Freitag, 6. April 2012

Karfreitag


Vor etwas mehr als 30 Jahren habe ich beschlossen und seither auch eingehalten, sämtliche Fastenbemühungen auf einen Tag zu konzentrieren. Karfreitag. Und zwar vollständig. Wenn man nun annimmt, daß einen dies in eine besonders meditative Stimmung versetzen würde. Nein, mit den 30 Jahren Erfahrung, das war fast nie der Fall. Man hat einfach den ganzen Tag vor allem eins - schlechte Laune - und denkt immer wieder unverhofft an - Essen.

Aber für unseren Heiland war dieser Tag zweifelsohne ebenfalls nicht wirklich erfreulich. Also enthält diese Übung doch wieder Sinn als eine nützliche Erinnerung, indem sie das Alltägliche stört und so förmlich dazu zwingt, sich in das Leiden unseres Herrn zu vertiefen. Die Bilder sind von heute, das Frieren muß man sich hinzudenken.

Ich gehe gerade der Erinnerung an Johannes Paul II. nach, ursprünglich wollte ich an seinen Todestag erinnern, möglicherweise werde ich dies morgen nachholen. Aber bevor dies geschieht, will ich lieber Martin Luther zitieren, der über Lukas 23, 32-43 u.a. das Nachfolgende predigte:


„Der Heilige Evangelist Lukas meldet hier zwei Stücke, die sehr tröstlich sind.... Das erste ist, daß Christus, wie er an das Kreuz geschlagen und das Kreuz mit ihm aufgerichtet worden ist, kurz danach ... spricht: 'Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun'. Das andere von dem Schächer, der solches Gebet gehört, und so viel daraus gelernt hat, daß dieser Jesus Gottes Sohn und der rechte Christ sei, begehrt darum, daß er sein nicht vergessen wolle, wenn er in sein Reich komme.

Wir müssen aber vor allen Dingen dies Leiden unterscheiden von aller anderen Menschen Leiden... Denn er leidet ... nicht seinetwegen, sondern unseretwegen, daß wir dadurch von Sünde und Tod befreit werden sollen. Solches hören wir auch hier in seinen Worten, die ein jeder Christ merken, und in sein Herz, als den höchsten Schatz und Trost, einschließen sollte.“

„Darum sollst du aus solchen Gebet das lernen, daß unser lieber Herr Jesus ein Priester sei, und da am Kreuz sein Priesteramt verrichtet habe... Fragst du nun, was er für einen priesterlichen Schmuck oder Kleid habe, oder Altar, so magst du hier an das Kreuz sehen; da hängt er nackend und bloß, voller Wunden, und hat nicht einen Faden an seinem Leibe. Und dennoch richtet er sein Priesteramt auf das beste und fleißigste aus, daß er auch für seine Feinde bittet.“

„Aber solches hindert sein Amt nicht. Er opfert nicht allein seinen Leib und Leben, sondern bittet auch für die armen, unwissenden Sünder. Darum sollen wir uns über dieses Priesters und seines Amtes herzlich trösten. Denn gleichwie er leidet, also betet er auch, nicht allein für die, die damals dabei waren, und die Hände an ihn legten, und ihn an das Kreuz schlugen …, sondern auch für uns.“

„Darum sollen wir den Galgen und das Kreuz, daran Christus gelitten hat, anders nicht sehen, denn einen Altar, da Christus sein Leben opfert ... und uns mit Gott versöhnt, daß wir von Sünden frei und von dem ewigen Tode befreit werden. Denn wer die Sünde wegnimmt, der nimmt auch den Tod weg.“

„Warum tröstet man sich nicht dessen hier, daß Christus sein Leib und Leben opfert, und betet für uns, und spricht: Vater, hier bin ich, ein Mittler zwischen dir und den armen Sünden; ich sterbe für sie, ich opfere mich für sie, sei ihnen gnädig.“

„Darum laßt uns unsere Herzen auftun, und unseren Priester Christum in seinem rechten Schmuck anschauen. Mit den Augen wirst du keinen Schmuck an ihm finden; denn wie elend und jämmerlich hängt er da, das siehst du wohl. Aber siehe ihm ins Herz, da wirst du einen solchen Schmuck und Schatz finden, für den du in deinem Leben nicht genug danken kannst.“

„Denn erstens ist er geschmückt mit dem großen, herzlichen Gehorsam gegen seinen Vater, daß der ihm zu ehren sich also läßt geißeln und martern... Der andere Schmuck ist die große Liebe gegen uns, daß der Herr seines Lebens und Leidens so wenig gedenkt, sondern bedenkt nur unsere Sache und Not, bittet zuerst für uns eh er an sich selbst denkt. Wer kann solche Liebe genügend verstehen oder fassen, daß der Herr ein solches Herz gegen uns hat, so voll Feuer, daß er in seinem größten Leiden, Marter und Schmach sich stellt, als sehe oder fühle er nichts; er denkt aber, sieht und sorgt nur auf dein und mein Elend, Not und Herzeleid? Das muß doch eine große, ernste Liebe sein, daß er sich unser so annimmt, daß er seiner Gefahr, Schaden und Leiden ganz und gar vergißt. Das ist gleichwie es sich mit den Kindern verhält, daß Vater und Mutter durch ein Feuer laufen, sie zu erretten. Da ist die Liebe so groß, daß das Herz auf die eigene Not nicht denkt, und allein sich darum annimmt, wie dem Kind geholfen werden kann. Also, sehen wir, brennt unseren lieben Herrn Christus sein Herz auch, daß er durch das Leiden hindurch, wie durch ein Feuer, rennt und faßt uns in aller Liebe und Barmherzigkeit.“

„Nun wollen wir auch ein wenig die Geschichte mit den Schächer zur rechten Hand betrachten. Das ist so ein schönes Beispiel, wie man es sonst nirgends findet. Denn erstens muß man sich darüber wundern, der arme Mensch kann seine Sünden nicht leugnen... Hier hörst du, was er von sich selbst bekennt, daß er diesen Tod wohl verdient habe...

Zum anderen ist das auch ein großes Wunder, daß dieser Mensch sich durch das große Ärgernis nicht anfechten läßt, daß der ganze Rat zu Jerusalem, weltliches und geistliches Regiment, des Herrn Christi spottet und ihn lästert... In der Summe, alle Welt ärgert sich an diesem Christus, der am Kreuz hängt, und hält nichts von ihm. Denn die Jünger selbst, ob sie wohl ein Teil bei dem Kreuz standen, hatten sie doch keine Hoffnung mehr.

Allein der arme Mörder zur rechten Hand reißt durch das ganze Ärgernis hindurch, und darf Christum, der neben ihm am Kreuz hängt, einen Herrn und König nennen. Dieser straft die ganze Welt lügen, sieht nicht an, was andere Leute von ihm halten oder sagen, und ruft ihn für einen ewigen König aus. Denn so lauten seine Worte: 'Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst'. Er heißt ihn einen 'Herrn', und sagt, er habe ein 'Reich'; und begehrt, wenn er im selben Reich werde sein, daß er sein gedenken wollen... Darum glaubt er, Christus sei ein Herr eines anderen und ewigen Lebens. Das nenne ich einen großen, trefflichen Glauben und ein herrliches Bekenntnis, weil sonst alle Welt an Christus verzweifelt und nichts von ihm hält.“

„Hier gedenke bei dir selbst: Wo doch diesem Mörder so einer reichliche und klare Erkenntnis hergekommen ist, daß er Christus für einen Herrn des ewigen Lebens erkennt und ausruft, und vom wem er solches gelernt hat? Aber da ist kein Zweifel, er hat es allein aus dem Gebet, daß der Herr am Kreuz getan hat, gelernt... da faßt der eine Schächer das Wort 'Vater'. Denn auf diese Weise pflegen die Leute mit Gott nicht zu reden; Christus ist es allein, der mit Gott so reden kann, und hat es uns auch so gelehrt. Darum schließt der Schächer, daß er Gottes Sohn sei. Und weil er für die Sünder bittet, erkennt er ihn für den rechten Messias.“

„Gleichwie nun dieser Mörder am Kreuz Christum erkennt und bekennt: also will Gott auch noch heute seine christliche Kirche erhalten. Wenn auch gleich alles zu Trümmern geht, Kaiser, Könige, Papst, Bischöfe, so will doch Gott einen kleinen Haufen erhalten, die seinen Geist haben und ihn vor der Welt bekennen sollen. Wollen die Jünger, mit anderen, die mit dem Herrn Christus verwandt, nicht bekennen noch glauben, sondern aus Furcht leugnen und davon laufen: so muß ein Mörder kommen, diesen Christus bekennen, von ihm predigen, und andere Leute lehren, was man von ihm halten und warum man sich sein trösten soll; denn unser Herr Gott will Christus nicht ohne Leute lassen, sollte es gleich nur ein Dieb am Galgen, oder ein Mörder sein.“

„Darum ist dies eine tröstliche Geschichte, an der wir sehen können, was Christus für Leute hat, die sich zu ihm finden, und denen er alle Gnade beweisen will, nämlich, die Sünder sind, und ihre Sünde bekennen und um Gnade bitten; diese sollen Gnade und Barmherzigkeit finden... Darum, wer da denkt, er will in den Himmel kommen als ein Heiliger Mensch und ohne alle Sünde, der wird betrogen.“

„Darum soll man diese Geschichte für ein Beispiel halten, in der Christus mit der Tat bewiesen, was er mit seinem Leiden gesucht und erworben hat, besonders weil er einen Mörder am Galgen zum Heiligen macht, und will ihn nicht in Sünden bleiben noch verderben lassen.“

„Also wird ein ganz anderer Menschen aus ihm, und sein Tod, den er verdient hat, wird jetzt ein Gottesdienst, daß er ferner nicht mehr leidet als ein Mörder, sondern als ein rechter Heiliger. Denn er stirbt im rechten Bekenntnis und herzlichen Vertrauen auf die Gnade Gottes durch Christum, und läßt sich seine Sünde von Herzen leid sein...“

„Diesem Beispiel sollen wir folgen... Wer aber solche Gnadenpredigt mißbrauchen, von Sünden nicht ablassen, diese nicht bekennen, noch sich dieses wollte leid sein lassen will, der mag mit dem Mörder zur Linken, die Obersten der Juden und die Kriegsknechte besehen, und bedenken, was ihnen geschehen und was sie mit dem unbußfertigen Leben verdient haben. Denn willst du des Herrn Christi und seines Leidens und Gebets genießen, so mußt du des anderen Schächers Weise folgen, der seine Sünden bekennt, um Gnade bittet, und den Herrn Christum bekennt, er sei ein Herr und König des ewigen Lebens. Das verleihe uns unser lieber Herr Christus, Amen.“

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