Freitag, 2. Mai 2008

Trostgründe des Alterns


Die Zeit vergeht und wir vergeh‘n in ihr. Meine des öfteren bemühte Übersetzung für „tempora mutantur“, wenn ich wieder einmal der Schwäche nachgebe, mich mit meinen bescheidenen Bildungsfrüchten zu dekorieren. Denn je länger je mehr ist Dekorierung oder gar Verkleidung angeraten.

Der Fortgang der Zeiten und welche Spuren ihr Zerstörungswerk an uns allen hinterläßt, ein Jedermannsthema, Hoffnung verwandelt sich in Zynismus, Erwartung in Resignation, Phantasie in ermüdete Routine, bisweilen ergreift jemand die Chance, etwas weiser zu werden, aber es scheint doch das Mißvergnügen an den Möglichkeiten der Jüngeren zu überwiegen.

Womit ich meine eigene Unleidlichkeit nicht behübschen will. Denn um nur ein Beispiel zu nennen, ging ich mir selbst furchtbar auf die Nerven, als quasi mörderische Gedanken in mir aufstiegen, nur weil sich jemand in meiner Gegenwart damit spreizte, wie sehr sich seine Treiber darauf freuen würden, demnächst einheitlich uniformiert zu werden, mit Nummern, „....das sind ja einfache Jungs“.

Düsterer als gemeint klingt dies alles, denn auch das Dramatische verliert mit den Jahren sein Einschüchterungsvermögen. Zumal es anderseits kurios ist, wenn man Gelegenheit hatte, über viele Jahre an einem bestimmten Milieu zu partizipieren, zu verfolgen, wie sich Menschen über Jahrzehnte verändern, das hat gelegentlich durchaus literarische Qualitäten.

Und es gibt Trostgründe gegen das Altern, wenn jemand mit zeitlosem Charme gewissermaßen durch die Zeiten rauscht und das Zerstörungswerk des Alterns an sich abperlen läßt, ein Privileg von Damen, meine ich, und einer der wirklichen Trostgründe des Lebens.

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