Montag, 16. März 2020

Von der Kunst, eine Brücke zu bauen &

Rakotzbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis

Lied zu singen bei einer Wasserfahrt

Wir ruhen vom Wasser gewiegt,
Im Kreise vertraulich und enge;
Durch Eintracht wie Blumengehänge
Verknüpft und in Reihen gefügt:
Uns sondert von lästiger Menge
Die Fluth, die den Nachen umschmiegt.

So gleiten, im Raume vereint,
Wir auf der Vergänglichkeit Wellen,
Wo Freunde sich innig gesellen
Zum Freunde, der redlich es meint!
Getrost, weil die dunkelsten Stellen
Ein Glanz aus der Höhe bescheint.

Ach! trüg’ uns die fährliche Flut
Des Lebens so friedlich und leise!
O drohte nie Trennung dem Kreise,
Der sorglos um Zukunft hier ruht!
O nähm’ uns am Ziele der Reise
Elysiums Busen in Hut!

Verhallen mag unser Gesang,
Wie Flöthenhauch schwinden das Leben;
Mit Jubel und Seufzern verschweben
Des Daseyns zerfließender Klang!
Der Geist wird verklärt sich erheben,
Wenn Lethe sein Fahrzeug verschlang.


Rakotzbrücke, hier gefunden

Nachrangige Nachbemerkung

Diese beiden Dinge stehen in keiner Beziehung zueinander, außer vielleicht der gleichen Stimmung, die behutsam an das Grenzenlose rührt; aber wie wollte man das fassen. Das Gedicht des Schweizer Freiherrn ist von 1782.

Und erst ab 1844 begann der Eigentümer des Gutes Kromlau (Görlitz gibt ein wenig die Richtung an), mit aus verschiedenen Steinbrüchen herangekarrten Basaltsteinen vor allem, einen Landschaftsgarten anzulegen, den wir einfach einmal sehr romantisch nennen.

Doch wir sollen kurz innehalten. Vermögende Leute verbrauchten einst ihr Vermögen, um etwas wunderbar Schönes zu erschaffen, einfach so. Ich weiß nicht warum. (In diesem Falle wüßte ich immerhin jemanden, den ich danach fragen kann. Ich will es später tun.)

Und wenn Dinge aus dem rechten Geist erschaffen werden, gelingen sie auch, wenn nicht, nicht (ich erspare uns dafür die Muster der Gegenwart). Ein Nacheigentümer vollendete dann bis 1882 die obig abgebildete sog. Rakotz- (oder Krebs- oder Teufels-) Brücke. 1952 stürzte die dortige Grotte ein (wie bald anderswo anderes auch), die aber inzwischen wiederhergestellt sein dürfte. Heute nennt sich das Ganze Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau und ist offenbar beliebt.

Und dabei ist das Ding (ich spreche von See und Brücke) nicht einmal groß. Aber wenn Größe recht gefaßt ist, stellt sie sich von allein ein und zeigt uns, welche Wunder Landschaftsarchitektur hervorbringen kann. Keine Natur also, sondern alles künstlich? Künstlich wie jeder Garten und die meisten unserer Wälder, durch menschliche Überlegung angelegt.

Es ist fast übermenschlich, sich gegen den Zeitgeist zu stemmen und hat auch seine Gefahren (man mag etwa zur Wunderlichkeit entarten, von anderem zu schweigen). Aber manchmal sind die Dinge eben einfach grundsätzlich falsch und die Dinge des Mißlingens liegen überall im Weg herum. Und es braucht viel Volksaufklärung, sie in der Wahrnehmung vieler unsichtbar zu machen.

Doch wir schweifen bereits zu sehr ab. Also genug davon.

nachgetragen am 19. März

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