Freitag, 15. Juli 2011

Begas

Bismarck-Sarkophag im Dom zu Berlin
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Daß er ein Schüler Christian Daniel Rauchs war, hat mich zuerst etwas erstaunt, gebe ich zu. Wie eng die Zeiten dann doch beieinanderliegen. Wenn man auf das Werk eines Künstlers wie Reinhold Begas blickt, wird man wieder einmal daran erinnert, wie sehr das letzte Jahrhundert ein Zeitalter der Verluste war.

Von dem für Bismarck vorgesehenen Grabmal im Berliner Dom existiert noch der Kopf: „ 1975 begann schließlich die Wiederherstellung des Außenbaues mit dem Abriss der Denkmalskirche, die sich als große Apsis an die Nordseite des Gebäudes angeschlossen hatte. Der Gebäudeteil hatte den Krieg unversehrt überstanden, musste aber wegen seiner Funktion als Ehrenhalle der Hohenzollerndynastie beseitigt werden. Während des Abrisses wurde Reinhold Begas' marmorne Bismarck-Statue zerschlagen. Seine Steine wurden auf ein Feld nach Berlin-Köpenick verbracht, wo sie bis heute lagern.“

Das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. vor dem Berliner Schloß war im letzten Weltkrieg merkwürdigerweise ebenso unzerstört geblieben, es wurde dann zusammen mit dem Berliner Stadtschloß beseitigt. Die damalig vorübergehend zum Zuge Gekommenen hatten vermutlich einen Heidenspaß dabei. Immerhin durften Löwen überleben, die kamen vor das Alfred-Brehm-Haus in den Tierpark. Dieser auch sonst lesenswerte Artikel vermittelt einen Eindruck davon.

Berlin, Denkmal Kaiser Wilhelm I. am Berliner Schloß, 1897
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Den Sockel des besagten Denkmals soll übrigens demnächst etwas Unsägliches zieren, ein sogenanntes Einheitsdenkmal. Aber so ist es halt mit den Dingen, man muß nur richtig hinschauen, dann weiß man mehr als man überhaupt wissen will.

Begas hatte mit seinen Denkmalen dem 2. Kaiserreich etwas von einem Glanz verliehen, der viele, die bei vergleichbaren Anlässen Beiträge liefern mußten, erblassen lassen sollte. Wenn man heute auf sein Werkverzeichnis blickt, fühlt es sich bedrückend an. Wie bereits gesagt - dieses Zeitalter der Verluste. Nicht daß davon viel im allgemeinen Bewußtsein wäre, aber von welchem Bewußtsein würden wir dann auch sprechen.

Und was ebenso beiläufig auffiel: Dieser hochgebildete, feinsinnige und hochgeachtete Künstler ist heute nahezu vergessen, auch wenn sich erstaunlich vieles von ihm unübersehbar erhalten hat, was ihn immerhin zur Fußnote in Reiseführern macht. Wir lernen: So schnell kann bedeutsam Erscheinendes wenig später zur Fußnote schrumpfen, mitunter zu Unrecht, nicht selten aber auch nicht.

Ringer (Athlet), 1888
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zu Ende geschrieben am 21. Juli

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