Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man's salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn das man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten.
Matthäus 5.13.
Das hörte ich heute wieder, als mich mein schlechtes Gewissen in die nüchtern-düstere Neustrelitzer Stadtkirche trieb (die jetzt von außen wirklich nett ausschaut); und was schade daran ist, man denkt als halbwegs verständiger Mensch sofort: Was für ein Quark. Und der Rest wird darauf dann auch eher argwöhnisch betrachtet.
Mein erster Gedanke - das muß der normal-jüdische Jesus nach seiner menschlichen Natur gewesen sein, dem die Küche traditionsgemäß völlig fremd war. Der ewige Christus, der naturgemäß alles weiß, hat dann vermutlich gerade geschlafen. Aber jetzt las ich, das Salz zur Zeit Jesu wäre wohl durch keine unserer Lebensmittelkontrollen gekommen. Da war außerdem noch soviel Kram drin, mit dem das chemisch schlichte Kochsalz tatsächlich hätte reagieren können. Wir glauben das mal so.
Und wo wir gerade derart religiös gestimmt sind. 2 Monate „Hello Dolly“ sind vielleicht nicht die Hölle, aber man bekommt eine Ahnung. Nun ist der nahe Standort natürlich ungünstig. Denn, was zum einen herüberweht, ist die immer gleiche Pausen-Blasmusik, sind die besonders schrillen Stellen, die gestelzten Deklamationen, das betörende Brummen des Generators... Die tollen Kostüme bei dem allen kann man aber durch die Schloßkirche hindurch natürlich nicht sehen. Nun isses ja vorbei. Den Göttern sei Dank. Und Frau Frederic selbst war auch gar nicht so schlecht, nur muß es wirklich vorbei sein, daß man zu soviel Gerechtigkeit sich aufzuraffen vermag. Und ich könnte jetzt komplett die Hauptmelodien ungewollt mitsingen. Fällt dass schon unter Körperverletzung?
Dies ist jedoch ein Ort, an dem üblicherweise über's Essen gesprochen wird. Nun, das war so übel nicht. Unsere Haus-Frisösin hatte uns kürzlich eine Zucchini hinterlassen und auch gleich auch noch ein Rezept dazu. Die lag jetzt vor sich rum, die Zucchini, zusammen mit einigen Mairübchen.
Die kleinen „blutigen“ Steaks waren meine Rückversicherung, falls alles schief gehen sollte, ging es aber nicht.
Und das also die mit Hackfleisch gefüllten Zucchini. Da sie eher nach nüscht schmecken, mußte also das Hackfleisch (neben dem sonstigen üblichen Kram) eine Überdosis an Geschmack abbekommen: Mediterrane Kräuter, Kräuterpfeffer...
Ich vergaß die Mairübchen - kurz angebraten, dann in einer Schmorbrühe aus Gemüsefond, Honig und Senf weiterbehandelt.
Diese sog. Sauce sollte (deutlich hörbar) schnell weniger werden. Es war der Fond, in dem die Zucchini nach dem Anbraten vor sich hin schmorten. Das Zwischenstatement – Mairübchen gut, kannste wieder machen, das Hackfleisch auch, ich weiß nicht, was die Leute an diesen Zucchini finden. Nun ja.
Ermutigt von der Stille nebenan, die nur von wohltuenden Abbaugeräuschen unterbrochen wurde, ging ich noch kurz in die Schloßkirche, um anschließend den Abend zu genießen. Aber die Schloßkirche ist wahrlich ein überirdischer Ort. Die jetzige Ausstellung, äußerlich ist sie ja nun keine Kirche mehr, sondern eine Skulpturengalerie, ist wirklich angenehm. Eine Woche geht sie noch. Das Besondere aber - wie ein wahrer und schöner Ort das zu steigern vermag, das sich in ihm einfindet.
6 Kommentare:
That steak looks very good.
Do you peel the zucchini before coking it? And it looks baked — how long?
Geht mich ja eigentlich nichts an, aber das Steak wäre mir zu blutig....
@naturgesetz Fortunately it tasted good as well. No peeling & it was rather stewed in a clear vegetable broth, the dark colour appears because I had seared it a bit before, so in the oven the zucchini were like half an hour, probably a few minutes more.
@sutor Na ja, es darf ja jeder seine Vorlieben haben. Und ich hatte mich öfters geärgert, daß ich zu vorsichtig war, und darauf wurden die Dinger zwar durch, aber auch zäh. Es ist ja eigentlich kein Blut, sondern eher Bratensaft, auch wenn ich mich schon öfters amüsiert habe, wenn mein Gegenüber, sich gruselnd, das Gleiche annahm.
Unter dem Begriff "blutig" (so unpassend, wie er ist) würde ich etwas anderes verstehen. Im anglophilen Sprachraum wird für den Zustand das passendere "rare" verwendet, was der Stufe "innen noch roh" entspricht. Das sieht auf dem Bild aber nicht so aus und würde m.E. unter "rosa" laufen, damit ist es gegart, aber nicht ergraut. Die Zähigkeit liegt wohl auch eher im Tier (und dessen Leben sowie der Behandlung des Fleisches danach) als im Kochen.
Zucchini ... ein schönes Thema. Man kann ihnen so schön viel mitgeben, weil sie selber wenig dabei haben. ;-)
@DirkNB Stimmt auffallend, es war nicht entfernt "rare", eigentlich im wirklichen Sinne "medium". Ergraut ist hübsch. Und ja, auf einer Glatze lassen sich schlecht Locken drehen, die Zähigkeit kommt zuerst von schlechtem Ausgangsmaterial, aber es gibt nichts, daß man nicht noch schlimmer machen könnte, und auch gute Dinge lassen sich von unkundiger Hand leicht ruinieren.
Ich habe mir heute Abend die Dinger nochmal aufgewärmt, immerhin hielten sie das Hackfleisch zusammen, machten sich also wenigstens nützlich.
Kommentar veröffentlichen