Frankfurt am Main, Stadtheilung I
Dom mit (abgerissenem) Technischen Rathaus, hier gefunden
"Schönheit wird aus zwei Richtungen angegriffen: Durch den Kult der Häßlichkeit in den Künsten und durch den Kult der Nützlichkeit im täglichen Leben.
Diese beiden Kulte treffen sich in der Welt der modernen Architektur. An der Wende zum 20. Jahrhundert, fingen Architekten wie Künstler an, unduldsam gegenüber der Schönheit zu werden und ersetzten sie durch Nützlichkeit.
Der amerikanische Architekt Louis Sullivan drückte das Credo der Modernisten aus, als er sagte, daß Form der Funktion folgt. In anderen Worten, hören Sie auf, darüber nachzudenken, wie ein Gebäude aussieht, und denken Sie statt dessen an das, was es tut. Sullivans Doktrin wurde benutzt, um das größte Verbrechen gegen die Schönheit zu rechtfertigen, das die Welt bisher gesehen hat, und das ist das Verbrechen der modernen Architektur.
Ich wuchs auf in der Nähe von Reading, einer viktorianischen Stadt mit terrassierten Straßen und gotischen Kirchen, deren Charme von eleganten öffentlichen Gebäuden und freundlichen Hotels vervollständigt wurde. Aber in den 1960er Jahren begannen sich die Dinge zu ändern. Hier in der Mitte wurden die angenehmen Straßen zerstört, um Platz für Büroblöcke, eine Bushaltestelle und Parkplätze zu schaffen, ohne dabei Schönheit auch nur in Erwägung zu ziehen.
Und die Ergebnisse beweisen, daß, wenn man nur Nützlichkeit berücksichtigt, die Dinge, die man baut, bald nutzlos sein werden. Dieses Gebäude ist verbarrikadiert, weil niemand etwas damit anfangen kann, und niemand kann etwas damit anfangen, weil niemand darin sein will. Niemand möchte darin sein, weil das Ding so verdammt häßlich ist.
Überall, wohin du dich wendest, herrscht Häßlichkeit und Vandalismus. Die Büros und der Busbahnhof wurden aufgegeben. Alles wurde verwüstet. Aber wir sollten nicht die beschuldigen, die dies taten. Dieser Ort wurde von Vandalen erschaffen, und diejenigen, die die Graffiti hinzufügten, haben das Werk bloß vollendet.
Die meisten unserer Städte haben Gebiete wie diese, in denen Gebäude, die nur für ihren Nutzen errichtet wurden, schnell nutzlos geworden sind. Nicht daß Architekten aus dieser Katastrophe gelernt hätten. Als die Öffentlichkeit anfing, sich gegen den brutalen Beton-Stil der 60er Jahre zu wenden, ersetzten die Architekten es einfach durch eine neue Art von Müll.
Glaswände hängen an Stahlrahmen mit absurden Details, die nicht zusammenpassen. Das Ergebnis ist einfach eine andere Art des Scheiterns im Zusammenfügen. Es ist nur da, um abgerissen zu werden.
Frankfurt am Main, Stadtheilung II
Dom-Römer-Projekt-Baustelle. 2012, hier gefunden
Inmitten all dieser Verwüstung finden wir ein Fragment der Straßen, die zerstört wurden. Einst eine Schmiede, jetzt ein Café. Es ist das letzte bißchen Leben, das übrig ist, und das Leben kommt von dem Gebäude.
Noch einmal Oscar Wilde: ‚Alle Kunst ist ganz und gar nutzlos. Stell die Nützlichkeit voran und du verlierst sie. Aber stell‘ Schönheit an die erste Stelle und was immer du tust, wird brauchbar bleiben für immer.‘
Es stellt sich heraus, daß nichts wertvoller ist als das Nutzlose. Wir sehen dies in der traditionellen Architektur mit ihren dekorativen Details. Ornamente befreien uns von der Tyrannei der Nützlichkeit und erfüllen unser Bedürfnis nach Harmonie. Auf eine seltsame Weise fühlen wir uns zu Hause.
Frankfurt am Main, Stadtheilung III
Der Hühnermarkt, 1903, hier gefunden
Frankfurt am Main, Stadtheilung IV
Stoltze-Denkmal, wiederhergestellter Hühnermarkt
an Stelle des abgerissenen Technischen Rathauses, hier gefunden
Frankfurt am Main, Stadtheilung V
Markt Blick vom Haus "zu den drei Römern" Richtung Dom
Wir alle wissen, wie es ist, selbst in der Alltagswelt, plötzlich von Dingen hinweggeführt zu werden, die wir sehen. Von der gewöhnlichen Welt unserer Begierden hin zur erleuchteten Sphäre der höheren Betrachtung.
Das Aufleuchten des Sonnenlichts, eine Melodie, die wir erinnern, das Gesicht eines geliebten Menschen, dies geht in uns auf in den abgelenktesten Momenten, und plötzlich ist das Leben wieder lebenswert.
Dies sind die zeitlosen Augenblicke, in denen wir die Gegenwart einer anderen und höheren Welt spüren. Seit dem Beginn unserer westlichen Kultur haben Dichter und Philosophen die Erfahrung der Schönheit gesehen, die uns zum Göttlichen ruft."
Kopf des Platon, römische Kopie
Zitate übersetzt aus „Why Beauty Matters“ – Sir Roger Scruton
wird fortgeführt,
wird fortgeführt,
nachgetragen am 22. Mai als Fortsetzung der vorigen beiden Beiträge
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