Montag, 7. Juli 2014

Sonntag & nachgetragen


Das Entscheidende beim Kochen ist die Zeit (neben den Zutaten natürlich, denn ohne dieselben nützt einem alle Zeit der Welt nichts). In dem einem Moment lächelt einen eine Pastete noch goldbraun an, 5 Minuten später hat sich deren Miene schon beträchtlich verfinstert. Mit anderen Worten: Wo die Sommerschwüle gerade leicht schwindet und der Verstand in kleinen Schritten ein wenig zurückkehrt, soll der Essens-Nachtrag doch noch folgen.

Die Terrasse hat den Vorteil, daß sie vom späten Vormittag bis weit in den Nachmittag hinein im Schatten zweier großer Ahornbäume, einer Zeder (glaube ich) und weiterer älterer Baumgenossen liegt. Es ist also dort auch dann auszuhalten, wenn es eigentlich draußen nicht auszuhalten ist, wie an besagtem Sonntag.


Ausgangspunkt war, daß jemand den Wunsch geäußert hatte, es möge doch wieder Lachs geben, was mir entgegenkam, denn so durfte ich annehmen, daß es schneller gehen würde als üblich, was aber nicht so geschah.

Den Anfang der Schuld daran kann ich auf den hiesigen Ortsgeistlichen abwälzen. Da hatte ich mich endlich einmal wieder aufgerafft, die Stadtkirche aufzusuchen und dann dauerte der Gottesdienst 1.40 Stunden! Das ist eindeutig zuviel und überfordert meine fragile Frömmigkeit. Auch wenn ich jetzt unverlangt ganz viel über den Fortgang der Sanierungsarbeiten weiß.


Wo ich bereits die Pasteten erwähnte: „Varietas delectat“ wußten schon die alten Römer, aber wo sollte die Abwechslung herkommen? Nun wird mein Standard-Lachsgericht schon mal akzeptiert, also daran etwas zu verändern, hätte nur neuen Verdruß gebracht (und das bei der Hitze!).

Doch wir hatten wirklich zuviel an Mohrrüben, folglich kam ich die Idee, einen Teil davon in eine Pastete zu stecken. Ich bin, was exotische Geschmacksrichtungen angeht, aus praktischen Gründen eher unerfahren. Also probierte ich wild vor mich hin und schmorte die Mohrrüben mit gemahlenen Nelken und gemahlenem Ingwer und noch irgendwas, weil ich den süßen Geschmackston über hatte, der sich beim Schmoren von Mohrrüben unweigerlich einstellt. 

Das Ganze kam in Blätterteig und wurde, da wir nur einen Backofen haben, später unweigerlich mit dem Lachs zusammen gebacken, getrennt natürlich. Der Lachs, wie bereits gesagt, nach alter Machart, also erst mit geschlossenem Deckel auf Butterschmalz, mit Weißwein und Thymian, Rosmarin sowie viel Dill, (wie man sieht). Nach 20 Minuten wurde der Deckel entfernt, aber irgendwie kam ich bei alledem mit dem Zeitregime durcheinander (siehe oben), abgesehen davon, daß das mit der Pastete natürlich elend lange dauerte (und was gibt es Schöneres als eine überhitzte Küche bei warmem Wetter).



Es waren vermutlich wirklich nur die 5 Minuten zuviel. Denn der Lachs hielt noch so eben zusammen. Allerdings, als ich ihn dann mittels zweier großer Pfannenwender aus dem Bräter heben wollte, rutsche er in einem halben Meter Höhe über der Auftragplatte von denselbigen und landete dann wenigstens auf demselbigen, in vielen netten Einzelstücken.


Nach halbherzigen kosmetischen Korrekturversuchen sah es dann halt so aus, wie sich den Bildern entnehmen läßt. Übrigens Bilder, da wir, wie erwähnt, im Schatten saßen, bekam zum Beispiel die Sauce darauf einen Grünstich, obwohl sie in Wirklichkeit nett Goldbraun daherkam (und reichlich verzehrt wurde). Ich hatte noch im Nachhinein versucht, das irgendwie auszugleichen, aber ein bläulich aussehender Fisch irritiert doch etwas, und eine Welt, die in Rosa getaucht ist, nein, das überfordert mich zu sehr.

Es war eigentlich ganz nett und wie immer, vielleicht zuviel Dill, aber frischer Zitronensaft konnte das recht gut reparieren. Der Teig meiner Pasteten war übrigens durchaus nett, wie mir von der Gegenseite bestätigt wurde (sie war neugierig), ich hatte den Teig auch mit dem Schmor-Sud eingepinselt, und der Inhalt? Nun, nicht jede Veränderung erfreut auf den ersten Schlag, aber wie will man es herausfinden, wenn man es nicht versucht?

nachgetragen am 8. Juli

5 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Mit gegarten Möhren habe ich auch so meine Befindlichkeiten, weiß aber, dass sie zu gewissen Gerichten einfach dazu gehören. Und die Kombination Möhre-Ingwer ist doch auch schon beinahe klassisch zu nennen. Was ich vor längerer Zeit das letzte mal ganz lecker gegessen hatte, sind nicht zu weich gekochte Möhrenwürfel in einer "Soße" aus Wasser, Salz, Pfeffer, Essig, Öl und fein gehackter Zwiebel. Das wird dann kalt als Salat gereicht. Statt gekochter Möhren gehen hier auch gekochte Bohnen. Vielleicht sind auch noch andere Aromate mit dabei, da müsste ich aber erst nachfragen. Aber das ist auch lecker und nicht so möhrensüß.
Die Pastete hat aber auch schöne Röstaromen entwickelt ... ;-)

naturgesetz hat gesagt…

Good idea with the carrots. It's too bad the pastry got overly browned, but it looks like a successful meal overall.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Ja, ich hatte auch die dunkle Erinnerung, daß das mit Ingwer irgendwie gehen müßte, naja; aber den Salat probier ich mal aus, warum immer nur den Kolonialwarenhändlern das Geld hinterherwerfen, von dem sie schon hinreichend haben.

Bei der Pastete sieht das auf den Bildern schlimmer aus als es war, das sage ich immer, ich weiß; mir ist nur eine Lehre, weil ich kurz vorher hineingeschaut hatte, aber den Moment Frau Mutter hinunterzubugsieren war, daß das ganz wenige Minuten waren, die den Unterschied ausmachten, daher das Thema.

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz Well, it looks worse in the pictures than it was in reality. But indeed, overall it wasn't that bad. Thanks for visiting.

DirkNB hat gesagt…

Wie gesagt, ich müsste da noch mal nach dem genaueren Rezept fragen; ich vermute mal, dass auch noch eine Prise Zucker in der Soße ist.
Aber ansonsten ist sie einfach, frisch und lecker.