
Diese Stadt ist ein sehr körperbetonter Ort, Ich habe mich früher schon einmal darüber amüsiert: Auffallend viele herumlaufende Tätowierungen oder ein Sportgymnasium wie auch olympiagestählte Kanuten... Stimmt, ich habe das hier noch gar nicht veröffentlicht, nun dann wird das auch jetzt nicht der Tag dafür sein.

Bei einer meiner extrem seltenen Fernsehbesichtigungen sah ich heute weite Teile einer Dokumentation über die glamourösen (aha) 80er Jahre. Und ein Bild sprang mir in die Augen - die wie eine russische Großfürstin des beginnenden 20. Jahrhunderts agierende und ausstaffierte Prinzessin Diana, wie sie ein ziemlich krank und dunkel aussehendes Kind in den Arm nimmt, also einen Sinn für starke Inszenierungen hatte sie (und nachdem ich mich gerade durch viele verschiedene Diana-Videos gekämpft habe, nehme ich erschöpft dieses).
Aber damit haben wir zwei Pole beschrieben – Stärke und Schwachheit, die jemand brennend interessierten, der heute nach elendigem Siechtum dann endlich starb, so gar nicht seinem eigengeprägten Ideal folgend. Friedrich Wilhelm Nietzsche starb am 25. August 1900 und ich folge einmal mehr meiner abwegigen Neigung, über Dinge zu schreiben, die ich nur widerstrebend interessant finde.
Er wollte sich so unbedingt als stark ansehen und erkannte im Christentum nur das habituelle Ressentiment der Schwachen, die alles Klare zu verweichlichen und verderben suchen. Ihm schwebte wohl eine Art sich selbst ermächtigender Mensch vor, den Moral und Religion nicht mehr zu fesseln vermögen. Nun ja, so krude dabei vieles erscheint, sind seine Aphorismen doch wahrlich nicht frei von tieferen Einsichten und Originalität, auch eine Art Paradoxon. Etwas hatte ich kürzlich schon bei anderer Gelegenheit zitiert.
Mit ein paar weiteren wollen wir enden, wieder aus „Jenseits von Gut und Böse“:
»Das habe ich getan«, sagt mein Gedächtnis. »Das kann ich nicht getan haben« – sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – gibt das Gedächtnis nach. 68
Wer hat nicht für seinen guten Ruf schon einmal – sich selbst geopfert? – 92
Wie? Ein großer Mann? Ich sehe immer nun den Schauspieler seines eignen Ideals. 97
Vermöge der Musik genießen sich die Leidenschaften selbst. 106
Es ist eine Feinheit, daß Gott griechisch lernte, als er Schriftsteller werden wollte – und daß er es nicht besser lernte. 121
Ein Volk ist der Umschweif der Natur, um zu sechs, sieben großen Männern zu kommen. – Ja: und um dann um sie herumzukommen. 126
Wir machen es auch im Wachen wie im Traume: wir erfinden und erdichten erst den Menschen, mit dem wir verkehren – und vergessen es sofort. 138
Was eine Zeit als böse empfindet, ist gewöhnlich ein unzeitgemäßer Nachschlag dessen, was ehemals als gut empfunden wurde – der Atavismus eines älteren Ideals. 149
Um den Helden herum wird alles zur Tragödie, um den Halbgott herum alles zum Satyrspiel; und um Gott herum wird alles – wie? vielleicht zur »Welt«? – 150
Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse. 153
Die Liebe bringt die hohen und verborgnen Eigenschaften eines Liebenden ans Licht – sein Seltnes, Ausnahmsweises: insofern täuscht sie leicht über das, was Regel an ihm ist. 163
Das Christentum gab dem Eros Gift zu trinken – er starb zwar nicht daran, aber entartete, zum Laster. 168
Viel von sich reden kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen. 169
Im Lobe ist mehr Zudringlichkeit als im Tadel. 170
Die Vertraulichkeit des Überlegnen erbittert, weil sie nicht zurückgegeben werden darf. – 182
Es gibt einen Übermut der Güte, welcher sich wie Bosheit ausnimmt. 184
»Es mißfällt mir.« – Warum? – »Ich bin ihm nicht gewachsen.« – Hat je ein Mensch so geantwortet? 185
Das also von Nietzsche und weil es ihn vermutlich wahnsinnig verärgert hätte, gern noch 2 Videos von bzw. über Lady Diana am Ende.