Sonntag, 28. Juli 2024

Vom Schatz im Acker - eine Predigt

Domenico Fetti, Parabola del testoro nascosto, ca. 1620, von hier


Predigt zum 9. Sonntag nach Trinitatis

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.


Vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle

Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenem Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Matth.13,44-46

Liebe Gemeinde,

dieser Text ist darum hochaktuell, weil er illustriert, wie sehr der christliche Glaube der menschlichen Lebenswirklichkeit eingeschrieben ist. Er verordnet keine leeren Rituale und okkulte Zeremonien. Er kennt im Grunde keine Essensvorschriften und andere Praktiken, die um des Heiles willen akribisch zu beachten wären.

Das, was der Herr lehrt, zeugt von einem ganz praktischen Sinn und von Kenntnissen über das wirkliche Leben. Jesus war schließlich auch der Sohn eines Handwerkers und wurde selbst zu einem ausgebildet. Wer nun einen Tisch oder ein anderes Möbel fertigen will, der muss sich für eine Form, für ein Holz und für einen angemessenen Preis für seine Arbeitszeit entscheiden, bevor er das Unternehmen startet und genau dadurch zum Unternehmer wird.

Auch unser Leben ist ein solches Unternehmen, bei dem es darum geht, zu erkennen, was ihm wirklich dient, was für ein gelingendes Leben von Bedeutung ist und wie man es erringt.

Die Arbeit, von der im Zusammenhang mit dem Tischlermeister die Rede war, dient zwar vor allem dem Broterwerb, dem Lebensunterhalt. Sie gibt aber auch immer die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung durch die Qualität der künstlerischen Form, durch die Güte und Beständigkeit des Produkts.

Wieviel mehr ist das aber der Fall beim dem, wovon der Herr im Gleichnis redet?

Domenico Fetti — Gleichnis von der köstlichen Perle, von hier

Unser Leben gelingt dadurch, dass wir die richtige Entscheidung treffen. Unsere geistliche Existenz oder nennen wir sie die Existenz im Glauben, erwächst aus dem, wonach wir streben. Christus nennt das hier „das Himmelreich“.

Damit ist der Tatsache Ausdruck verliehen, dass wir in dieser Welt nicht ganz zuhause sind. Wir tragen eine Ahnung in uns, die uns als Geschöpfe charakterisiert.

Das Geschöpf sucht im Leben den Schöpfer. Es versucht mit ihm in Kontakt zu kommen. Es forscht, es fragt, es ruft, es betet.

Es ist wunderbar, dass das Gleichnis Jesu genau in diesem Zusammenhang zum Plädoyer für die Individualität des Menschen wird.

Es gibt nicht das eine, immer gleiche Ergebnis dieses Forschens, Fragens, Rufens und Betens. Nein, der eine findet einen Schatz im Acker, der andere eine Perle. Der barmherzige Samariter wiederum findet einen Menschen, der ihm zur Antwort wird und der verlorene Sohn findet zurück zum Vater.

Die Antworten, die uns im Leben zuteil werden, sind vielfältig und darin liegen die wahre Vielfalt und die Würze des Lebens und auch unseres Glaubens.

Und, wenn es sich nicht verbieten würde, in einer Predigt zu politisch zu werden, dann müsste man nun auch noch sagen, dieses Gleichnis vom Schatz im Acker ist antisozialistisch.

Denn es macht deutlich, dass unser Leben darauf angelegt ist, den Glauben durch eigene überlegte und vernünftige Entscheidung zu finden, ihn als kostbar zu erkennen und sich in seinen Besitz zu bringen. Nirgendwo steht, dass er reichlich vorhanden ist und nur gerecht verteilt werden muss. 

In Jesu Gleichnis begegnet uns der selbstbewusste Mensch, der bereit ist, etwas zu riskieren, wenn er das Richtige und das Wahre erkannt hat.

Ein schönes Bild für den glaubensstarken Protestanten, der unmittelbar vor seinem Gott steht und nur vor ihm sich beugt.

Von diesem wollte ich heute Zeugnis geben in unserer Reformationskirche, hier in Rothensee.

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unseren Herrn.

Amen.

Thomas Roloff

Mittwoch, 24. Juli 2024

Über Herrn Maaßen und Menschenfresser in Norwegen

Berliner Siegessäule, Photo von hier


Siegessäule Berlin, Mosaik, Photo von hier

Siegessäule Berlin, Mosaik, Photo von hier


Es gibt den Vorwurf an Herrn Maaßen, dem ich eine Plausibilität lange nicht absprechen konnte: Wer eine Intrige gegen sich , also, daß er längst in Ungnade gefallen war, nicht spüre, sei nicht geeignet als Chef eines Geheimdienstes.

Nun, dazu hätte er aber ein Bewußtsein davon haben müssen, daß er sich tatsächlich an einem, sagen wir es als Bild, byzantinischen Hof befindet, einem ziemlich unmoralischen zumal. 

Er hat alles geglaubt und fühlte sich darum von dieser Seite her sicher, wenn er etwa meinte, es habe keine Hetzjagden gegen Ausländer in Chemnitz gegeben, inzwischen längst gerichtlich bestätigt. Es sollte sie aber gegeben haben. Das war das politische Kalkül der Habituslinken AM. Also war er nicht mehr brauchbar.

Daß er nun, nachdem er aus diesem gewissermaßen Zustand des Unbewußten erwacht ist, sich nicht schmollend zurückzieht, sondern etwa mit seinem juristischen Scharfsinn das Agieren der gegenwärtig Regierenden seziert, ist verdienstvoll. Denn gedankliche Klarheit ist eines der Mittel, das gegen den Wortnebel, die Begriffsentleerungen und vermeintlich moralische Erpressungen helfen kann. 

Übrigens ist inzwischen sogar unsere, von mir gern so apostrophierte, "Dorfzeitung" überraschend mutig geworden, siehe dieses Interview mit ihm.  

Vor allem aber nachfolgend das Video eines Interviews von Roland Tichy. 

Stichworte: 

Meinungsfreiheit; offenes Agieren unterhalb der Strafbarkeitsschwelle; Umgehen des Zensurverbots; neue Kunstbegriffe wie „Delegitimierung des Staates“ und „menschenverachtende Hetze“; verbotene Wortbegriffe als Wortverbrechen, verfolgtes Sprechhandeln außerhalb des Strafrechts, der Begriff Globalisierung wird auch von Rechtsextremisten benutzt, darum ist er antisemitisch; der Begriff Islamisierung wird auch von Rechtsextremisten...; bestimmte Worte, die einen Zustand beschreiben, den die Regierungsparteien verursacht haben, werden als toxisch markiert, so werden den Menschen die Worte weggenommen und Alternativbegriffe zielsicher ebenso stigmatisiert.

Meinung ist links oder wenigstens Mainstream, alles andere ist Haß und Hetze; neuer Demokratiebegriff der progressiven Demokratie, alles andere ist antidemokratisch; Grundgesetz kennt deutsche Staatsangehörige und deutsche Volkszugehörige, verfassungsfeindlich wird es erst, wenn ersteren die gleichen Rechte abgesprochen werden; Die Opposition hat in einer Demokratie die Aufgabe, die Regierung zu delegitimieren; der Verfassungsschutz gefährdet die Demokratie; Menschen werden bewußt im Unklaren darüber gelassen, was strafbar ist und was nicht, Konkurrenzausspähung der Regierung...

Tichys Einblick: Wie der Verfassungsschutz uns Wörter verbietet

Interview mit Hans-Georg Maaßen, von hier

Aus der dem Untertext des Videos:

"Das Verbot des Magazins Compact... ist ein Symptom für die nicht demokratisch legitimierte Ausweitung der Kompetenzen des Inlandsgeheimdienstes. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), so sein früherer Präsident... Hans-Georg Maaßen, sollte sich wieder auf die ursprüngliche und im Gesetz festgelegte Aufgabe zurückziehen: Die Bundesregierung und den Bundestag über Spionage und Gefährdung der Freiheitlich demokratischen Grundordnung zu informieren."

Es sei aber nicht Aufgabe des BfV die Sprache zu kontrollieren und der Bevölkerung Begriffe und Wörter durch Stigmatisierung wegzunehmen und damit zu verhindern, dass Probleme wie Migration und zunehmende Kriminalität überhaupt angesprochen und thematisiert werden.

Es würden willkürlich Begriffe aus der Alltagssprache oder der politischen Debatte herausgegriffen und behauptet, ihre Verwendung sei verfassungsfeindlich. "'So werden uns die Wörter weggenommen'."




Berliner Dom, Photo von hier


Berlin, Mitte, Spreeinsel, Am Lustgarten: Berliner Dom, 


Zur Erholung habe ich eine kleine Bildstrecke eingestreut. Herr Roloff (dessen letzte Predigt hier nachzulesen wäre), besucht gerade die Reichshauptstadt und hatte diese Bilder geteilt bzw. meine Suche angeregt.



Berliner Dom, Altar, Photo von hier

Blick in die Kuppel des Berliner Doms, Photo von hier



Neoclassical Decorative Medallion. 19th.century. gilt wood, von hier

Und um mit einer freundlicheren Note zu enden, und zwar über etwas, das mir das Unbewußte in seinen ausufernden, diesmal nicht Albträumen, sondern erbauenden Imaginationen letzte Nacht gewährte.  

Es war tatsächlich ein Bau, ein weitläufiger, dem Publikum geöffneter Palast, der in meinem Traum in Potsdam angesiedelt war, obwohl derlei so dort nicht vorhanden ist und auch gar nicht zum Charakter des Ortes passen würde. Barock, jedenfalls den Formen nach, immer großformatig, aber unregelmäßig über und nebeneinander getürmte Gebäudeteile. 

Alles im Traum war plastisch und detailliert ausgeführt, bis in die unterschiedlichen Stimmungen hinein, die Raumaufteilungen, Ornamente und so fort. Einige Orte waren recht obskur, so etwa ein Kuriositätenkabinett über Menschenfresser in Norwegen (??), aber das meiste war einfach nur prachtvoll und schön.

Ich hatte eine Mappe mit Kunstdrucken erworben und bemerkte, daß einige Blätter offenkundig herausgerutscht waren. Also begann ich, zunehmend angestrengt und verwirrt, den mühselig verwinkelten Rückweg, um sie wiederzufinden. Vorbei etwa an einem Saal mit imposanten goldgerahmten Gemälden von herrschaftlichen Gestalten, auf die ich bei meiner nervösen Suche nur einen flüchtigen Blick warf.

Schließlich entwich ich nach draußen, um nach einem anderen Eingang zu suchen. Ich wandte mich nach links, da dort das machtvolle Gebäude eine runde Begrenzung aufwies, die von rot blühenden ausgedehnten Büschen umgeben war. Ich folgte der Biegung, sah im ferneren Hintergrund zwei Kirchtürme, der eine bereits wiederhergestellt, der andere eingerüstet. Als ich die Seite umschritten hatte, erblickte ich eine Frau, die rote Blütenblätter von einem Balkon warf.

Mir einen Reim auf Derartiges zu machen, habe ich lange aufgegeben. Vielleicht, daß wir an einem größeren, auch kulturellen Bewußtsein teilhaben können, wenn wir offen sind. Aber das allein kann es nicht sein. Aber warum nicht etwas Erbauliches und Erfreuendes mitzuteilen suchen.

John William Waterhouse, The Soul of the Rose (1908), von hier

Sonntag, 21. Juli 2024

Vom Licht aus der Finsternis – eine Predigt.

Herr Roloff hat an diesem Sonntag diese anrührende Predigt gehalten, die ich erst einen Tag verspätet bringe (das Wetter hatte mich lahmgelegt). Der eine der beiden Predigtorte war die St. Nikolai-Kirche in Magdeburg, eine Schinkelkirche. Daher die Bilder. 

Als vielleicht kuriose Beigabe. Es gibt eine komplette Videoaufnahme vom Gottesdienst, (wo der Prediger öfters kopflos erscheint), wer möchte, findet sie hier. Man achte in solchem Fall besonders auf das gut alt-christlich, alt-lutherische Fürbittengebet fast am Ende.


Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis, Magdeburg

Gnade sei mit euch und Frieden von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen

Denn ihr waret weiland Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in dem HERRN. Wandelt wie die Kinder des Lichts, die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit, und prüfet, was da sei wohlgefällig dem HERRN und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie aber vielmehr. 

Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist auch zu sagen schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar ist, das ist Licht. Darum heißt es: "Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten."

Eph 5, 8b-14

Liebe Gemeinde,

bereits in früher Jugend hat mich ein Film berührt, den ich im Fernsehen geschaut habe. Sein Titel lautet: „Der Elefantenmensch“. Es handelt sich um ein amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1980, in dem David Lynch Regie führte.

In dem Schwarzweißfilm sind John Hurt als der von einer Krankheit entstellte „Elefantenmensch“ John Merrick und Anthony Hopkins als der Arzt Frederick Treves zu sehen.

Der Film basiert auf der realen Geschichte von Joseph Merrick. Der im Film John Merrick genannte Mann wird wegen seiner bizarren körperlichen Missbildung als Attraktion auf Jahrmärkten gezeigt. Frederick Treves befreit ihn aus dieser Lage, erkennt einen sensiblen Mann hinter dem abschreckenden Äußeren und versucht darauf, ihn in ein eigenes Leben zu führen und in die Gesellschaft einzugliedern.

Die Handlung des Films spielt im London des Jahres 1881: Auf einem Jahrmarkt trifft der Arzt Frederick Treves John Merrick, einen Mann, der wie bereits erwähnt, aufgrund schrecklichster Deformationen als der „Elefantenmensch“ bezeichnet und als Monster ausgestellt wird.

Vielleicht zunächst nur aus medizinischem Antrieb interessiert der Arzt sich für dieses Geschöpf. Er befreit ihn aus den Fängen des trinkenden und unbarmherzigen Schaustellers und bringt ihn in ein Hospital.

Die Reaktionen auf den durch jahrelange Misshandlungen völlig verstörten „Elefantenmenschen“ reichen von Entsetzen und Furcht bis Neugier und Mitleid, so auch, als Treves ihn einer akademischen Gesellschaft vorführt.

Joseph „John“ Merrick, der „Elefantenmensch“ (1889), von hier

Der Rücken ist von Tumoren übersät, der rechte Arm stark deformiert und unbrauchbar. Der reale Joseph Merrick litt vermutlich am Proteus-Syndrom, einer entsetzlichen Krankheit. Am auffälligsten ist der grotesk vergrößerte Schädel, der ihn zwingt, im Sitzen zu schlafen; im Liegen knickt unweigerlich seine Luftröhre zusammen und er würde im Schlaf ersticken. 

Der Chirurg ringt weiterhin darum, ihn im Hospital zu behalten, da sich der Direktor zunächst dagegen ausspricht.

Der Wendepunkt des Films ist eine Szene, in der dieses Wesen, vor dem die Menschen erschrecken, das ihnen Furcht einjagt, das fremd und grauenhaft wirkt, beginnt, Verse des 23. Psalms zu zitieren, zu beten. Plötzlich stellt man fest, dass Merrick nicht wie angenommen „schwachsinnig“, sondern ein freundlicher, intelligenter und sensibler Mann ist.

Psalm 23, "The Lord is my shepherd", von hier

Alles war Finsternis, nun aber wird es Licht. Viel zu oft lassen wir uns irreleiten durch das, was vor Augen ist. Gott aber schaut in das Herz.

Viel zu oft lassen auch wir uns durch eine derartige Geschichte dazu verführen, Klage darüber zu erheben, dass solche Krankheiten und Leiden möglich sind, statt zu erkennen, wieviel Licht selbst aus ihnen hervorbrechen kann.

Denn ihr waret weiland Finsternis; nun aber seid ihr ein Licht in dem HERRN. Wandelt wie die Kinder des Lichts, die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit,und prüfet, was da sei wohlgefällig dem HERRN und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie aber vielmehr. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist auch zu sagen schändlich. 

Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar ist, das ist Licht. Darum heißt es: "Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten."

John Merrick ist dazu erwacht aus der Demütigung, in die er versenkt war, um zum Licht zu werden, denjenigen, denen er begegnete. Mit seinem unbeholfenen Zeugnis vom Glauben, das gleichzeitig Rettungsruf und Hilfeschrei war, wird er zu einem der Kinder des Lichts! 

Aus der geschundenen, geknechteten, gequälten Kreatur bricht das wunderbarste Licht hervor durch ein einfaches Gebet: Der Herr ist mein Hirte. 

Mausoleum der Galla Placidia (Ravenna), von hier

Und gleichzeitig treten die Werke der Finsternis umso deutlicher hervor. Die Krankheit war nicht Leid genug, er wurde eingesperrt, gedemütigt und als Monster den Schaulustigen präsentiert, die sich dadurch selbst als reine Bestien der Unmenschlichkeit charakterisierten.

Wer wollte hier nicht an die Jesaja-Verse denken:

„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.

 Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. 

Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.“

Liebe Gemeinde,

völlig zu Recht deutet die Kirche dieses Prophetenwort auf den Herrn, der von sich selbst zeugt: Ich bin das Licht der Welt. Aus dem Verständnis für sein Leid erwächst uns nun auch ein ganz neues Begreifen allen Leides und aller Krankheit. Jeder Mensch nimmt in seinem Leiden und in seiner Krankheit Anteil am Leid Jesu, denn er hat durch seine Passion Anteil genommen an unserer menschlichen Existenz bis in die tiefste Qual hinein.

Darum gibt es keine Berechtigung dafür, mit unserem Leid anklagend vor Gott hinzutreten, sondern aus allem, auch aus der geschundenen und gequälten Kreatur, soll sein Lob erschallen. 

Das Licht soll uns daraus leuchten, dass er bei uns ist. Der Herr ist mein Hirte. So hat John Merrick gebetet und wurde zum Zeugen für Gottes Gegenwart und Herrlichkeit, gerade weil er eine geschundene und gequälte Kreatur war.

Welches Wunder würde sich ereignen, wie würde die Welt verwandelt, wenn wir den Mut hätten uns und die Welt so zu sehen? 

Wir waren weiland Finsternis, nun aber wären wir Licht des Herrn. Wandelt also wie die Kinder des Lichts, die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit, und prüfet, was da sei wohlgefällig dem HERRN und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie aber vielmehr. 

Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist auch zu sagen schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar ist, das ist Licht. Darum heißt es: "Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“

Wachet auf zur Dankbarkeit und zum Gotteslob. Lasst uns dankbar sein, wo wir vom Leiden verschont bleiben. Lasst uns aber Gott auch dort loben, wo uns das Leid auferlegt ist. 

Und noch vielmehr, lasst uns das Leid der geschundenen Kreatur nicht durch Unbarmherzigkeit oder gar Spott vermehren, sondern lasst uns helfen, es zu tragen. Das nämlich ist wahre Mitmenschlichkeit.

O gläubig Herz, gebenedei, von hier

Der „Elefantenmensch“ findet in dem Chirurgen Frederick Treves einen Freund, auch, wenn dieser ihn von seiner Krankheit nicht heilen kann. Als er und Treves gemeinsam in ein Theater gehen, wird er von den Besuchern mit einem Applaus bejubelt, als eine der Schauspielerinnen nach dem letzten Akt bekannt gibt, dass die Vorstellung John gewidmet war.

Nach dem Theaterbesuch begibt sich Merrick in sein Bett zum Schlafen, doch anstatt sich wie sonst zu setzen, legt er sich flach auf den Rücken. Gegenüber Treves hatte er einmal geäußert, dass es sein größter Wunsch sei, in einem Bett zu schlafen „wie normale Menschen“. In der letzten Sequenz des Films erscheint ihm das Gesicht seiner Mutter im weiten All.

Lebt als Kinder des Lichts! Das bedeutet, sich in jeder Weise Gott als den entscheidenden Bezugspunkt zu bewahren, denn er ist der Herr. Er ist der Ursprung und das Ziel aller Dinge. Er ist die Quelle unseres Lebens und zu ihm kehren wir heim. Wo immer wir davon Zeugnis geben und in dieser Gewissheit leben, da werden wir zu seinem Licht. 

Das geringste Gebet, ein leiser Lobgesang, die zur Hilfe hingestreckte Hand und jedes freundliche Wort können dieses Licht entzünden und lassen es scheinen in der Welt, auch heute, wieder.

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.

Amen.

Thomas Roloff

nachgetragen am 22. Juli

Freitag, 19. Juli 2024

Tagesbeobachtungen

Frühsommerfeld mit Mohn- und Kornblumen sowie Kamille in Pommern, hier gefunden

Die Erheiterung, während der man bemerkt, daß man entnervt nach einem Gedanken "virtuell" zurücksucht, den man nur eben gerade handschriftlich niedergeschrieben hat.

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Erklärung: Auch nur ein heimatversichernder Mensch, versuche ich natürlich Dinge aufzurufen, die dem Gemüt Stärke und Zutrauen schenken, und sei es die Lieblingsblume unserer Königin und eines ihrer Söhne. Darum das Eingangsbild und das Ausgangslied, das sich wiederum auf dessen Sohn bezieht (mit hilfreichen Verweisen).

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Profanes: Wie möglicherweise die meisten, lasse ich beim Aufschneiden eines Brotes einen Kanten übrig, der sich anschließend zu dem Übrigen zusammenfügen läßt, warum auch immer. Kürzlich, beim Wieder-Auswickeln, schoß mir dieser Kanten geradezu aus der Hand und dabei um die Ohren, ich versuchte ihn zu fangen, finde ihn seitdem aber nicht mehr. 

Nun sind meine persönlichen Gemächer seit länger neulich doch eher übersichtlich geschrumpft, was wunderbar ist, wie ich gelernt habe. Aber: Es gibt keinen logischen Ort, an dem sich dieser, zielsicher inzwischen verrottende Kanten verstecken könnte. Es kann ihn nicht geben. Das frißt wirklich an den Nerven.

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Resentment ist reichlich sicher das Schlüsselwort zur Erklärung des Linken, wie Prof. Jordan Peterson (nur als Einstiegshilfe für die, welche lange unter einem Stein leben mußten) klar ausgeführt und (als unser Hausgespenst der verdienstvolle Herr Klonovsky - man möge die Belege bitte selber suchen) Herr K. an Ungestalten der französichen Revolution -  von der das ganze große Unglück seinen Ausgang nahm - hinreichend beschrieben hat -  all diese erfolglosen Advokaten, Literaten, Mißgestalteten, die einen Urheber ihres faktischen Elends (der möglicherweise einfach ein natürlicher war) suchen und auslöschen mußten. 

Und ginge darüber die Welt zugrunde. Was sie irgendwie ja dann auch tat.

Jetzt aber taucht dieses Wort neu auf: J.D. Vance sei „wütend und rachsüchtig“. Rachsüchtig? Und geht nicht zur Linken? Warum eigentlich wendet er sich gegen die, die immer nur das Beste für die Elenden dieser Welt zu suchen behaupten. Er sei ganz klar ein Verräter. Dadurch sei er auch „die perfekte Besetzung für Trumps Rache“. Letzeres allerdings kann ich nachvollziehen.

Das ist vielleicht so, nur kommt jetzt die Rachsucht von der anderen Seite. Das macht es nicht besser. Etwas geschieht hier gerade. Und gespenstisch, wie klein diese Zirkel sind, selbst in diesem vermeintlich nicht nur äußerlich weitläufigen Nordamerika. In die der Donald da dazwischengetrumpelt ist.

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En Nachtrag, gewissermaßen auch zu meinem jüngsten widerwilligen Ausflug in die Gegenwart. Und zu dem Gemeinten, das und das und, was das nachfolgende Lied betrifft, das:

 von hier


Der Kaiser ist ein lieber Mann,

und wohnet in Berlin,

und wär' das nicht so weit von hier,

so ging' ich heut' noch hin.


Wisst ihr, was ich beim Kaiser wollt'?

Ich gäb' ihm meine Hand,

und brächt' das schönste Blümchen ihm,

das ich im Garten fand.


Und sagte dann: In treuer Lieb'

bring' ich das Blümchen dir!

Und dann lief' ich geschwinde fort,

so wär' ich wieder hier.

Samstag, 13. Juli 2024

Über Pres. Trump, Architektur u.a.

 

Die republikanische Abgeordnete Maria Elvira Salazar aus Florida: "Si Dios contigo, ¿quién contra ti?" - „Wenn Gott mit Dir ist, wer kann gegen Dich sein?“

Der "Deep State" kann nur noch zu ihm überlaufen. Und die alte Republikanische Partei in zweifelhafter Würde resignieren. Eine Lektion darüber, wie gute Absichten häßliche Folgen haben können.

Im besten Deutschland, das es je gab, versucht derweil die gefährdete Linke, ihre Beute zu verteidigen, indem sie ihre geliebten demokratischen wie auch rechtsstaatlichen Grundsätze ein wenig, sagen wir, überdehnt, mit, wie immer, ungebrochenem moralischen Selbstbewußtsein. Man nimmt zuerst die, die wenige mögen, und arbeitet sich dann vor.

Es ist völlig sinnlos, ihnen zuzurufen: Diese Grundsätze gelten vor allem und zuletzt für diejenigen, die man nicht mag, die einem unangenehm sind, und sei es aus nachvollziehbaren Gründen. Jedenfalls, wenn sie ihr demokratisches Utopia aufrechterhalten wollen. Denn leider kann man längst und leicht wissen, daß es eine gefällig-sein-sollende Fassade ist. Das ist der Zweck.

Aber man runzelt doch die Stirn, wenn die anderen ihr Lied auf einmal so mit ganz veränderten Tönen singen (näher Erhellendes hier von Herrn Wendt). Was den Anhängern dieser Todessekte natürlich nicht auffällt. 

Deutet sich da etwa eine Metamorphose an?

Mich betrifft das ja alles nicht so sehr, allenfalls äußerlich, nicht in meinem Wesenskern. Ich bin und bleibe von Herzen Monarchist und gehöre eigentlich ins 19. Jahrhundert.

Zurück zum 45. Präsidenten. Er hatte mitunter überraschende Einfälle, die er da spät vortrug. So war eine seiner letzten Verfügungen, daß für Bundesbauten die traditionelle Architektur zu bevorzugen sei. Die Moderne erreiche nämlich nie deren Würde und Wirkung.

Ich zitiere einfach mal ein wenig fröhlich (und unübersetzt):

Executive Order on Promoting Beautiful Federal Civic Architecture

Issued on: December 21, 2020

Section 1. Purpose. Societies have long recognized the importance of beautiful public architecture. Ancient Greek and Roman public buildings were designed to be sturdy and useful, and also to beautify public spaces and inspire civic pride. Throughout the Middle Ages and the Renaissance, public architecture continued to serve these purposes. The 1309 constitution of the City of Siena required that “[w]hoever rules the City must have the beauty of the City as his foremost preoccupation . . . because it must provide pride, honor, wealth, and growth to the Sienese citizens, as well as pleasure and happiness to visitors from abroad.” ...

In the 1950s, the Federal Government largely replaced traditional designs for new construction with modernist ones...

The Federal architecture that ensued, overseen by the General Services Administration (GSA), was often unpopular with Americans. The new buildings ranged from the undistinguished to designs even GSA now admits many in the public found unappealing...

It is time to update the policies guiding Federal architecture to address these problems and ensure that architects designing Federal buildings serve their clients, the American people. New Federal building designs should, like America’s beloved landmark buildings, uplift and beautify public spaces, inspire the human spirit, ennoble the United States, command respect from the general public, and, as appropriate, respect the architectural heritage of a region.

Der gesamte Wortlaut findet sich hier.

Donald Trump ist ein Naturereignis, und daß eine Lawine spontan zurückgeht, ist eher selten.  Er wird also voraussichtlich auch der 47. Präsident der USA werden, oder sein getreuer und vor allem jüngerer Vizepräsidentskandidat (sofern nicht beide überraschend verunglücken, aber dann bräche die Hölle los). Es wird eine Heimsuchung werden für viele. 

Wir leben in aufgeregten Zeiten. Wir wenig Glücklichen.

nachgetragen am 18. Juli

Mittwoch, 3. Juli 2024

Über den Rechtsruck in Galizien

"Centaurea cyanus and chamomile in a field of barleycorn", 
(c) Guido Gerding, von hier

Vom u.a. Reichspräsidenten Hindenburg ist der Satz überliefert: „Und wer den Krieg verliert, muß Galizien behalten.“

Es ist für mich durchaus merkwürdig, mit einem solchen Stück wieder zu starten, sozusagen. Aber ich möchte den gewissen Unterhaltungswert und wichtigen Erkenntnisgewinn nicht vorenthalten , den mir ein Anlaß bereitet hat.

Es folgen Zitate von einem in Dresden beschäftigten Journalisten:

„Wir hatten hier Arbeitslosigkeit, die wirklich viele Menschen extrem belastet hat. Das Thema ist durch. Wir haben Vollbeschäftigung... den Menschen geht es gut. Die Straßen sehen geleckt aus im Vergleich zu manchen Orten im Westen. Und trotzdem... Es wird auf die Medien geschimpft... wir werden alle in einen Topf gehauen. Wenn man versucht, zu ergründen, was die Menschen stört, kommt – nichts. 

Am Ende sind es die klassischen Geschichten: Da geht es ums Gendern, um Flüchtlinge, um Gewalt von Ausländern. Da kann man sich aus einem ganzen Set aussuchen, warum man unzufrieden ist.“

Bad Oeynhausen, Mannheim, Breitscheidplatz… Nichts eben.

Ein früher und ausdauernder Pegida-Chronist. Dafür wurde er schließlich mit dem "Wächterpreis der deutschen Tagespresse" mitausgezeichnet, wie ich interessiert lese. Ein Westgewächs aus dem hessischen Fulda, Jahrgang 1967. Nichts gegen Fulda, ein idyllischer Ort, ich habe ihn einmal besuchen dürfen, der Hl. Bonifatius ist dort begraben. Ein wichtiger Ort, unseres Vaterlands.

Bonifatius tauft und wird getötet, von hier

Unser Land ist gegenwärtig geprägt vor allem von Brüchen. Da kriecht vieles durch. Und zuerst natürlich im Osten. Was nicht bedeutet, daß das, was emporkommt, notwendig angenehm sein muß. Warum sollte es?

Es existiert derzeit ein spätestens aus den 60ern erwachsenes Milieu, das hat weitgehend alle einfluß- und mentalitätsbestimmenden Positionen besetzt, und eben auch in Ostdeutschland, nur daß sie dort über einer weitgehend anders geprägten authochtonen Bevölkerung liegen, soweit sie sich, und das geschah überwiegend, nicht angepaßt hat, wie etwa bei den beiden dort nicht so großen Kirchen. Der Ort ist ihnen grundfremd.

Menschen sind mit ihm böse, das ist natürlich unverschämt. Ethnographisch würde man leidenschaftslos sagen. Es gibt eben unüberbrückbare Abgründe des Nicht-Verstehen-Könnens. Weil die kulturellen Voraussetzungen, überhaupt die Kategorien des Fühlens und Denkens völlig andere sind, das ist das einzig Interessante an diesem Artikel. Er ist wie eine Quelle für eine Feldstudie, wo jemand dann sagt: ‚Das gibt es also auch‘.

„Mich hat überrascht, wie schlecht es mir ging, als ich die Wahlergebnisse am Fernseher verfolgt habe, sie konnten einen ja nicht wirklich überraschen... Es war so zu erwarten, aber es ist schon elend, wenn man so eine blaue Karte sieht.“

Glücklicherweise ist das gar nicht ein Problem Ost- gegen Westdeutschland. Sondern eines des Milieus, das seinen Einfluß und damit vor allem die materielle Versorgung schwinden sieht. 

„Wir Journalisten werden nun als verlängerter Arm der Regierung und als Staatsmedien und sonst irgendwas verunglimpft. Pegida hat eine unerwartete, aber erfolgreiche Mobilisierung geschafft.“

Doch ich durfte eben auch den ehem. ZDF-Fernsehmann und Evangelisten Peter Hahne hören, der in etwa meinte, wer die Karte der Wahlergebnisse der Europawahlen sah, wußte, wo Dunkeldeutschland liegt.

„Heute hat mir ein Anwalt gesagt, er kenne Menschen in Ministerien, die sitzen auf gepackten Koffern.“  Da wird es wohl, nach solchen Worten, nicht wenige Sektfrühstücke gegeben haben.

Unser Vaterland ist, wie auch sonst, gefährdet, und wird belegt von Menschen mit einem zusammengelogenen Weltbild. Die Lüge ist das Urgift, das alles verdirbt. Das ist die Realität. Das gegenwärtig über alles kriechende Milieu lebt davon, die Wirklichkeit zu hassen. 

Und wir, das Erbe, und damit das Leben, zu erhalten. Das wird noch ein schweres Stück Arbeit.

Bonifatiuskreuz an der Straße zwischen Nidderau-Heldenbergen und Karben, von hier

nachgetragen am 9. Juli 2024

Da ich gerügt wurde: Und offensichtlich zu viel, aus faulen Gründen, in die Assoziationsfähigkeiten gesetzt hatte. Die Auflösung. Hindenburg brachte in immerhin amüsanter Form seine reichliche Verachtung zum Ausdruck. Das ist natürlich unvergleichlich zur Tiefenverachtung, den dieser parasitäre Schwarm gegenüber seiner Beute fühlt. Dem Osten halt.