Sonntag, 23. März 2008

Auferstehung


Sollt’ ich meinem Gott

(Melodie)

Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?
Sollt’ ich ihm nicht fröhlich sein?
Denn ich seh’ in allen Dingen,
Wie so gut er’s mit mir mein’.
Ist doch nichts als lauter Lieben,
Das sein treues Herze regt,
Das ohn’ Ende hebt und trägt,
Die in seinem Dienst sich üben.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb’ in Ewigkeit.

Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,
Nein, er gibt ihn für mich hin,
Daß er mich vom ew’gen Feuer
Durch sein teures Blut gewinn’.
O du unergründ’ter Brunnen,
Wie will doch mein schwacher Geist,
Ob er sich gleich hoch befleißt,
Deine Tief’ ergründen können?
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb’ in Ewigkeit.

Meiner Seele Wohlergehen
Hat er ja recht wohl bedacht.
Will dem Leibe Not zustehen,
Nimmt er’s gleichfalls wohl in acht.
Wenn mein Können, mein Vermögen
Nichts vermag, nichts helfen kann,
Kommt mein Gott und hebt mir an
Sein Vermögen beizulegen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb’ in Ewigkeit.

Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen
Und ermuntert mein Gemüt,
Daß ich alle lieben Morgen
Schaue neue Lieb’ und Güt’.
Wäre mein Gott nicht gewesen,
Hätte mich sein Angesicht
Nicht geleitet, wär’ ich nicht
Aus so mancher Angst genesen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb’ in Ewigkeit.

Wie ein Vater seinem Kinde
Sein Herz niemals ganz entzeucht,
Ob es gleich bisweilen Sünde
Tut und aus der Bahne weicht:
Also hält auch mein Verbrechen
Mir mein frommer Gott zugut,
Will mein Fehlen mit der Rut’
Und nicht mit dem Schwerte rächen.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb’ in Ewigkeit.

Weil denn weder Ziel noch Ende
Sich in Gottes Liebe find’t,
Ei, so heb’ ich meine Hände
Zu dir, Vater, als dein Kind,
Bitte, woll’st mir Gnade geben,
Dich aus aller meiner Macht
Zu umfangen Tag und Nacht
Hier in meinem ganzen Leben,
Bis ich dich nach dieser Zeit
Lob’ und lieb’ in Ewigkeit.



Grünewald, Mathis Gothart, Isenheimer Altar, ehemals Hauptaltar des Antoniterklosters in Isenheim/Elsaß,
zweite Schauseite, rechter Flügel: Auferstehung, 1512-1516
Quelle: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei.
gefunden hier

Freitag, 21. März 2008

Karfreitag




Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir;
Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür;
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Ängsten
Kraft deiner Angst und Pein!

Erscheine mir zum Schilde,
Zum Trost in meinem Tod,
Und laß mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot!
Da will ich nach dir blicken,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.



Paul Gerhardt


obiges Bild
El Greco, Christus am Kreuz, mit Maria, Johannes und Maria Magdalena, um 1590 Museo del Prado
Quelle: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. gefunden hier

Mittwoch, 12. März 2008

verspätete Erinnerung


Vor 232 Jahren (und 2 Tagen) am 10. März 1776 wurde Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg, spätere Königin von Preußen geboren. Sie ist wenige Kilometer von hier 1810 auf Schloss Hohenzieritz verstorben.

Es gibt Menschen, die sind wie Leuchtürme in der Dunkelheit, selbst über die Zeiten hinweg. Ihre Zeitgenossen sehnten sich in den Widrigkeiten der Napoleonischen Okkupation ganz verständlich nach einer Lichtgestalt. Und da geschah es mit ihrer Wesensart sehr leicht, daß sie die verschiedensten Sehnsüchte und Hoffnungen auf sich zog.

Wenn ein Großteil ihrer Wirkung an ihrem unmittelbaren Wesen gelegen haben muß, ist schwer erklärlich, daß die Erinnerung an sie zu unterschiedlichen Zeiten auch sehr unterschiedlich aussah, aber nie ganz geschwunden ist. Es ist vielfach skeptisch gefragt worden, worin denn nun ihre bleibende Leistung bestehen solle. Nun sie hat als Königin ermutigt, inspiriert, gefördert, getröstet und auch gekämpft.

Worin ihr Erfolg besteht, dieses Urteil mag so schwanken, wie Urteile das über die Zeiten hinweg auch sonst zu pflegen tun. Für ihre Zeitgenossen bot sie das Bild der anteilnehmenden lebendigen Würde in einer finsteren und würdelosen Zeit.



Heinrich von Kleist

An die Königin von Preußen

Zur Feier ihres Geburtstages den 10. März 1810


Erwäg ich, wie in jenen Schreckenstagen,

Still deine Brust verschlossen, was sie litt,

Wie Du das Unglück mit der Grazie Tritt

Auf jungen Schultern hast getragen,

Wie von des Krieges zerrissnem Schlachtenwagen

Selbst oft die Schar der Männer zu dir schritt,

Wie trotz der Wunde, die Dein Herz durchschnitt,

Du stets der Hoffnung Fahn uns vorgetragen:

O Herrscherin, die Zeit dann möcht ich segnen!

Wir sahn Dich Anmut endlos niederregnen,

Wie groß Du warst, das ahndeten wir nicht!

Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert;

Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert,

Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!




preussen.de

preussen-chronik.de

Hohenzieritz



obiges Bild: Jozef Maria Grassi (1757-1838), Louise von Mecklenburg-Strelitz
zu finden hier

Freitag, 7. März 2008

momentane Illusionen


Kürzlich gab es einen Tag Winter - eine angenehme Illusion von Normalität, vermutlich, die herzlose Güte eines verschneiten Gartens, es sind immer diese überraschenden Momente, die uns in Verwirrung stürzen, hätten wir ... wenn wir noch einmal ... oder ist unser Leben einfach ein Pfad, der sich seinem Ziel ohne unser Zutun irgendwie sicher entgegenschlängelt ...