Montag, 17. September 2018

Sonntags-Nachträge











Der letzte Sonntagsspaziergang, der eher eine -fahrt war, ist unvollständig geblieben, und so sollen ein paar der Bilder nachgeholt werden. Wir beginnen mit dem Parkhaus, das unser letzter, unglücklicher Großherzog für sich erbauen ließ. Ich schaue dort gern hin und wieder vorbei, ob es denn noch steht oder etwa nicht gar heimlich nach China entführt wurde (oder so), bei diesem Gebäude kann man sich da nie ganz sicher sein. Es steht also noch. Bei dem anderen abgebildeten Bauwerk in der Parkstraße befallen einen da allerdings leise Zweifel, ob dieser Zustand noch lange andauern wird.

Vom Zierker See kommend erfreute ich mich zuvor an der Rückseite des Marstalls mit seinem Strelitzer Landes- und Herzogswappen, eines der schönsten, das noch in Neustrelitz erhalten ist. Und wo wir eben beim Erfreulichen sind, auch die wiederhergestellte Mauer am Prinzengarten strahlte ganz wunderbar in der Spätsommersonne. Die Figuren am Landestheater schauten gewohnt dramatisch. Es hatte also alles seine rechte Ordnung.

Bei den letzten beiden Bildern verläßt einen dieses Gefühl leider schon wieder. Offensichtlich  hat der Residenzschloßverein, der am Tag des offenen Denkmals auf dem Schloßberg an das verlorene Schloß erinnerte, diese beiden Plakate dort vergessen, was eine läßliche Sünde sein sollte.

Aber jetzt müssen wir kurz zum vorigen Sonntag zurückkehren. Begonnen hatte ich mit Bildern vom wundervoll restaurierten Hirschtor (bis 1826 nach Plänen von Friedrich Wilhelm Buttel errichtet, die beiden Bronzehirsche sind von Christian Daniel Rauch), um dann nach dem Pulverturm zu schauen, ob der noch stehe. Nun ja, teilweise. 1811 von Wolff erbaut, war es einmal ein „schlanker geputzter Rundbau mit spitzbogigen Blendnischen und mit Holzschindeln gedeckter Spitzkuppel“. Da der Tiergarten zuerst der Jagd diente, ist sein namensgebender Ursprungszweck leicht ersichtlich.

Und jetzt steuern wir auch schon dem unerfreulichen Ende beider Beiträge zu, sowohl des vom vorigen als auch von diesem Sonntag. Denn was man auf dem älteren Beitrag sieht, sind offenkundig Reste der Schloßfassade. Wie das? Eine Neustrelitzerin hatte sie am Morgen zufällig auf einem nahe gelegenen Schuttberg entdeckt, sie dort herausgeklaubt und am Stand des Residenzschloßvereins abgelegt...

Immerhin klärt uns einige Tage später ein Zeitungsartikel auf: „Schloss taucht stückweise aus dem Boden wieder auf“. Demnach seien auf dem Schloßberg in Neustrelitz Reste des Schlosses gefunden worden. Bei den Sanierungsarbeiten auf dem Parkgelände wären „verzierte Steine in kleinem und größerem Ausmaß“ zum Vorschein gekommen. Mitarbeiter der Gartenbaufirma Anschütz tauschten nämlich derzeit im Schloßgarten den Mutterboden für neue Pflanzen und Rasen aus. Archäologen des Landesamtes für Kultur- und Denkmalpflege hätten ein Auge auf die Schloßreste. (Wie auch immer das praktisch aussehen mag.) „Teile der Fassade?“, fragt der Artikel. Noch sei nicht klar, um welche Teile des Schlosses es sich genau handele und was mit den Überbleibseln passieren solle.

Vielleicht einfach auf den Haufen zurückwerfen? Doch in der Tat ist der Schuttberg mittlerweile kleiner geworden. Wir werden weiter aufgeklärt: Die Funde, auf den ersten Blick Teile der ehemaligen Fassade, lagere die Firma Anschütz vorerst auf ihrem Betriebshof ein. Immerhin. Warum sollte der zuständige Landesbetrieb für Bau- und Liegenschaften auch ausgerechnet beim Neustrelitzer Schloß eine übertriebene Sensibilität an den Tag legen? Ich breche hier besser ab.

Warum hängen viele Neustrelitzer immer noch an einem Bau, der lange verloren ist? Wozu braucht ein Mensch ein Schloß. Vielleicht weil sich für sie in ihm auch ein Sehnsuchtspunkt sammelt all der verlorenen Orte, die ein Mensch mit sich umherträgt? Eine Art von Heimat.

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