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Donnerstag, 18. Juni 2015

Über die Befreiungskriege – letzter Nachtrag

Waterloo

"Blücher traute dem Frieden nicht. 'Ob uns in der Folge noch eine Fehde bevorsteht, weiß der Himmel, trauen will ich der Sache nicht, man hat zu Paris die Umstände nicht benutzt, Frankreich wird schon wieder zu laut, man hätte selbiges die Flügel besser beschneiden sollen.'

Auf Elba hatte Napoleon Kunde empfangen, daß die Mehrheit der Franzosen dem neuen König mit Mißtrauen und Abneigung gegenüberstehe, daß alle seine ehemaligen Offiziere voll Unzufriedenheit seien, und daß auf dem Wiener Kongreß die Eifersucht der Mächte den Frieden Europas bedrohe. Das alles erschien ihm günstig, den französischen Kaiserthron zurückzugewinnen. Am 26. Februar verließ er heimlich Elba, am 1. März landete er an der französischen Südküste, am 20. März zog er als Kaiser der Franzosen in den Tuilerien ein.

Die europäischen Mächte aber erklärten schon am 13. März, daß sie fest entschlossen seien, den Pariser Vertrag vom 30. Mai 1814 und die durch diesen Vertrag getroffenen Vereinbarungen unverletzt zu erhalten, daß Napoleon sich außerhalb der Gesellschaft und Gesittung gestellt und als Feind und Zerstörer der Ruhe der Welt sich der öffentlichen Rache ausgeliefert habe.

An der Maas und Schelde sollte die Entscheidung über Napoleon und Europa fallen. In den Niederlanden sammelten sich aus Engländern, Niederländern, Hannoveranern, Braunschweigern und Nassauern ein Heer unter dem Oberbefehl des Herzogs Wellington, in den Rheinlanden ein preußisches unter dem Blüchers. Beide Heere sollten den Feind gemeinsam bekämpfen... Napoleon hoffte beide Heere durch einen kühnen Durchbruch voneinander zu trennen und vereinzelt zu schlagen."

Soweit der „Bildersaal deutscher Geschichte“. Blücher verliert eine Schlacht, wird, da er, der 73jährige Greis, sich mit gezücktem Säbel selbst in das Ringen warf, verwundet, doch gerettet.

Blücherdenkmal in Rostock
(in der Mitte dieses Beitrags gibt es eine kleine Geschichte dazu)

Am 18. Juni wendet sich Napoleon gegen Wellington. Der verletzte Blücher kommt ihm mit seiner gerade geschlagenen Armee zu Hilfe, die dringendst benötigt wird und bescheidet zuvor noch seinen Arzt:

"Nein, Doktor, heute mag es den alten Knochen gleich sein, ob sie balsamiert oder nicht balsamiert in die Ewigkeit gehen; geht es aber heute gut, wie ich hoffe, so wollen wir nun bald in Paris waschen und baden."

Es geht um die Schlacht bei Belle-Alliance, heute eher bekannt als die Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815. Darum also der ganze bisherige Schreibaufwand. Das Schildern von Schlachten gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Stefan Zweig hat in seinen „Sternstunden der Menschheit“ in deren 6. Kapitel gewohnt unterhaltsam darüber geschrieben, Schuld an Napoleons weiterem Schicksal hat nämlich der überforderte Marschall Grouchy.

„Aber jenes Gewehrfeuer war bloß ein irrtümliches Geplänkel, das die anrückenden Preußen, durch die andere Uniform verwirrt, gegen die Hannoveraner begonnen: bald stellen sie das Fehlfeuer ein, und ungehemmt, breit und mächtig, quellen jetzt ihre Massen aus der Waldung hervor. Nein, es ist nicht Grouchy, der mit seinen Truppen anrückt, sondern Blücher, und damit das Verhängnis. Die Botschaft verbreitet sich rasch unter den kaiserlichen Truppen, sie beginnen zurückzuweichen, in leidlicher Ordnung noch.

Aber Wellington erfaßt den kritischen Augenblick. Er reitet bis an den Rand des siegreich verteidigten Hügels, lüftet den Hut und schwenkt ihn über dem Haupt gegen den weichenden Feind. Sofort verstehen die Seinen die triumphierende Geste. Mit einem Ruck erhebt sich, was von englischen Truppen noch übrig ist, und wirft sich auf die gelockerte Masse. Von der Seite stürzt gleichzeitig preußische Kavallerie in die ermattete, zertrümmerte Armee: der Schrei gellt auf, der tödliche: »Sauve qui peut!« Ein paar Minuten nur, und die Grande Armee ist nichts mehr als ein zügellos jagender Angststrom, der alles, auch Napoleon selbst, mitreißt.

Wie in wehrloses, fühlloses Wasser schlägt die nachspornende Kavallerie in diesen rasch und flüssig rückrennenden Strom, mit lockerem Zug fischen sie die Karosse Napoleons, den Heerschatz, die ganze Artillerie aus dem schreienden Schaum von Angst und Entsetzen, und nur die einbrechende Nacht rettet dem Kaiser Leben und Freiheit. Aber der dann mitternachts, verschmutzt und betäubt, in einem niedern Dorfwirtshaus müde in den Sessel fällt, ist kein Kaiser mehr. Sein Reich, seine Dynastie, sein Schicksal ist zu Ende: die Mutlosigkeit eines kleinen, unbedeutenden Menschen hat zerschlagen, was der Kühnste und Weitblickendste in zwanzig heroischen Jahren erbaut.“

Nun ja.

Das Monument auf dem ersten Bild oben ist übrigens der sog. Löwenhügel. „They have spoiled my Battlefield, soll Wellington gesagt haben.“ Das sagt der Blogger Jay, der dem Ganzen einen seiner gewohnt farbigen Bilderbogen gewidmet hat.

Löwe von Waterloo

"Schon am 22. Juni dankte Napoleon ab, die Dynastie der Boubonen kehrte bald zurück, und am 9. Juli rückte Blücher zum zweiten Male in Paris ein; am 15. Juli trafen in Paris auch die preußischen Staatsmänner ein, an ihrer Spitze der Staatskanzler Hardenberg und der Minister Wilhelm v. Humboldt. Blücher liebte sie nicht; vorahnend sprach er: 'Mögen die Federn der Diplomaten nicht verderben, was durch die Schwerter der Heere mit so viel Anstrengung gewonnen worden.'

Er tat Hardenberg und Humboldt bitteres Unrecht; die beiden wollten das Glück der neu errungenen Siege ausnutzen und Deutschland Elsaß-Lothringen zurückgewinnen. Aber der Neid der Verbündeten gab es nicht zu; Frankreich behielt die Grenzen von 1790. Das Vaterland war schwer getäuscht; und doch schaute der Dichter Friedrich Rückert vorahnend die Zeit, da die alten Lande an Deutschland zurückfallen sollten. Die Straßburger Tanne, die bei der frohen Kunde von Blüchers Siegen umsonst gehofft, daß aus ihrem Holze eine deutsche Kaiserpfalz gezimmert werde, die nun aber zu neuen Treppen in Mairie und Präfektur verwendet ward, prophezeite doch sterbend ihren jüngeren Waldgeschwistern:

'Einst einer von euch allen,
Wenn er so altergrau
Wird, wie ich falle, fallen,
Gibt Stoff zum andern Bau,

Da wohnen wird und wachen
Ein Fürst auf deutscher Flur;
Dann wird mein Holz noch krachen
Im Bau der Präfektur.'

Das Vaterland war getäuscht, zum zweiten Male in einem kurzen Jahre, denn der Wiener Kongreß hatte bereits alle Hoffnungen der Deutschen auf ein einiges mächtiges Reich vernichtet. Als Napoleons Weltherrschaft zertrümmert worden, hatte Max von Schenkendorf die deutschen Fürsten gefragt: Wollt ihr keinen Kaiser küren?

Der Wiener Kongreß antwortete mit einem kalten Nein."

Und hier verlassen wir endgültig den „Bildersaal deutscher Geschichte“, ersparen uns die Erzählungen vom Geschachere auf besagtem Kongreß. Auch Napoleon überlassen wir seiner unwirtlichen Atlantikinsel, auf die er verbannt worden war.

Mit ihrem Zynismus, den sie Napoleon gut abgeschaut hatten, wenn sie ihn nicht schon vorher besaßen, hat die Mehrheit der deutschen Fürsten dann nicht nur den Enthusiasmus zu Grabe getragen, der in den Befreiungskriegen zu Tage getreten war, sie vergifteten zugleich die Wurzel ihrer eigenen Legitimität. Es sollte noch 100 Jahre dauern, bis dieses Gift seine ganze Wirkung entfaltete, aber es geschah dann um so gründlicher.

"Ich rauche und beweine meine Sünden"

nachgetragen am 4. Juli

Montag, 10. Dezember 2012

Friedrich Franz von Mecklenburg

Friedrich Franz I., Großherzog von Mecklenburg, 
Gemälde aude dem Münster Bad Doberan,

Ganz allgemein gesprochen: Unterschiedslos Neuem nachzujagen, verrät einen Mangel an Urteil, Beständigkeit, Charakter und der Fähigkeit, Dinge von Wert zu erkennen, zu schätzen, im Notfalle folglich auch zu schützen.

Dies war ein Eigenzitat, ich weiß, derartiges ist peinlich. Aber es paßt zu gut, in positiver Umkehrung, auf einen unserer mecklenburgischen Herzöge, über den ich endlich einmal ein wenig mehr schreiben will (zumal das Mecklenburgische sowieso von mir sträflich vernachlässigt wird). Friedrich Franz I., ab 1785 Herzog und seit 1815 Großherzog von Mecklenburg (Schwerin) wurde am 10. Dezember 1756 ebendort geboren. Als Herzog folgte er einem frommen und kinderlosen Onkel nach, der zwar kunstliebend (also eben nicht von falsch-fromm talibanesischer Verdorbenheit), aber auch reichlich verklemmt war (so ließ er unbekleideten Gestalten auf Gemälden züchtig Wäsche aufmalen). Der Neffe war von anderer Art.

Man kann nicht sagen, daß er Charakterprüfungen ausgewichen wäre (obwohl er manchen als allzu geschmeidig und anderen als moralisch verderbt galt – zu viele Mätressen und folglich illegitime Kinder, die übrigens überwiegend ganz respektabel gerieten). So versuchte er zwar, was angesichts der Lage des Landes, dieses meist unbeachteten und doch alten Mecklenburgs, vernünftig war, sein Herzogtum während der Napoleonischen Aggressionen neutral zu halten, das heißt aber auch, daß er eben nicht dem Rheinbund beitrat, als ihm dieses noch Vorteile versprechen konnte. Wie so oft, tummelten sich andere auf mecklenburgischem Boden, ignorierten dessen Neutralität, und der Herzog mußte schließlich ins dänische Altona fliehen, am 8. Januar 1807. Die Herzogin verkraftete die Umstände der Flucht nicht und starb nur ein Jahr später.

Nach dem Frieden von Tilsit und der Fürsprache des Zaren konnte er zwar am 11. Juli zurückkehren (die Franzosen hatten sich mittlerweile an dem schadlos gehalten, was ihnen im Schweriner Schloß von Wert erschien, die Bevölkerung hatte weit anderes zu erleiden), doch um den Preis, sich dem Rheinbund doch noch anzuschließen, was vor allem bedeutete, er hatte dem „Kaiser“ Soldaten zu stellen, ganz Mecklenburg 2.300 Mann, von denen kaum einer zurückkehrte. Man vergißt gern, daß sich Napoleon seine Grande Armée großenteils aus deutschem Material zusammengeklaubt hat.

Aber es gibt dennoch eine hübsche Anekdote dazu: Ein Herr von Tarnow half unseren mecklenburgischen Truppen „Vive L'Empereur!“ zu schreien, als Napoleon sie inspizieren wollte: „Jungens! Kennt Ji'n oll Wief? - Jäwoll, Häleitnant! - Un kennt Ji'n oll Lamp? - Jäwoll, Häleitnant! - Un kennt Ji'n oll Rühr an 'ne Piep - Klor, Häleitnant! - Na denn raupt dat man quantwies nah'nanner:  Wief – Lamp – Rühr!“ Der Korse soll beeindruckt „Salut! Salut!“ geantwortet haben.

Friedrich Franz trat äußerst spät als letzter deutscher Fürst dem Rheinbund bei, mit dem sich seine Standesgenossen Napoleon dienstbar machten, und trat als erster am 14. März 1813 wieder aus, als die Chance, nicht die Gewißheit (!) zu bestehen schien, wieder etwas gegen diesen ausrichten zu können, rief am 25. März zu den Waffen und mußte prompt kurzzeitig noch einmal nach Stralsund flüchten. Seine Söhne kämpften dabei persönlich, dies war alles andere als ein diplomatischer Schachzug!

Blücher-Denkmal in Rostock

Ach übrigens, ein Held dieser Zeit, Gebhard Leberecht von Blücher, war Mecklenburger, vor der Universität steht sein Denkmal. Und dies kam so: Enthüllt wurde es am 26. August 1819, eine imposante Bronzefigur (barhäuptig, dramatisch gefalteter Mantel samt Löwenfell), mit bronzenen Reliefs auf dem Sockel. Nur verursacht hat es eine frühe „Zeitungsente“.

Im Hamburgischen „Unpartheyischen Correspondent“ stand am 22. Juli 1814, die Rostocker Kaufmannschaft habe bereits 2500 Taler gesammelt, um Blücher ein Denkmal zu errichten. Blücher reagierte gerührt: „Aus den öffentlichen Blättern ersehe ich, daß die von mir so innig geliebte Vaterstadt sich meiner erinnert. Ich finde nicht Worte, Ihnen, Hochverehrte Herrn, und den sämtlichen Einwohnern von Rostock meinen Danck so auszudrücken, wie ihn mein Herz fühlt.“

Der Rostocker Rat wandte sich verlegen überrascht, es war frei erfunden, an die beiden Herzogshäuser um Hilfe. Endlich wurde Johann Gottfried Schadow mit dem Entwurf beauftragt, Christian Daniel Rauch hat den Kopf zu verantworten. Und Goethe, der ja durchaus noch etwas gut zu machen hatte, dichtete auf Bitten des Rates:

In Harren und Krieg,
In Sturz und Sieg
Bewußt und groß,
So riß er uns von Feinden los.

Blücher, der der Einweihung gerade noch beiwohnen konnte, soll dabei ausgerufen haben „Mein Jott!“. Der (inzwischen standeserhöhte) Großherzog behandelte ihn stets mit Respekt, erhob sich gar, wenn dieser den Raum betrat, was zu der anrührenden Anekdote führte, daß, als Blücher einmal im Palais zu Doberan zu spät bei einem Festmahl erschien, die ganze Hofgesellschaft empor schnellte und der Feldmarschall nur kurz hervorknurrte: „Danke. Setzen!“.

Die Standeserhöhung: Die großherzogliche Würde erhielten beide mecklenburgische Herzöge auf dem Wiener Kongreß. Sie mußten sich also nicht eine „Würde“ bestätigen lassen, die anderen, etwa den Württembergern der Korse für ihre Dienste hingeworfen hatte. Friedrich Franz war auch einer der wenigen, die dort für die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums eintraten, Aber dem standen offenkundig zu viele andere Interessen entgegen.

Friedrich Franz hatte einige Schicksalsschläge zu tragen, so starb der erstgeborene seiner Söhne, der Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, bereits mit 41 Jahren. Und er hatte stets Mühe, der Ritterschaft Fortschritte abzutrotzen, so 1813 (und hier nicht von dauerhaftem Erfolg) die Judenemanzipation, 1820 die Aufhebung der Leibeigenschaft, 1823 eine Schulreform, die die Situation auf dem Lande teilweise besserte, 1824 die erste moderne psychiatrische Klinik im Norden Europas. Seit Ende der 1820er Jahre suchte er, mit dem Bau von Chausseen den sprichwörtlich schlechten mecklenburgischen Straßen aufzuhelfen. Ähnliches galt für die Wasserwege.

Man vergißt, daß die mecklenburgischen Herzöge gewissermaßen nur mit halbfreiem Arm fechten konnten. Sie waren von einer Verfassung gebunden, die dem häufig kurzsichtigen Eigensinn der Stände zu viel Raum gab und ihnen im Grunde nur die Rolle des größten Grundherrn im Lande beließ. Nicht allein, daß das Land arm war und häufig von außen drangsaliert wurde, ihre eingeschränkte Rolle als Landesherr machte jedes Fortschreiten zu einer mühseligen Sache.

1836 erhielt Schwerin ein Schauspielhaus, erbaut von Demmler. Entgegen der ursprünglichen Erwartung beließ er die Gründung seines frommen Onkels Ludwigslust als Hauptresidenz. Auch wenn er sich im Sommer lieber in Doberan aufhielt - mit Heiligendamm gründete er 1793 dort das älteste Seebad Deutschlands - um seiner Vorliebe für Pferderennen, Glücksspiel, Tanz und Jagden zu frönen. Aber dieser Eindruck von bloßer Leichtlebigkeit täuscht. So sorgte er sich um die Pflege der mecklenburgischen Altertumskunde und förderte die Rostocker Universität...

Er war gewissermaßen ein „Sammler der verlorenen mecklenburgischen Erde“. 1787 erreichte er von Preußen die Herausgabe der letzten vier seit 1731 verpfändeten mecklenburgischen Ämter Eldena, Marnitz, Plau und Wredenhagen für 172.000 Taler. 1803 erwarb der Herzog für 1.250.000 Taler die durch den westfälischen Frieden an Schweden gefallenen Stadt und Herrschaft Wismar nebst den Ämtern Poel und Neukloster zum vollen unbeschränkten Besitz auf 100 Jahre, mit der Bestimmung, daß Schweden nach Rückzahlung jener Summen mit Zins und Zinseszins zu 3 Prozent jene Landesteile hätte wieder einlösen dürfen. Bekanntlich kam es dazu aber nicht.

Am 24. April 1835 feierte er sein 50jähriges Regierungsjubiläum, am 1. April 1837 starb er und ist in Doberan im Münster begraben. Manche haben ihm seinen Lebensstil vorgehalten, andere hielten ihn für nicht erfolgreich genug. Nun, über das erste mögen andere richten, aber, was das zweite angeht, so hat er mit seinen Möglichkeiten in den vertrackten mecklenburgischen Verhältnissen einiges zustande gebracht, nicht von ungefähr war er zu Lebzeiten enorm populär und gilt zu recht als einer der bedeutenderen Gestalter unter den mecklenburgischen Fürsten.

Georg David Matthieu: 
Friedrich Franz und sein Gouverneur von Usedom, 1767

nachgetragen am  12. Dezember

Donnerstag, 11. Juni 2009

Metternich oder Über einen zu schmalen Nachruhm


The Zenith of French Glory: The Pinnacle of Liberty. Religion, Justice, Loyality &
all the Bugbears of Unenlightend Minds, Farewell!". A satire of the radicalism of the French Revolution. A picture by James Gillray.

Eine zeitgenössische Karrikatur auf die französiche Revulution,Februar 1793,
hier gefunden

Ich gestehe, auch ich bin mehr abhängig von den eigenen Vorurteilen, als ich für gewöhnlich zugeben mag, man trägt sie so unbewußt mit sich herum, wie man vieles andere mit sich herumträgt, all diese allgemeinen Neigungen und Meinungen sinken herab, verfestigen sich zu einem Sediment, auf dem man dann lebt, irgendwie.

Warum die Vorrede, Gebhard Leberecht von Blücher hat einmal über jemanden geurteilt, der vor 150 Jahren gestorben ist: „Der Metternich, der Millionenhund, der Schuft, welcher gehenkt zu werden verdient, hat euch alle an der Leine und Leitseil, Schwerenot!“ Man glaubt es nicht, das ist erst 150 Jahre her, obwohl der gute Vater Blücher hat es ja geschafft, irgendwie im Alltagsdeutsch zu überleben, „da geh‘n wir ran wie Blücher“, Chapeau.

Der Schuft war Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein, der böse österreichische Kanzler, der alle Freiheitsbestrebungen nach dem Sieg über Napoleon bekämpft hatte… Wie auch immer, das sind die Angelegenheiten von anderen.

Und dennoch, ich gebe zu, Metternich war ein Name, der mir latent unsympathisch war, und dann las ich heute diesen Artikel hier:

„Und doch hatte Europa ihm mehr zu verdanken als allen Revolutionären der Epoche, von Rousseau über Robespierre und Fouchet bis zu Napoleon.

Nach 25 Jahren Bürgerkrieg und Krieg berief er 1814, nachdem Napoleon besiegt und zum Fürsten von Elba degradiert worden war, den großen Friedenskongreß nach Wien ein, nicht um das erobernde Frankreich zu bestrafen, sondern um eine europäische Friedensordnung zu schaffen, die mehr sein sollte als Gleichgewicht widerstreitender Kräfte oder, in heutiger Diktion, Multipolarität.“

Ich habe Metternich bisher hauptsächlich als jemanden gesehen, der deutsche Einigungsbestrebungen aufhalten wollte, was, von seiner Position her gesehen, ja auch durchaus rational war. Aber dabei sind mir 2 Aspekte entgangen: Sein begründeter Abscheu vor Revolutionen (ich denke, das obige Bild gibt seine wie auch meine Auffassung zu diesem Sachverhalt hinreichend wieder) und seine anerkennenswürdige Denkweise, wie Frieden herzustellen wäre, keinen infantilen Rache-„Frieden“, wie er etwa 100 Jahre später veranstaltet wurde, mit allen bekannten Folgen.

Wir haben übrigens gerade herrlichstes Sturmwetter, ich habe versucht, ein paar Bilder dabei zu machen.