Donnerstag, 28. Februar 2013

Über Geheimnisse



(σὰρξ) εἰκῆ κεχυμένων κάλλιστος, φησὶν Ἡράκλειτος, ὁ κόσμος.

„Die Ordnung des zufällig Aufgeschütteten ist laut Heraklit die schönste.“ (Theophrast)

Ein Satz, der einem beim Verfertigen eines Fruchtsalates so in den Sinn kommt. Ein Papst muß seelisch 2000 Jahre alt sein, sagte sinngemäß Herr Sloterdijk heute, und ich war überrascht, Derartiges von ihm zu hören. Denn es ist sehr präzise beobachtet und auch noch vernünftig.

Ich habe wirklich mit mir gerungen, seit vielen Tagen, etwas über die Entscheidung des vormaligen Papstes Benedikt XVI. zu schreiben, heute zurückzutreten. Und nein, ich werde es nicht tun, ich bin nicht einmal katholisch! Auch wenn ich an dem bewußten Montag spürte, jemand hätte erfolgreich mit seinem Fuß meine Magengegend getroffen, man kann das auch mit Entsetzen „beschreiben“. Manchmal ist man versucht, seine Hoffnungen auf etwas Irdisches zu setzen. Aber es ist offenkundig müßig, hier auf Erden nach etwas Heilem zu suchen, dem man sich bedenkenlos anschließen könnte.

Die Geschichte des Papsttums ist über weite Strecken wüst, das darf man sagen, wenn man sich als Protestant mit der eigenen deutschen Geschichte eng verwoben sieht. Nicht daß das Protestant-Sein einem noch viel Freude bereiten würde, in diesem Zeitalter. Nur soviel, daß die evangelische Kirche kaum noch Gegenstand von Haß und Nachrede mehr ist, erinnert merkwürdig an einen Horrorfilm, wo sich schlagartig die Vampire zurückziehen, weil es sich nicht mehr lohnt... Das war bei ihm erkennbar anders.

Die Rücktrittsrede bei der Generalaudienz war menschlich durchaus anrührend, und wer bin ich zu urteilen; aber ich habe das unbestimmte Gefühl, daß es (wenige) Ämter gibt, bei denen dieses Menschliche zurückzutreten hat, weil es in den Dienst eines Höheren gestellt wurde. Die Erinnerung daran, daß mitunter jemand eben nicht "auch nur ein Mensch ist", sondern den Kern eines höheren Geheimnisses abbilden kann. Jetzt wird er also als Geist eines Papstes durch die vatikanischen Gärten wandern. Aber all dies geht uns nichts mehr an. Doch wie lesen wir im Losungsbüchlein unter dem heutigen Datum:

Wir wünschen, dass jeder von euch denselben Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende. 
Hebräer 6,11 


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