
Friedrich Overbeck
Italia und Germania (Sulamith und Maria)
1811-1828, hier gefunden
Italia und Germania (Sulamith und Maria)
1811-1828, hier gefunden
„Wir sind...ein neues Geschlecht, und sind gar keine sentimentalen Ziegen, sondern selbständige, fortgeschrittene Köpfe mit dem Mute zu ihrer Zeit und ihrem Geschmack und kennen schon neue Götter. Wir kennen und lieben Maler wie die frommen Cornelius und Overbeck, nach deren Bildern er, wie ich ihn selbst habe sagen hören, am liebsten mit der Pistole schösse, und den himmlischen David Caspar Friedrich, von dem er erklärt, man könne seine Bilder ebensogut verkehrt herum ansehen. 'Das soll nicht aufkommen!' donnerte er, - ein rechter Tyrannendonner, wie nicht zu leugnen, den aber wir im Musenverein in aller Ehrfurcht dahinrollen lassen, indes wir in unsere Poesiebücher Verse von Uhland schreiben und entzückt miteinander die herrlich scurrilen Geschichten von Hoffmann lesen.“
So spricht in Thomas Manns "Lotte in Weimar" (4. Kapitel) Adele Schopenhauer von Goethe. Der, nach dessen Bildern Goethe am liebsten geschossen hätte, war Johann Friedrich Overbeck, er starb am 12. November 1869 in Rom. Er war eine der Hauptgestalten der Nazarener, eine Künstlergruppe des 19. Jahrhunderts, die die Malerei religiös erneuern wollten aus dem Geist des Mittelalters und der frühen Renaissance. Eine sehr folgenreiche Bewegung übrigens, in Großbritannien etwa für die späteren Präraffaeliten, die mir, wenn ich ehrlich bin, näher stehen. Doch ich will heute keine Kunstkritik veranstalten, dafür bin ich sowieso zu müde, aber wichtig war diese Bewegung zweifelsohne. Das nähere mag man bei den angegebenen Links nachlesen.
Übrigens hat sich Thomas Mann Goethes Ablehnung mitnichten ausgedacht, so sprach der etwa in einem Nachtrag zu einem Aufsatz (erschienen in der Zeitschrift "Über Kunst und Alterthum in den Rhein- und Maingegenden", von Heinrich Meyer - "Neu-deutsch religios-patriotische Kunst", 1817) von dem "kränklichen Klosterbruder" und "seinen Genossen", die "merkwürdige Werke ganz neuer Art", "Hieroglyphen" und "wahrhafte Sinnbilder" hervorbrachten. Das war alles andere als freundlich gemeint. Im Grunde war ihm die ganze neue romantische Richtung, in der der christlicher Glaube mit einem Mal wieder existentiell ernst genommen wurde, verbunden mit einer Verehrung des Mittelalters, zutiefst zuwider. Hatte er sich auch mit ähnlichem beschäftigt, so waren es ihm doch nur poetische Gegenstände, die ihm zu dienen hatten, da war er ganz ein Mann der Auflärung, die hier zum ersten Mal einen Dämpfer bekam, neue Zeiten eben, wie Fräulein Schopenhauer völlig zurecht festhält.

Friedrich Overbeck
Der Triumph der Religion in den Künsten
1831-1840, hier gefunden
Der Triumph der Religion in den Künsten
1831-1840, hier gefunden