Sonntag, 19. Januar 2014

Sonntag &

poorly translated (at the end)


Manche Menschen haben was von einem falsch eingefädelten Reißverschluß. Den kann man dann hochziehen, soviel man will, das macht die Ansicht nie besser, es bleibt für immer alles schief.

Herr Roloff, der selbstredend gerade nicht gemeint war, das war mehr so eine allgemeine Betrachtung nach 5 Stunden unfreiwilligem Nachmittagsschlaf, hat heute Geburtstag, und wir gratulieren ihm aufrichtig:

Sein in der Flut verlorenes Haus hat ihn letztens ein wenig zu sehr verstört (das ist an der Grenze der Indiskretion, ich weiß, und ich habe darüber auch ziemlich gezögert). Also lieber Thomas, nimm Dir Deine eigenen Predigten zur Hand, Du findest sie hier wohl dokumentiert, und höre Dir selbst zu. Und alles Gute natürlich!

Das wären dann nachfolgend die Blumen dazu, nicht ganz passend selbstredend. Und das wiederum erinnert mich an eine hübsche Geschichte, die sich vor gut 20 Jahren zutrug. Einer ganz und gar liebenswürdigen Dame der besten Hamburger Gesellschaft überreichte ich einen Strauß roter Rosen, sie war erfreut und heimlich entsetzt (und dachte sich wohl, nun ja, er ist aus dem Osten, er hat es nett gemeint und weiß es nicht besser), wenig später traf Herr Roloff ein, mit einem Strauß weißer Rosen. Und alle Anspannung fiel von ihr sichtlich erleichtert ab: „Ach, die Hamburger Farben, wie schön!“


Wir waren heute früh dran, der Blick auf meine kitschige Küchenuhr verrät es. Das ganz rechts sind übrigens Aufnahmen vom Schloß, wie es sich präsentieren würde, wenn man aus der hiesigen Terrassentür hinausblickte, und es denn noch stünde.


Wir harren des Essens, ich weiß. Und ich will es kurz machen, da ausnahmsweise meine Frau Mutter kochte, etwas, das es in ihrem jahrzehntelangen Kochschema immer nur am Heiligen Abend gab, früher, lange früher: Hühnerfrikassee.

Es ist eine Art Ragout und sieht dann so aus:


In ihrer Variante läuft das so ab: Ein Suppenhuhn wurde gestern mit etwas Gemüse gekocht und heute auseinander genommen. Die Brühe wurde mit dem ausgelösten Fleisch und Kapern aufgekocht, hinzu kamen Essig und Zucker. Am Ende eine Mehlschwitze: Butter wurde ausgelassen, Mehl hinzugegeben und das Ganze unter ständigem Rühren angeschwitzt. Die Mehlschwitze wurde mit der Hühnerbrühe abgelöscht und am Ende kam alles in eine große Terrine. Ich müßte es nicht jeden Tag haben. Aber immerhin hat es seinen Charakter.




Some people are like a wrong threaded fastener. You can pull up as much as you want then, it makes the view never better, everything stays wrong forever. Mr. Roloff, who was of course not meant with this remark (it was rather from a general pondering after 5 hours of an involuntary nap) has his birthday today, and therefore we congratulate sincerely:

Having lost his house from the flood last year made him a bit too upset lately I fear (to say this is on the border of indiscretion, I know, and I've been thinking about it also with considerable hesitation). So dear Thomas, take your own sermons at hand, you can find them well - documented here and listen to yourself. And all the best of course!

And here are the flowers, not quite fitting, I know. And this reminds me of a nice story that occurred 20 years ago or so. At one utterly lovable lady of Hamburg's better parts of society I handed over a bouquet of red roses, she was pleased and secretly appalled (and probably thought, well, he is from the East, he meant it nice and doesn't know it better). Shortly afterwards, Mr. Roloff arrived with a bouquet of white roses. And all the tension fell from her relieved with "Oh, the colours of Hamburg, how beautiful!"

We were early today, the view of my kitschy kitchen clock tells it. By the way, on the far right side are photographs of the Grand Dukes house, how it would look like from our terrace door, if still existing (the house, not the door).

We await the meal, I know. And I'll try to make it short since this time dear mother cooked, something she was used to cook only on Christmas Eve, for decades following her cooking scheme, earlier, long before: chicken fricassee.

It is a kind of stew and then looks like this.

In her version, it runs like: A chicken soup was cooked yesterday with some vegetables and taken apart today. The broth was boiled with the untacked (?) meat and capers. Vinegar and sugar were added. At the end a roux: butter was melted, some flour added and the whole stirred constantly. The roux was quenched with the chicken broth and at the end it all came in a large tureen. I wouldn't need this every day. But at least it has its own character.

9 Kommentare:

naturgesetz hat gesagt…

Happy birthday to Mr. Roloff. When one has lost one's home to a flood, one is entitled to fee unhappy for a while, I suppose.

Are those brussels sprouts in the right foreground of the last picture? The chicken fricassee recipe sounds good. If you don't need to have it all the time, I'm sure it's nice to have on occasion.

naturgesetz hat gesagt…

BTW, I think it's probably a good thing that your mother feels like cooking.

DirkNB hat gesagt…

Essen mit Charakter - so soll es sein. Weichgespültes und nachträglich aufgepepptes gibt es zur Genüge. Ich finde die Fomulierung schön.
Und ein ühnerfrikassee ist eine ehrliche Sache. Bei dessen Zubereitung bleibe ich immer schon auf halbem Weg stehen. Es reicht immer nur bis zur Hühnerbrühe, die mahlzeitgerecht mit ein paar Nudeln aufgewertet wird. Ich muss mich auch mal zwingen, den Weg weiter zu gehen ...

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Nun gibt es ja einige Gerichte der traditionellen deutschen Küche, mit denen man mich aus der Stadt jagen könnte, wie etwa „Eisbein“ oder „Schwarzsauer“, aber ich vermute, letzteres ist inzwischen zur Gruselgeschichte degeneriert, mit der kleine Kinder erschrocken werden sollen.

Das ist bei einem Hühnerfrikassee zum Glück anders, deshalb hatte ich sie ja auch durchaus ermutigt, ihr jährliches Einmalgericht zu Heilig Abend einmal außer der Reihe zu kochen.

Und es hat immerhin auch funktioniert.

MartininBroda hat gesagt…

@naturgesetz 1st your are right of course & I've forwarded your congratulations! He thanks and remembered our get-together in Potsdam quite well.

And indeed it were Brussels sprouts. The whole thing wasn't that bad, so yes (but to be honest if I would follow all the ideas of dear mother, we would probably live under a bridge now (but on the other hand I'm biased meanwhile), so like life tells us, logical intentions which sound reasonable, at 1st hand, are often not that helpful in reality, fortunately cooking is not such a dangerous thing, usually). I admit it was all in all one of the better Sundays.

Thanks for commenting and best wishes.

Martin

DirkNB hat gesagt…

Wie ich neulich erst erfuhr, ist Schwarzsauer immer noch (oder wieder) selbst im Versandhandel im Glas erhältlich. Und ich weiß, wem solch ein Glas anno Weihnachten geschenkt wurde und habe mich für eine Teelöffelspitze voll zum Kosten vormerken lassen ... Mal sehen, was dabei heraus kommt.

MartininBroda hat gesagt…

@DirkNB Schauder! Ich hab als Kind in meinem dörflichen Ambiente bei der Herstellung des Zeugs zusehen „dürfen“, ist ja auch ein Geruchserlebnis etc. pp. Aber ich bin gespannt auf die zu berichtenden Geschmacksexplosionen usw. oder wie ich bei erschütternden Berichten zu fragen pflege: Wo bleiben die betroffen machenden Bilder?

DirkNB hat gesagt…

Wann das Glas eröffnet wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht reicht ja auch der Anblick oder die olfaktorische Prüfung, dass der Löffel doch unbenutzt bleibt ... Da gilt es abzuwarten.

MartininBroda hat gesagt…

Dann verharre ich mal in geduldiger Erwartung :)