Freitag, 26. Oktober 2018

Beim Abschütteln des Zeitgeistes

 Thomas Edwin Mostyn, Gather Ye Rosebuds While Ye May

..., der in sich hinein zerfällt:

Es ist beiläufig interessant, wie selbst in den abwegigsten Phänomenen der Gegenwart eine Art abgesunkenes Christentum wieder auftaucht. Im Schrei "Ich bin auch ein Opfer" schwingt ja unüberhörbar die Erwartung mit, daß dadurch mindestens Aufmerksamkeit, wenn nicht gar unabsehbare Genugtuung, wofür auch immer, zu erlangen wäre; während in archaischeren Gesellschaften ein solcher Todesruf nur die Frage auslöste: "Kann man das essen?".

Sinead O'Connor, lese ich, „konvertiert...“ Dann brach die Schlagzeile ab und ließ mich erschrocken zurück. ‚Nein! Bitte nicht zum Katholizismus‘, und erleichtert erfahre ich – zum Islam. Sie nenne sich jetzt Shuhada' Davitt. Dann ist ja alles wieder in bester Ordnung.

Ein britisches Filmgesicht, das sich auch an der amerikanischen Westküste tummelt, hat kürzlich erklärt, warum ihre 3jährige Tochter gewisse Filme nicht sehen darf (von Vorlesen war nicht die Rede, es handelt sich um Märchen): Aschenputtel würde auf einen reichen Typen warten, der sie retten solle, das müßten Frauen schon selbst tun. Die kleine Meerjungfrau gäbe ihre Stimme für einen Mann auf – „Hallo?!“ Eine Gesinnungskollegin springt ihr bei – ein Mann dürfe keine Prinzessin küssen, die gerade schläft - das sei unentschuldbar übergriffig!

Franz Jüttner (1865–1925), Illustration zu Schneewittchen,

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