Ich gebe dem ordentlichen Sturm, den wir seit Sonnabend genießen dürfen, die Schuld daran, daß sich dieser gewohnte Bericht verzögert. Selbst finde ich Sturm ja eher interessant und angenehm (solange mir nichts auf den Kopf fällt, doch ich gehe halt bei solchem Wetter auch nicht im Park spazieren), aber leider macht er mich ebenfalls irgendwie immer sehr schläfrig.
Andere hingegen versetzt er in Daueraufregung, was alles umgefallen ist, noch umfallen könnte, unrettbar zerzaust worden wäre, was dieses grausige Geräusch nun wieder Unheilvolles zu bedeuten habe etc. etc. Das führt dann u.a zu so seltsamen Ratschlägen wie (weil doch die Palmwedel so grausam auf die Primeln der Balustrade dreinschlagen würden), ob ich die Palme nicht einfach drehen könnte, um dem abzuhelfen? Nun ja.
Zum Essen. Ich bin an allem diesmal völlig unschuldig, fast. Zur Besänftigung nämlich durfte die Frau Mutter kochen – Schweinerouladen. Ich kann die Beschreibung kurz fassen. Man braucht dafür offenbar zunächst sehr viel fetten Speck. Der wird in der Pfanne ausgelassen und in diesem See aus Schweinefett werden dann die Schweinerouladen (gefüllt mit Schalotten (meine einzige Anregung), eingelegten Gurken und ebenfalls Speck) angebraten, das wurde dann mit dem Gurkenwasser abgelöscht, es kam noch mehr Wasser hinzu, und auch noch mehr Schalotten. Das alles schmorte dann zwei Stunden vor sich hin.
Dazu Bohnen mit brauner Butter (gut, die hatte ich denn doch zubereitet) und Pellkartoffeln. Ich war später verblüfft, wie sehr pfeffrig das Ganze ausgefallen war, es erschien mir als eine Art Friedensangebot (offenbar hatte ich früher einmal bemängelt, wenn denn Fett ein so toller Geschmacksträger sei, wie man gerne erzählt, müsse es schließlich auch irgendetwas geben, das es zu tragen hätte). Es war alles sehr rustikal und, wenn man rustikales Essen mag, zweifelsohne auch gelungen.
Ach und die Servietten mit der Strelitzie liegen dort, weil das doch die Stadtblume dieses Ortes ist (irgendwo muß man seinen Distinktionsgewinn ja herholen).
nachgetragen am 17. März
12 Kommentare:
Various goings-on have kept me from looking at your recent blogposts until now. With the assistance of the translator (such as it is), I think I have a fair idea of the pieces on architecture, and I'm looking forward to the continuation. The church in Vienna is certainly striking. I wonder how different these elements feel when they are seen full size in context. But I must admit, that particular style is not my favorite.
The pork roulades look quite crisp. I wonder if it was the shallots or the pickles that made the dish so peppery — or maybe it was both.
I hope you've had an enjoyable St. Patrick's Day.
Ein schöner und wichtiger Gedanke: Wenn etwas den Geschmack trägt oder gar noch verstärkt, sollte vorher auch wenigstens ein bisschen Geschmack vorhanden sein, damit was zu angeben da ist. Nichts zu verstärken ginge zwar auch - zumindest prinzipiell. Aber das ergibt dann ein sogenanntes weißes Rauschen, zumindest in der elektrischen Messtechnik. Ein nichts geschmacklich zu verstärken - da wäre das "weiße Rauschen" dann die glutamathaltige Industrienahrung, die irgendwie immer gleich schmeckt.
Wohl dem, der doch eigenes zusammen rührt (und ggf. noch dokumentiert) zur Erbauung der Leserschaft. Auch wenn nicht alles eigen Geistes Kind ist, so ist - löblich - die Quelle angegeben. Auch nicht selbstverständlich heutzutage.
From my viewing post, everything looks fine, particularly the green beens, the potatoes in their skin and the sauce. As far as the stuffed pork is concerned, it looks too dry to me, particularly since so much smoked pork fat went into the dish. Perhaps the cooking time was a bit on the long side? But, then, again, this may be just my perception of the photograph, and the proof of the pudding, in this case of course of the stuffed pork, is in the eating...
@DirkNB Wir sind ganz gerührt, daß so schläfrige Gedanken derartig geistreiche Bemerkungen auszulösen vermögen sollen. In der Sache habe ich nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, besten Dank für den anregenden Kommentar.
Aber ich fürchte in der Tat, mit dem Kochen ist es wie mit allem allgemein, der Sinn für die Nuancen, an dem doch alles hängt, jauchzt gerade fröhlich auf der Spaßrutschbahn dem Nirvana entgegen. Nun, wir werden sehen.
@Prof. Aue: Hochverehrter Herr Prof., Sie werden nicht ernsthaft erwarten, daß ich meine alte Frau Mutter schelte (jedenfalls nicht öffentlich), ich habe sie heute eigens mit unschuldiger Miene gefragt (ich könne mich gerade nicht recht erinnern), ob sie der Meinung sei, die Rouladen vom Sonntag wären vielleicht unter Umständen am Ende ein wenig zu zäh geraten. Sie hat das heftig verneint und betont, ihr habe alles recht gut geschmeckt. Dann sei es so.
Ansonsten haben Sie natürlich, wie immer, recht.
Ihr M. W.
@naturgesetz And there we have something in common again (mine neither, but I'm still pondering why). I really have to blame Prof. Aue for the post since his pictures were indeed striking and he „incited“ me a bit to write about the topic. The peppery character came obviously from a lot of fresh pepper (seems dear mother tried to convince me that she could cook at least so good as me (didn't know we were in a contest), well success, success (but nice somehow).
Hope your “goings-on” were of good nature.
Martin
Sicher geht das eine oder andere die Spaßrutschbahn oder - in älterer Formulierung - den Bach runter, aber es gibt doch immer noch den einen oder anderen, der auch die alten Klassiker hochhält, die Basis einer guten, gesunden und natürlichen Küche, auch wenn man manchmal aus den alten Gerichten nur lernt, wie man es nicht mehr machen sollte ...
@MartininBroda: Nein, um Himmels willen, Ihre Mutter verdient Dank und guten Appetit! Und ich nahm an, dass sie nicht zum Computer geht, daher auch meine hauptsaechlich photographisch gemeinte Bemerkung nicht zu Augen bekommt, sonst haette ich sie nie geschrieben. Sie war nur von einem PhotoGrafen zum anderen gedacht...
@ MartininBroda, @ Naturgesetz:
You might be surprised, but Jugendstil isn't my favoured form of architecture either.
The Kirche am Steinhof was something quite different for me. To think that a country, even in the good old monarchy, would build a (then) top art building for care of the insane! And to think that the same but now much smaller and much poorer country would conscientiously labor for a decade or so to renovate it!
But what really struck me was the atmosphere of the place. It was not the "church" character, more the "oratory". It was the atmosphere of enlightened peace, of quiet beauty, of the memory of troubled souls that found (and find) solace here and whose resonance - of course I know I am dreaming! - I could still feel...
@Prof. Aue Heilige Jungfrau, ich habe natürlich nicht einmal Ihren werten Namen erwähnt, sondern alles im Ungefähren belassen, zum anderen antworte ich besser später.
@DirkNB "... und wie man es nicht mehr machen sollte"; o ja, mich erinnert das immer an die rührende Geschichte aus den Befreiungskriegen, wo die braven Bürgersleut sich beim Rat beschwerten, die französisch Einquartierten hätten alles vor die Füße gekippt, wo es doch mit guter Butter gekocht worden wäre.
Eigene Erinnerungen? ;-) Sorry, ich weiß, der war böse.
Auf die Gefahr hin, die Napoleons durcheinander zu bringen, aber war es nicht ein solcher, der in Kriegszeiten die Margarine erfinden ließ? Zwar hat die heutige mit der damaligen nichts mehr zu tun, außer vielleicht, dass sie (geistiges) Kind eines Chemikers war, was dieser größeren Sünde der Franzosen an der Kulinarik bis heute anhängt.
Vielleicht waren die Soldaten geschmacklich schon auf diesen Aufstrich konditioniert, dass sie die gute Butter nicht mehr zu schätzen wussten. ;-)
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