Sonntag, 2. Juni 2013

Sonntags - Nachtrag I


Ich falle diesmal ein wenig aus dem üblichen Rahmen, wenn ich gestehe, daß ich mir zunächst nicht sicher war, ob ich diese Predigt des Herrn Roloff heute anbringen sollte (genauer gesagt, ist es auch bereits Montag inzwischen). Das liegt überhaupt nicht an der Predigt, sondern mehr daran, daß mir dies letztens etwas zu monothematisch geworden ist (wenn hier überhaupt etwas stand). Früher war es etwa nach meiner Erinnerung z.B. auch ein halber Gartenblog. Wie auch immer, 2 Bilder, heute morgen aufgenommen taugen zur Illustration, ansonsten ist alles noch viel zu verregnet, aber immerhin scheint zur Abwechslung die Sonne. Und wir wollen auch nicht klagen, wo schließlich weiter südlich Leute Angst haben müssen, mit ihren Häusern vom Wasser hinweggeschwemmt zu werden. Die Predigt:


Predigt zur Jubelkonfirmation 2013

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen

Der Predigttext steht bei Matthäus im 9 und 10 Kapitel:

Die große Ernte

35 Und Jesus ging umher in alle Städte und Märkte, lehrte in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte allerlei Seuche und allerlei Krankheit im Volke. 
36 Und da er das Volk sah, jammerte ihn desselben; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. 
37 Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.  38 Darum bittet den HERRN der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. 

Die Berufung der Zwölf

1 Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, daß sie sie austrieben und heilten allerlei Seuche und allerlei Krankheit. 
   2 Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder 3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, Lebbäus, mit dem Zunamen Thaddäus; 4 Simon von Kana und Judas Ischariot, welcher ihn verriet. 
Die Aussendung der Zwölf
5 Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, 6 sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. 7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 

Liebe Jubelkonfirmanden, liebe Gemeinde,

ist der Mai kühl und nass, dann füllt´s dem Bauern Scheuer und Fass. So geht die Bauernregel und wenn sie zutrifft, dann müssen unsere Bauern in diesem Jahr neue Scheunen und größere Fässer bauen, denn nässer und kühler war wohl kein Mai seit Noah mit  seiner Arche ablegte. Manche sagen darum auch, dass es bereits wieder zuviel des Guten gewesen ist. Jedenfalls kann man sich in unserer Gegend wunderbar über dieses Thema unterhalten.

Das zeigt uns, wie sehr wir alle noch in die landwirtschaftliche Welt hineinverwurzelt sind. In unserem schönen Dorf lebt man noch ganz und gar im Zyklus von Saat, Ernte und Ruhe. Die Bauern sind es, die unsere Landschaft pflegen und das Leben erhalten. Darum durchzieht diese Begriffswelt auch die Bibel. Immer wieder ist vom Weinberg, vom Hirten, vom Sämann und von der Ernte die Rede.

Auch der heutige Predigttext beginnt seinen Dreiklang mit der Ernte, kommt dann zur Berufung und schließt mit der Aussendung.

Ernte, Berufung und Aussendung gehören unlöslich zusammen, und ich behaupte, das hat auch mit unserer heutigen Jubelkonfirmation zu tun.

Christus hat auf seiner irdischen Reise so oft vom Sämann, vom Acker und dann auch von der Ernte gesprochen, weil er für unsere Vorstellungswelt begreiflich machen wollte, worum es in unserem Dasein geht. Der Mensch muss sich in Beziehung setzen zur Erde, zu den Pflanzen und zum Vieh seiner Weide, wenn er seinen Lebensunterhalt verdienen will. Der Mensch muss essen und trinken um zu leben. Das ist der elementarste Zusammenhang unserer Existenz. Nach diesem Essen schreit der Säugling, für dieses Essen danken wir täglich bis ins Alter. Immer aber hat der Mensch auch empfunden, dass er die Pflanzen ernten und die Tiere schlachten muss, wenn er selbst leben will. Werden und Vergehen sind eine Schlüsselerfahrung auf dieser Welt. Die Ernte ist ein Vernichten um zu erhalten. Die Ernte ist ein Sterben um des Lebens willen.

Geht es nun bei der irdischen Ernte um die Bewahrung unserer zeitlichen Existenz, dann handelt es sich bei der Ernte, von der Christus spricht, um unser Verhältnis zur Ewigkeit. Denn zu allem Leiblichen muss das Geistige treten, damit der ganze Mensch wird. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Jesus tritt unter das Volk und wird gewahr, dass es verschmachtet und zerstreut ist, wie eine Herde ohne Hirten. Diesen Zustand zu ändern ist das eigentlich Wesen der Ernte, von der Christus redet. Eine Herde ohne Hirten ist wie ein Volk ohne wahren Herrn und ohne geistliche Führung. Ist das nicht auch einer der entscheidenden Mängel unserer Zeit, dass die Völker wohl viele, oft und schnell wechselnde Herrscher haben aber keinen wirklichen Herrn und keine geistliche Führung?

In diese Ernte sind alle getauften Christen gesandt. Zu dieser Ernte sind auch Sie alle berufen worden, als Sie vor 50, 60 oder gar vor 65 Jahren hier in unserer Kirche oder auch woanders konfirmiert wurden.

Im Alter steht dann irgendwann die Frage: Wie ist es mir mit dieser Berufung ergangen?

Wenn der Mensch sich in dieser Sache prüft, dann kann es hilfreich sein, wieder auf den Bauern zu schauen, dessen Beruf, dessen Berufung die Ernte vom Felde ist. Nie hat der Bauer ideale Bedingungen. Immer machen ihm die Witterung und vieles andere zu schaffen. Er hat immer nur die Wahl, alle Widrigkeiten durch doppelten Fleiß wieder auszugleichen und den Bedingungen, unter denen er lebt, die Stirn zu bieten.

Die meisten von Ihnen dürften sich in diesem Bild durchaus mit ihrem Leben wiederfinden. Die Zeiten Ihrer Kindheit und Jugend waren keine leichten Zeiten. Es war oft viel schwerere Arbeit notwendig, als sie heute meist gefordert ist. Gerade die 1948 konfirmierten sind noch ganz im Schatten des entsetzlichen Krieges aufgewachsen. Väter waren gefallen oder noch in der Gefangenschaft. Aber auch die 50er und 60er Jahre haben den Menschen noch immer viel Schweres auferlegt. Die Teilung des Landes und die Unfreiheit wurden zur Bürde langer Jahrzehnte. Aber niemals haben Sie und Ihre Eltern aufgegeben. Das Leben musste weitergehen und alle Mühe wurde von der Sehnsucht angetrieben, den Kindern solle es einmal besser gehen. Darüber sind Sie alle selbst alt geworden und hielten diesen Wunsch genauso wach - als Eltern und Großeltern.

Was nun aber für diese unsere äußere Existenz gilt, wie viel mehr ist es gültig für das Leben der Seele?

So wenig der Bauer die Mühen von Saat und Ernte scheut, so wenig der Müller das mahlen lässt und der Bäcker der Hitze der Backstube weicht, um uns unser tägliches Brot zu bereiten, genauso wenig sollen wir uns scheuen, nach dem zu suchen, der uns Saat und Ernte und Brot des ewigen Lebens ist. Wir sollen ihn suchen, und wir sollen von ihm künden. An der Stelle, wo im Matthäustext die Namen der Apostel genannt werden, da könnten auch genauso gut die Namen der Jubelkonfirmanden stehen, denn wir haben alle die gleiche Berufung, und wir sind gesandt, allen Menschen zu verkünden: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Das Himmelreich ist dabei schlicht eine besondere Form der Gemeinschaft. Ihr habt sie vorgelebt – diese Gemeinschaft. Bei den eisernen Konfirmanden weiß ich es zufällig genau, wie treu Ihr an Eurer Klassengemeinschaft festgehalten habt. Das hat zweifellos viel mit der Hartnäckigkeit und Bestimmtheit von Renate Treptow zu tun, aber es hat seine Ursache auch darin, dass Euch diese Gemeinschaft wohlgetan und Euer Leben geführt und bereichert hat. Dankt es einander und lasst euch sagen: Das Himmelreich ist nichts anderes als die Hoffnung auf ewige Gemeinschaft mit Gott. Damit wir das lernen und verstehen und beherzigen, gibt sich unser Herr im Brot. Jemand hat gesagt, „Christus ließ sich dreschen und zermahlen und wurde zum Brot für uns – ohne dieses Brot wäre alle Theologie brotlose Kunst.“

Lasst Euch doch auch fernerhin durch den Hunger nach diesem Brot die Richtung und das Ziel Eures Lebens weisen. So wie Ihr die Herausforderungen des äußeren Lebens bestanden habt, so kämpft auch um das Heil der Seelen und widersteht den Anfechtungen, die daraus erwachsen, dass Gott sich nicht so fühlbar macht, wie wir uns das manchmal wünschen. Gottes Handeln ist nicht immer zu verstehen, aber wir können und sollen ihm dennoch immer vertrauen. Unser Glaube ist in einer gewissen Weise das stete und unmissverständliche „Dennoch“ gegen das scheinbar so Offensichtliche. Darum bitte ich Euch gebt nicht das Kostbarste aus der Hand, was Euch in diesem Leben geschenkt worden ist – den Segen Gottes, des Herrn. Denn eines steht fest: Es gibt diese Hoffnung oder keine!

Amen

Und der Frieden Gottes, welcher höher ist denn alle unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen
Thomas Roloff

nachgetragen am  3. Juni

Keine Kommentare: