Ein Eintrag über eine Petitesse, doch eine nachdenkenswerte.
Als ich fast gestern einen neuen Topf für die Küchenkräuter kaufte (ja, auch ich lebe in dieser Welt, selbst wenn ich mit ihr zunehmend weniger anfangen kann), stand am bekannten Platz des Wegräumens bald eine ältere, mehr unscheinbare Frau hinter mir. Lassen wir es so.
Die verbitterte Ungeduld des Alters, die schnell zu mir drang, erzeugte wohl ärgerlicherweise ein schlechtes Gewissen, dazu Hast, sie ließ mich unachtsam werden, der Topf rutschte durch die Finger, fiel zu Boden und, obzwar schon im Behältnis, nahm erwart- und hörbar Schaden. Ein kurzer Fluch von mir...
Und sie blühte auf. Als hätte sie das jahrelang ersehnte und fast schon aufgegebene Kompliment ihres Lebens bekommen.
Die Wut, Unsinn, der Unmut, hat den Schaden auf dem Rückweg sicher vergrößert, aber war das falsch? Man sollte seinen Gefühlen ihr Recht lassen. Und bei der Gelegenheit: Nichts verdirbt so sehr den Charakter, wie immer gut sein zu müssen.
Mit der Hilfe von Silikon geriet das Ganze dann zu einem Erlebnis herzerwärmend wundersamer Archäologie. Der geflickte Topf wird nicht lange halten, ja, ich weiß Rilke:
"Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und zerfallen selbst."
Aber. Wir sollten dem Bösen das letzte Wort nie lassen.
1 Kommentar:
"Nichts verdirbt so sehr den Charakter, wie immer gut sein zu müssen."
Find ich gut. Und so treffend.
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