Samstag, 14. Februar 2009

Über das Friedländer Tor



Mein Verhältnis zum Mittelalter ist entschieden zu romantisch, vermute ich, auf der gefühlsseligen Seite jedenfalls (als Kind habe ich geradezu ekstatisch Burgen gezeichnet), regelmäßig stellt sich bei jeder alten Mauer ein anheimelndes Heimatgefühl ein, obwohl mein Verstand weiß, daß es so angenehm wohl nicht war.



Gestern hörte ich in der Lokalität, in der ich derzeit meist mein Mittag einnehme, beiläufig im Radio über das Friedländer Tor, dendrochronologische Untersuchungen hätten erbracht, der Dachstuhl des Haupttores sei um 1300 entstanden, der des Vortores 28 Jahre danach. Nun ist der Ort, auf den dieses Tor verweist, Friedland, zufällig meine Geburtsstadt, vielleicht war das der letzte Impuls, das angenehme Wetter zu nutzen, ein paar Bilder zu machen und es hier vielleicht vorzustellen.



Und dann beim Suchen nach Geschichten über dieses Tor ging es mir auf: Ein Gebäude, mit dem sich Menschen schützen wollten, also handeln alle Geschichten über dieses Tor eigentlich vom Tod, ein erschlagener Bürgermeister in einer Fehde mit den Pommern, ein getöteter Offizier im schlimmen 30jährigen Krieg, der diese Stadt übrigens entscheidend zurückgeworfen hat (nur in Parenthese: Das Trostlose an erbitterten Kriegen und ihren Kriegern ist, am Ende sind sie nur noch graduell unterscheidbar, der eine ist, vielleicht, ein wenig weniger barbarisch, aber das zählt im Grunde nicht mehr), selbst die entsprechenden Sagen handeln vom Tod.



Nach einer hätte man um Mitternacht das Friedländer Tor meiden müssen. Davor und danach drohte keine Gefahr. In der Geisterstunde aber erschien eine weiße Gestalt, die jedem, der sich näherte, die Arme entgegenstreckte. Im äußeren Gang jedoch wütete ein Ungeheuer in der Gestalt eines riesigen schwarzen Ebers, dessen Laute jeden erstarren ließen. Ein unerschrockener Stadtjäger habe einmal den Mut gefaßt, zu der gewissen Stunde das Tor zu durchschreiten, man fand ihn am folgenden Morgen tot, aber der Spuk wäre seitdem verschwunden gewesen.



Und so scheint es unausweichlich, daß auch die letzte Geschichte, die sich wenige Meter von diesem Tor entfernt im Gasthaus zum halben Mond anno 1770 zutrug, von etwas Grauslichem handelt, nämlich der schaurigen Tat der Dorothea Götterich, die für diese Tat lebendig gerädert wurde, eine mittlerweile außer Gebrauch geratene Strafe, wovon man aber in Mecklenburg noch nicht recht Kenntnis hatte, das Nähere mag der Interessierte hier nachlesen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

der löwe mal mit schwanz ;-)