fremdes Reis eingeimpft zu haben, das ihr stets zur Schmach gereichen wird, zumal dasselbe durch den Unverstand und die Schamlosigkeit eines Theils der Gebildeteren unserer Nation, wenn auch nur kurze Zeit zu Erzeugnissen der frechesten Unsittlichkeit getrieben wurde."

Da haben wir den eigentlichen Stein des Anstoßes. Jedenfalls in Deutschland war mit dem Siegeszug des Bürgerlichen und dem Zurückdrängen jeder aristokratischen Kultur, kulminierend im 19. Jahrhundert, eine verklemmte und unaufrichtige „Moralität“ vorherrschend geworden, für die jemand wie Hofmannswaldau geradezu einer Kriegerklärung an ihre Sittlichkeit gleichkam. Da man aber seine Vergangenheit auch wiederum schätzte bzw. oftmals wohl mehr zur Selbststilisierung brauchte, kamen solche gewundenen Wertungen heraus. Man sieht förmlich, wie sich der Autor des Lexikons dabei krümmte. Das Künstliche, den „Schwulst“ hätte man vielleicht noch gerade so hingenommen, aber diese Dichtung ist „schamlos“! Also steht am Ende zwangsläufig der Verriß.

Dem Bürgerlichen haftet immer auch etwas Beschränkt-Vereinfachendes an, also hat man eine selbstverständliche Aversion gegen die zügellosen Erfindungen und kühnen Phantasien des 17. Jahrhunderts. Eine Kuriosität am Rande, bei Hofmannswaldau hat sich das meiste an Abenteuern wohl im Kopf zugetragen, in seinem äußeren Leben war er nüchtern, tüchtig, grundehrbar und dafür hochgeachtet. Dennoch ist er der Hauptvertreter der „galanten“ Richtung des Barock, und die stellte nun einmal, aus schon erwähnten Gründen, später ein besonders rotes Tuch dar.

Bevor jemand meinen kurzen Ausflug in die Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts für zu konstruiert hält, als Beleg und letztes Zitat etwas von Heinrich Kurz aus seiner „Geschichte der deutschen Literatur“, Leipzig 1888:
„Nun ist es begreiflich, daß er seine Muster nicht mehr, wie Opitz, bei den steifen, aber züchtigen Niederländern [die waren ja auch Calvinisten – eigene Anmerkung], sondern bei den frivolen Italienern suchte, und unter den Römern nicht mehr, wie jener, den ernsten, rhetorischen Seneca, sondern den muthwilligen, von sinnlicher Glut erfüllten Ovid nachahmte. Dadurch traf er zugleich den Ton, der an den Höfen und unter den Vornehmen herrschte, bei welchen die Sittenlosigkeit auf einen schaudererregenden Grad gestiegen war, und es wird leicht erklärlich, warum seine Gedichte so außerordentlichen Beifall fanden…“



Mein wohlseyn such ich im verderben.
Ihr guten freunde / gute nacht /
Der wunsch sey euch von mir vermacht /
Mein leben mag mein feind ererben.

Dies sind die letzten Worte aus dem „Verzweifflungs-gedichte“, das man im Ganzen hier nachlesen mag oder auch in der Interpretation des nachfolgenden Videos anhören. Nein, ihm zu unterstellen, er habe keinen tieferen Gedanken gehabt, ist reichlich albern, eher ist es so, daß hinter mancher gefälligen Oberfläche ein Abgrund wartet, in den mit hinabzusteigen, man sich erst einmal trauen muß.


Alexander Nitzberg rezitiert:
Christian Hofmann von Hofmannswaldau, "Verzweifflungs-gedichte"
hier gefunden

Freitag, 5. März 2010

Beiläufiges


Jake Walden, "For Someone"
hier gefunden, und hier findet sich seine Website

Heute sagte mir jemand, mein Blog sei langweilig geworden, und ich habe das Gefühl, er hat nur zu recht, vermutlich zu viele Hemmungen u.a. Wie auch immer, ich weiß im Moment nicht einmal mehr, wer mich auf Jake Walden aufmerksam machte, aber da ich ihn in den letzten Tagen oft genug gehört habe, sollte ich ihn hier wohl auch anbringen.

Und dann hatte ich heute etwas über Barock-Lyrik zu verfertigen, es hat etwas, einen Gegenstand von Bedeutung wirklich zu mögen, den man fast für sich allein hat. Und darum finden sich anschließend ein paar der „Poetischen Grabschriften“ von einem meiner Lieblingsdichter, nämlich Christian Hofmann von Hofmannswaldau:

Opitzens

Mich hat ein kleiner Ort der deutschen Welt gegeben /
Der wegen meiner wird mit Rom die Wette leben.
Ich suche nicht zu viel / ich bin genug gepriesen /
Daß ich die Venus selbst im Deutschen unterwiesen.

Grabschrift Henrici IV, Königs in Frankreich

Ich bin durch Schimpf und ernst zu meinem reiche kommen /
Ein unerhörter Mord hat mir es weggenommen.
Was half mich / was ich lieb? was half / was ich getan?
Nachdem ein Messer mehr als eine messe kann.

General Wallensteins

Hier liegt das große Haupt / so itzt wird ausgelacht;
Viel wissen mehr von mir / als ich jemals gedacht.
Doch wußt ich / daß ein Stein nicht leicht ein Stern kann werden /
Ein Stein / wie hoch er steigt / fällt endlich zu der erden.

Mariae Magdalenae

Hie ruht das schöne Haupt / hie ruht die schöne Schoß /
Aus der die Liebligkeit mit reichen Strömen floß.
Nach dem dies zarte Weib verließ den Huren-Orden /
So sind die Engel selbst derselben Buhler worden.

Leanders

Die Liebe war mein Licht bei schwartz-gewölckter Nacht /
Das Feuer so ich trug bestritt der Wellen Macht.
Ich fiel in Nereus Reich / es ist mir nicht gelungen /
Es hat die große Flut die große Glut bezwungen.

Eines Alchimisten

Ich war ein Alchimist / ich dachte Tag und Stunden /
Auf eine neue Kunst des Todes frei zu sein /
Dies was ich stets gesucht / das hab ich nicht gefunden /
Und was ich nicht gesucht / das stellt sich selbsten ein.

Grabschrift eines Lasterhaften

Die Leber ist zu Wien! Das Glied zu Rom geblieben!
Das Herz in einer Schlacht! und das Gehirn an Lieben!
Doch daß der Leib nicht ganz verloren möchte sein
so legte man den Rest hier unter diesen Stein.

Eines Bastard-Kindes

Wo meine Mutter liegt / da bin ich auch begraben /
Ich wollte nächst bei ihr mein Leichbegräbnis haben /
Nicht unlieb hätt' ich mich zum Vater hinverfügt /
Ich wußte wo er lag / und weiß nicht wo er liegt.

Eines Sklavens

Im Leben war ich Knecht / im Tode bin ich frei /
Es brach des Todes Band die Fessel leicht entzwei;
Die Ketten flecken nicht / ich kannte mein Geblüthe /
Ich starb ein Knecht durch Zwang mit nichten von Gemüte.

Eines Hornträgers

Zwei Hörner liegen hier in dieser Gruft begraben /
Nicht dencket / daß ein Bock hier wird die Ruh‘statt haben.
Hier ruht ein guter Mann / der Hörner hat bekommen /
Nach dem ihm die Natur das Stoßen hat benommen.

Grabschrift auf den Leichen-stein einer Freundin

Ein Stern der Tugenden / die Sonne dieser Stadt /
Ein Engel / wenn man will den nahmen recht erwägen /
Ein Licht / so in der Welt mit Lust geschienen hat /
Muß sich dem Tode nun zu seinen Füßen legen.
Mein Leser / lies doch recht / was ich dir kund getan;
Ich habe viel gesagt / noch aber mehr verschwiegen;
Wo hier Stern / sonne / licht und Engel wohnen kann /
So muß der Himmel ja in diesem grabe liegen.

Grabschrift eines Schlafsüchtigen

Hier liegt ein fauler Leib, der aus dem Tage Nacht
und aus dem Leben Tod durch Schlafen hat gemacht.
Aus allzu großer Furcht, daß man ihn noch erwecket
so hat er sich hierher in dieser Gruft verstecket.

Grabschrift eines Mohren

Kein Europäer soll die schlechte Grabschrift lesen
und lachen, daß ich schwarz und nackend bin gewesen.
Ich trug das Mutterkleid, du trägst die Haut der Kuh,
du bist mehr Vieh als ich, ich war mehr Mensch als du.

Ach so, ich werde wohl in den nächsten Tagen einiges von meinigen halbfertigen Posts nachtragen.

Samstag, 18. April 2009

Dies & Das & Hofmannswaldau



Eigentlich wollte ich heute nur mittels einiger Gartenbilder eine Art Lebenszeichen abgeben, um dann festzustellen, irgendwie könnte der Frühling auch ruhig schon etwas vorzeigbarer sein, jedenfalls, was diesen Garten innerhalb seiner bescheidenen Grenzen angeht.

Aber so eine kleine Verweisliste vor allem zu Gärten an entfernteren Orten zu haben, führt auch zu der Nebenwirkung einer gewissen Dankbarkeit, denn natürlich schaue ich dort mehr oder minder regelmäßig vorbei, sonst brauchte sie hier nicht zu stehen, und wenn ich etwa von einem Wintereinbruch in Neu-Mexiko lese, mit seiner sicherlich imposanteren Naturkulisse, dann doch lieber die mecklenburgische Behäbigkeit.



Manchmal denke ich bei mir selbst, wenn ich einmal länger nicht in ihm gelesen habe, deine Sympathie für Hofmannswaldau ist nur Pose, du hast dir einen entlegenen Dichter ausgesucht, den niemand kennt, nur um irgendeinen Eindruck vorzustellen,und dann, wenn ich es denn endlich wieder einmal nachgeholt habe: Nein, ist es nicht, er ist wirklich gut:

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Ermahnung zur Vergnügung

Ach was wollt ihr trüben Sinnen
Doch beginnen!
Traurig sein hebt keine Not,
Es verzehret nur die Herzen,
Nicht die Schmerzen,
Und ist ärger als der Tod.

Dornenreiches Ungelücke,
Donnerblicke,
Und des Himmels Härtigkeit
Wird kein Kummer linder machen;
Alle Sachen
Werden anders mit der Zeit.

Sich in tausend Tränen baden
Bringt nur Schaden,
Und verlöscht der Jugend Licht;
Unser Seufzen wird zum Winde;
Wie geschwinde
Ändert sich der Himmel nicht!

Heute will er Hagel streuen,
Feuer dräuen;
Bald gewährt er Sonnenschein,
Manches Irrlicht voller Sorgen
Wird uns Morgen
Ein bequemer Leitstern sein.

Bei verkehrtem Spiele singen,
Sich bezwingen,
Reden was uns nicht gefällt,
Und bei trüben Geist und Sinnen
Scherzen können,
Ist ein Schatz der klugen Welt.

Über das Verhängnis klagen
Mehrt die Plagen,
Und verrät die Ungeduld;
Diesem, der mit gleichem Herzen
Trägt die Schmerzen,
Wird der Himmel endlich hold.

Auf O Seele! du mußt lernen
Ohne Sternen,
Wenn das Wetter tobt und bricht,
Wenn der Nächte schwarze Decken
Uns erschrecken,
Dir zu sein dein eigen Licht.

Du must dich in dir ergötzen
Mit den Schätzen,
Die kein Feind zunichte macht;
Und kein falscher Freund kann kränken
Mit den Ränken,
Die sein leichter Sinn erdacht.

Von der süßen Kost zu scheiden,
Und zu meiden,
Was des Geistes Trieb begehrt,
Sich in sich stets zu bekriegen,
Und zu siegen,
Ist der besten Krone wert.

Er ist heute vor 330 Jahren gestorben, und man denkt bei sich, nur 330 Jahre, ich dachte, es wäre mehr Zeit gewesen, bei allem, was seit dem vergangen ist.

Freitag, 26. Dezember 2008

Nachträge

Ich wurde heute gefragt, ob ich denn auch an die Geburt Friedrichs II. erinnert hätte, an "daz chint von Pülle", so genannt, obwohl am 26. Dezember 1194 zu Jesi, also etwas nördlicher geboren. Glücklicherweise habe ich das aus anderem Grund kürzlich getan.

Aber etwas anderes, was gestern nicht so recht passen mochte, wäre tatsächlich nachzutragen, einer meiner Lieblingsdichter aus der verrufenen (Literatur-)Epoche des Barock, Christian Hofmann von Hofmannswaldau wurde am 25. Dezember 1616 in Breslau geboren. Nur das eine, wer diese Dichtung oberflächlich findet, mag sich den Hintergrund hinzudenken, vor dem sie geschrieben worden ist, den 30jährigen Krieg, eine der grausigsten Epochen deutscher Geschichte.


aus den poetischen "Grabschriften":

Mariae Magdalenae

Hie ruht das schöne Haupt / hie ruht die schöne Schoß /
Auß der die Liebligkeit mit reichen Strömen floß.
Nach dem diß zarte Weib verließ den Huren-Orden /
So sind die Engel selbst derselben Buler worden.

Eines Mohren

Kein Europaeer sol die schlechte Grabschrifft lesen /
Und lachen daß ich schwartz und nackend bin gewesen.
Ich trug das Mutterkleid / dich kleidet Bock und Kuh /
Du bist mehr Vieh als ich / ich war mehr Mensch als du.


Und damit wir nicht im scheinbar Frivolen ausgerechnet zu Weihnachten hängenzubleiben scheinen. Hier noch ein Verweis zur Weihnachtsbotschaft des Heiligen Vaters:

“ Gottes Sichbeugen hat einen unerhörten und vorher nicht zu ahnenden Realismus angenommen. Er beugt sich – er kommt, ganz er selbst, als Kind herunter bis in die Armseligkeit des Stalls hinein, die für alle Not und Verlassenheit der Menschen steht. Gott steigt wirklich herab. Er wird ein Kind und begibt sich in die völlige Abhängigkeit eines neugeborenen Menschenkindes. Der Schöpfer, der alles in Händen hält, von dem wir alle abhängen, macht sich klein und der menschlichen Liebe bedürftig.“

PAPST BENEDIKT XVI.
Mitternachtsmesse im Petersdom am 25. Dezember 2008

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Über die Ansehung der Welt

„Sushun war der einzige japanische Kaiser, von dem sicher bekannt ist, daß er einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Er ist auch der einzige Kaiser ohne überliefertes Grab.“

Dies las ich heute bei meinen Kalenderbeobachtungen und dachte bei mir, irgendetwas an dieser Welt läuft gründlich falsch. Die Pharaonen Ägyptens, wo sind ihre Gräber - so daß man sie als solche wiederkennen kann; dieses eher junge Reich, in dem wir bis vor kurzem gelebt haben, um es einmal so auszudrücken, sind die Gräber dieser Könige und Kaiser lückenlos auffindbar?

Da wird man natürlich etwas neidisch angesichts eines Satzes wie des obengenannten, und zum anderen eher unzufrieden mit der Dignität des Ortes, in den man geworfen wurde, aber die Zuneigung zur Barockliteratur hilft immens in solch einer Situation, da diese (im wesentlichen) Herren sehr genau wußten, wie spröde und vergänglich der Glanz der Gegenwart zu sein pflegt.


Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Die Welt.


WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.
Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.
Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust vor eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.


Die Welt.

WAs ist die Lust der Welt? nichts als ein Fastnachtsspiel /
So lange Zeit gehofft / in kurtzer Zeit verschwindet /
Da unsre Masquen uns nicht hafften / wie man wil /
Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.
Es gehet uns wie dem / der Feuerwercke macht /
Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;
Man schaut wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht /
Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.
Wir Fluchen offt auf dis was gestern war gethan /
Und was man heute küst / mus morgen eckel heissen /
Die Reimen die ich itzt geduldig lesen kan /
Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.
Wir kennen uns / und dis / was unser ist / offt nicht /
Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen /
Man merckt / wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht /
Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.
Was ist denn diese Lust und ihre Macht und Pracht?
Ein grosser Wunderball mit leichtem Wind erfüllet.
Wohl diesem der sich nur dem Himmel dienstbar macht /
Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.“

Nur so als Merkzeichen, Adolf Stoecker (geboren am 11. Dezember 1835) wäre jemand, der einige Bemerkungen lohnen würde, aber dafür wird es wohl auch noch eine andere Gelegenheit geben.

Mittwoch, 26. November 2008

Jeglicher Hahn vermeint, er lege die besten Eier.

Ich kann mich zwar nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern („Schwulst“ und in den Augen des Autors Verächtlicheres kamen mit Sicherheit vor), aber umso deutlicher an die Wirkung.

Ich war vermutlich ein Kind von 14 – 15 Jahren und fand in einem Lexikon eine mit sehr spitzen Fingern geschriebene Bewertung der barocken Dichtung (vermutlich liegt das „Buch“ noch irgendwo auf dem Dachboden, aber ich bin zu faul um nachzusehen), exakt ging es um Hofmannswaldau, und meine Reaktion war: Das werde ich lieben. Ich kannte kein Stück:


VERGÄNGLICHKEIT DER SCHÖNHEIT

Christian Hofmann von Hofmannswaldau



Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen,
Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand,

Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand,
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen.
Das Haar, das itzund kann des Goldes Glanz erreichen,
Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.

Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden,
Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden,
Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.

Dies und noch mehr als dies muß endlich untergehen.
Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen,
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.


TRANSITORY BEAUTY

trans. Michael Haldane



Pale Death, with his cold scythe-like swaying hand
will stroke your breasts with bony-knuckled time;
your coral-red delicious lips will rime,
your shoulders' clement snow shall run cool sand.

Your eyes' sweet lightning-flashes, your hands' strength -
these conquerors shall yield to Time's taut grip;
the years and days shall finally unslip
your hair from its bright gold attaining length.

Your well-appointed foot, your charming ways,
Will part be dust, and nil and nought in part:
No more prostration at your splendour's shrine.

All this, and more, must end in dead decays;
Nothing can last forever, but your heart -
Created in the deepest diamond mine.


Warum gerade jetzt Hofmannswaldau, nun Dr. Haldane war so freundlich, mir heute zu erlauben, seine Übersetzungen plündern zu dürfen, wovon ich in diesem Fall nur zu gern Gebrauch mache.

Und zu der Überschrift: Arno Holz hat ein wunderbares Büchlein namens „Des berühhmbten Schäffers Dafnis …“ geschrieben, in dem dieser Dafnis sich selbst beschreibt mit den Worten: „Dafnis / der Verfärtiger gegenwärtiger Boesie. Ich habe sie mit so großer Lust gesezzt / daß ich nicht förchte / sie werde mit meinen Hahren verschimmeln. Da ich weder ein gebohrner Schlesier / noch auß Meißßen bün / habe ich in ihrer Orthographia nichts substituirt / alß meinen natürlichen Verstand. Suum cuique Pulchrum; zu Teutsch / jeglicher Hahn vermeynt / er lege die bäste Eyer.“