Montag, 21. Juli 2014

Sonntag &


Bei über 30 Grad will man nichts mehr essen, jedenfalls soweit man noch halbwegs bei sich ist. Ich wurde letztens gerügt, mich über Frau Mutter amüsiert zu haben; das ist zwar ein weites unebenes Feld, aber diesmal kam ein (nicht wirklich ernst gemeinter) Vorschlag in dieser Richtung tatsächlich von ihrer Seite.

Genauer gesagt, erschrak sie sich sogleich über die abwegige Idee und meinte, wir könnten doch stattdessen etwas „Leichtes“ essen, z.B. Kartoffelsalat. Ja, ganz bestimmt, mit den vielen nahrhaften Kartoffeln und der schönen fetten Mayonnaise dazu. Ach nein, doch eher nicht. Was aber dann?

Ich begann damit, daß ich die Kartoffeln gegen Reis austauschte, der liegt nicht gar so schwer im Magen.


Aber Fleisch sollte doch sein, man mußte das ja nicht gleich alles aufessen. Also habe ich ein paar kleine Schweinerückensteaks in der Pfanne kurzgebraten und dann im Ofen in Folie nachgaren lassen. Aus Faulheit habe ich im Sud auch noch das Pfannengemüse mit Butter geschmort (deswegen sieht es auch so schön unansehnlich gebräunt aus), und um das Ganze an Nachlässigkeit zu krönen, wurde aus dem Sud nach Entfernung des Gemüses die Sauce verfertigt.


Für die Farbe hatte ich ja den eigentlich fertigen rohen Salat, bei dem mein eigenkreativer Beitrag lediglich darin bestand, ihn zusammenzuwerfen; gut, die Radieschen hatte ich selbst noch dazuerfunden und den Weißweinessig (und ein paar solcher Sachen); ansonsten bestand er aber aus vorgearbeitetem Rot-und Weißkraut, Tomaten mit Zwiebeln und Mohrrüben; eine Sinfonie in Rot sozusagen.



Ähnlich sahen auch die Köpfe der Bedauernswerten aus, als sie nach brütender Hitze endlich ihre Karte abgesessen hatten und zu ihren Bussen zurückströmen durften (es gab wieder den Grafen von Luxemburg, als Nachmittagsvorstellung). Also ich könnte das nicht (bei der Musik selbst bin ich überraschenderweise zunehmend milder gestimmt, man gewöhnt sich irgendwie); aber bei allem über 25°C falle ich innerlich auseinander. Man müßte mir vermutlich nur arabische 40° und mehr androhen und ich würde sofort zum Kommunismus konvertieren oder welcher Unsinn sonst verlangt wäre.


Dafür war das Essen irgendwie ganz erträglich. Und schließlich ist der Sommer letztlich in unseren Breiten eher mehr ein Wimpernschlag. Fällt der Sonntags-Nachmittagsschlaf ungewollt zu lange aus, kann es schnell geschehen, daß schon wieder die Blätter von den Bäumen segeln oder gar der erste Schnee fällt (heitert sich da gerade eine innere Stimmung auf?)...

nachgetragen am 22. Juli

8 Kommentare:

DirkNB hat gesagt…

Interessante Mischung auf dem Teller: Reis, Fleisch, Salat ... Mir würde die Soße fehlen, was aber auch daran liegen mag, dass ich nicht so der große Reisfan bin. Aber ansonsten lecker anzusehen, so kurz for dem eigenen Mittag ... ;-)

Anonym hat gesagt…

Herr DirkNB, zählen Sie mal die Schüsseln, es sind 4, und dann die Platte mit den Steaks. Also da ist jedenfalls
Sauce dabei, das kann ich sogar ohne Brille erkennen.
Bei dieser Hitze in der Küche zu stehen und noch die Geduld aufbringen, den Tisch so schön zu decken, ja das muß doch Sohnesliebe sein, nicht wahr?! ;-)

DirkNB hat gesagt…

Auf dem Tisch sehe ich die Soße wohl, nur auf dem Teller scheint sie mir verdeckt.

Anonym hat gesagt…

Na, die wurde doch sicher sofort nach dem Ablichten aufgeschöpft... ansonsten hätte man die einzelnen
Bestandteile ja auch gar nicht mehr auf dem Teller erkennen können.
Aber... gibt es eigentlich nie einen
Nachtisch?

MartininBroda hat gesagt…

@ An beide: Obwohl dieses späte Antworten natürlich längst die Schranke der Unhöflichkeit eingerissen hat: Zunächst, ich bin kein großer Saucen-Fan; ohne mich loben zu wollen, halte ich nüchtern fest, ich denke, ich bekomme sie nicht so übel hin, aber das genügt mir dann auch. Es zu wissen. Aber sie wird dennoch regelmäßig schnell weniger (kleines Wunder).

Und: Den Nachtisch habe ich vor langer Zeit abgeschafft. Manchmal gibt es noch Protest, und darauf antworte ich so ungefähr, „Also ich kenne jemanden, der wird bald entweder betont beiläufig fragen: 'Haben wir eigentlich noch Eis?' oder alternativ nach Torte, Obstkuchen, Plätzchen, Keksen oder dgl. verlangen. Und vorher noch Nachtisch?!! Ich selbst brauche ihn schon deswegen nicht, da, wie ich üblicherweise sage, „Zucker habe ich schon selber, den brauche ich nicht auch noch extra“.

Aber es tut mir natürlich leid, sozusagen. Und aufrichtigen Dank für die unverdiente Aufmerksamkeit, wirklich.

DirkNB hat gesagt…

Als geborener Mecklenburger kann ich natürlich immer nie genug Soße haben, gerade auch beim von mir nicht so gemochten Reis. ;-) Aber wenn Soße und Reis ein Verhältnis bilden wie bei Brühreis, nur eben mit Soße, dann ist's gut. ;-)

Die anatomische Forschung hat übrigens neulich entdeckt, dass der Mensch zwei Mägen hat. Zum einen den normalen für alles, der ist aber schon länger bekannt. Der neu entdeckte ist der sogenannte Dessertmagen. Selbst, wenn der Hauptmagen schon übervoll ist, ein Dessert passt noch immer ... ;-)

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Hatte ganz vergessen, mein Erstaunen über die Entdeckung des Dessert-Magens kundzutun. Dann bin ich an der Stelle vermutlich etwas abnorm entwickelt, aber ich liebe es ja auch nicht, das Essen sozusagen in Sauce zu ersäufen, obwohl ebenfalls geborener Mecklenburger (Friedland (Meckl.)).

DirkNB hat gesagt…

Desserts halte ich auch am ehesten bei einem Menü für verzichtbar. Wobei ich da auch schon hohe Kunst gesehen habe. Aber es ist eben der Teil, der sich auch am einfachsten vertagen lässt.