Sonntag, 31. März 2013

Gesegnete Ostern!



Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Christus resurrexit! Resurrexit vere!

Christ is Risen! Truly He is Risen!









Ostersonntag - Nachtrag



Ostern ist kaum vorüber, was nicht ganz richtig ist, denn wir erfreuen uns jetzt laut Kirchenjahr der „Österlichen Freudenzeit“. Sie dauert fünfzig Tage (etwa, wenn man kreativ zählt) und endet mit Pfingsten (von griechisch „Pentekoste“, lateinisch „Quinquagesima“) als dem „fünfzigsten Tag“ nach Ostern. Im Grunde dauert Ostern also 50 Tage, man kann sich folglich getrost noch länger „Frohe Ostern“ wünschen. Es handelt sich ja auch um das Kernereignis des christlichen Glaubens. Aber Herr Roloff hat das am folgenden Montag hinreichend ausgeführt. Wir können uns also diesmal auf das Essen konzentrieren.



Damit wollte ich eigentlich beginnen, doch während ich den längst fälligen Essensbericht nachtragen will, stellen sich bereits Erinnerungslücken ein, das hat wohl mit der unausweichlich anwachsenden persönlichen Morbidität zu tun, wie auch immer. Es war eine Art Schulterbraten vom Schwein mit einer (nur verbrannt erscheinenden) Kräuterkruste, geschmort auf Butterschmalz und Zwiebeln und ebenfalls Kräutern (ich denke Thymian, Salbei und Rosmarin). Dazu Bohnen, gekocht mit Bohnenkraut (weil das semantisch so schön zusammenpaßt) und übergossen mit, womit wohl, Butter, brauner Butter diesmal. In den Bratenfond kam zur Verfertigung der Sauce noch ein wenig Balsamico-Essig und reichlich saure Sahne. Und weil Ostern war, gab es, große Überraschung, ein Dessert - Wildpreiselbeeren im Kartoffelnest. Ich glaube, ich habe nichts Unwesentliches ausgelassen.



Und da ich die Osterdekoration ebenfalls schon vorgestellt hatte, mag es mit diesen kargen Nachträgen sein Bewenden haben. Ich habe es mit dem Osterkitsch extra ein wenig übertrieben, da er so interessant mit dem Schneefall kontrastierte, der durch das geschlossene Fenster zu beobachten war. Ach, und passend zum sanften Fallen der Flocken lullte Lully mit seiner Musik ein. Was natürlich ein wenig gekalauert ist, denn sein Stil hat doch häufig eher etwas Auftrumpfendes, korrespondierend zu seinem Dienstherren Ludwig XIV. Die nachfolgende Interpretation mildert dies aber erfreulich ab.



Jean Baptiste Lully, "Atys", Overtüre

nachgetragen am 2. April

Samstag, 30. März 2013

Osternacht


San Apollinare Nuovo in Ravenna, der Zug der Hl. Märtyrer

Dieses Ostern hat uns in verschiedener Hinsicht gewissermaßen auf dem falschen Fuß erwischt. Aber erfreulicherweise half uns Herr Roloff mit seinen beiden Osterpredigten aus, heute also seine Osternachtspredigt:

San Apollinare Nuovo in Ravenna

Predigt zur Osternachtsfeier 2013 in Schönhausen

Joh 5, 19-21

Die Gnade und der Frieden unseres auferstandenen Herrn seien in dieser Nacht und alle Zeit mit euch! Amen.

Liebe Gemeinde,

mit Recht nennt man den Raum, in dem wir uns befinden, ein Kirchenschiff. Keineswegs hat dies nur wegen der architektonischen Form Bedeutung. Wie auf einem Schiff reist das Volk Gottes durch die Zeit und hat dabei einen klaren Kompass, der seinen Blick nach Osten richtet.

Die Nacht und das Dunkel, durch die wir gezogen sind, erinnern uns wiederum daran, dass auch die Schöpfung ihren Ausgang in völliger Dunkelheit nahm. „Es war finster auf der Tiefe“, so heißt es in der Genesis.

Finsternis und Dunkelheit sind auch unsere bestimmenden Vorstellungen, wenn es um den Tod geht. Von der Todesnacht ist dann oft auch die Rede.

Was immer man noch über diese Seelenbilder sagen könnte, zunächst machen sie uns wieder aufmerksam für den Zusammenklang zwischen der ersten Schöpfung Gottes, die im Ruhen des Schöpfers ihr Ende gefunden hat, und der neuen Schöpfung in Christus, die geradezu im Sterben, in der Todesruhe des Herrn, aus dem Grab heraus ihren Anfang nahm, und der für die Osternacht besonders charakteristisch ist und ihre Liturgie bestimmt.

Dieses Miteinander von Schöpfung und Erlösung bildet den Hintergrund zu den Worten Jesu aus dem Johannesevangelium, über die zu predigen ist:

„Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. 20 Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern werdet21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“

Darum bleibt auch die Finsternis nicht die einzige Parallele, die uns das Geschehen erhellt. Blicken wir zurück auf das Kreuz, an dem der Herr gehangen.

Vom Evangelisten Johannes wissen wir auch, dass ein Soldat Jesus die Seite mit der Lanze geöffnet hat. Er verwendet dabei absichtsvoll dasselbe Wort, das im Alten Testament in der Schilderung der Erschaffung Adams gebraucht wird.

Damit steht uns klar vor Augen, dass das unbedingte Voneinander und Füreinander von Christus und der ganzen Menschheit, vom Herrn und seiner Kirche bereits im Schöpfungsgeheimnis angelegt war und durch den Menschen gelebt werden konnte und bis heute gelebt wird.

Die Kirche hat ihren Ursprungsort in der geöffneten Seite des sterbenden Christus. Hier steht Christus bereits im Sterben wahrhaftig schon siegreich als der neue das Leben bewahrende und verschenkende Adam da. Die geöffnete Seite wird zum machtvollen Zeichen für Christus, der ganz Mensch für die anderen ist und gerade darin tut, was er den Vater tun sieht. Es wird uns hierin eben auch das Wesen des Schöpfungshandelns offenbart, das nämlich gerade darin liegt, dass auch Gott sich geöffnet hat.

Ein Zweites tritt hinzu, das den Zusammenhang zwischen Christus und seiner Kirche deutlich werden lässt. Wasser und Blut strömen aus der Seitenwunde Jesu. Schon immer haben die Christen darin die Grundsakramente der Kirche erkannt, die Taufe und das Abendmahl. So wie Gott sein Volk durch die Fluten des toten Meeres geführt und es mit Manna gespeist hat, so werden wir durch das Wasser der Taufe gerettet und durch sein Mahl genährt, gerade weil wir darin Anteil an dem Tod Gottes nehmen. Nur, weil wir von IHM genommen haben, können wir auch füreinander sein.

Es ist eben nicht dasselbe, ob man tatsächlich bis zur Selbstaufgabe füreinander lebt oder sich eben nur voneinander verschafft, was man gerade in diesem Augenblick als ein Bedürfnis fühlt. In dem einen nämlich gestaltet sich das Christ werden als Mensch werden, und in dem anderen vollzieht sich im Ergebnis eine fortschreitende Entmenschlichung.

Darum auch können wir auf das Kreuz als das eigentliche Siegeszeichen der Kirche blicken, denn an ihm beginnt, was durch das leere Grab dieses Ostermorgens besiegelt wird. Bereits am Kreuz durchbricht der Herr die Grenzen der eigenen Leiblichkeit und verschenkt sich an die Menschheit. Er kommt zu uns, und in wirklicher Weise hat sein Wiederkommen, das wir erwarten, bereits am Kreuz begonnen. Christus kommt zu uns im Sakrament. Nur wo wir das Sakrament als tatsächliche Heilstat Gottes verstehen, die sich in die Reihe der Taten einordnet, die er an seinem Volk Israel getan hat, da werden wir seinem Wesen gerecht. Der Sohn tut darin, was er gesehen hat, dass auch der Vater es tut.

Wir dürfen also sicher sein, dass Christus zu uns kommt, dass sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung ein Kommen Gottes zu uns Menschen ist. Wohingegen wir besonders in dieser heiligen Nacht in diesem steinernen Schiff gewahr werden können und müssen, dass die Kirche nichts anderes ist als die Weise, in der die Welt  ihrem Erlöser entgegen geht.

Leben entsteht aus der Begegnung. Nur darum ist die Gemeinschaft von Mann und Frau von dieser zentralen Bedeutung auch für unseren Glauben. Das ewige Leben aber hat keinen anderen Ursprung und kein anderes Ziel als die Begegnung mit dem Gott, der selbst das Leben ist. „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“

Dies allein ist es, was wir in dieser Nacht feiern und bekennen. Gott hat sich ganz zum Menschen-für-uns gemacht und überwindet darin selbst den Tod. Er hat uns mit hineingenommen in die Liebe, die der Vater für ihn bezeugt. Die Liebe, von der in der christlichen Gemeinde die Rede ist, hört damit auf, ein wankendes und unbeständiges Gefühl zu sein. In der Liebe nehmen wir Anteil am innersten Wesen des dreieinigen Gottes selbst. Nur darum kann die Kirche so drängend bitten: Bleibt in dieser Liebe. Gott wird uns Werke zeigen, dass wir uns verwundern werden!

Kraft der unserer Kirche verliehenen Autorität und in der Gemeinschaft der Zeugen aller Zeiten verkündige ich euch voller Freude: Der Herr ist auferstanden!

Ich wünsche Ihnen allen ein gnadenreiches und gesegnetes Osterfest!

Amen

Der Friede des Auferstandenen bleibe alle Zeit mit euch! Amen
Thomas Roloff

Dienstag, 26. März 2013

Späte Nachträge I - Walt Whitman u.a.


Julius Schnorr von Carolsfeld, "Die Bibel in Bildern", 1860. 
Sechster Tag, Gott erschafft die Landtiere, zuletzt die Menschen, 
und setzt diese als Herrscher über alle Lebewesen ein.

Julius Schnorr von Carolsfeld wurde an einem 26. März im Jahre 1794 geboren: „Es ist immer schwierig zu urteilen, wenn man die Intentionen von jemandem schätzt, aber seine Taten einen häufig unbefriedigt zurücklassen.“ Manchmal mag ich sogar mit 3 Jahren Abstand noch meine eigenen Zitate, aber das ist selten.

Julius Schnorr von Carolsfeld, "Die Bibel in Bildern", 1860. 
Die Makkabäer - Märtyrer

Und Walter Whitman oder Walt Whitman starb an einem 26. März, 1892 nämlich. Ezra Pound nannte ihn zunächst den einzigen amerikanischen Dichter seiner Zeit der wichtig sei. Später allerdings korriguerte er sich, wenn er mal geglaubt habe, es gäbe 30 gut geschriebene Seiten von Whitman, so könne er sie jetzt nicht mehr finden. T.S. Eliot fand Whitman dann am erträglichsten, wenn er von Flieder oder Spottdrosseln sprach, ansonsten schätze er ihn weniger, um es milde zu sagen.

Whitman selbst hatte hinreichendes Selbstbewußtsein: „I am large, I contain multitudes“ (aus „Song of Myself“), ein sehr amerikanisches Selbstbewußtsein, das meinte, sich von der europäischen Tradition freimachen zu müssen. Insofern ist er geradezu ein Antipode zu seinem Landsmann Eliot, der nicht nur versuchte, diese europäische Tradition in sich aufzunehmem, sondern sich förmlich in deren Dienst stellte.

Ich gestehe, ich habe bisher eher einen Bogen um Whitman gemacht, aber Prof. Aue war so freundlich, mich kürzlich auf seine nachfolgende Übersetzung zu verweisen, und daraufhin hatte ich eine "vorsichtige Annäherung" versucht. Eine andere und auch noch weitere Übersetzungen Whitmans finden sich auf dieser lesenswerten Seite.

Walt Whitman 1855 im Alter von 36 Jahren

Walt Whitman

A noiseless,
patient spider

A noiseless, patient spider,
I mark’d, where, on a little
promontory, it stood, isolated;
Mark’d how, to explore the
vacant, vast surrounding,
It launch’d forth
filament, filament, filament,
out of itself;
Ever unreeling them—
ever tirelessly
speeding them.

And you, O my Soul,
where you stand,
Surrounded, surrounded,
in measureless
oceans of space,
Ceaselessly
musing, venturing, throwing,—
seeking the spheres, to connect them;
Till the bridge you will need, be form’d—
till the ductile anchor hold;
Till the gossamer thread you fling,
catch somewhere, O my Soul.


Walt Whitman

Eine stille, 
geduldige Spinne

Eine stille, geduldige Spinne,
Ich merkt', wo sie stand,
      ganz allein, auf dem Vorsprung;
Ich merkt', wie den verlassenen,
      weiten Umkreis erforschend,
In die Leere sie schleuderte
      Faden, Faden, Faden,
      aus sich heraus;
Stets die Fäden entrollend –
      stets, nimmermüde,
      hinaus sie entlassend.

Und Du, meine Seele,
      wo immer Du stehst,
Umgeben, umgeben,
      von den maßlosen
      Meeren des Raumes,
Ohne Ermatten
      sinnend, wagend, werfend, --
      suchend die Spheren zu binden;
Bis die Brücke geformt, die Du brauchst --
      bis der dehnbare Anker gegriffen;
Bis das hinausgeschleuderte Garn
      sich irgendwo fängt, oh meine Seele.

nachgetragen am 30. März

Sonntag, 24. März 2013

Palmsonntag &

poorly translated

Kaum etwas ist beeindruckender als die Gesichter von Eltern, die beseligt und aufmerksam genießen, wie ihre Kinder nicht gut singen, sprechen und auch nicht spielen können. Aber alles hat seinen Anfang, und manchmal wird man halt genötigt, teilzuhaben. Das dazu.

Diese nette Aufnahme vom heutigen Sonnenuntergang enthält eine heimliche Lektion über die Zeit. Es gab einen beeindruckenden Sonnenuntergang, wenige Minuten später, die Gründe der Verzögerung tun nichts zur Sache, war dies übrig geblieben. Zeit eben.

Wir hatten Fisch zu Palmsonntag. Lachs, genauer gesagt. Mit Weißwein, Dill, Thymian, Rosmarin und Salbei gegart, auf Butterschmalz. Es funktionierte. Dazu etwas Blumenkohl und Farinelli.




Few things are more impressive than the faces of parents who enjoy blissful and attentive their children not singing well, or speaking or be able to play. But everything has its beginning, and sometimes you’re compelled to participate. And that’s all about this topic.

This nice shot of today’s sunset contains a secret lesson on time. There was a spectacular sunset, a few minutes later - the reasons for the delay don’t matter - it left already. Time.

We had fish on Palm Sunday. Salmon, to be more exact. With white wine, dill, thyme, rosemary and sage, braised on ghee. It worked. Furthermore some cauliflower (with brown butter) and Farinelli.




Samstag, 23. März 2013

Noch ein Mal über Benedikt XVI. und etwas mehr

with an attempt to "translate"
Triest, Kathedrale Santa Maria Assunta - Apostel Peter und Paul

Man dürfte kaum einen menschlichen Abgrund finden, der in die Geschichte des Papsttums nicht einbeschlossen ist (auch Gipfelpunkte, um gerecht zu sein). Als Lutheraner, und Deutscher, sagt sich dies, scheinbar, leicht. Es hat aber über die letzten 200 Jahre (etwa), doch sehr gewonnen, das Amt. Das mag herablassend klingen, ist aber keineswegs so gemeint, es zeigt nur die Distanz an, aus der sich das Nachfolgende entwickelt hat.

Das Persönliche sollte hier eigentlich zurückstehen, aber weichen wir einfach vom Angemessenen ab, andere tun dies schließlich auch (eine billige Ausrede, ich weiß). Ich habe diese Frage lange hin und her erwogen und wollte eigentlich nichts mehr dazu sagen, schon gar nicht an diesem Ort. Aber der befreundete Blogger „Naturgesetz“ hatte insistiert und mir mein Versprechen vorgehalten. Ich hatte ihm knapp auf Deutsch geantwortet, ich will es geringfügig ausführlicher und am Ende „übersetzt“ hier wiederholen. Auch dies kann nicht endgültig sein:

Es begann mit seinem Vorgänger, Johannes Paul II., ganz anders. Ich weiß nicht warum, aber er mußte nur zu sprechen beginnen und man war im Innersten getroffen von einer machtvollen Spiritualität, die man nicht mehr erwartet hatte. Dies schuf eine Art Band, das immer stärker wurde über die Zeit, die verging.

Hinzu kommt: Das Grundgefühl meiner jüngeren Jahre (im Osten Deutschlands) war, in einer falschen Welt zu leben, einer Welt der Lüge, der Täuschung. Es ist nicht ganz einfach, daran festzuhalten, daß man selbst bei Verstand und Sinnen und die Welt um einen herum aus den Fugen ist. Johannes Paul II. nannte die Lüge bei ihrem Namen, und hatte hinreichend Mut, sich der Welt entgegenzustellen, nicht ohne äußeren Erfolg.

Sein Nachfolger war anders. Er ist mir über seine Bücher näher gekommen, auch über seine Reden (in Regensburg, im Reichstag). Das Empfinden wuchs, hier sieht jemand sehr klar die Gefährdung des modernen Menschen und was über ihn hinausführen kann. Anders als sein Vorgänger, aber ebenso deutlich, nur leiser, innerlicher, geistlicher, hat er sich nicht an das Bestehende angelehnt, sondern ihm seine Grenzen gezeigt. Alles war einleuchtend und nachvollziehbar. Denn das beschädigte Bild vom Menschen, das heute vorherrscht, wird im Kern von den „Progressiven“ und „Konservativen“ unserer Tage gleichermaßen geteilt, es wird nur zu unterschiedlichen Zielen genutzt.

Er schuf eine emotionale Sicherheit: Hier sieht jemand Kirche genau in der Situation, in der sie sich zu behaupten hat, und die Welt so, wie sie ist, ein Schiff, das ohne Kompaß über das Meer der Zeit irrt. Ich habe ihn wie einen “Fels in der Brandung” empfunden, sogar Nähe zur katholischen Kirche entwickelt, warum? Auch wenn ich (mitunter) für mich zu anderen Antworten gekommen bin, war doch ersichtlich, daß die Wahrheitsfrage in Sachen des Glaubens bitter ernst genommen wird. Der Protestantismus hat längst jede dogmatische Ernsthaftigkeit mutwillig aufgegeben und ist damit auf dem Weg, zu einer Art kulturellem Begleit- und Wellnes-Programm herabzusinken.

Die Welt mochte es nicht, in dieser Weise in Frage gestellt zu werden und war ideenreich mit dem Werfen von Nebelkerzen in ihrem Abwehrbemühen. Die römische Kirche war auf dieses „Nichtmögen“ wohl auch nicht gut vorbereitet. Ich kann mich deutlich an die Situation erinnern, in der die Nachricht von der Wahl Kardinal Ratzingers auf den Stuhl Petri mich in ungläubig erleichterte Begeisterung versetzte. Ist es da verwunderlich, daß ich mich vom Rücktritt Benedikt XVI. nahezu verraten gefühlt habe?

Ist das Amt des Papstes eines wie jedes andere? Dann war sein Rücktritt vernünftig und nachvollziehbar. Ist es das? Vertraut die katholische Kirche nicht der Vorstellung, es gäbe mit diesem Amt sozusagen eine Brücke zwischen Himmel und Erde. Der Stellvertreter Christi, wen vertritt er? Sollte der „Vertretene“, dessen Charakter ich doch nachzubilden aufgefordert bin, nicht zu ganz anderen Gedankengängen und gar Entscheidungen führen?

„Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.“

Die Welt wird immer hin- und hergeworfen. Aber ich sehe ein Argument, das ich gelten lassen kann. Wenn man gegenüber den eigenen geistigen Kräften mißtrauisch werden muß und in Sorge geraten, ihr Nachlassen könne Schaden anrichten. Ja, das könnte ich vielleicht gelten lassen. Das Körperliche, weniger. Gibt es nicht wunderbare Beispiele aus der Kirchengeschichte, wie der Geist in einem zerbrechenden Körper aufleuchtet.

Benedikt XVI. hätte zu so einem „geistlichen“ Papst werden können. Er wäre uns sehr nötig. Für das Praktische, Organisatorische, die Reform des Apparates etc. etc. hätten sich andere Lösungen finden lassen, da bin ich mir sicher, ein energischer Kardinal-Staatssekretär z.B. Von den praktischen Schwierigkeiten, die ein „Schatten-Papst“ mit sich bringen muß, schweigen wir besser ganz.

Die Vorstellung von der Stellvertreterschaft Christi klingt wie pure Anmaßung. Es sei denn, sie ist im Vertrauen auf den Heiligen Geist ausgesprochen, der über das rein Menschliche hinweg führt.

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One more time about Benedict XVI and something more

One can hardly find a human abyss that is not implemented in the history of the papacy (also highlights to be fair). As a Lutheran, and German, it’s apparently easy to say this. But it has improved over the past 200 years (approximately) a lot, the institution. This may sound condescending, but is by no means meant so; it only shows the distance from which the following has been developed.

At first sight the personal should stand back here, but well, let us be a bit inappropriate as others do (a cheap excuse, I know). I have considered this question long and thoroughly and really wanted nothing to say about it anymore, especially at this place. But my American friend and blogger "Naturgesetz” had insisted hard I had to keep my promise. I had only responded to him in German, and will do it again now "translated" and slightly more detailed here. This might not be my final opinion, but at this moment it is:

It began with his predecessor, John Paul II, very different. I do not know why, but he just had to start speaking and one was hit in the heart of a powerful spirituality that wasn’t expected anymore. This created a kind of band, which continued to increase over the time.

In addition: The basic feeling of my younger years (in East Germany) was to live in a false world (well, this is normal in adolescence, but this was different here), a world of lies and deception. It's not easy to stick with the idea one is in right mind, it’s just the world around that is falling apart. John Paul II called the lie by its name, and had enough courage to stand up to this world, not without success.

His successor was different. He became familiar to me through his books or some of his speeches (in Regensburg, in the Reichstag). The feeling grew, here one sees very clearly the danger of modern man, and what can lead us beyond it. Unlike its predecessor, but just as clearly, only quieter, more inward, and spiritual; he did not confirm the existing, he showed its limits. Everything was straightforward and comprehensible. Because the damaged image of man that prevails in our time, is shared in the core of being "progressive" or "conservative" today alike, it is only used for different  purposes.

He created an emotional secureness: Here someone saw the church exactly in the situation in which it has to assert itself, and the world as it is, a ship without a compass drifting through the sea of time. I saw him as a "solid rock", felt even growing nearness to the Catholic Church, why? Even though I (sometimes) saw different answers, it was clear that the question of truth in matters of faith was taken very seriously. Protestantism has long ago given up any dogmatic seriousness wantonly and is thus on the way to sink into a kind of cultural entertaining wellness program.

The “world” didn’t like the face in the mirror and the one holding it, and was creative with the throwing of smoking grenades in it defensive efforts. The Roman Church was at this "dislike" probably not well prepared. I can remember clearly the situation in which the news of the election of Cardinal Ratzinger to the see of St. Peter put me in a state of disbelieving enthusiasm. I was simply happy. Is it so surprising that I almost felt betrayed hearing about the resignation of Benedict XVI? A friend called me just stunned.

Is the office of being Pope like any other one? Then his resignation was reasonable and understandable. Is it so? Isn’t the Catholic Church, as I understand, until now believing the idea, that this office is rather a bridge between heaven and earth? The “Vicar of Christ”, whom he represents? Is the "represented", whose image I am called and asked to represent, not leading to very different thoughts and even decisions?

"However, in today’s world, subject to so many rapid changes and shaken by questions of deep relevance for the life of faith, in order to govern the barque of Saint Peter and proclaim the Gospel, both strength of mind and body are necessary, strength which in the last few months, has deteriorated in me to the extent that I have had to recognize my incapacity to adequately fulfill the ministry entrusted to me."

The world is getting tossed usually since its beginning. But I see an argument I can accept. If you are suspicious of your own mental abilities and have to fear their decline could cause serious damage to the body of Christ. Yes, I might accept this decision in such a light. The human body, less, but only if one is Pope. There are wonderful examples in Church's history about the Holy Spirit emerging resplendently in a disappearing body.

Benedict XVI could have become such a "spiritual" Pope. It would have been so necessary, and still is. For the practical, organizational, the reform of the apparatus, etc., etc. other solutions could have be found, I'm sure, a more effective Cardinal Secretary of State e.g. About the practical difficulties that must bring a "shadow-Pope" with them, we prefer to stay silent.

The idea of a “Vicar of Christ” sounds like pure arrogance, rightly. Unless it’s executed only in pure trust into the Holy Spirit, overcoming the human nature, and treated so.
beendet am 26. März


Donnerstag, 21. März 2013

Jean Paul

Jean Paul auf dem Wege nach der Rollwenzelei

Welchen Narren er an diesem unsäglichen Soziopathen Rousseau gefressen hatte, wird mir immer ein Rätsel bleiben; er hatte doch Humor und Einfälle, viele sogar, das macht ihn unterhaltsam, und er ist der Inbegriff der Weitschweifigkeit, das mindert das Vergnügen, für mich. Wir sprechen von Johann Paul Friedrich Richter. Ich habe mich ein wenig durch seine Werke gequält, wo er doch vor 250 Jahren geboren wurde. Nun das ist etwas übertrieben.

Das Bild dort oben zeigt ein Haus in Bayreuth - „ab 1805 sucht Jean Paul regelmäßig das Haus von Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel auf, die ihm eine eigene Schaffensstube einrichten“ - hier findet man Näheres.

„Man steigt den grünen Berg des Lebens hinauf, um oben auf dem Eisberge zu sterben.“
„Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.“
„Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.“

Ein paar gängige Zitate. Das letzte ist offenkundiger Unsinn. Die Erinnerung ist kein Paradies, mitunter ist sie lebendiger als die Gegenwart und hilft uns über sie hinweg, aber es ist schon ein Land mit eher schwerem Boden; man muß achtgeben, daß er nicht zu sehr an den Schuhen klebt.

Es gibt einen Text von ihm, der sogar überraschend kurz ist. Er beschreibt in unglaublicher Eindringlichkeit die metaphysische Obdachlosigkeit des modernen Menschen, als Albtraum. Er erkläre damit seine Erlösung aus der Gottlosigkeit, las ich hier.

„Wenn einmal mein Herz so unglücklich und ausgestorben wäre, das in ihm alle Gefühle, die das Dasein Gottes bejahen, zerstöret wären; so würd' ich mich mit diesem meinem Aufsatz erschüttern und – er würde mich heilen und mir meine Gefühle wiedergeben.“

Das sagt er selbst. Wie man sieht, mag ich keinen tiefsinnig daherkommenden Gedenk-Text vortäuschen, wer mag, tröste sich darüber mit der FAZ. Nein, ich habe beschlossen, nichts Bedenkenswertes vorzutragen, was folgt, sind ein paar längere Stücke aus der „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei“. Den ganzen Text findet man, so man diesem Link folgt.

„Man kann zwanzig Jahre lang die Unsterblichkeit der Seele glauben – erst im einundzwanzigsten, in einer großen Minute, erstaunt man über den reichen Inhalt dieses Glaubens, über die Wärme dieser Naphthaquelle.

Ebenso erschrak ich über den giftigen Dampf, der dem Herzen dessen, der zum erstenmal in das atheistische Lehrgebäude tritt, erstickend entgegenzieht... das ganze geistige Universum wird durch die Hand des Atheismus zersprengt und zerschlagen in zahlenlose quecksilberne Punkte von Ichs, welche blinken, rinnen, irren, zusammen- und auseinanderfliehen, ohne Einheit und Bestand. Niemand ist im All so sehr allein als ein Gottesleugner – er trauert mit einem verwaiseten Herzen, das den größten Vater verloren, neben dem unermeßlichen Leichnam der Natur, den kein Weltgeist regt und zusammenhält, und der im Grabe wächset; und er trauert so lange, bis er sich selber abbröckelt von der Leiche. Die ganze Welt ruht vor ihm wie die große, halb im Sande liegende ägyptische Sphinx aus Stein; und das All ist die kalte eiserne Maske der gestaltlosen Ewigkeit.

Auch hab' ich die Absicht, mit meiner Dichtung einige lesende oder gelesene Magister in Furcht zu setzen, da wahrlich diese Leute jetzo, seitdem sie als Baugefangene beim Wasserbau und der Grubenzimmerung der kritischen Philosophie in Tagelohn genommen worden, das Dasein Gottes so kaltblütig und kaltherzig erwägen, als ob vom Dasein des Kraken und Einhorns die Rede wäre.“

„Ich lag einmal an einem Sommerabende vor der Sonne auf einem Berge und entschlief. Da träumte mir, ich erwachte auf dem Gottesacker. Die abrollenden Räder der Turmuhr, die eilf Uhr schlug, hatten mich erweckt. Ich suchte im ausgeleerten Nachthimmel die Sonne, weil ich glaubte, eine Sonnenfinsternis verhülle sie mit dem Mond. Alle Gräber waren aufgetan, und die eisernen Türen des Gebeinhauses gingen unter unsichtbaren Händen auf und zu. An den Mauern flogen Schatten, die niemand warf, und andere Schatten gingen aufrecht in der bloßen Luft. In den offenen Särgen schlief nichts mehr als die Kinder. Am Himmel hing in großen Falten bloß ein grauer schwüler Nebel, den ein Riesenschatte wie ein Netz immer näher, enger und heißer herein zog. Über mir hört' ich den fernen Fall der Lauwinen, unter mir den ersten Tritt eines unermeßlichen Erdbebens."

"Er hob die Hände empor und faltete sie zu einem Gebete; aber die Arme verlängerten sich und löseten sich ab, und die Hände fielen gefaltet hinweg. Oben am Kirchengewölbe stand das Zifferblatt der Ewigkeit, auf dem keine Zahl erschien und das sein eigner Zeiger war; nur ein schwarzer Finger zeigte darauf, und die Toten wollten die Zeit darauf sehen.

Jetzo sank eine hohe edle Gestalt mit einem unvergänglichen Schmerz aus der Höhe auf den Altar hernieder, und alle Toten riefen: »Christus! ist kein Gott?«
Er antwortete: »Es ist keiner.«
Der ganze Schatten jedes Toten erbebte, nicht bloß die Brust allein, und einer um den andern wurde durch das Zittern zertrennt.

Christus fuhr fort: »Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ›Vater, wo bist du?‹ aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. – Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!«

Die entfärbten Schatten zerflatterten, wie weißer Dunst, den der Frost gestaltet, im warmen Hauche zerrinnt; und alles wurde leer. Da kamen, schrecklich für das Herz, die gestorbenen Kinder, die im Gottesacker erwacht waren, in den Tempel und warfen sich vor die hohe Gestalt am Altare und sagten: »Jesus! haben wir keinen Vater?« – Und er antwortete mit strömenden Tränen: »Wir sind alle Waisen, ich und ihr, wir sind ohne Vater.«

Da kreischten die Mißtöne heftiger – die zitternden Tempelmauern rückten auseinander – und der Tempel und die Kinder sanken unter – und die ganze Erde und die Sonne sanken nach – und das ganze Weltgebäude sank mit seiner Unermeßlichkeit vor uns vorbei – und oben am Gipfel der unermeßlichen Natur stand Christus und schauete in das mit tausend Sonnen durchbrochne Weltgebäude herab, gleichsam in das in die ewige Nacht gewühlte Bergwerk, in dem die Sonnen wie Grubenlichter und die Milchstraßen wie Silberadern gehen.

Und als Christus das reibende Gedränge der Welten, den Fackeltanz der himmlischen Irrlichter und die Korallenbänke schlagender Herzen sah, und als er sah, wie eine Weltkugel um die andere ihre glimmenden Seelen auf das Totenmeer ausschüttete, wie eine Wasserkugel schwimmende Lichter auf die Wellen streuet: so hob er groß wie der höchste Endliche die Augen empor gegen das Nichts und gegen die leere Unermeßlichkeit und sagte: »Starres, stummes Nichts! Kalte, ewige Notwendigkeit! Wahnsinniger Zufall! Kennt ihr das unter euch? Wann zerschlagt ihr das Gebäude und mich? – Zufall, weißt du selber, wenn du mit Orkanen durch das Sternen-Schneegestöber schreitest und eine Sonne um die andere auswehest, und wenn der funkelnde Tau der Gestirne ausblinkt, indem du vorübergehest? – Wie ist jeder so allein in der weiten Leichengruft des Alles! Ich bin nur neben mir – O Vater! o Vater! wo ist deine unendliche Brust, daß ich an ihr ruhe? – Ach wenn jedes Ich sein eigner Vater und Schöpfer ist, warum kann es nicht auch sein eigner Würgengel sein?.....

Ist das neben mir noch ein Mensch? Du Armer! Euer kleines Leben ist der Seufzer der Natur oder nur sein Echo – ein Hohlspiegel wirft seine Strahlen in die Staubwolken aus Totenasche auf euere Erde hinab, und dann entsteht ihr bewölkten, wankenden Bilder. – Schaue hinunter in den Abgrund, über welchen Aschenwolken ziehen – Nebel voll Welten steigen aus dem Totenmeer, die Zukunft ist ein steigender Nebel, und die Gegenwart ist der fallende. – Erkennst du deine Erde?«"

"Und als ich niederfiel und ins leuchtende Weltgebäude blickte: sah ich die emporgehobenen Ringe der Riesenschlange der Ewigkeit, die sich um das Welten-All gelagert hatte – und die Ringe fielen nieder, und sie umfaßte das All doppelt – dann wand sie sich tausendfach um die Natur – und quetschte die Welten aneinander – und drückte zermalmend den unendlichen Tempel zu einer Gottesacker-Kirche zusammen – und alles wurde eng, düster, bang – und ein unermeßlich ausgedehnter Glockenhammer sollte die letzte Stunde der Zeit schlagen und das Weltgebäude zersplittern.... als ich erwachte.

Meine Seele weinte vor Freude, daß sie wieder Gott anbeten konnte – und die Freude und das Weinen und der Glaube an ihn waren das Gebet. Und als ich aufstand, glimmte die Sonne tief hinter den vollen purpurnen Kornähren und warf friedlich den Widerschein ihres Abendrotes dem kleinen Monde zu, der ohne eine Aurora im Morgen aufstieg; und zwischen dem Himmel und der Erde streckte eine frohe vergängliche Welt ihre kurzen Flügel aus und lebte, wie ich, vor dem unendlichen Vater; und von der ganzen Natur um mich flossen friedliche Töne aus, wie von fernen Abendglocken.“

nachgetragen am 23. März

Mittwoch, 20. März 2013

Plato & Schnee










In diesem Jahr des Herrn 2013 begann der Frühling astronomisch 2 Minuten nach Mittag, also um 12.02  Uhr unserer hiesigen Zeit, das Primar-Äquinoktium, der Moment, in dem zum ersten Mal Tag und Nacht gleich lang sind (es gibt nur ein zweites Mal, in die andere Richtung, Symmetrien können tatsächlich bedeutungsvoll sein). Wie den Bildern zu entnehmen, ist die Nachricht noch auf dem Weg, irgendwo, um auch von der lieben Natur verstanden zu werden.

Aus Gründen, die ich später hoffentlich erklären werde, stecke ich gerade tief in der Antike, und dachte eben: Der Platonismus hat doch etwas Tröstliches - die Schönheit, die uns begegnet und vergänglich ist, ist lediglich ein Gleichnis ewiger Schönheit. Wenn wir also aufrichtig in sie eintreten, sind wir gleichsam schon gerettet.

Doch, wie sagt sein Vorgänger Heraklit so schön dagegen:

„In dieselben Flüsse steigen wir und steigen wir nicht, wir sind und wir sind nicht.“

ποταμοῖς τοῖς αὐτοῖς ἐμβαίνομέν τε καὶ οὐκ ἐμβαίνομεν, εἶμέν τε καὶ οὐκ εἶμεν.

Wir werden sehen. Ach und Otto IV. von Braunschweig, er nannte sich, warum immer Kaiser, hat an diesem Tag im Jahre 1212 den Thomaner-Chor zu Leipzig bestätigt. Es hat ihm jedenfalls nicht dauerhaft geschadet, dem Chor.



Sonntag, 17. März 2013

Sonntag &

kind of translated


Wir mogeln uns unübersehbar um den Anblick des letzten Entenbratens herum, weil, nun ja, er sah tatsächlich verbrannt aus, war es aber nicht, zumindest war nichts davon zu schmecken. Beim Versuch, ihn zuletzt im Ofen warmzuhalten, während die Sauce verfertigt wurde etc. etc., hatte ich wohl die dortige Restwärme unterschätzt.

Eine unspektakuläre Sache, ich war ungeeignet zu Raffinessen bzw. albernen Versuchen dieser Art. Also eine Ente, gefüllt mit Trockenpflaumen und Cranberries, ebenfalls getrocknet, Boskoop-Apfel, nicht getrocknet, und Heidelbeeren, ebenfalls nicht. Dazu Rosenkohl, der hatte wie üblich etwas Muskat abkommen. Es war wirklich alles recht nett, im Grunde. Mozarts Klavierkonzerte waren ebenso hilfreich.

Judika heißt dieser Sonntag bei den Lutheraner, nach Psalm 43,1f.:

Judica me Déus, et discérne cáusam méam de génte non sáncta: ab hómine iníquo et doló so éripe me: quia tu es Déus méus, et fortitúdo méa.

„Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten. Denn du bist der Gott meiner Stärke.“

Ein verständlicher Wunsch, der von hinreichend Selbstbewußtsein zeugt, obwohl der Vers etwas ambivalent weitergeht. Es ist der vorletzte Sonntag vor Ostern. traditionell der eigentliche Beginn der Passionszeit.


We tiptoe around the sight of the last duck roast obviously, because, well, it really did look burned, but it wasn’t, at least there was none of that to taste. When trying to keep it warm in the oven while making sauce etc., etc., I had probably underestimated the remaining heat.

An unremarkable thing, I was unfit to finesse or silly attempts in this direction. So a duck, stuffed with well dried prunes and cranberries, Boskoop apple, not dried, and blueberries, neither. Then sprouts, which where as usual treated with a little nutmeg. It was really quite nice all, actually. And Mozart's piano concertos were equally helpful.

“Judika” is this Sunday called at the Lutherans, according to Psalm 43.1:

Judica me Déus, et discérne cáusam méam de génte non sáncta: ab hómine iníquo et doló so éripe me: quia tu es Déus méus, et fortitúdo méa.

"Judge me, O God, and distinguish my cause against an ungodly nation: O deliver me from the unjust and deceitful man: for Thou art my God and my strength."

An understandable desire and besides testifying the evidence of sufficient self-confidence, although the verse goes a little ambivalent after this. It is the penultimate Sunday before Easter. Traditionally, the actual beginning of Lent.


nachgetragen am 19. März

Freitag, 15. März 2013

Freitag - Abend


Nachdem ich heute die Spinnweben aus meinem Studierstübchen entfernt hatte (ein wenig, sie waren einfach nicht mehr schön anzusehen, die Spinnen müssen jetzt eben neue machen), den Staub von den Büchern gepustet und was man sonst in diesem Fällen so tut, hatte ich mir zur Belohnung ein paar Tulpen zugeeignet, wie man sieht.

Ich schreibe gerade ein paar Nachträge fertig, über Wilhelm I. etwa, bei anderen bin ich mir noch nicht so ganz sicher (das Zeitgenössische ist mir doch recht zuwider). Also, sofern mir nicht gerade die Decke auf den Kopf fallen sollte, müßte es morgen früh ein paar nachgetragene Anmerkungen hier geben.



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Nachtrag:

Bevor mich der nächste schilt, dieser Ort sei eingeschlafen, es gibt derzeit 2 Nachträge, die ich mir eher abgerungen habe, wie auch immer:

Hier findet sich ein längerer Beitrag zum 125. Todestag Kaiser Wilhelm I.

Und so man nachfolgendem Link folgt, liest man etwas über 200 Jahre „Eisernes Kreuz“.

Der übliche Sonntagsbericht muß leider noch bis heute Abend warten (es war eine Ente). Aber man schaue doch bitte einmal in die Kommentare zu diesem Beitrag, Herr Prof. Aue hat dort sehr Schönes (übersetzt und auf englisch) zu Spinnen zusammengetragen.

Montag, 11. März 2013

Preußische Nachträge


Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin

Während der 125. Todestag Kaiser Wilhelm I., soviel ich sehen konnte, kaum Beachtung gefunden hat (hier ein kleinerer Beitrag dazu von mir), gab es durchaus einiges zum „Eisernen Kreuz“, das König Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813, am Geburtstag seiner verstorbenen Gattin Luise, gestiftet hat. Vor 200 Jahren also, am Anfang des Befreiungskrieges gegen Napoleon. Der König selbst hatte es entworfen, Karl Friedrich Schinkel übernahm die genauere Ausführung. Eine Kriegsauszeichnung, die zum ersten Mal für Offiziere und Soldaten gemeinsam galt und eine überraschend intensive Symbolwirkung entfalten sollte.

Gebhard Leberecht von Blücher
hier gefunden

"Erinnerungsarbeit" wird in Deutschland bekanntlich eher als Abbruchunternehmen betrieben, etwa nach der Art eines Rolf Schwedler (Berliner Bausenator von 1955 bis 1972), von dem es heißt, in seiner Amtszeit seien in West-Berlin mehr Gebäude abgerissen worden als während des ganzen Weltkriegs zerstört worden waren. Um so erstaunlicher ist, daß beim „Eisernen Kreuz“ noch eine leichte Beißhemmung besteht, denn nach der heute herrschenden Logik  ist es im Zweiten Weltkrieg natürlich genauso mißbraucht worden wie vieles andere auch und müßte daher der „Damnatio memoriae“ anheimfallen.

Blücherstern, hier gefunden

Doch selbst der entsprechende Wikipedia-Eintrag ist maßvoll und übrigens durchaus lesbar, ein Artikel in der FAZ ebenfalls empfehlenswert, dem ich übrigens die Wendung entnahm, die Bundeswehr nutze das Eiserne Kreuz heute nicht nur als Logo, sondern auch als „als Sinnbild sittlich gebundener Tapferkeit“, schön gesagt; der entsprechende Beitrag der Bundeswehr ist leicht zeitgeistiger verfaßt. Das übrigens mag auch die Ursache der Zurückhaltung sein. Das „Eiserne Kreuz“ gehört nun einmal zu den Sinnbildern dieses Staates, genauso gut könnte man die Abschaffung des Bundesadlers verlangen. Obwohl, vielleicht ist auch dies nur eine Frage der Zeit.

Eisernes Kreuz, Quadiga des Brandenburger Tores, 

Denn, wenn man in etwas hineingeboren wurde, gilt es ein Verhältnis von Einfühlung und Zugehörigkeit zu bilden hinsichtlich dessen, was es dem innersten Wesen nach bestimmt. Den Weg, den wir gehen, haben andere vor uns für uns begonnen. Wer nur noch auf das sieht, wo andere abirrten, wird selbst im Guten nicht weit kommen. Wer sich aber in das stellt, was fortwirkt und den menschlichen Geist hebt, für den besteht Hoffnung.

Siegesgöttin Viktoria auf der Berliner Siegessäule

nachgetragen am 18. März

Sonntag, 10. März 2013