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Samstag, 15. Juni 2019

Konzert Neubrandenurg - 20 Jahre Gospel Union




Ich bin mir relativ sicher, daß ich diesen Ort noch nicht für Werbung in eigener Sache genutzt habe. Das mit der eigenen Sache stimmt auch nur bedingt, denn schließlich spielt meine bescheidene Person hier - fast - nur eine Statistenrolle, jedenfalls eine sehr am Rand.

Der Chor, der mich seit inzwischen einer Reihe von Jahren trägt und erträgt, wird 20 Jahre alt. Dazu gibt es heute in Neubrandenburg ein Konzert. Alles weitere mag man der folgenden Ankündigung entnehmen.

Das Bild ist bei der gestrigen Generalprobe entstanden. Linda Psaute, die uns den Rücken zuwendet, dafür aber ihre ganze Aufmerksamkeit dem jungen Mann vor ihr - übrigens zur Unterstützung des Chors aus den "Colonies" angereist, wie die Briten sagen würden - gibt ihm erkennbar gerade Anweisungen, wie er den Chor zu begleiten habe.

Ich hoffe sehr, daß die gegenwärtige Schwüle mich nicht vom Podest werfen wird, aber zumindest bei der Generalprobe war es doch erträglich in den Mauern der Johanniskirche.



Mittwoch, 1. Mai 2013

Mai & Feuerwehr




Da habe ich doch meinen Beitrag zur Walpurgisnacht buchstäblich verschlafen, und jetzt auch noch den zum ersten Mai, mit dem mich zugegebenermaßen kaum etwas verbindet. Aber Herr Roloff hatte in seinem Heimatort Schönhausen der örtlichen Feuerwehr eine Predigt gehalten, die er mir zugeschickt hatte und die ich eigentlich schon gestern anbringen wollte (dies wird am 2. Mai nachgetragen).

Vorher aber noch ein paar Bilder aus diesen Tagen von hier, samt einigen vom Mai-Essen, aber darüber muß ich ja nichts schreiben, nur soviel, es handelte sich vor allem um Kalbskoteletts und Rumpsteaks, die erst angebraten wurden und dann mit Rotwein, Rosmarin und Thymian bei niedriger Temperatur im Backofen vor sich hin garten. Nett.









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Ansprache zum Feuerwehrgottesdienst 2013

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Gemeinde,

es wird den meisten hier nicht neu sein, dass die Feuerwehr zu den Institutionen gehört, denen die Deutschen zu 90 % sehr hohes Vertrauen entgegenbringen. Sie rangiert damit gleichauf mit der Ärzteschaft. Selbst Pfarrer und Pastoren genießen ein sehr viel geringeres Vertrauen. Da kann es also nicht schaden, einmal von der Kanzel zu fragen, worin dieses große Vertrauen begründet ist.

St. Georg, Feuerwehr, 1931

Im Wesentlichen sehe ich drei Ursachen.

Die Feuerwehr macht keine falschen Versprechungen. Niemandem würde es einfallen zu sagen: Wir garantieren, dass in unserem Zuständigkeitsbereich kein Haus mehr brennt oder kein Unfall mehr geschieht. Niemand käme auf die Idee, in Aussicht zu stellen, dass die Feuerwehr immer so schnell ist, dass jedes Unglück vermieden werden könnte. Es gibt die Feuerwehr ja nur darum, weil es leider immer wieder brennen wird, weil Notstände eintreten und weil schwere Unfälle, so traurig es klingt, zu unserem täglichen Leben dazugehören. Man schätzt die Feuerwehr wegen dieser nicht zu bestreitenden Ehrlichkeit.

Es nötigt dann auch immer wieder Respekt ab, dass sich Menschen jederzeit bereit halten, um bei Notlagen der unterschiedlichsten Art schnell und wirksam zu helfen. Auch im Jahresbericht unserer Feuerwehr kann man nachvollziehen, wie viele Stunden Aus- und Fortbildung von den Kameradinnen und Kameraden geleistet werden, um stets auf der Höhe der Zeit zu sein, technische Neuerungen und geänderte Vorschriften blind zu beherrschen. Bereitschaftsdienste und natürlich die zahlreichen Einsätze kommen hinzu.

Entscheidend dürfte aber sein, dass auch unsere Feuerwehr, sie wird in diesem Jahr 120 Jahre alt, in einer langen Tradition steht, mit der jeder Einwohner unseres Dorfes irgendwann auf die eine oder andere Weise gute Erfahrungen gemacht hat. Auf die Feuerwehr kann man sich eben immer verlassen.

Uetersener Feuerwehr um 1900

Dieser Zustand stellt sich aber nicht von allein her, sondern wird getragen durch die Einsatzbereitschaft, das Verantwortungsgefühl, das Pflichtbewusstsein, den persönlichen Mut und den uneingeschränkten Willen, gemeinsam zu handeln. Ein Feuerwehrmann, eine Feuerwehrfrau allein kann nur wenig ausrichten, und doch kommt es manchmal auf einen allein an. Darum ist der Begriff der Kameradschaft so bedeutsam. Kameradschaft kann man am besten dann erklären, wenn man sich verdeutlicht, was es bedeutet, darauf angewiesen zu sein, einem anderen Menschen blind vertrauen zu können.

Wer Vertrauen so vorlebt und pflegt, dem wird auch vertraut. Das ist vielleicht die plausibelste Begründung für das anfangs genannte Umfrageergebnis.

Dampfspritze von 1910

Es ist und bleibt schön, dass wir so eine beispielgebende Gemeinschaft in unserem Dorf haben, und wie in jedem Jahr will ich uns allen ans Herz legen, dass jeder nach seinen Möglichkeiten sucht, unsere Feuerwehr zu unterstützen. Das ist gar nicht ganz uneigennützig, weil wir alle uns auch immer auf unsere Feuerwehr verlassen können, die ganz unabhängig von Notfällen auch immer bereit steht, wenn Hilfe gebraucht wird, wie beispielsweise bei unserem Kirchenjubiläum im vergangenen Jahr oder am Ende dieses Monats, wenn wir gemeinsam mit unserem Schützenverein an den 200. Jahrestag der Einsegnung des Lützowschen Freikorps erinnern wollen. Immer steht uns unsere Feuerwehr hilfreich zur Seite, und auch dafür will ich hier heute herzlich danken.

Eine kleine Geste ist es, dass wir in unseren Gottesdiensten am 1. Mai die Kollekte der Feuerwehr stiften.

Kaiserliche Feuerwehr

Aber zurück zur Berufung unserer Feuerwehrleute. Im weitesten Sinne gehören sie zu den Rettungsdiensten. Ich hatte es bereits angedeutet, dass es zur Wirklichkeit dieser Aufgabe gehört, niemals Unglück völlig verhindern zu können. So gut ausgebildet und permanent geschult unsere Feuerwehr auch ist, so gut ausgerüstet und wie schnell sie auch ist, dennoch werden Brände, Unfälle und Katastrophen weiter zu unserem Leben gehören. Alle Anstrengungen können immer nur erreichen, das Ausmaß der Schäden einzudämmen und die Zahl der Opfer möglichst gering zu halten. Manch ein Angehöriger der Rettungsdienste trägt schwer daran, einmal zu spät gekommen zu sein.

Dennoch ist es wichtig, dass es diese Menschen gibt. Es ist wichtig auch dort, wo sie nicht mehr helfen können, weil sie eine Ordnung aufrecht erhalten, in der der Schutz von Menschen und Gütern einen Vorrang besitzt. Es ist ein entscheidendes Kennzeichen einer menschlichen Ordnung, dass es Einrichtungen für die in Not Geratenen gibt.

Es ist falsch und auch unmenschlich, diese Ordnung in Frage zu stellen, selbst wenn man selbst nie in Not geraten, das Opfer eines Unfalls oder von Bränden und anderen Katastrophen geworden ist.

Magirus Autospritze Modell "Bayern", Bj. 1923

Nun frage ich, muss es diese Ordnungen nicht auch für unser geistiges und geistliches Leben geben?

Auch hier kann man sagen, der rechte Glaube verhindert nicht, ins Unglück zu fallen. Wir wissen nicht, welche Prüfungen uns im Leben bestimmt sind. Dennoch gehört es zu unserem menschlichen Dasein, uns in Beziehung zu setzen zu dem, der uns erschaffen hat. Nur im Miteinander von Gott und Mensch wächst eine verlässliche Ordnung, aus der wir Maß und Richtung für unser Leben ableiten können, durch die wir die Gebote haben und uns Grenzen gesetzt sind. Nie wird ein Mensch das alles beachten können, nie wird er ohne Fehler bleiben in seinem Umgang mit Gott und dem Mitmenschen, und dennoch ist diese Ordnung von größter Bedeutung. Wir werden Menschen immer erst aus unserer Beziehung zu Gott heraus.

Krupp Elch Feuerwehr

Lange Zeit hätte ich behauptet, das würde uns von allen anderen Kreaturen unterscheiden. Je älter ich werde, desto mehr glaube ich, die anderen Wesen, die Tiere und die Pflanzen, selbst alles was ist, ist gerade in seiner Kreatürlichkeit dem Schöpfer fest verbunden. Uns Menschen aber ist es gegeben, uns von Gott lossagen zu können. Wir können den Versuch machen, ohne oder sogar gegen ihn zu leben.

Und ich behaupte, das ist genauso klug, wie wenn man sich gegen die Feuerwehr entscheidet, weil man noch nie Opfer eines Brandes oder Unfalls gewesen ist und auch sicher annimmt, es niemals zu werden. So kann man dann ohne Rettungsdienste leben. Man kann aber auch sagen, weil ich die Feuerwehr nie gebraucht habe, muss es sie auch nicht geben, und man geht daran, bewusst ihre Abschaffung zu betreiben. In diesem Fall kann sich die Folgen jeder Mensch sehr schnell vorstellen.

Perfection nozzle holder, 1895

Ich behaupte, die Verwüstung unseres Zusammenlebens könnte nicht größer sein, wenn sich dieses Denken dennoch immer weiter auch auf unsere geistigen und geistlichen Ordnungen überträgt.

Es gibt einen zunächst nur sprachlichen, sehr interessanten Zusammenhang mit unserem Lesungstext aus dem Johannesevangelium. Dort ist auch vom Retten die Rede. Überall aber, wo neuere Übersetzungen das Wort „retten“ gebrauchen, spricht Luther vom „selig machen“.

Überall, wo wir als Menschen gerettet werden müssen, da geht es im Kern darum, dass wir nach Gottes Willen selig werden sollen.

Darum wollen wir danach trachten, uns dem anzuschließen, was bereits vor uns gewesen ist, damit wir für die Zukunft Hoffnung haben können. Das nun gilt in gleicher Weise für unsere 120 Jahre alte Feuerwehr, wie für unsere, noch ein wenig ältere Kirche.

Christus spricht: „Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette, selig mache.“

Amen

Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

Thomas Roloff

Montag, 18. Februar 2013

Über das Recht und die Bäume







Unschudig gelesen klingt das, was in § 823 Abs. 1 BGB steht, wie die reine Vernunft:

„Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.“

Aber am Ende ist das Recht auch nur ein Geflecht des Agierens, dessen sich Menschen bedienen, respektabel, solange es sich mit Vernunft beschränkt, weniger, wenn es aus Maßstabslosigkeit und Beschränkungsfreiheit zum frei metastasierenden Fluidum wird, das alles belegt und oft auflöst, ein Handlungsvorwand, der dann von bedeutungsvergewissernden Akteuren exekutiert wird.

Eines der Monstren, das aus dem obigen Paragraphen herausgezogen wurde, ist die sogenannte „Verkehrssicherungspflicht“. Das heißt, um uns Umwege zu ersparen, wenn jemand etwa in Besitz eines Baumes dessen Wachstum zuläßt, muß er sich auch dessen gewiß sein, daß der ab einem gewissen Zeitpunkt jemandem auf den Kopf fallen könnte, bei Sturm etwa, und dann - siehe oben. Das „Recht“ eben meint, nicht nur diese Gefährnisse steuern zu können, nein, zu müssen.

Wenn jemand nun seinen Berufszweck eben daraus bezieht, und (noch) viele Bäume vorhanden sind und die Ermessenabwägung kaum begrenzt wird (von wem?), kommen Bilder wie obige zustande, an diesem Montag aufgenommen (geschrieben einen Tag später, ich mußte das Ganze etwas sacken lassen). Erstaunlicherweise hatte sich also ein ganzer Haufen Bäume am Ufer des Sees verabredet, eben zum gleichen Zeitpunkt morbide zu werden, das klingt logisch, nicht wahr?

Ich kam an derselben Stelle einige Tage vorher vorbei (ohne Kamera), ein vernünftiger Waldarbeiter hielt mich kurz auf, die Sägeorgie war gerade zugange. Als ich ihm (etwas kürzer und mit leicht anderen Worten) das obige entgegnete, gab er mir nicht nur recht (das hätte leicht opportunistisch geklungen). Er erklärte mir auch, wie man es hätte anders machen können und welch schlimmere Dinge er schon hätte ausführen müssen. Aber der gute Mann mit seinem praktischen Sachverstand und ich mit meiner Fassungslosigkeit mußten da halt vor freilaufenden Experten zurückweichen.

Aber kürzer ließe diese Stadt sich auch kaum beschreiben.



Mittwoch, 21. November 2012

Buß- und Bettag



Mitten zwischen Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag liegt der Buß- und Bettag als einer der düsteren (staatlich-protestantischen) Gedenktage im November. Das Wetter tut, nicht überraschend, sein Möglichstes, den passenden Hintergrund dafür zu liefern. Mit langanhaltenden Morgennebeln etwa.

Die Grenzen verschwimmen und die Welt wird fremd. Der irritierte Beobachter erhält die Chance, aus seinen Gewohnheiten zu fallen, die Last des Gewohnten schwindet und es tauchen (möglicherweise) verstörend andere Gedanken wie Bilder auf. Diese überraschende Distanz gibt immerhin die Chance, sich eines vergessenen Mensch-Seins zu erinnern, die innere Welt weitet sich, und dann kehrt das Erwartbare doch zurück.

Nun ja, wir wollen in keinen zu esoterischen Tonfall verfallen. Dieser Anzug paßt einfach nicht zu uns. Obwohl, daß der Staat einen öffentlichen Feiertag zur Gewissenserforschung verordnet (hat), das dürfte es so nur in (einem vorigen) Deutschland gegeben haben. Herr Roloff hat den nachfolgenden Beitrag für seine regionale Zeitung zum heutigen Tag geschrieben (wie allerspätestens im letzten Satz deutlich wird).


Die Geschichte des Buß- und Bettages

Jahreszeit und Wetter passen im Grunde gut zum Anliegen des Buß- und Bettages, den wir seit 1995 in Deutschland mit Ausnahme Sachsens nicht mehr als staatlichen Feiertag begehen. Nebel, Kälte und das Sterben der Natur verbreiten Traurigkeit und lassen die Gefahr größer werden, vom Weg abzukommen und sich zu verirren. Buße hat darum auch weniger mit Bestrafung zu tun als mit der Suche nach dem Weg, der nicht in Verzweiflung, Tod und Verderben, sondern ins Leben führt. Am Buß- und Bettag soll der Mensch einen Moment innehalten, sich auf Gott besinnen und sein Handeln überdenken.

Es gibt eine anschauliche Geschichte in der Bibel über den vielleicht ersten Bußtag. Der Prophet Jona war von seinem Gott in die Weltmetropole Ninive gesandt worden, um deren Einwohner den drohenden Untergang ihrer Stadt zu verkünden, der ihrer Sünden wegen über sie beschlossen war. Der König gibt daraufhin folgenden Befehl: „Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Ochsen noch Schafe Nahrung nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; und sollen Säcke um sich hüllen, beide, Menschen und Vieh. Und zu Gott rufen heftig; und ein jeglicher bekehre sich von seinem Wege und vom Frevel seiner Hände. Wer weiß? Es möchte Gott wiederum gereuen und er sich wenden von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben.“ (Jona 3, 7-9)

Hier kommen alle Bestandteile des Bußtages bereits klar zum Ausdruck. Der König ruft den Bußtag aus, er beteiligt sich aber auch an ihm und gibt den Menschen durch sein eigenes Handeln ein Beispiel. Bußtage sind Tage des Fastens, der Einkehr und des Gebets, sie reagieren auf eine unmittelbare Gefahr und tragen die Hoffnung in sich, diese abwehren zu können.

Zu allen Zeiten gab es darum derartige Bußtage besonders in Kriegs- und Notzeiten. In Deutschland wurden viele unterschiedliche Gebräuche und Termine dann 1893 durch den preußischen König vereinheitlicht und der Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr zum Buß- und Bettag bestimmt. Dieser Tradition schlossen sich nach und nach immer mehr Länder an, bis dieser Tag mit der Wiedervereinigung 1990 deutschlandweit Feiertag wurde.

Immer drückte sich in ihm eine besondere Verantwortung der stattlichen Gewalt auch für die sittliche und moralische Ordnung des Gemeinwesens aus. Es ist und bleibt darum im höchsten Maße zu bedauern, dass dieser sichtbare Ausdruck für die Erfüllung einer umfassenden Pflicht um einer Versicherung wegen aufgegeben wurde. Dennoch wird an vielen Orten der Buß- und Bettag durch Abendgottesdienste begangen. In Schönhausen wird dazu heute um 19:30 Uhr in die Winterkirche eingeladen.
Thomas Roloff

Samstag, 22. September 2012

Beiläufiges


Nur eine kleine Begebenheit am Rande. Die Meise hatte sich heute Morgen auf dem Dachboden verflogen und wurde von mir dort eingefangen, um anschließend freigelassen zu werden, nicht ohne daß sie vorher noch für ein Photo posieren mußte. Von der Freilassung gibt es kein Photo, dafür war sie zu schnell fort.

Und sollte heute sonst noch etwas Bemerkenswertes geschehen, werde ich das nachtragen.



Nachtrag



Ob bemerkenswert, nun ja. Jedenfalls war es sinnfällig, wie etwas irgendwie Zufälliges, z. B. das Wetter, den Charakter eines Ereignisses völlig verändern kann. Es hätte ein lauer Spätsommerabend werden können, voll von Musik und gelöster Stimmung, so aber wurden es gefühlte – 20 °C und die, nicht einmal vorhandenen, langen Unterhosen wurden spürbar vermißt. Den Instrumenten und ihren Benutzern machten die Umstände auch zu schaffen, offensichtlich, aber sie blieben tapfer, die Musiker, es war einfach nicht fair.

Das Deutsche Filmorchester aus Babelsberg spielte auf einem der zugigsten Marktplätze Deutschlands auf, von anderem zu schweigen. Aus Patriotismus hatte ich mich in die Innenstadt gekämpft, aber immerhin hatten Sturm und Regen irgendwann nachgelassen, es war nur noch kalt. Sie brachten wirklich eine Menge von dem, was einem an populären Soundtracks so in den Sinn kommt. Nichts von dem, was nachfolgend erscheinen wird, das fand ich einfach, sagen wir, skurril. Ach so, vielleicht ist alles auch nur eine Frage des Alters und wir werden wehleidig, siehe - das vor - letzte Bild.








Samstag, 1. September 2012

Modisch








Der liebe Gott hat es in seiner unendlichen Güte so eingerichtet, daß ich keine Frau bin. Ich weiß, ab jetzt wandle ich bei jedem weiteren Wort auf Messers Schneide. Wie man sieht, zeigen die Bilder eine Modenschau, sie fand auf dem Hof der hiesigen Kunstsammlung statt (es gibt hier im Moment so eine Art Stadtfest). Ich schätze die veranstaltende Mode-Salon-Inhaberin sehr (mehr wegen ihrer grund-gediegenen Bildung; vor allem, wenn es um Musik geht, u.a., weniger vielleicht, nun, siehe oben, das ist an mich verschwendet, aus verschiedenen Gründen). Und bevor ich nicht mehr eingeladen werde, und es gibt wahrlich wenige Leute, von denen man an diesem Ort eingeladen werde möchte, obige Bilder.


Zum vorletzten Bild, ein komplett anderer Ort – ich fand es derart absurd, sieht der Wolf nicht aus wie ein schmutziger alter (halber) Mann? Nun ja, es ist spät und ich wollte dies noch schnell hinter mich bringen. Beim letzten Bild, da bin ich tatsächlich ganz bei mir, und daher sei ihm noch ein Stück Poesie hinterher geworfen.


Oskar Loerke

Der Silberdistelwald

Mein Haus, es steht nun mitten
Im Silberdistelwald.
Pan ist vorbeigeschritten.
Was stritt, hat ausgestritten
In seiner Nachtgestalt.

Die bleichen Disteln starren
Im Schwarz, ein wilder Putz.
Verborgne Wurzeln knarren:
Wenn wir Pans Schlaf verscharren,
Nimmt niemand ihn in Schutz.

Vielleicht, daß eine Blüte
Zu tiefer Kommunion
Ihm nachfiel und verglühte:
Mein Vater du, ich hüte,
Ich hüte dich, mein Sohn.

Der Ort liegt waldinmitten,
Von stillstem Licht gefleckt.
Mein Herz - nichts kam geritten,
Kein Einhorn kam geschritten -
Mein Herz nur schlug erweckt.

Samstag, 18. August 2012

Über den Trost des Ideellen


Dieser Ort hat eine schwierige Physiognomie, genauer gesagt, die Stadt, der er zugehört. Einige markante übriggebliebene Zeugnisse der Backsteingotik bilden einen Rahmen, der überwiegend von zuviel Beton-Leere überfüllt wird, und das hat sich nach der sogenannten „Wende“ bruchlos fortgesetzt. Aber davon wollten wir gar nicht reden. Etwa 10 Fußminuten entfernt gibt es ein „Belvedere“. Das Belvedere ist zu Neubrandenburg ein wenig fremd, vielleicht war es das eher schon, aber jetzt ist es zweifelsohne so.

Der nahegelegene Tollensesee wurde von der letzten Eiszeit geschaffen, er wirkt stellenweise wie eine halbvolle Badewanne und seine Ränder sind daher häufig - Steilufer; ach ich vergaß zu erwähnen, die Natur immerhin ist hier durchgehend sehr eindrucksvoll. An einem Stück besonders eindrucksvollen nordwestlichen Steilufers beschloß ein mecklenburgischer Herzog also, ein Sommerhaus zu errichten.

Der Herzog hieß Adolf Friedrich IV. und ist übrigens von Fritz Reuter liebevoll beschrieben worden, das war 1775; ein eher schlichter Fachwerkbau, der später abgebrochen und (sic!)  in der Beguinenstraße (also in der Innenstadt) sorgfältig wieder aufgebaut wurde, als eine Heimstatt der Freimaurer (auch kurz nach/bei Kriegsende verbrannt). Gut, zuletzt war es eine Gaststätte namens "Tivoli".


Großherzogin Marie, Gemahlin des Großherzogs Georg, ein konservativer, aber nichtsdestotrotz (?) recht beliebter Regent seines kleinen Landes, ließ am selben Standort 1823 erneut ein Sommerhaus erbauen. Sie beauftragte dazu Friedrich Wilhelm Buttel, der dieses (inzwischen) „Großherzogtum“ vielfach mit seinen Bauten bereichert hat. Ungewöhnlich für ihn (und die Proportionen sind auch vielleicht nicht immer ganz glücklich, nun ja) schuf er es als bescheidenen dorischen Tempel. Der Tempel war eher ein Pavillon mit einem Saal, reich dekorierter Stuckdecke, Statuen, einem Kamin und einer kleine Küche, nebst Kammer. Es existiert eine Gedenktafel am Bau, die daran erinnert.


Auch dieses Land wurde von dem entbehrlichen Umsturz von 1918 berührt, er machte seinerseits das Belvedere funktionslos, es gab keinen Bedarf mehr für ein herzogliches Sommerhaus. In den 20er Jahren beging man auf dem Areal noch gelegentlich Volksfeste. Die nächste große Umgestaltung hingegen erfolgte 1934, als man sich entschloß, das Gebäude zum Ehrendenkmal für die im 1. Weltkrieg Gefallenen aus Mecklenburg-Strelitz umzugestalten. Das Belvedere wurde in eine offene Halle verwandelt, die Mitte des Raumes nahm ein großes, in den Boden eingelassenes Eisernes Kreuz ein.

Die Pläne hierzu stammten von Prof. Heinrich Tessenow (nicht unbekannt bspw. im Zusammenhang mit der „Neuen Wache“ in Berlin, die er ebenfalls zum Ehrenmahl umgestaltet hatte). Der Platz hinter dem Belvedere wurde von einer monumentalen Bruchsteinmauer mit Freitreppe eingefaßt. Der Ort veränderte folglich deutlich seinen Charakter weg vom eher Idyllischen.

Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß Tessenow lange Jahre in dieser Stadt seinen eigentlichen Wohnsitz hatte, auch wenn er woanders lehrte. Um 1920 herum hatte er ein großes, altes Bürgerhaus erworben und für sich und seine Familie hergerichtet. Erst gegen Ende des 2. Weltkrieges zog er nach Siemitz bei Güstrow.


Wir stehen vor der nächsten Zäsur. Die Ehrung der Gefallenen des 1. Weltkrieges war nicht unbedingt eine Herzensangelegenheit der neuen Machthaber. Das Belvedere verfiel, die Ausgestaltung wurde teilweise demoliert. Immerhin begann man Ende der 70er Jahre das Gebäude wiederherzustellen, der Stadt schwebte ein Ort für Freilichtveranstaltungen mit großer Bühne vor, aber das Projekt wurde nicht vollendet. Erst 1995 wurde das Belvedere endgültig restauriert (ohne Freilichtbühne).

Und heute? Heute gibt es dort gelegentlich Konzerte, Sommerfeste wie die "Tangonacht", und seit hier auch Hochzeiten geschlossen werden können, was rege in Anspruch genommen wird, werden die Schmierereien schnell wieder entfernt, mit denen abseitig Veranlagte das Häßliche, das in ihrem Kopf haust, nach außen zu bringen suchen. Aber die meiste Zeit drückt sich an diesem Ort allenfalls ein Pärchen in einen Winkel oder ein Haufen junger Menschen hat seinen Spaß.

Der Titel deutet an, daß dieser Beitrag eigentlich eine andere Richtung nehmen sollte (doch nun ist die "Einleitung" schon so lang geworden). Denn das Belvedere ist nicht nur das einzige klassizistische Bauwerk Buttels, das auf uns gekommen ist. In der ganzen Region gibt es nichts von dieser Art, man müßte schon bis nach Neustrelitz, die alte Residenzstadt, gehen, da ist ein wenig übriggeblieben.

Und dabei wäre es doch ein willkommener Anlaß, angesichts dieser 4 wenigen dorischen Säulen einmal darüber nachzusinnen, was unsere Vorfahren dazu brachte, ihre Sehnsucht auf die lange vergangene Antike zu richten, und was sie darin zu finden hofften (ich verweise nur kurz auf Johann Heinrich Voß, der kommt aus der hiesigen Gegend). Für sie war ein Bauwerk offenbar mehr als ein nur nützlicher Baukörper, er hatte Teil an der Darstellung einer ideelen Ordnung, die den Menschen emporheben sollte. Aber all das sind Gedanken, die den meisten Menschen, inklusive Bauherren, des jetzigen Zeitalters wesensfremd geworden sind.
nachgetragen am 25. August