Jonathan Pageau - Sacred Art in Secular Terms
Ich hatte gestern mit einem einsichtsvollen Besucher eine Differenz. Nun dazu sind Unterhaltungen da, es sei denn, man ist auf Gleichförmigkeit aus. Aber darüber reden wir nicht an einem Sonntag. Kitsch war das Thema. Daß religiöse Kunst oft so unerträglich sein könne, seit etwa 200 Jahren, davor gab es das nicht, meinte ich. Und um es hier zu wiederholen, das Phänomen ist schwer einzugrenzen, aber man fühlt es, es ist ein falsches Gefühl. Nun sind gefühlte Wahrheiten gegenwärtig aus konkreten Gründen als Quelle der Einsicht fast verbrannt... Genug davon.
Jonathan Pageau hatte eine existentielle Krise als Künstler, ein Aufenthalt in Afrika, eher aber die Begegnung mit der Theologie der östlichen Kirchenväter heilten ihn davon, auch bewahrte ihn letzteres vor der Versuchung, anschließend Ethno-Kitsch zu produzieren. Und so wurde er ein orthodoxer Christ in Quebec, Kanada (der Protestantismus wurde ihm zu flach), und später ein Freund der neuesten prophetischen Gestalt, der er daher einiges über den “Logos” zu erzählen vermochte, von der wir diesmal aber schweigen wollen (ja, Peterson, obwohl ich den je mehr je länger zu respektieren gelernt habe, etwas widerwillig zugegebenermaßen).
Nun, in obigem Video ist der Icon-Carver eher ungnädig gegenüber eingeschnürten metallischen Luftballons oder zerfließenden Blutskulpturen, aber immerhin zeigt er nicht einmal vorrangig sein Eigenes, sondern erwähnt Künstler einer modernen christlichen Kunst wie einen Silouan Justiniano, die erstaunlicherweise völlig authentisch erscheinen.
Es gibt eine hübsche Geschichte am Ende, wo er, von seinem Bischof aufgefordert, die Hl. Jungfrau schnitzt, und ein Serbe sagte, ihm, jetzt sieht sie wie eine Drogensüchtige aus... Am Ende aber, als er das Werk vorzeigte, schlug der Bischof das Kreuz und neigte sich zuvor. Es war einfach richtig. Und er räsoniert darüber, wie Kunst weniger als Kunst und zugleich mehr sein könne. Sie öffne dienstbar einen Raum, der wirklich sei und heilig.
Keine Wolkenstufen ins Ungefähre also.
Er sollte etwas mit seinen Haaren machen. Er sieht meist aus wie ein Waldstreicher. *Seufz. Und ich gehe jetzt zurück in die wundervolle Frühlingssonne. Ach so, ich wollte mit einem Bild aus Ravenna enden, aber die Sonne wartet bekanntlich nicht, also vorläufig nur ein Link zu Dr. Jung.