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Samstag, 19. Dezember 2020

Ein kleiner Wegweiser für die Ewigkeit II

 

William Blake Richmond, The Gods at Play


Dies nun ist die Fortsetzung einer Erzählung davon, wie Ewigkeit erfahrbar wird. Der vorige Teil sah gewissermaßen den euphorischen Zugang, das Fragment, das Ganzheit antizipierend, diese ahnbar macht. Wir endeten:

Der unvollständige Akkord dieses Lebens wird dort aufgehoben, vollendet und aufgelöst. Dieses Leben ist Ahnung und Erinnerung einer Harmonie, deren Unvollständigkeit gespürt ist, aber nicht als ein Entgegen-Stehendes, Abweisendes mißverstanden wird, sondern als ein abgebrochener Anfang. 

Das Wirkmächtige der Erfahrung. Das Wirkliche verweist auf etwas jenseits des Zeitlichen, Ausgesetzten. Als Seiendes, das in unsere fragmentarische Existenz einbricht, aber dessen Wahrheit und Andauern ohne Zweifel bleibt.

Die Sehnsucht des Fragments nach Vollständigkeit? Auch, aber im Ungenügen flackert die Ahnung des Genügens auf. Das Vollständige im Unvollständigen. Das Fragmentarische nicht als Scheitern oder Verfall, sondern als Anfang eines unendlichen Abenteuers.

Die Frage, die sich ihres Sinns und Grunds bewußt wird. Und nicht zuletzt eine Trauer, die nicht dem Auslöschen verfallen will, sondern widerstehen, den Ort suchend, an dem die Fülle des Verbunden-Seins aufgehoben bleibt.

Nur die klassische Jenseitshoffnung?

Nicht, daß wir uns nun mit dieser Frage beschäftigen wollten. Wir wechseln einfach zu einer mehr schattenhaften, ernsteren Art des Zugangs (doch stehen ja 2 weitere Teile noch aus). Es ist eine eher düstere Variante, sich der Ewigkeit zu nähern.

Caspar David Friedrich, 2. Fassung von „Eiche im Schnee“, 1827

hier gefunden


2. Das Zurückziehen oder die Windstille der Seele

Hans Makart, Dante und Vergil im Inferno, ca. 1863 - 1865

 hier gefunden


Oskar Loerke


Abseits


Abseits bin ich nicht gegangen. 

Abseits hält mich doch umfangen

Zittergras,

Schrott und Schutt.


Von Erstreben und Gebühren,

Schicksalschube, Lebensführen

Schweigt der Tod

Auf der Statt.


Babylon ist oft vergangen,

Sonne wärmt im Schutt die Schlangen -

Bei dem Klang

Schlief ich ein.


Johann Heinrich Füssli, Der Nachtmahr, hier gefunden


Georg Trakl


Der Schatten


Da ich heut morgen im Garten saß -

Die Bäume standen in blauer Blüh,

Voll Drosselruf und Tirili -

Sah ich meinen Schatten im Gras,


Gewaltig verzerrt, ein wunderlich Tier,

Das lag wie ein böser Traum vor mir.


Und ich ging und zitterte sehr,

Indes ein Brunnen ins Blaue sang

Und purpurn eine Knospe sprang,

Und das Tier ging nebenher.



Johann Heinrich Füssli, Die drei Hexen, 1783, hier gefunden

Zwei Wege eigentlich. Nennen wir den einen vorläufig Resignation. Eine Versuchung, der nachzugeben nahe liegt. Die Zeitlosigkeit, in die ein versteinertes Herz eintritt, an dem die Eitelkeiten der Welt abtropfen wie Winterregen an einer halb verwitterten Statue. Die Welt ist eitel und nichtig. Streben und Ehrgeiz des Menschen sind durchschaut und verworfen. Die Welt wird durchsichtig, aber dahinter nur Leere. Dieser Frieden hat etwas von einem vorweggenommenen Tod.

Es ist eine Abwehr der Welt durch deren Entwirklichung. Die Entwirklichung, nachdem zuerst erfahren, wird dann zu einer Quelle von Freiheit und Unabhängigkeit, in einer mehr freudlosen Variante allerdings. Wir haben hier eine Erfahrung von Ewigkeit, die zum Negativen hintreibt, wo die Fesseln des Zeitlichen von der Seele abfallen. Eine solche Neigung mag Menschen etwa zum Buddhismus oder dem Stoizismus führen. Eine Art von trostlosem Trost.

Der andere Zugang: Freiheit gewonnen aus dem Entdecken von Doppelbödigkeit – das Vertraute erweist sich als trügerisch bodenlos, haltlos, die Wirklichkeit offenbart ihre Unwirklichkeit. Ein Riß tut sich auf, hinter dem das Ewige spürbar wird oder das Auflösende, das Aussichtslose, das Nichts. Eine Frage der Seelenstärke. Die erste Variante wäre fast noch eine Spur hoffnungsvoller als die eingangs durch das Fragment Bezeichnete, die andere um so weniger.

Donnerstag, 16. Januar 2020

Pansmusik

Arnold Böcklin, "Pan im Schilf",  1856/57

Oskar Loerke

PANSMUSIK

Ein Floß schwimmt aus dem fernen Himmelsrande,
Drauf tönt es dünn und blaß.
Wie eine alte süße Sarabande.
Das Auge wird mir naß.

Es ist, wie wenn den weiten Horizonten
Die Seele übergeht,
Der Himmel auf den Ebnen, den besonnten,
Aufhorcht wie ein Prophet

Und eine arme Weise in die Ohren
Der höhern Himmel spricht:
Das Spielen wankt, im Spielen unverloren,
Das Licht wankt durch das Licht.

Heut fährt der Gott der Welt auf einem Floße,
Er sitzt auf Schilf und Rohr,
Und spielt die sanfte, abendliche, große,
Und spielt die Welt sich vor.

Er spielt das große Licht der Welt zur Neige,
Tief aus sich her den Strom
Durch Ebnen mit der Schwermut langer Steige
Und Ewigkeitsarom.

Er baut die Ebenen und ihre Städte
Mit weichen Mundes Ton
Und alles Werden bis in dieses späte
Verspieltsein und Verlohn:

Doch alles wie zu stillendem Genusse
Den Augen bloß, dem Ohr.
So fährt er selig auf dem großen Flusse
Und spielt die Welt sich vor.

So fährt sein Licht und ist bald bei den größern,
Orion, Schwan und Bär:
Sie alle scheinen Flöße schon mit Flößern
Der Welt ins leere Meer.

Bald wird die Grundharmonika verhallen,
Die Seele schläft mir ein,
Bald wird der Wind aus seiner Höhe fallen,
Die Tiefe nicht mehr sein.


Dante Gabriel Rossetti, The Day Dream


Unter- und hinhaltende Nach-Worte


Mitunter erscheinen ein Gedicht und ein Gemälde wie für einander geschaffen, und man weiß nicht, was zuerst da war, obwohl man es natürlich weiß, technisch gesehen. „Pansmusik“ von Oskar Loerke ist das erste und namensgebende Gedicht seines 2. Gedichtbandes von 1916.  Der "Pan im Schilf"von Arnold Böcklin ist etwa von 1856.

Wirkliche Dichtung auf Eindeutigkeit hin festlegen zu wollen, ist so vergeblich, wie Träume sachlich nacherzählen zu suchen. Es bleibt bestenfalls eine schlechte Karikatur übrig. Der Gott, auf einem Floß vorgestellt, das hinter dem Horizont verschwindet, eine Wort-Kaskade über Vergehn, Vergänglichkeit, Ewigkeit, vielleicht.

Und das bei dem Hirtengott Pan, ausgerechnet. Er war seit der Antike, aus der er herstammt, beliebt für Darstellungen wie nachfolgend (Begebenheiten, die wir nur noch von derlei Artefakten kannten, die edleren Seelen mögen die Augen wenigstens zum darauf folgenden Bild retten):

Villa dei Papiri, Herculaneum

Bis zur vorletzten Jahrhundertwende waren mythologische Verweise in der Kunst recht beliebt. Schlichtere „Experten“ wollen uns das damit erklären, daß man damals eine Staffage für das Zudringliche brauchte. Nun dieser Grund ist ja mittlerweile hinreichend weggefallen. Wurde dadurch irgend etwas besser? Außerdem stimmt es so platt auch nicht.

Kunst vergangener Jahrhunderte wirkte in einem Gewebe aus Bedeutungen, Anspielungen, Ebenen, Überlieferungen, Forterzählungen. Der Gott Pan mag für die animalische Seite der Menschheit stehen, bei Böcklin vermag seine Gestalt mit dem obigen Gedicht zu verschmelzen. So wie bei diesem Gemälde das Menschliche unverkennbar über seine Ursprünge hinaustritt.

Adolphe Alexandre Lesrel, Pan und Venus

Doch auch bei Böcklin taucht der Gott Pan mitunter derart auf, daß es nicht wundert, wie seine Attribute von den frühen Christen zur Charakterisierung des Leibhaftigen benutzt werden konnten (wie die geflügelten Amoretten das Vorbild für kindsgestaltige Engel abgaben, wir kommen noch darauf zurück). Dabei spielt er hier nur die Syrinx und es ist gar nicht der Gott selbst, sondern gewissermaßen die Verwandtschaft.

Arnold Böcklin,  Faun, die Syrinx blasend
ca. 1875, hier gefunden

Von der Syrinx weiß Karl Philipp Moritz (Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791) folgendes zu berichten:

Der ſiebenroͤhrigen Floͤte ſchreibt die Dichtung folgenden Urſprung zu: als Pan die Nymphe Syrinx, von Lieb’ entbrannt, verfolgte, und dieſe bis an den Fluß Ladon vor ihm flohe, wo ihr Lauf gehemmt war, ward ſie ploͤtzlich in ein Schilfrohr verwandelt, welches Pan umarmte. —

Der Wind, der in das Rohr blies, brachte klagende Toͤne hervor; und Pan ſuchte dieſe Toͤne wieder zu erwecken, indem er ſieben Rohre, das folgende immer um ein beſtimmtes Maaß kuͤrzer als das vorhergehende, zuſammenfuͤgte, und ſo die Hirtenfloͤte erfand, welche nach dem Nahmen der verwandelten Nymphe Syrinx hieß.

Peter Paul Rubens, Pan und Syrinx
ca. 1636, hier gefunden

Schule von Fontainebleau, Pan schneidet das Schilf, in welches die Nymphe Syrinx entsprungen ist, Mitte 16. Jh., hier gefunden

Herr Moritz weiß wirklich, einen unerfreulichen Vorgang galant zu beschreiben, zumal man das Ganze auch so lesen könnte, daß der Gott also die verwandelte Nymphe in sieben Stücke brach, um darauf spielen zu können. Er ist schon reichlich ambivalent, der Mythos. Aber das wußte auch Herr Moritz (um ihn noch einmal zu zitieren):

Man dachte ſich unter dem Pan ein Weſen, halb wohlthaͤtig und halb furchtbar; — und eben weil dieſer Begriff ſo ſchwankend war, ſchuf ſich die Einbildungskraft unter demſelben allerlei Schreckbilder. — Irgend ein Getoͤſe oder furchtbare Stimmen, die man in naͤchtlicher Stille, oder vom einſamen Ufer her zu vernehmen glaubte, ſchrieb man dem Pan zu; — weswegen man nachher auch ein jedes Entſetzen, wovon man ſelbſt die Urſache nicht wußte, oder wovon der Grund bloß in der Einbildung lag, ein paniſches Schrecken nannte.

Die Hirten, welche vorzuͤglich den Pan verehrten, fuͤrchteten dennoch ſeinen Anblick; ſie flehten ihn aber um den Schutz ihrer Heerden an, und brachten ihm haͤufig Opfer dar. — Denn an dieſe Gottheit, welche ſelber wie ſie die Hirtenfloͤte blies, und den krummen Schaͤferſtab in der Hand trug, durften die Hirten und die Bewohner der Fluren ſich am naͤchſten anſchließen, und theilnehmende Vorſorge und Beiſtand von ihr erwarten.

Rätselhaft ist er, dieser Gott Pan. Um zum letzten Mal Herrn Moritz zu zu Wort kommen zu lassen:

Andre Sagen laſſen ihn unter den aͤlteſten Gottheiten ſchon mit auftreten, wo er auf eine geheimnißvolle Weiſe, das Ganze, und die Natur der Dinge bezeichnet. — Auch den gekruͤmmten Hirtenſtab ließ man nicht ohne Bedeutung ſeyn, ſondern auf die Wiederkehr der Jahreszeiten, und den Kreislauf der Dinge durch ſeine Geſtalt hinweiſen. 

Dabei enthält uns Herr Moritz sogar die Sensation vor, daß er der einzige antike Gott ist, von dem wir Nachrichten haben, er sei tatsächlich (und nicht nur im Ritus) gestorben (z. Z. des  Kaisers Tiberius). Vor einigen Jahren habe ich ausführlicher davon berichtet, und wo ich mich eben selbst bringe und sowieso zurück zum Gemälde will:

Ich hatte bei der Gelegenheit auch erwähnt, daß Unwohlwollende gegen dasselbe einwenden könnten, dies sei alles eine einzige braun - grüne Sauce. Und damit irren würden. Das Beeindruckende, Lebendige eines Gemäldes enträtseln zu wollen, erscheint mir aber sinnlos.

Genauso, wie es unvorhersehbar ist, wie Bilder auf jemanden wirken. Nehmen wir etwa von Arnold Böcklin „Der Einsiedler“ von 1884.


Um es höflich zu sagen, seine Engel (sprich Amoretten) sind eher unverdaulich (auf einem Ausschneidebogen für Damen, um damit Kuverts zu behübschen, ließ man sie sich ja gern gefallen). Und dabei gibt es solch wundervolle Vorbilder:

Eros und Pan, hier gefunden

Und es ist nicht etwa so, daß Meister Böcklin nur bei heidnischen Themen den Pinsel so lebendig zu gebrauchen wußte. Ganz ohne Worte dafür ein Beispiel:

Arnold Böcklin, Kreuzabnahme, 1876

Doch ausgerechnet von dem geigenden Einsiedler ließ sich Max Reger für den 1. Teil seiner Vier Tondichtungen nach A. Böcklin von 1913 inspirieren. Ein recht meditatives Stück. Eine Gesamtaufnahme mag man dort anhören, nachfolgend nur besagtes Stück (noch soviel, die Musik beginnt mit der 31. Sekunde, und vorher darf man noch einiges charmant falsch Geschriebenes bestaunen):



Ich las, die Sache würde an „The Lark Ascending“ von Ralph Vaughan Williams erinnern, der wäre dann ein Jahr später. Vielleicht lag‘s ja in der Luft. Den bringen wir also auch noch, mit dem Herrn dort unten. Und der ganze Aufwand galt letztlich sowieso nur dem von mir hochgeschätzten Arnold Böcklin, der am 16. Januar 1901 in San Domenico bei Fiesole, Florenz verstorben ist.


Nigel Kennedy: The Lark Ascending (Vaughan Williams)

nachgetragen am 26. Januar

Donnerstag, 28. Februar 2019

Eine geträumte Madonna & Benedikt XVI.

Stefan Lochner: Madonna im Rosenhag, etwa 1448

Oskar Loerke 

GETRÄUMTE MADONNA

Der Abend hat sie ockerrot bestaubt:
Wie Kerzen stehn die bleichen Stauden da.
Zu ihrem Chore senke du dein Haupt.

Im Durchlug zwischen Buchen brennt
In purpurner Dalmatica
Ein Flügelbote, der dich kennt.

Mit Tränen, die kein Mensch noch sah,
Du wäschst mit Tränen ohne Laut,
Wie sie am Weg stehn, sandbegraut:
Lichtnägel, Kreuz- und Sternenkraut.

aus „Atem der Erde“ 

Das Pontifikat Benedikt XVI. endete am 28. Februar 2013. Ich will die unselige Entscheidung des Hl. Vaters nicht weiter kommentieren und meine aufsteigenden Gedanken besser mit diesem wundervollen Mariengedicht Loerkes besänftigen, und darüber hinaus auf die verwaiste Tiara Benedikt XVI. verweisen, zu der man Näheres erfährt, so man diesem Link folgt. 

Tiara Papst Benedikt XVI.

nachgetragen am 4. März

Freitag, 29. Mai 2015

Nicht über den Abend


Ich bin den Abendstimmungen gegenwärtig eher abgewandt, vielleicht eine Art von Trotz, doch hier gehören sie her. Als ich diese Bilder ansah und zugleich auf den Herrn Loerke, dessen Sämtliche Gedichte nun einmal ständig vor mir stehen, neben anderen, warf ich einen eher „sachlichen“ Blick auf das, was sich hier von ihm bereits findet (ich mochte mich nicht wiederholen). Nur war der Effekt ein völlig unerwarteter.

Wenn man lange genug über aufgefundene Dinge schreibt, ist man sich beim Wieder-Finden längst derart fremd geworden, daß man das „Eigene“ so überrascht sieht, daß es bisweilen wieder nachdenkenswert erscheint. Selbst dazu gibt es etwas von unserem Dichter:

Erstaunlich war es und schwer,
Wieder dieses Buch zu lesen:
Der es schrieb – ich bin es nicht mehr,
Ich bin es nie gewesen.

(aus "Tagebuchblatt - Eigenes frühes Buch")

[Ach übrigens verirrt sich Herr Scholten m.E. ein wenig, wenn er die Anführungszeichen als Hinweis auf Ironie, sonstige innere Distanzierung u.dgl verboten wissen will; ich glaube, es war an dieser Stelle.] Aber wir schwatzen.

„Wenn ich Bäume verehre, bin ich keine Ausnahme, Menschen haben das seit undenklichen Zeiten getan, und das Empordringen des Stammes aus dem Erdreich, wo sich die Wurzeln befinden, über unsere mittlere Dimension, bis hinauf zum Himmel, wo sich die Blätter wiegen, gab immer deutliche Kunde davon, daß die Teilung des Seins in drei Sphären richtig sei.“

Oskar Loerke ist ein großer Naturlyriker, so hört man es gelegentlich. Eigentlich ist er ein eminenter Gedankenlyriker, fast so maßlos wie Rilke, aber während dessen Dichtung zwar weltenreich, aber eher naturarm erscheint, ist Loerkes Dichtung voll von Natur (irritierenderweise hat ihn das nicht populär gemacht, im Gegensatz zum vorgenannten) und hochkonzentriert, vielleicht macht sie das so sperrig mitunter.

Es ist Dichtung, die den Dingen dienen will und im Eintauchen in die Natur eine Art von Halt findet. Die Sendung der Bäume birgt einen Sinn, „der stumm uns beisteht“ (aus „Nächtliche Kiefernwipfel“). Das ernsthafte Sprechen von Natur rührt an unseren Lebensgrund und damit an das Ewige. Aber jetzt nur noch Oskar Loerke, d.h. zuvor noch eine Leseempfehlung: Oskar Loerke. Sämtliche Gedichte. Herausgegeben von Uwe Pörksen und Wolfgang Menzel. Mit einem Essay von Lutz Seiler. Göttingen, Wallstein Verlag 2010


BESUCH

Bisweilen kommt der Knabe mich besuchen,
Der einst mit meinem Namen hieß.
Er kommt und schweigt; nur seine Brauen fluchen,
Weil ich so viel aus ihm verderben ließ.

Von Grame glühend, gleicht er keinem Schemen,
Doch mir welkt gramverwandelt die Gestalt.
Ein Dritter aus uns, minder jung und alt
Als wir, ist da, uns bei der Hand zu nehmen.

Das Leben wie das Jahr hat seine Mitte,
Den schönen Monat haben wir versäumt.
Das Leben wie der Tag hat seine Mitte,
Da haben wir von früh und spät geträumt.
Das Leben wie der Nu hat seine Mitte,
Davon zu kosten haben wir versäumt.
Vergeßt es nun, vergeßt, und seine Mitte
Hat euch das Leben wieder eingeräumt.


(aus „Atem der Erde, Sieben Gedichtkreise – Die Tage Milch und Blut“ -1930)


MYSTISCHE SICHT

So steigt die dumpfe Erde in den Baum,
Der aus ihr wächst,
Und wiegt die starren Glieder in den schwanken Gliedern.
Und er sieht, der schwarze Stern,
Aus grüner Seele brausend,
Nach hellen hinüber
Und streichelt brüderlich und scheu nach ihnen hin,
Als wären sie ganz nahe.
So wohnt die Erde denn im Wipfel ihrer Bäume? –
Sie sinnt sich aus in allen Wesen,
Wird nie zu Ende kommen.

(aus „Atem der Erde, Sieben Gedichtkreise – Atlas“ - 1930)


ABSEITS

Abseits bin ich nicht gegangen.
Abseits hält mich doch umfangen
Zittergras,
Schrot und Schutt.

Von Erstreben und Gebühren,
Schicksalschube, Lebensführen
Schweigt der Tod
Auf der Statt.

Babylon ist oft vergangen,
Sonne wärmt im Schutt die Schlangen –
Bei dem Klang
Schlief ich ein.

(aus „Atem der Erde, Sieben Gedichtkreise – Die Weiten“ - 1930)


STROM

Du rinnst wie melodische Zeit, entrückst mich den Zeiten,
Fern schlafen mir Fuß und Hand, sie schlafen an meinem Phantom.
Doch die Seele wächst hinab, beginnt schon zu gleiten,
Zu fahren, zu tragen, - und nun ist sie der Strom,
Beginnt schon im Grundsand, im grauen,
Zu tasten mit schwebend gedrängtem Gewicht,
Beginnt schon die Ufer, die auf sie schauen,
Spiegelnd zu haben und weiß es nicht.

In mir werden Eschen mit langen Haaren,
Voll mönchischer Windlitanei,
Und Felder mit Rindern, die sich paaren,
Und balzender Vögel Geschrei.
Und über Gehöft, Wiese, Baum
Ist viel hoher Raum;
Fische und Wasserratten und Lurche
Ziehn, seine Träume, durch ihn hin -.
So rausch ich in wärmender Erdenfurche,
Ich spüre schon fast, daß ich bin:

Wie messe ich, ohne zu messen, den Flug der Tauben,
So hoch und tief er blitzt, so tief und hoch mir ein!
Alles ist an ein Jenseits nur Glauben,
Und Du ist Ich, gewiß und rein.

Zuletzt steigen Nebel- und Wolkenzinnen
In mir auf wie die göttliche Kaiserpfalz.
Ich ahne, die Ewigkeit will beginnen
Mit einem Duft von Salz.

(aus "Pansmusik" - 1916)


PANSMUSIK

Ein Floß schwimmt aus dem fernen Himmelsrande,
Drauf tönt es dünn und blaß.
Wie eine alte süße Sarabande.
Das Auge wird mir naß.

Es ist, wie wenn den weiten Horizonten
Die Seele übergeht,
Der Himmel auf den Ebnen, den besonnten,
Aufhorcht wie ein Prophet

Und eine arme Weise in die Ohren
Der höhern Himmel spricht:
Das Spielen wankt, im Spielen unverloren,
Das Licht wankt durch das Licht.

Heut fährt der Gott der Welt auf einem Floße,
Er sitzt auf Schilf und Rohr,
Und spielt die sanfte, abendliche, große,
Und spielt die Welt sich vor.

Er spielt das große Licht der Welt zur Neige,
Tief aus sich her den Strom
Durch Ebnen mit der Schwermut langer Steige
Und Ewigkeitsarom.

Er baut die Ebenen und ihre Städte
Mit weichen Mundes Ton
Und alles Werden bis in dieses späte
Verspieltsein und Verlohn:

Doch alles wie zu stillendem Genusse
Den Augen bloß, dem Ohr.
So fährt er selig auf dem großen Flusse
Und spielt die Welt sich vor.

So fährt sein Licht und ist bald bei den größern,
Orion, Schwan und Bär:
Sie alle scheinen Flöße schon mit Flößern
Der Welt ins leere Meer.

Bald wird die Grundharmonika verhallen,
Die Seele schläft mir ein,
Bald wird der Wind aus seiner Höhe fallen,
Die Tiefe nicht mehr sein.

(aus "Pansmusik" - 1916)


INBRUNST

Die Sterne sind zu groß und mußten wohl deshalb
So weit hinaus, und sie erhellen nichts bei uns.
Der Wind stieg tastend aus der Nacht des Weltenbrunns.
Er sitzt den Heimathügeln auf der Brust als Alp.

Die Wolken fahren auf wie Schiffe vor der Schlacht.
Ist mir die Sehnsucht ferner Welten zugeirrt?
Du, Erde, bist mein Saal, doch meine Seele wird
Auf einem andern Sterne schlafen diese Nacht.


(aus "Pansmusik" - 1916)


NIRWANA

Das Tal ist wie aus klarem Golde,
Es stehn im Tale ohne Hauch
Die Bäume schief wie Trunkenbolde
An Seen diamantenen Lichts.

Das Tal vergeht zu goldnem Rauch
Und dann zu goldnem Traume
Und dann zu goldnem Raume
Und dann zu goldnem Nichts...

(aus "Wanderschaft" - 1911)

nachgetragen am 10. Juni

Mittwoch, 12. Juni 2013

Etwas Frühling


Ich suchte nach einigen Versen, die diese gegenwärtigen Frühlingseindrücke von hier würden „bebildern“ können - die ersten Rosen; ein heftig von Insekten belagerter Busch, der wie ein Bienenkorb brummt und summt etc. - und fand diese, obwohl sie vielleicht gar keine Frühlingsgedichte sind, aber wann hätte sich echte Dichtung auch je einem Stichwort unterordnen lassen.


Detlev Freiherr von Liliencron

Märztag

Wolkenschatten fliehen über Felder,
Blau umdunstet stehen ferne Wälder.

Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
Kommen schreiend an in Wanderzügen.

Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
Überall ein erstes Frühlingslärmen.

Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder;
Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.

Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
Wollt es halten, mußt es schwimmen lassen.


Theodor Storm

April

Das ist die Drossel, die da schlägt,
Der Frühling, der mein Herz bewegt;
Ich fühle, die sich hold bezeigen,
Die Geister aus der Erde steigen.
Das Leben fließet wie ein Traum -
Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.


Max Dauthendey

Drinnen im Strauß

Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß,
Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.
Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,
Und leicht schwebt über der goldenen Helle
Des Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.
Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,
Wie die Käfer trunken und finden nicht mehr heraus.


Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff

Frische Fahrt

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!
Waldwärts Hörnerklang geschossen,
Mut’ger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluß,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.

Und ich mag mich nicht bewahren!
Weit von Euch treibt mich der Wind,
Auf dem Strome will ich fahren,
Von dem Glanze selig blind!
Tausend Stimmen lockend schlagen,
Hoch Aurora flammend weht,
Fahre zu! ich mag nicht fragen,
Wo die Fahrt zu Ende geht!



Oskar Loerke

Gartengewitter

Nach dem Monde greift ein Spuk,
Und er flieht gekrümmt.
Schwüler, träger Quell entspringt
Rings im Laub und fließt.

Durch die Kiefernwipfel huscht
Feuermähn ins Gras.
Aus dem grünen Schrecken glühn
Säulen wilden Weins.

Und sie schnellen wie zum Dienst
In den Regendom,
Das Gewölbe kracht und birst,
Doch sie tragen wohl.

Dann webt volle Finsternis.
Nur, wo Straßen sind.
Flickt das Dunkel dort und hier
Eine goldne Naht.



nachgetragen am 14. Juni

Donnerstag, 16. Mai 2013

Frühling &




Oskar Loerke

Lindenblüte

Träume gehen
Mir voran
Wie auf Füßen,
Und sie stehen
Dann und wann
Unter süßen
Bäumen still und sehn mich an.

Doch sie lassen
Ungesehn
Mich vorüber.
… Düfte fassen
Sie und drehn
Kreisend über
Erd und Wipfel ihre Zehn.



Ludwig Tieck 

Blumen

Blumen sind uns nah befreundet,
Pflanzen unserm Blut verwandt,
Und sie werden angefeindet,
Und wir tun so unbekannt.

Unser Kopf lenkt sich zum Denken
Und die Blume nach dem Licht,
Und wenn Nacht und Tau einbricht
Sieht man sich die Blätter senken.
Wie der Mensch zum Schlaf einnickt,
Schlummert sie in sich gebückt.

Schmetterlinge fahren nieder,
Summen hier und summen dort,
Summen ihre trägen Lieder,
Kommen her und schwirren fort.

Und wenn Morgenrot den Himmel säumt,
Wacht die Blum' und sagt, sie hat geträumt,
Weiß es nicht, dass voll von Schmetterlingen
Alle Blätter ihres Kopfes hingen.



Martin Opitz

Ein Garten ist die Welt: Die Blumen ihre Lust:
Hier schön und schöne hier / wohin du gehen mußt.
Der Lilien weißer Glanz / der Majoran nicht minder /
Der süße Bienenklee / des Frühlings erste Kinder
Die Veilchen brechen aus; doch lassen sich ingleichen
Das bleiche Sorgenkraut und scharfe Senf wohl an:
Der Winter ist der Tod / dem Lilie / Majoran /
Klee / Veilchen / Sorgenkraut und scharfer Senf muß weichen.



Freitag, 16. November 2012

See - Stücke: Loerke

"Tube sponge with sea cucumbers Synaptula and cup corals" 
(c) Nick Hobgood, hier gefunden

Oskar Loerke

Unerreichbar

Es scheint mir vor ein einsames Meer,
Es lauscht aus meinem Blute,
Zu fern für das Leben, zu stumm dem Begehr
Des Magneten, der Wünschelrute.

Vom Licht ist die Salzflut grau und scharf,
Voll Inseln aus Korallen:
Rote Schwären haben die See befallen,
Die niemand heilen darf.

Langgezogen im Wasserbrühen
Schlafen Schlingpflanzen reglos.
Sie vergessen zu rudern und blühen,
Ihr Jahr und Jahrhundert ist weglos.

Sie haben keine Schaumtiermähnen
Mit ihrem Lasso zu fassen.
Hier ist kein Pfad für Schmerz und Tränen,
Nur Geschehn und Geschehenlassen.

Und so, vom heißen Wasser langgezogen,
Ruhn Wachstum und Gewächse.
Nur nachts türmt sich am Himmelsbogen
Goldschorfig eine Urzeit-Echse.

In Luft und Wasser funkeln die Flecken
Dem feurigen Salamander.
Die Lichter spähen und entdecken
Immer nur einander.

Was um das Haupt der Echse kreist entlegen,
Strömt an, meinen Geist zu spalten,
Und Süchte des Herzens schleppen verwegen
Mein Ich durch Weltraumgestalten.

Und endlich lassen sie sich fallen,
Wo niemand sie heimholen darf.
Sind sie das Meer, lichtgrau, salzscharf,
Voll Inseln aus Korallen?

"Reefscape taken in East Timor" (c) Nick Hobgood,

Ein rätselhaftes, nahezu unheimliches Gedicht, dessen deutlich faßbare Stimmung in den Bann zieht, ohne daß man sobald sagen könnte, was einen ergriffen hätte. Kein äußerlich wahrnehmbares, sondern ein inneres Meer begegnet uns „voll Inseln aus Korallen“ , feucht, warm, dämmrig, urtümlich, das rein vegetative Leben, zugleich licht und „salzscharf“. Die „Süchte des Herzens“ lassen endlich „sich fallen, wo niemand sie heimholen darf“.

Ein Fluchtort, vielleicht, ein Zurücknehmen in sich selbst, das Eintauchen in eine vormenschliche Welt? Zumeist ist sein Tonfall sonst weniger fern. Oskar Loerke gilt als Naturlyriker:

"Neulich drehte der Herbstwind um mich einen Wirbel roter und gelber Wein- und Walnußblätter. Was mich prächtig und beklemmend zugleich in seine Mitte nahm, war nicht ein Wirbel schlechthin, auch nicht der Rundtanz des herbstlichen Windes nur, sondern es gehörten alle aufgestöberten Blätter dazu, die Form und Farbe des von ihnen gedrehten Trichters, die Tagesstunde und ihr Licht, die Temperatur der Luft."

Ein genauer Beobachter spricht hier und übrigens ein exzeptioneller Dichter (was schwer auseinander zu denken ist, denn selbst der „Ideen-Lyriker“ sollte seine Gedanken wach- und aufmerksam betrachten), der nie die Anerkennung bekam, die er verdient hat und heute nahezu vergessen ist. Sein Thema sei „die webende Kontinuität des Naturgeschehens“, sagt sein Freund Wilhelm Lehmann, dem das Nachwort des Bandes gewidmet ist, aus dem das obige Gedicht stammt.

Man hat ihn magischen Realist genannt, aber das ist natürlich ein hilfloses Etikett. In meinen Augen versuchte er, Wirklichkeit zurückzugewinnen in der Anschauung und dann tiefer zu dringen.„...durch unser Trauern und Freuen scheint das Endgültige.“

Bekanntlich gibt es den Vorwurf, das Christentum habe uns von der Welt der Erscheinungen weggerissen. Daran mag etwas sein, es hier nicht der Moment, dem nachzugehen. Was gegenwärtig schwerer wiegt, ist etwas anderes. Denn es ist moderne Zivilisation, die Sehen und Sprechen erodieren läßt, bis nur noch Konventions-Geröll übrigbleibt (der dabei gern gesuchte Ausweg des alles Zerschlagens – typisch für das, was man unter dem Wort „Kunst“ heute subsumiert -  führt im Endeffekt zum gleichen entropischen Zustand).

Was Loerke dem entgegenhält, ist nicht eine Art magischer Beschwörung des Wirklichen. Er bleibt sich des grundsätzlich Getrennten in der Anschauung der Natur bewußt: „Befremdend fern und doch gesellt / Beatmen wir die gleiche Welt." Sein Eingehen in sie bleibt irgendwo stehen, verhält sich, rührt an das Unsagbare, ohne es in eine Weltanschauung im üblen Sinne zu zerren.

„Ich mag nicht die Allegorie, die … das eine für das andere setzt, die da tauscht und rätselt. Vielmehr: die Nähe der Ferne und die Ferne der Nähe sind tägliche Erfahrung; sie haben Macht über den Traum und das Wachen. Wem sie Traum und Wachen erdrücken, wem sie die nüchterne Tätigkeit zermalmen, der hat sie schon mißkannt.“

Und noch einmal Wilhelm Lehmann: "Oskar Loerke bekannte geradezu, er habe den Versuch, die Bezeichnung von ihrem Ding abzulösen, um Wörter zu gewinnen, mit denen sich musizieren läßt, für einen Frevel angesehen. Ein Name, zumal ein Eigenname, Ausdruck aller möglichen Weisen der Reaktion auf das Genannte, ist oft schon Lyrik, aber nur dann, wenn er das durchlebte Wesen in flagranti greift, wenn er Biographie ist."

Loerke verlangt genaues Lesen ab, man sollte also schon einiges an eigener Anschauungserfahrung mitbringen oder wenigstens die Offenheit dafür, und man spürt, daß seine Anschauung zudem eine vielfach reflektierte ist. Diese vorausgesetzte Anstrengungsbereitschaft ist kaum geeignet, jemanden populär werden zu lassen. So ist seine Lyrik aber eine vorzügliche Anschauungs-, Denk- und Sprachschule, um den eigenen Geist aus seiner Erschlaffung zu reißen. Und schließlich spricht er dabei von dem, das auch uns vor Augen liegt – der lebendig wirkenden Natur.

„Denn bei allen Lebendigen ist, was man wünscht: Hoffnung; denn ein lebendiger Hund ist besser denn ein toter Löwe.“
Prediger 9.4

"A Blue Starfish resting on hard Acropora coral. Lighthouse, Ribbon Reefs, 
Great Barrier Reef" - (c) 2004 Richard Ling, hier gefunden

nachgetragen am 25. Januar 2013

Samstag, 13. Oktober 2012

Beiläufig

wieder einmal eine Meise, die sich verirrt hatte

Jeder Baum ist Gott im Schlummer:
Alles Glück hängt jedem an,
Überall der ganze Kummer,
Der auf Erden werden kann.

In den Triften und Moosbeeten
Allen Schicksals Wiederkehr!
Wohin soll mein Fuß noch treten?
Und ich selber, ich bin wer?

aus „Die Silberhütte“ von Oskar Loerke

 Ivenacker Eiche, hier gefunden

 Ivenacker Eiche, hier gefunden

Ivenacker Eiche, hier gefunden

Wer etwas über die Ivenacker Eichen lesen will, die sich nicht fern von hier finden lassen, mag hier nachsehen, nun ja.

Samstag, 1. September 2012

Modisch








Der liebe Gott hat es in seiner unendlichen Güte so eingerichtet, daß ich keine Frau bin. Ich weiß, ab jetzt wandle ich bei jedem weiteren Wort auf Messers Schneide. Wie man sieht, zeigen die Bilder eine Modenschau, sie fand auf dem Hof der hiesigen Kunstsammlung statt (es gibt hier im Moment so eine Art Stadtfest). Ich schätze die veranstaltende Mode-Salon-Inhaberin sehr (mehr wegen ihrer grund-gediegenen Bildung; vor allem, wenn es um Musik geht, u.a., weniger vielleicht, nun, siehe oben, das ist an mich verschwendet, aus verschiedenen Gründen). Und bevor ich nicht mehr eingeladen werde, und es gibt wahrlich wenige Leute, von denen man an diesem Ort eingeladen werde möchte, obige Bilder.


Zum vorletzten Bild, ein komplett anderer Ort – ich fand es derart absurd, sieht der Wolf nicht aus wie ein schmutziger alter (halber) Mann? Nun ja, es ist spät und ich wollte dies noch schnell hinter mich bringen. Beim letzten Bild, da bin ich tatsächlich ganz bei mir, und daher sei ihm noch ein Stück Poesie hinterher geworfen.


Oskar Loerke

Der Silberdistelwald

Mein Haus, es steht nun mitten
Im Silberdistelwald.
Pan ist vorbeigeschritten.
Was stritt, hat ausgestritten
In seiner Nachtgestalt.

Die bleichen Disteln starren
Im Schwarz, ein wilder Putz.
Verborgne Wurzeln knarren:
Wenn wir Pans Schlaf verscharren,
Nimmt niemand ihn in Schutz.

Vielleicht, daß eine Blüte
Zu tiefer Kommunion
Ihm nachfiel und verglühte:
Mein Vater du, ich hüte,
Ich hüte dich, mein Sohn.

Der Ort liegt waldinmitten,
Von stillstem Licht gefleckt.
Mein Herz - nichts kam geritten,
Kein Einhorn kam geschritten -
Mein Herz nur schlug erweckt.