Freitag, 5. November 2021

Zwischendurch - Barock

Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Die Welt


WAs ist die Lust der Welt? nichts als ein Fastnachtsspiel /

So lange Zeit gehofft / in kurtzer Zeit verschwindet /

Da unsre Masquen uns nicht hafften / wie man wil /

Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.


Es gehet uns wie dem / der Feuerwercke macht /

Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;

Man schaut wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht /

Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.


Wir Fluchen offt auf dis was gestern war gethan /

Und was man heute küst / mus morgen eckel heissen /

Die Reimen die ich itzt geduldig lesen kan /

Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.


Wir kennen uns / und dis / was unser ist / offt nicht /

Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen /

Man merckt / wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht /

Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.


Was ist denn diese Lust und ihre Macht und Pracht?

Ein grosser Wunderball mit leichtem Wind erfüllet.

Wohl diesem der sich nur dem Himmel dienstbar macht /

Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.“


Paul Fleming

An sich


Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,

weich keinem Glücke nicht, steh' höher als der Neid,

vergnüge dich an dir und acht' es für kein Leid,

hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.


Was dich betrübt und labt, halt Alles für erkoren,

nimm dein Verhängnis an, lass' Alles unbereut.

Tu, was getan muss sein, und eh' man dirs gebeut.

Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.


Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke

ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an,

dies Alles ist in dir. Lass deinen eiteln Wahn,


und eh' du förder gehst, so geh' in dich zurücke.

Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,

dem ist die weite Welt und Alles untertan.


nachgetragen am 22. November

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