Montag, 18. November 2013

Spuren aus der Kindheit

















Ein Kommentar sollte wohl folgen, später.

...und er tut es, nachgetragen am 19. November

Es ist merkwürdig, wie einstmals selbstverständliche Orte derart fremd werden können. Und selbst meine Frau Mutter, die gern in Nostalgie badet, war aufrichtig erschrocken, wie abgestorben doch alles auf sie wirken würde.

Dieses gerührte Eins-Sein mit dem Ort der Kindheit hat sich bei mir seltsamerweise nie einstellen wollen. Das Dorf meiner Kindheit hieß Jatzke, es hat einen slawischen Burgwall, eine Feldsteinkirche von etwa A.D. 1300, kein Gutshaus (mehr), ein pittoreskes Gutsverwalterhaus und eine Dorflinde von 1871 (da hatte man noch Hoffnungen). Der Name ist slawisch und soll „Besitztum des Jacik“ bedeuten. Der angekündigte Besuch der Vergangenheit hat also stattgefunden, worauf die Bilder schon hindeuteten.

Ich hatte Kommentare versprochen und hiermit folgen sie, sparsam. Die Bilder sind nicht wirklich chronikartig, es gibt einige Löcher (teilweise aus Dusel, teils, weil so gewollt). So kann ich mich nicht erinnern, ein derart mustergültig renoviertes ehemaliges Pfarrhaus (das Dach ist ein Traum, es gäbe in ganz Deutschland noch zwei Hersteller dieser besonderen Tonziegel) wie in Eichhorst gesehen zu haben, aber die freundlichen Bewohner, die u.a. eine Radlerpension, ein Sommercafé und einen  Hofladen betreiben, haben zum Glück eine Website.

Die ersten beiden Bilder passen zum vorigen Blogeintrag. Mir ging so durch den Kopf, wie doch derartige „Artefakte“ „Ungleichzeitigkeiten“ herstellen, denn diese Gedenktafel hing schließlich (wie in tausenden anderen Kirchen) auch in der Zeit der vormaligen „Besatzung“ noch dort. Seltsamerweise blieb der Bildersturm hier überwiegend aus.

Auf dem nächsten Bild ein sog. „Gnadenstuhl“, eine Darstellung der Trinität also; vermutlich ein Überrest des alten verlorenen Altars, es gibt die Vermutung, daß „1514“ bei einer Renovierung als „1714“ verlesen wurde, vielleicht hat man auch nur gedankenlos das eigene Jahrhundert draufgeschmiert. Denn auch diese Kirche wurde im 30jährigen Krieg stark zerstört und erst nach 1702 so recht wieder hergestellt, innen in der barocken Formensprache der Zeit - „Der Kanzeldeckel ist mit dem für den Stil der Regentschaft charakteristischen Motiv der hängenden Lambrequins geschmückt“ (Krüger, 1929).

Es folgen Wappen von adligen Vorbesitzern des Gutes, vom Mecklenburger Zweig der Familie von Plessen (ein schwarzer Stier), derer von Gentzkow (ein drei grüne Blätter treibender Eichenstumpf) und von Linstow (ein in Silber und Schwarz geteilter Schild mit zwei Jungfrauen von gleicher Farbe, die drei grüne Kränze halten).

Danach dann die eigene Geschichte, die Grabstätten meines Vaters und meiner Großmutter, der eigentliche Anlaß der Reise (schließlich ist bald Toten- bzw. Ewigkeitssonntag). 

Die letzten Bilder stammen vom Schloß Rattey, wo wir (gut) zu Mittag aßen. Ein sehr angenehm und stilsicher wiederhergestelltes Herrenhaus, das sich damit rühmt, über den nördlichsten Weinberg Deutschlands zu verfügen. Der Wein war, trocken und wurde mit jedem Glas angenehmer. Aber immerhin, selbst in raueren Gegenden kann manch Schönes aufwachsen und bestehen.

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