Sonntag, 24. Oktober 2021

Goldener Oktober-Sonntag & zwei lyrische Gegenstimmen







Friedrich Rückert

Herbsthauch


Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,

Hoffst du von Tagen zu Tagen,

Was dir der prangende Frühling nicht trug

Werde der Herbst dir noch tragen!


Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,

Immer zu schmeicheln, zu kosen.

Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,

Abends verstreut er die Rosen.


Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,

Bis er ihn völlig gelichtet.

Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,

Was wir geliebt und gedichtet.





Heinrich Heine

XLII.


Verdroß’nen Sinn im kalten Herzen hegend,

Reis’ ich verdrießlich durch die kalte Welt,

Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält

Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.


Die Winde pfeifen, hin und her bewegend

Das rothe Laub, das von den Bäumen fällt,

Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,

Nun kommt das Schlimmste noch, es regen’t.

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