Mittwoch, 18. April 2012

Reminiszenzen

Mitunter überläßt man seine Bücher besser weiter den Spinnweben, denn kaum beginnt man milder über das Papsttum zu denken, liest man wieder von Jakob von Cahors oder Benedetto Caëtani (wie letzterer etwa sich vor Kardinälen und Bischöfen abwechselnd in päpstlichen Gewändern und in denen eines Kaisers zeigte und dabei rief: "Ego sum Caesar, ego imperator", und daher einen zweiten Kronreif in die Tiara einfügte). So daß man manchmal, wenn es sehr spät ist und man bereits sehr müde, sich verwundert, wie das Papsttum überleben konnte, wo es doch offensichtlich über lange Zeit von Dämonen verwaltet wurde, ein Wunder in der Tat. Tun wir dies alles für heute beiseite.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau starb am 18. April 1679, und mir ging auf, wenn man auf ihn als den Begründer eines „galanten Stils“ herabsieht - zu seinen Lebzeiten verlor Deutschland nahezu alles an Geist, Gesittetheit und das, wofür ein starker Begriff fehlt - Kultur? - das klingt inzwischen fast zu banal, in diesem selbstmörderischen langen Krieg. Manchmal steht sogar hinter scheinbarer Oberflächlichkeit schon wieder soviel Sieg über den Tod. Dieses Gedicht befindet sich mit seiner Übersetzung schon länger hier, wie sind halt in der Stimmung. Und ich weiß, dies ist nicht einmal ein halber Post, aber manchmal hat man eben seinen müden Tag.

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Vergänglichkeit der Schönheit

Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen,
Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand,

Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand,
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen.
Das Haar, das itzund kann des Goldes Glanz erreichen,
Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.

Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden,
Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden,
Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.

Dies und noch mehr als dies muß endlich untergehen.
Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen,
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.


Transitory Beauty

Pale Death, with his cold scythe-like swaying hand
will stroke your breasts with bony-knuckled time;
your coral-red delicious lips will rime,
your shoulders' clement snow shall run cool sand.

Your eyes' sweet lightning-flashes, your hands' strength -
these conquerors shall yield to Time's taut grip;
the years and days shall finally unslip
your hair from its bright gold attaining length.

Your well-appointed foot, your charming ways,
Will part be dust, and nil and nought in part:
No more prostration at your splendour's shrine.

All this, and more, must end in dead decays;
Nothing can last forever, but your heart -
Created in the deepest diamond mine.
© trans. Michael Haldane

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