Montag, 4. Juli 2011

Otto von Habsburg


Hindenburg hat ihn ganz selbstverständlich mit „Eure Majestät“ angesprochen, da vertraute man noch darauf, daß die Dinge bald wieder in Ordnung geraten würden, es war ja auch noch nicht so lange her, daß alles durcheinander geriet, nun ist dieser lange tot; wir aber warten und warten. Und jetzt ist auch der andere Beteiligte dieser Gespräche dahingeschieden.

Otto von Habsburg, ältester Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn ist gestorben, im 99sten Jahr. Man hatte mir vor 21 Jahren gesagt, „Kaiserliche Hoheit“ wäre angemessen, als ich mit ihm zu Tisch sitzen durfte, ich war jung und weit zu wenig gebildet. Selbstredend ist es unangemessen, in einem solchen Moment von sich selbst zu sprechen, ich ringe einfach mit meinen Gedanken, das ist alles. Sein Vater, der selig gesprochene Kaiser Karl starb am 1. April 1922, es wäre eine unglaubliche lange Regierungszeit gewesen.

„Wir haben unsre Zuflucht dazu genommen, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung“, lese ich heute unter der Losung in Hebräer 6,18.

Welches ist die angebotene Hoffnung? Oder haben wir außer unserem Herrn nichts hier?

Ich hatte kürzlich begonnen, ein paar Gedanken über die Monarchie als solcher aufzusuchen, die gehören hier nicht her, ich weiß…, angefangen hatte ich mit Aristoteles, der bei allen Einsichten nicht weiterhalf, denn er schien innerlich so unentschieden:

„Ziel des Staates ist also das edle Leben, und jenes andere ist um dieses Zieles willen da… Man muß also die politischen Gemeinschaften auf die edlen Handlungen hin einrichten und nicht bloß auf das Beisammenleben.“

„Denn alle haben es mit irgendeiner Gerechtigkeit zu tun, aber nur bis zu einem gewissen Grade und nicht mit der ganzen und eigentlichen Gerechtigkeit. So scheint etwa die Gleichheit gerecht zu sein, und sie ist auch, aber nicht unter allen, sondern nur unter den Ebenbürtigen.“
Aristoteles, "Politik", Drittes Buch

Nach Christus sind die Dinge anders, fand ich, immer noch Aristoteles lesend, dann. Das Königtum verlor in der Begegnung mit Christus gewissermaßen das rein Technische, von dem Aristoteles wußte, nur wissen konnte, es bekam sozusagen eine Seele, und daß Monarchie und Religion so oft nahe beieinander zu finden sind, nun, beide bieten seitdem eine Art Transzendenzversprechen an, um es sehr nüchtern zu sagen, wenn auch das eine als der Diener des anderen. Oder anders, daß es in dieser Welt mehr gibt als den profanen Augenschein, und daß wir dies an wirklichen Menschen auch ablesen könnten. Versprechen werden eingelöst mitunter.

All dieser Hoffnungen wurden wir beraubt seit nahezu 100 Jahren. Und ich weiß, wie unangemessen es ist, jemanden nicht in seinem Versuch zu würdigen, der ein Leben durchkämpft, das eigentlich unlebbar ist (wer des Englischen mächtig ist, findet hier eine weit angemessenere Würdigung). Sagen wir nur, wir sind aus vielfältigen Gründen voll Trauer über das Hinscheiden Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit, bekannt als Otto von Habsburg.
beendet am 6. Juli 2011

2 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

You were at table with Crown Prince Otto von Habsburg? Wow! It would be interesting to hear sometime what the occasion was.

It was interesting to see in the photograph that Emperor Bl. Karl was wearing the Crown of St. Stephen.

Of course, I am also saddened over the departure of this noble man. One can only speculate how different history might have been if he had been permitted to take his throne.

Thanks for the English link. As that writer points out, there is a value in public affairs to having people who hold power out of a sense of duty rather than for its own sake. I'd add that it also frees them to do the right as they see it when they don't have to worry about winning the next election.

This world has lost a great man.

MartininBroda hat gesagt…

Yes indeed I was introduced to His Imperial Highness (and was allowed to have dinner with him and maybe 5 other people). A member of the European Parliament from Hamburg was so kind. It was in December 1989 if I remember it correctly, a hotel in “West-Berlin” during the “Wende”; I was involved a bit in political issues unfortunately (with a lot of hopes in that time). Btw I met the last head of the House of Mecklenburg too - http://martininbroda.blogspot.com/2010/04/uber-den-letzten-mecklenburgischen.html.

When I saw Otto von Habsburg talking about his ideas I thought, in which way could it be a part of the future, I still have no answer.